Mastermind Leif hat das line-Up von DEW-SCENTED (zwangsweise) ändern müssen, nach und nach sind bis auf ihn alle am Vorgänger „Invocation“ beteiligten Musiker ersetzt worden. Immerhin hat sich am Produktionsort nichts geändert, Leif & Co. haben sich erneut bei Jörg Uken (GOD DETHRONED, OBSCENITY, DESPONDENCY) eingeschlossen, der dann auch „Icarus“ mit der gewohnt durchschlagskräftigen Produktion versehen hat. Neben der Produktion ist Leifs Stimme die andere Konstante geblieben, mit der wie erwartet in den neuen Songs Akzente setzen kann und DEW-SCENTED wie gewohnt seinen Stempel aufdrückt. Beim Songwriting schwankt das Ergebnis allerdings in der Qualität, zumal die neuen Mitglieder kaum neue Ideen in den DEW-SCENTED-Sound gebracht haben. Gut, das ist die ewige Diskussion über Weiterentwicklung, Veränderung und dem Festhalten an Bewährtem, aber bei einem so massiven Austausch an Personal wäre es wenig überraschend, wenn das Ergebnis anders klingen würde als der Vorgänger. Das ist aber bei „Icarus“ nicht der Fall, es ist die logische Fortsetzung von „Invocation“ und bietet die für DEW-SCENTED typische Melange aus Death und Thrash, messerscharfen Riffs und einem unbändigen Zug nach vorne. aus “A Final Procession“ und “Perpetuated“ zum Ende des Albums sind dafür die besten Beispiele, mit denen DEW-SCENTED ihr Album fulminant beenden. Vorher gibt es eher klassische Stücke zu hören, die qualitativ in Ordnung sind, aber über guten Bandstandard nicht hinauskommen (“Sworn To Obey“ und “Thrown To The Lions“). Besser sind da schon das unglaubliche wütende „The Fall Of Man“ oder das von Dan Swanö (EDGE OF SANITY, BLOODBATH) als Gastsänger veredelte „Reawakening“. Am Ende bleibt ein guter Eindruck vom ersten Album der neuformierten DEW-SCENTED, denn auch wenn nicht alle Songs überzeugen können, ist „Icarus“ doch ein gut knallender Death/ Thrash-Album geworden, mit dem die Band Live sicher überzeugen kann.
Hinter GODHUNTER verbergen sich keine trve-as-fuck Black Metaller, sondern eine Sludge-Truppe aus Arizona, die sich stark am New Orleans-Sound orientiert. Zusätzlich wurde ein starker Crust/ Punk-Anteil beigegeben, so dass die Chose in guten Momenten an einen Bastard aus DOWN/ CROWBAR und FROM ASHES RISE erinnert („Red State – Black Crusade“). Dank der guten Produktion kommt „Wolves“ mit viel Druck aus den Boxen, gerade in den doomigen Parts („Powerbelly“) wird das deutlich und verleiht der Musik den nötigen Punch. GODHUNTER erfinden zwar das Rad nicht neu, können sich aber durch besagten Crust/ Punk-Einschlag von den tausend CROWBAR/ EYEHATEGOD-Klonen absetzen, wobei ihnen auch ihr Gespür für einen sich durch alle Songs ziehenden Groove zugute kommt. Die gute halbe Stunde böser, heftiger Musik geht so ohne Längen vonstatten. „Wolves“ ist so eine durch und durch solide EP geworden, mit der GODHUNTER in der Fanschar der großen Sludge-Bands erfolgreich wildern könnten, ebenso wie bei aufgeschlossenen Crusties.
HERODIAS überraschen mit dem Release von „Dance Of The Seven Veils“ nur gut einem Jahr nach Bandgründung – und dann noch mehr mit der Tatsache, dass die Scheibe kein Schnellschuss ist. Der Fünf-Tracker entpuppt sich als gut gemachte Funeral Doom-Scheibe, auf der HERODIAS es verstehen, eine dichte Atmosphäre aufzubauen und diese mit dem Gesang von Kristina Rocco zu verbinden. Auch wenn die Dame durchweg hoch singt und Erinnerungen an NIGHTWISH aufkommen lässt, ist das Ergebnis eine gelungne Symbiose der an und für sich gegensätzlichen Komponenten – auf der einen Seite der kraftvolle Klargesang, auf der anderen Seite die extrem tief gestimmten Gitarren und der generell basslastige Sound (SUNNO))) lassen grüßen). Das Ergebnis ist wie gesagt eine runde Sache – „Dance Of The Seven Veils“ bewegt sich durchgehend auf hohem Niveau, Doomster können sich die Scheibe bedenkenlos zu Gemüte führen.
DRAGONY aus Wien liefern mit „Legends“ eine herrlich naive und mittlerweile schon wieder anachronistisch klingende Melodic Metal-Scheibe ab, welche ganz im Fahrwasser früher EDGUY, "Keeper"-HELLOWEEN und diverser Italo-Vertreter à la DOMINE, HEIMDALL oder DRAKKAR durch einschlägige Fantasywelten schippert. An jeder Ecke lauern Drachen, Krieger, Zwerge und Jungfrauen. Naja, das Eine bedingt ja auch das Andere: Wenn sämtliche Krieger sich als Drachenkammerjäger erweisen müssen und beim nächsten Schloßball nur noch die Zwerge versuchen die anwesenden Jungfrauen 'rumzukriegen, so ist es kein Wunder, dass sich selbige mit einem „Nicht mit mir“ auf den Lippen in die kalten Burggemächer zurückziehen und es dort vorziehen weiter am Quilt der Vorfahren zu klöppeln, als an ihrer Jungfräulichkeit etwas zu ändern.
So zumindest stelle ich mir das vor. Um wieder auf DRAGONY zu kommen, die machen ihre Sache eigentlich ganz gut und können mit einer professioneller Aufmachung und einem für eine Eigenpressung ganz respektablen Sound aufwarten. Außerdem haben sie es geschafft so einige hymnische Melodien abzuliefern. „Legends“ wird den Lauf der Welt nicht weiter verändern, aber für ne Stunde Auszeit von der realen Welt ist es allemal gut. Womit wir wieder bei den Drachen, Kriegern usw. wären.
UPDATE 24.07.2012: Mittlerweile kann man diese "Auszeit von der realen Welt" auch offiziell über Limb Records beziehen. Wenn auch ohne den Bonustrack "Sparta". Glückwunsch, Jungs.
Mann kann von TAAKE und ihrem einzigen festen Mitglied Horst halten, was man will: Mitte der 90er aufgetaucht und sich ins von Bands wie DARKTHRONE, MAYHEM und BURZUM gemachte Nest gelegt, die strunzdumme „Ich-wollte-nur-ein-Bissel-provozieren“-Aktion in Essen inklusive der gar nicht so dummen „Wir-laden-den-Horst-dann-mal-wieder-aus“-Aktion diverser Festivalveranstalter sowie das (spätestens dann als Nebenwirkung folgende) Generieren vieler Fans aus dem moralischen und geistigen Prekariat. Das „Dumme“ ist nur, dass TAAKE bis heute immerhin musikalisch überzeugen können und sich auch von ekligen NSBM-Anhaftungen befreien konnten. Ansonsten wäre auch eine Zusammenarbeit mit einigen der größten Künstler der norwegischen Schwarzheimer-Szene gar nicht möglich gewesen, wie sie auf „Noregs Vaapen“ eindrucksvoll umgesetzt worden ist. Das fünfte Studioalbum des kontroversen Herrn gehört nämlich zum Besten, was TAAKE bis heute abgeliefert haben; auf den insgesamt sieben Songs geben sich unter Anderem Nocturno Culto (DARKTHRONE), Attila Csihar (MAYHEM), Demonaz (IMMORTAL) und Skagg (GAAHLSKAGG, DEATHCULT) die Klinke in die Hand, und außerdem ist auf „Noregs Vaapen“ das komplette Line-Up der Band (wenn auch nie gleichzeitig) zu hören, so dass die Scheibe ein nahezu echtes Bandalbum geworden ist, das mit durchweg sehr geilen und musikalisch und songschreiberisch durchdachten Stücken punkten kann. Pfiffige Details wie das Mellotron gegen Ende des Openers „Fra Vadested Til Vaandesmed“ oder das herrliche Banjo-Solo in „Myr“ sind da nur Eckpunkte eines Albums, das sich den „Tipp“ redlich verdient hat. Norwegen-Scheiß in seiner originelleren Form!
BARONESS haben mit ihren ersten beiden Alben eine Fanschar erspielt, die vom gestandenen Metalhead bis zum nerdigen Visions-Leser reichte und der Band ausverkaufte Shows en masse bescherte. „Yellow And Green“ soll natürlich die Erfolgsgeschichte der Herren aus Georgia fortschreiben, überrascht aber direkt mit der Tatsache, dass trotz Doppel-CD bzw. –Vinyl gerade mal 77 Minuten Spielzeit zu finden sind, was ja auch auf eine Scheibe gepasst hätte. Thematisch unterscheiden sich die beiden Scheiben auch nicht so sehr, dass eine Trennung gerechtfertigt wäre. Das sind aber nicht die einzigen Überraschungen, denn wer eine knackig rockende Fortsetzung des bisherigen BARONESS-Stils erwartet hat, wird hart überrascht von der progressiven und im Classic Rock verwurzelten Ausrichtung des neuen Materials. Ähnlich wie MASTODON scheinen sich BARONESS vom harten Sound ihrer Anfangszeit wegbewegen zu wollen – wo MASTODON aber auf komplexe Songs setzen, wenden sich BARONESS emotionalen, eingängigen Rocksongs zu. Das funktioniert sehr oft, „Board Up The House“ ist da das beste Beispiel, während „Take My Bones Away“ knackiger daherkommt und ganz dezent an die letzte DOOMRIDERS-Scheibe erinnert (vom Groove her sehr ähnlich zu „Heavy Lies The Crown“). Bleibt die Frage nach der Gesamtqualität der immerhin 18 Songs. Die ist durchweg hoch, BARONESS waren ja schon immer gute Songschreiber, das haben sie auch bei „Yellow And Green“ nicht verlernt. Natürlich ist die rockige Ausrichtung im ersten Moment überraschend, aber schon nach dem ersten Durchlauf wird klar, dass BARONESS auch hierfür ein Händchen haben und keine schwachen Songs auf die beiden Scheiben gepackt haben. Da sie auch immer wieder eine dezente Metalkante einbauen, kann „Yellow And Green“ auch der aufgeschlossenen Metal-Schicht ihrer Fans nahegelegt werden. Die Musiknerds und Hipstr werden „Yellow And Green“ ob seiner Prog-Ausrichtung sowieso lieben. Fazit: BARONESS überraschen, machen ihre Sache dabei aber verdammt gut!
SLIPKNOT sind seit ihrer Gründung 1995 eine Konstante im Musikzirkus geworden, die als Millionenseller haufenweise Nummer 1-Platzierungen in den Charts und Gold- und Platinverkäufe eingefahren haben. Mit dem Tod von Bassist Paul Gray 2012 endete dieser erfolgreiche Abschnitt der Band aus Iowa aber abrupt – wie es nach den Sommer-Shows weitergeht, wissen wohl nur die verbliebenen Chaoten. Und vielleicht nicht mal die. Grund genug, eine Retroperspektive zu veröffentlichen, die die Paul Gray-Ära abdeckt. Uns liegt die einfache Version vor, es gibt aber noch das Luxuspaket mit einer weiteren CD, auf der eine Live-Show vom Download Festival 2009 zu hören ist, und einer DVD voller Filme und Clips.
Die Tracklist der Best-Of ist chronologisch und hat natürlich alle Hits, die SLIPKNOT in ihrer Karriere geschrieben haben, seien es „Wait And Bleed“, „Duality“ oder „People = Shit“. Unveröffentlichtes Material findet sich konsequenterweise nicht, was „Antennas To Hell“ für den durchschnittlichen SLIPKNOT-Fan uninteressant machen dürfte; wer sich aber bisher nicht mit dem Schaffen der Band befasst hat oder mal wissen will, warum sich die Tochter dieses Logo hat tätowieren lassen, der kann hier zugreifen. Gleichzeitig ist es eine würdige Hommage an einen verstorbenen Musiker, ohne den das SLIPKNOT-Kollektiv nie wieder so sein wird wie früher. Daher bleibt es spannend zu erfahren, wie es mit der Band weitergeht und wer den Bassposten übernehmen wird.