Anno 2002 ursprünglich als Projekt von Gitarrist Sami Niittykoski gegründet, sind MORIAN über den bloßen Projektstatus inzwischen längst hinausgewachsen und haben nun mit „Ashen Empire“ ihr zweites Album am Start. Das kann sich mit seinem eingängigen, stimmungsvollen Gothic-Metal sehen lassen: atmosphärisch und druckvoll kommt das Ganze daher, Freunde der Melancholie und fetten Gitarren finden hier beides zu Genüge. Besonders schön geraten in dieser Hinsicht ist der Titeltrack „Ashen Empire“, der auf mit über sieben Minuten schon fast epischer Länge getragene Herbststimmung verbreitet. Flotter geht´s aber auch, wie beispielsweise „This Mortal Coil“ und „Nemesis Rising“ zeigen. Die Stimme von Sänger Janne Siekkinen erinnert stellenweise ein wenig an den Kollegen Marko Saaresto von POETS OF THE FALL, mit denen sie auch das Händchen für Melodien gemeinsam haben, wobei MORIAN deutlich härter daher kommen. Wer also dunkelrockige Klänge mag, darf bei MORIAN beherzt zugreifen- erst recht, wenn man ohnehin eine Schwäche für Klänge aus finnischen Landen hegt.
JOE BONAMASSA ist zur Zeit fast allgegenwärtig – Studioscheibe Anfang 2011 und Duettscheibe mit BETH HART im Herbst 2011; dazwischen das zweite Album der BLACK COUNTRY COMMUNION. Live ist der Bluesgitarrist sowieso ständig präsent – und jetzt noch unter dem Titel „Driving Towards Daylight” sein neuer Solostreich, das vierte BONAMASSA Studiowerk in drei Jahren. Dabei liefert er 11 Songs ab, welche seinen Bluesrock weiter gen Mainstream schieben ohne sich anzubiedern – ein Ziel, dass er selber fomuliert hat. Der erst 35 Jahre alte New Yorker könnte damit zusehends der Mann werden, welcher die Ursuppe des Rock und Metal wieder in den Fokus rückt. Dabei geht man auf „Driving Towards Daylight” durchaus wieder ein Stück bedächtiger vor als zuletzt und beschwört Erinnerungen an die ersten Überfliegeralben herauf („You & Me“ von 2006). Die Mixtur aus Blues und (Hard) Rock untergliedert sich dabei in Eigenkompositionen und Coverversionen seiner Vorbilder, darunter der von Jimmy Barnes selbst eingesungene Hit „Too Much Ain't Enough Love”. Des weiteren bediente sich BONAMASSA bei Tom Waits, Howlin´ Wolf, Robert Johnson, Willie Dixon, Bill Withers und ex-WHITESNAKE Member Bernie Marsden. Von letzteren stammt „A Place In My Heart”, dessen Neuinterpretation den europäischen Fans hörbar an GARY MOORE (R.I.P.) erinnert. Als Highlights seien dann noch der der käftige Opener „Dislocated Boy“, der abwechslungsreiche Titeltrack und „New Coat Of Pain“ (im Original von TOM WAITS) genannt. Mein Favorit ist das HOWLIN‘ WOLF Cover „Who's Been Talking“, eingeleitet von der Originalstimme der Blueslegende gibt sich BONAMASSA ein LED ZEPPELIN Riff als Einleitung und ein melodischer Song der nicht mehr aus dem Ohr will. Stimmlich ist JOE weiter oben auf, das gut nach vorne gehende Gitarrenspiel sowieso überirdisch – weder verliert sich BONAMASSA in bluesigen Ausschweifungen (nein, er kommt gekonnt auf den Punkt), noch zerstört der Rockanteil die gefühlvolle Arrangements der einzelnen Songs – beweisen muss er eh‘ nichts mehr. Im Studio wurde er unter anderem von Gitarrist Brad Whitford (AEROSMITH) unterstützt. Und auch wenn „Driving Towards Daylight” nicht ganz die Hitdichte des exzellenten Vorgängers „Dust Bowl” aufweist – mit einem JOE BONAMASSA Album macht der einschlägig vorbelastete Musikfan nun so gar nichts falsch. Toll rockende Bluesscheibe die Spaß macht.
Mit CURIMUS kommt eine weitere Band aus dem schier unerschöpflichem Reservoir Finnlands mit ihrem Debütalbum um die Ecke. „Realization“ zeigt die Band im knallharten Metal verortet, ganz im Stile von neueren SLAYER, LAMB OF GOD oder auch DEW-SCENTED. Es geht recht thrashig zur Sache, gepaart mit einem Sänger, der sich ordentlich die Seele aus dem Leib brüllt. Und sich schnell als Schwachpunkt des Ganzen entpuppt, denn auf Dauer ist Fronter Marko zu eindimensional und brüllt das Album schlicht kaputt. Dazu kommt eine nicht immer inspirierte Gitarrenarbeit, die sich oft auf Genre-Standards beschränkt und viel zu selten wirklich im Ohr hängen bleibende Riffs zustande bringt. „Realization“ wird so schnell eintönig und im negativen Sinne homogen. Allenfalls für beinharte Finnland-Fans und Thrasher interessant, alle andere hoffen auf ein inspiriertes Nachfolgewerk.
WORDS OF FAREWELL haben sich mit AFM Records zusammengetan, um melodischen Death Metal made in Germany in die Läden zu bringen. Was als Ergebnis der Zusammenarbeit auf „Immersion“ zu hören ist, kann durchaus überzeugen und muss sich vor der skandinavischen Konkurrenz nicht verstecken. Die Band hat kraftvolle und gleichzeitig melodische Songs geschrieben, die sich irgendwo zwischen klassischem Göteborg-Stoff Marke DARK TRANQUILLITy und leichtem Finnland-Einfluss (INSOMNIUM) bewegen, gleichzeitig durch die starke Einbeziehung eines Keyboards an Profil gewinnen. „The Great Escape“, bei dem die Band ordentlich Gas gibt, oder Melodie-geschwängerte Nummern wie „Ever After“ zeigen deutlich, wie sehr die ihr Handwerk versteht. „Immersion“ wird so zu einer guten Melodic Death-Platte, die Fans des Genres überzeugen wird. Ein guter Einstand für WORDS OF FAREWELL bei ihrem neuen Label, verabschiedet werden die so schnell sicher nicht!
LAMERA sind Söhne Mannheims, heulen aber nicht in der Gegend herum, sondern produzieren groovigen, thrashigen, modernen Metal irgendwo in der Schnittmenge aus von der Band selbst angegebenen Vorbildern wie MACHINE HEAD, PANTERA, LAMB OF GOD oder MESHUGGAH. Seit 2004 wütet das Quintett schon im Underground, legt aber erst jetzt sein Debütalbum „Mechanically Separated“ vor, das Fans der oben genannten Bands und deren stilistischen Richtungen problemlos gefallen könnte. Das einzige Problem des Albums ist das von vorne bis hinten sehr zähe, nicht zünden wollende Songwriting; echte Hämmer mit Wiedererkennungwert lassen LAMERA hier vermissen, obwohl Stücke wie „Onus“ oder „The Interceptor“ durchaus großes Potential erkennen lassen. Zudem ist die Produktion angemessen fett ausgefallen, und mit gleich mehreren Mitgliedern am Mikro, die mit Keller-Growls bis hin zu klar gesungenen Passagen für Abwechselung sorgen, macht die Band auch nicht viel falsch. Nur packendere, sich stärker festbeißende Songs fehlen „Mechanically Separated“, das man so leider nur als ok, aber nicht herausragend einsortieren kann.