Ein Jahr nach der Veröffentlichung von „Musick And Poёtree“ legen Omnia bereits mit einem Live-Album nach. „Live On Earth 2012“ heißt das gute Stück und wurde bereits in Lisse auf dem Castlefest und auf dem Kölner MPS vorgestellt, bei denen die Band das komplette, auf der Platte verewigte Set spielte. Was sofort angenehm auffällt ist der schöne, runde Klang, durch den sich „Live On Earth 2012“ auszeichnet; der Zuhörer wird in eine märchenhaft anmutende Klanglandschaft aus Harfe, Klavier, Trommeln und Didgeridoo hineingezogen. Dabei klingen OMNIA jedoch keineswegs eintönig, sondern beweisen ihre Vielseitigkeit mit einer bunten Mischung, die von melancholischen Ohrwürmern wie dem wunderbaren „I Don´t Speak Human“ über das flotte, irisch klingende „Noodle The Poodle“ bis hin zu – man höre und staune!- gesellschaftskritischem Pagan Rap in Form von „Dance Until We Die“ reicht. Lediglich das schon eher parodistisch anmutende „Love In The Forest“ fällt im Niveau etwas ab, was bei einer Spielzeit von 77:42 Minuten aber problemlos nachzusehen ist. Wem also der Sinn nach einem keltisch angehauchten Ausflug in die Anderwelt steht, möge bei „Live On Earth 2012“ beherzt zugreifen, denn OMNIA ist hier ein wirklich schönes Live-Album gelungen.
Mit “Ewig” liefern LETZTE INSTANZ nun das finale Werk ihrer Albumtrilogie ab, in dem die mit „Schuldig“ angefangene und auf „Heilig“ fortgeführte Geschichte zu Ende gebracht wird. Produziert wurde das Ganze erneut von UNHEILIG-Produzent und - Keyboarder Henning Verlage - und was soll man sagen: das hört man auch. Die rockig-druckvollen Live-Präsenz, die LETZTE INSTANZ live an den Tag legen, ist auf „Ewig“ nur bedingt zu spüren, eher bekommt man ein wenig den Eindruck, dass die Band mit angezogener Handbremse unterwegs ist. Bestes Beispiel ist das Duett mit EISBLUME, „Blind“, das eigentlich eine wirklich schöne, eingängige Melodie hat, vom Gesamtklang her unpassender Weise aber weitaus eher nach nettem Sommerspaziergang klingt als nach der im Text thematisierten Verlustangst und Verzweiflung. Viel zu oft auf „Ewig“ klingen LETZTE INSTANZ harmloser und stromlinienförmiger als sie müssten; und das ist schade. Aber genug der Schelte, schließlich gibt es auch Lichtblicke wie „Schwarzer Sand“, „Schuld“ und „Sing!“, auf denen die Gitarren dann endlich mal richtig dreckig dröhnen dürfen und auch der Gesang deutlich bedrohlicher daherkommt. Generell nimmt das Album zum Ende hin mehr Fahrt auf und beweist damit, dass die Dresdener keinesfalls verlernt haben zu rocken. Vielleicht bannen sie ja bald auch wieder mehr davon auf einen Silberling, denn wenn sie auf „Ewig“ mal zu großer Form auflaufen, machen sie wirklich Spaß!
Durch ausnahmslos erstklassige Truppen wie ABSU, NACHTMYSTIUM, TWILIGHT oder WEAKLING ist inzwischen auch Black Metal made in USA hierzulande keine ganz große Unbekannte mehr, auch wenn sich die Schwarzfraktion jenseits des Großen Teiches in Sachen Quantität noch zurückhält. In Sachen Qualität wird dafür aus dem Vollen geschöpft; eine wirtschaftlich wie moralisch auf dem Zahnfleisch kriechende Gesellschaft bringt immerhin oftmals grandiose Künstler hervor. Nicht von Pappe sind auch WINDFAERER aus New Jersey, die mit der EP „Solar“ das Nachfolgewerk ihres Debütalbums „Tribus“ veröffentlichen. Sieben Songs bei gut 36 Minuten Spielzeit sind für eine EP reichlich Stoff, und musikalisch wird durchweg eine hohe Güteklasse geboten. Das Trio Micheal Goncalves, Benjamin Caras und JP Andrade (die sich live noch mit zwei weiteren Leuten verstärken) liefert keinen brachialen, räudigen Basis-Black Metal ab, sondern bewegt sich gekonnt in einer Mischung aus Anspruch, Melodie und heftigen Eruptionen, wie sie etwa erwähnte NACHTMYSTIUM oder meinetwegen auch SOLSTAFIR beherrschen. Der Einsatz von akustischen Parts und sogar einer elektrischen Violine bringt zusätzliche Abwechselung in das nicht sofort zündende, aber effektive und recht progressive Songwriting. Stücke wie das heftige „A Glimpse Of Light“, das verspielte „Words Of The Self“, der facettenreiche Wirbelsturm „Blackened Voids“ oder das überlange „In The Shadow Of Giants“ (sehr originelles Gitarrenspiel gegen Ende!) gefallen problemlos, solange man die Scheuklappen daheim lässt. Wer speziell angeschrägten, intelligenten Black Metal sucht, wird hier fündig!
ROYAL THUNDER hatten mit ihrer EP einen Eindruck als solide vor sich hin rockende Band im Fahrwasser der Occult Rock-Vorreiter hinterlassen. „CVI“ ist ihr Debütalbum - und was sich auf „Royal Thunder“ angedeutet hat, setzt sich auch in der Langdistanz fort: ROYAL THUNDER sind auf einem guten Weg, müssen aber noch eine Schippe drauflegen, um ganz an die Spitze zu kommen. Beim Songwriting machen sie im Grunde alles richtig, verpassen aber die Chance, richtig fesselnde Songs zu schreiben, so dass „CVI“ ohne Höhepunkt bleibt. Immerhin ist das Gesamtniveau hoch, was auch für die handwerkliche Seite gilt – hier kann vor allem Frontfrau Miny Akzente setzen (was ja schon auf der EP der Fall war) und die nötige Dosis Mystik in die Musik bringen. Songs wie das doomige „Sleeping Witch“ in einer überarbeiteten Version oder das schöne „Blue“ sind feine Rocksongs, mit denen ROYAL THUNDER ihr Potential zeigen. „CVI“ ist ein gutes Debütalbum, das Fans von GRAVEYARD über THE DEVIL’S BLOOD bis hin zu LED ZEPPELIN/ BLACK SABBATH gefallen wird, auch wenn noch Raum nach oben ist.
Als kleinen Vorgeschmack auf ihren kommenden ersten Lonplayer bringen die Hamburger IN THE NAME OF NOTHING noch schnell ne EP raus. Warum auch nicht. Fünf Songs im Namen von technischen und melodischen Death Metal-Kapellen bringen ordentlich Druck, facettenreiche Songstrukturen, die ihre Catchigkeit aber nicht verlieren und für jeden Moshpit geeignetes Futter sind. Die zwei Mann Truppe hat sich zu den Aufnahmen von „Snakepit“ nen professionellen Schlagzeuger gemietet und los gings. Bleibt zu hoffen, dass die beiden Herren auf dem kommenden Album dann einen richtigen Drummer und einen richtigen Basser am Start haben, damit das Ganze vielleicht noch ein bisschen ausgefuchser wird. Bis dahin!
Die Brasilianer von SODAMNED beweisen viel Enthusiasmus, kommt doch eine CD extra aus Übersee eingeflogen, um hier besprochen zu werden. Die Infrastruktur wie Label, Vertrieb, Booking usw. fehlt den Herren nämlich noch.
SODAMNED existieren seit 1999 und bringen nun nach zwei Demos ihren ersten Langspieler an den Start. Die vier Männer beweisen viel spielerisches Können und eine unheimliche Liebe zum Metal. Werden doch auf „The Loneliest Loneliness“ viele Rezepte aus dem Thrash, aus dem Black und aus dem Death Metal in einen Topf gegossen, um eine wirklich gute und eigenständige Platte präsentieren zu können. Reitende Thrash Metal-Parts werden gekonnt mit infernalischen Black Metal Blast-Teilen und fiesem und fixen Death Metal Stampfern verschachtelt und mit ordentlich Spielfreude gekonnt dargeboten. SODAMNED erfinden das Rad nicht neu, aber die angesprochene Freude am Spielen, dem abwechslungsreichen Schrei-Grunz-Gesang und den technischen Fähigkeiten der Instrumentalisten erzeugen einfach großen Abgehfaktor und unheimliches Mitreißgefühl. So können SODAMMEND mit ihrem ersten richtigen Album wirklich überzeugen. Bleibt zu hoffen, dass sie viele Fans in Europa sammeln können, um dann auch bald mit einem Label und einen Vertrieb im Nacken richtig auf die Kacke hauen zu können. Prost!