Laut Website haben COREDUST für die Aufnahmen von „Decent Death” CHILDREN OF BODOM-Drummer Jaska Raatikainen an den Fellen gehabt, was sich nicht nur in Sachen PR und Namedropping auszahlt, sondern auch beim Sound – direkt beim ersten regulären Song „Without Disguise“ legt der Mann ein sehr solides Fundament für den Death Metal der Finnen. Die anderen Musiker liefern ebenfalls eine sehr solide Leistung ab, so dass „Decent Death“ handwerklich vollkommen überzeugen kann, zumal die Produktion ebenfalls klar und druckvoll geworden ist und die Wucht der Songs unterstreicht. Beim Songwriting haben sich COREDUST sowohl bei technischen Death Metal-Bands wie auch bei Düstercombos Marke GHOST BRIGADE und INSOMNIUM bedient („Dead End“), wobei letzteres dem Klischee nach Finnen sowieso im Blut liegt. Herausgekommen ist ein vielschichtiges Album, das sich nicht auf beinharten Death Metal reduzieren lässt (auch wenn da klar die Wurzeln liegen) und so auch für Finnand-Fans, die auf die eher melancholischen Sachen stehen, interessant werden dürfte. Ein gelungener Einstand, mit dem COREDUST ihr Potential zeigen.
CONVERGE haben sich mit DROPDEAD für eine Split zusammengetan, zu der jede Band einen Song beisteuert. Den Auftakt machen CONVERGE, die „Runaway“ etwas über zwei Minuten geben, was für einen ordentlichen Abriss reicht. Mit einer starken Schlagseite Richtung technischen Death Metal zimmern sich die Bostoner durch den Song, handwerklich dabei wie immer ohne Mängel. DROPDEAD liefern in 1:37 Minuten einen knackigen, gnadenlos nach vorne gehenden Song, der zwar in der Mitte einen kurzen melodischen Part hat, sonst aber Abriss pur ist. War auch nicht anders zu erwarten. Für Fans eine lohnenswerte Angelegenheit, da beide Bands einen guten Song beigesteuert haben.
Nein, das hier ist kein Schreibfehler! GRAVETY aus Saarbrücken haben rein gar nix mit den Fast-Namensvettern aus Schweden und deren ebenfalls „Into The Grave“ betiteltem Debütalbum zu tun. Anstelle von Old School-Todesblei findet man hier kraftvoll produzierten Traditionsstahl, wobei sich die Band selbst auf ihre Anteile an Thrash und Doom beruft, was man getrost unterschreiben kann. Der Titelsong erinnert nicht nur durch Kevin Portz´ Messiah Marcolin-artigen Gesang schwer an CANDLEMASS; im starken Opener „Entrance“ lassen sich hörbare METALLICA-Einflüsse ausmachen, während der brachiale Stampfer „Judge Your God“ eine Prise MEGADETH besitzt, wobei es Herrn Portz immer gelingt, seinen Gesang dem jeweiligen „Vorbild“ anzupassen, ohne dass es lächerlich wirkt. Das saustarke, clever aufgebaute „Asylum“, das hymnische „Curse Of The Catacombs“ sowie das etwas sperrige „Summoning Ritual“ gehören ebenfalls zu den Highlights einer sehr gelungenen Scheibe, auf der es dem Quintett gelingt, mehrere Stilrichtungen dezent und songschreiberisch geschickt miteinander zu verstricken, ohne sich wirr zwischen alle Stühle zu setzen. Auch wenn noch nicht durchweg alle Songs das Prädikat „Güteklasse A“ verdienen, ist „Into The Grave“ ein sehr hörenswertes Album für Traditionsmetaller ohne allzu große Scheuklappen geworden. Starker Newcomer!
Die Italiener EVIDENCE wurden 2010 gegründet und sind das Kind des ehemaligen DGM-Gitarristen Diego Reali, der hier auch gleich noch den Sängerposten übernommen hat. Zusammen mit seinem Bruder Stefano (Drums) und seinem alten DGM-Kollegen Andrea Arcangeli (Bass) wird sehr ordentlicher, schnörkelloser Hard Rock produziert, der nicht nur durch Diegos glasklaren, kraftvollen Gesang öfter mal Ähnlichkeiten zu SAXON aufkommen lässt (der Titel „Back On The Street“ des Openers ist daher kaum ein Zufall…). Dabei werden schmierige Herzschmerzballaden von vornherein ausgeklammert, und das Trio wildert in Sachen Härte und metallischer Orientierung auch gerne in PRIMAL FEAR- oder SINNER-Regionen („Guiding Light II“, „Fire“ oder „Monsters“). Bei etwa „Stop Breathing“ oder „Bleedin´ Games“ zeigen die Jungs ihre sehr gute groovige Seite, ein flotter Banger wie „Crack The Core“ zeigt recht hohes Mitgrölpotential, und das abschließende „A Long Day“ fährt Gitarren-Klassik in bester Wolf-Hoffmann-Manier auf. „There´s Only Ten Left“ ist eine starke Scheibe von hörbar erfahrenen und reifen Musikern, die einerseits keinerlei Ausfälle offenbart, andererseits aber auch keine „Hits“ oder großen Ohrwürmer, die ich EVIDENCE jedoch fraglos zutraue. Diese Band wird ihre Fans finden, da bin ich mir sicher.
NATRON sind keine Laugenverkäufer, sondern eine der solidesten Hau-Drauf-Formationen Italiens. Sie haben seit ihrer Gründung 1992 schon fünf Alben auf dem Buckel, fristen in der Death Metal-Szene aber bislang nur ein Underground-Dasein. „Grindermeister“, dessen Titel und Cover-Artwork sicher nur rein zufällig an eine niedersächsische Kräutertinktur erinnert, wird daran wahrscheinlich leider nicht viel ändern, denn das Album ist zwar echt gelungen und haut uns einen Dampfhammer nach dem anderen um die Ohren, aber die eigenen Akzente kommen hier etwas zu kurz. Man hört deutlich Vorbilder wie CANNIBAL CORPSE, MISERY INDEX, GOD DETHRONED, NECROPHAGIST, CEPHALIC CARNAGE oder OBITUARY heraus, die alle für sich schon deutlich stärkeres Material als „Grindermeister“ herausgehauen haben. Auch wenn das Quartett einmal mehr richtig gute Arbeit abliefert, bisweilen sogar äußerst progressive, instrumentale Versatzstücke in seine Kompositionen einbaut, erlebe ich hier ein chronisches Déjà-Hör. Nicht, dass Ihr mich falsch versteht: NATRON machen nicht viel falsch, und aus rein musikalischer Sicht würden Songs wie „Morgue Feast“, „Quarantine Of Leprosy“, „Flesh Of A Sick Virgin“ oder „Undead Awake“ locker den „Tipp“ verdienen. Dass es die Band mit Originalität nicht so genau nimmt, beweist nicht zuletzt die TERRORIZER-Coverversion „Dead Shall Rise“, der die Jungs zudem keine neuen Facetten hinzufügen können. Starke Platte mit kleinem Beigeschmack.
EVOCATION machen mit „Evoked From Demonic Depths - The Early Years“ ihre beiden Demos aus 1992 zugänglich, die lange Zeit vergriffen waren, jetzt sind sie (remastered) auf einem Silberling vereint. Trotz Überarbeitung haben sich die Songs ihren Charme bewahrt und klingen so schwedisch-räudig, wie es nun mal sein muss. Handwerklich hatten EVOCATION auch Anfang der 90er schon was auf der Pfanne, wie das simpel-effektive „The Ancient Gate“ zeigt. Mit „Genesis“ ist zudem ein Song auf die Scheibe gekommen, der aus der Zeit stammt, aber jetzt erst eingespielt wurde. Die vier Proberaumaufnahmen sind ok, aber eben vom Sound her nicht der Bringer. EVOCATION, die sich mit ihren Alben in den letzten Jahren die Achtung aller Schwedentodfreunde erkämpft haben, beweisen mit dieser Compilation, dass sie auch in ihren Anfangstagen was zu bieten hatten. Wer mit dem Sound was anfangen kann, ist hier goldrichtig, Komplettisten brauchen das Teil dank „Genesis“ und der Proberaumnummern sowieso.
EXPIRE ballern sich auf „The Pendulum Swings“ in gut 20 Minuten durch zwölf Songs, die irgendwo zwischen New Yorker Stil, TRAPPED UNDER ICE und alten TERROR angesiedelt. Mächtig Mosh also, mit viel Groove und haufenweise Möglichkeiten zum Mitsingen. Da kann nicht mehr viel schief gehen, oder doch? Nee, kann nicht. EXPIRE haben es geschafft, ihre ungezügelte Wut auf Platte zu bannen und das Intensitätslevel der Scheibe durchweg hoch zu halten. Spätestens mit dem zweiten Song („Just Fine“) machen sie klar, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist, genauso wie sie catchy Songs schreiben können. Knackig, voller Aggression und mit eben dem nötigen Groove gibt es hier 20 Minuten die volle Ladung Mosh-Hardcore. So schön einfach kann das sein.
Kollege Dennis hat AFGRUND noch im rasend schnellen Death Metal verortet und noch ein paar Black Metal-Einschübe ausmachen wollen. Ok, kann man machen. Trifft aber bei „The Age Of Dumb“ nicht zu, hier gibt es in nicht einmal einer halbe Stunde Grindcore pur auf die Ohren, schön von NASUM und ROTTEN SOUND („H.A.A.R.P.Y.“) beeinflusst, dabei aber mit einer ungestümeren Herangehensweise an die Sache. AFGRUND halten sich nicht Spielchen auf, beinahe jeder Song geht direkt in die Vollen und haut dem Hörer allerhöchsten zwei Minuten gnadenlos heftigen Grindcore um die Ohren (einzig „He Who Plants Sorrow“ kommt über die Zwei-Minuten-Marke). Das wird glücklicherweise nie ermüdend, da AFGRUND genug Variationen ihrer Krach-Eruptionen kennen. So ist „The Age Of Dumb“ eine feine Grindcore-Platte geworden, die sich auf hohem Niveau bewegt. Crustpuristen mögen die englischen Texte monieren, dabei haben die doch gefälligst auf Schwedisch zu sein. Egal, AFGRUND scheren sich nicht darum und ballern fröhlich weiter. Wer eine gute halbe Stunde guten Grindcore sucht und mal nicht auf die Klassiker zurückgreifen will, ist hier richtig.