Die junge Formation DEAD HORIZON legt mit “Enter The Threshold” eine wahrlich gelungene Platte ab: hinter den zwölf Songs verbergen sich richtig ausgefeilte und gelungen produzierte Stücke Musik. Der deutlich thrashige Background lässt keineswegs die ordentlichen Todeswalzen hinten anstehen und so ist “Enter The Threshold” eine moderne Kombination dieser beiden Spielarten, kombiniert mit manch Black Metal-Gekeife. Die fünf Herren wissen auf alle Fälle, wo sie mit ihrer Musik hin wollen. Eigenständigkeit und Spielfreude beweist nicht nur das Ukulelen-Solo in „Closed Eyes In A Black World“. DEAD HORIZON meinen das Ernst und das dürfen sie auch. Munter wird auf “Enter The Threshold” ein Kracher nach dem nächsten gezündet und man vergisst leicht, dass man es hier „nur“ mit einer deutschen Newcomer Band zu tun hat. Mutig und zugleich absolut professionell bringen die jungen Männer auf den Punkt, was man so verbinden kann an Spielarten des Metals heutzutage, ohne dabei die Wurzeln zu vergessen und den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Dabei werden spielerische Fähigkeiten der „Gro0en“ mit einer Leichtigkeit und Natürlichkeit dargeboten, dass man schon langsam anfängt zu glauben, das DEAD HORIZON noch einen ganz langen und erfolgreichen Werdegang vor sich haben. Großes Lob auch an die Produktion und das Ideenreichtum dieser Band! Nicht nur das angesprochene Ukulelen-Solo, sondern auch unzählige exakt auf Punkt eingesetzte Effekte, die jeden Song zu einer neuen spannenden Entdeckung machen, unterstreichen die Intelligenz im Songwriting von DEAD HORIZON. “Enter The Threshold” ist wirklich eine absolute Überraschung und Empfehlung aus dem Gro an jungen Nachwuchsbands. Ich hoffe die Jungs haben es live genauso drauf, wie auf Platte. Oftmals wurde ja dann doch zuviel in die Produktion gesteckt, ohne das man die ganzen Frickeleien und Effekte auch live auf die Reihe bekommt. Zeit zum üben hätten sie auf alle Fälle noch, angesichts ihres Alters. Respekt!
Eine schwierige Angelegenheit sind HORSEBACK. Relapse sind ja immer mal recht experimentierfreudig, die jetzt veröffentlichte Kapelle passt in diese Phasen gut rein. Zum Teil Soundtrackartige Soundkollagen aus dreckigem Black Metal-Geblubber, minutenlangem psychedelischen Fusion-Passagen und spirituellen und okkulten Hippie Rock-Momenten, verlangen dem Hörer reichlich Energie und Geduld ab. Auf solche Platten wie „Half Blood“ eine ist, muss man sich einstellen können, denn diesen Trip mitzugehen ist wahrlich nicht einfach. Für Freunde kakophonischer Kunstmusik einen Versuch wert. Alle Anderen werden mit diesem Stückchen Musik hoffungslos überfordert sein.
EWIGHEIM, das Projekt von einem EISREGEN- und zwei THE VISION BLEAK-Leuten, hat mit „Bereue Nichts“ ihr drittes Album fertig, mit dem sie bei Massacre Records angedockt haben. Geboten wird in den zehn Songs überraschend klischeefreier deutschsprachiger Gothic Rock, der in Momenten wie dem knackigen „Staub“ oder dem opulenten „Morgenrot“ überzeugen kann und an eine Mischung aus RAMMSTEIN, unpeinlicher NDH und finnischem Düstermetal erinnert. Zwar gibt es auch einige Hänger in Form eher belangloser Songs, aber alles in allem ist „Bereue Nichts“ eine solide Platte geworden, deren Texte zum Nachdenken anregen und über die erwarteten Plattitüden weit hinausgehen. Angesichts des Unsinns, den UNHEILIG in der Ecke verzapfen, ist das eine echte Erleichterung. Kann man machen.
Hinter SOPHICIDE steckt mit Adam Laszlo ein einzelner Typ, der nicht nur alle Instrumente eingespielt, sondern „Perdition Of The Sublime” auch produziert und gemastert hat. Totale künstlerische Kontrolle also – und ein Ergebnis, das klar macht, warum Willowtip und Hammerheart Records sich die Rechte an dem Album geschnappt haben. Vom Opener „The Art Of Atrocity“ an geht die Scheibe in die vollen und bietet technischen Death Metal auf höchstem Niveau. Vergleiche mit den Landsleuten OBSCURA und NECROPHAGIST sind da ebenso erlaubt wie mit den Szeneikonen ATHEIST und DEATH. Mr. Laszlo hat sich glücklicherweise nicht darauf beschränkt, sein handwerkliches Können zu präsentieren, sondern hat beim Songwriting viel Zeit und Hirnschmalz investiert, wodurch „Perdition Of The Sublime“ den Spagat zwischen technischen Anspruch und Hörbarkeit gekonnt vollzieht. „Blood For Honour“ oder das fast schon eingängige „Lafayettes Deception“ zeigen die Fähigkeiten des Mannes beim Songwriting, während jeder einzelne der elf Songs ein Beweis für seine handwerklichen Talente ist. Hier stimmt einfach alles, was „Perdition Of The Sublime” zu einer Pflichtveranstaltung für Fans technisch-komplexen Death Metals macht. Bleibt nur die Frage offen, ob SOPHICIDE auch einmal live zu sehen sein werden und ob sie dann interessanter sind als Salzsäulenbands wie NECROPHAGIST.
TITAN haben das Massive ihrer Musik mit der Vinyl-Doppelausgabe in die perfekte Form gebracht, das Ding ist mal richtig schön schwer. „Burn“ zieht in gut einer Stunde Spielzeit eine Spur der Verwüstung hinter sich her, was der Toronto-Haufen TITAN hier auf Vinyl gebannt hat, ist bösartiger, dreckiger Postcore mit starkem Sludge-Einschlag. Der Band gelingt es scheinbar mühelos, in der Gitarrenarbeit Hardcore und feinen New Orleans-Sludge zu einer heftigen Chose zu vermischen, die das Fundament für den nicht minder fiesen Gesang legt (der etwas weit in den Vordergrund gemischt wurde). Schön schleppend, unterbrochen immer wieder von kurzen schnellen Abschnitten, gehen TITAN zu Werke, womit sie den Hörer quasi erst einlullen und ihm dann schön einen vor die Kauleiste geben. Beste Beispiele für die gelungene Zusammenarbeit von Gitarren und Gesang sind „Little Seeds“ und „The Fire Sculptures“; bei letzterem Song wird zudem die immer wieder Akzente setzende Bassarbeit deutlich. TITAN halten über die komplette Spielzeit ein sehr hohes Niveau und erschaffen eine dunkle Atmosphäre, die den Hörer zu um- und verschlingen droht. Wer auf bösartige Musik steht oder auch nur ein Faible für New Orleans-Kram Marke DOWN und CROWBAR hat, muss hier einfach zuschlagen, genau wie die ganze NEUROSIS/ FALL OF EFFRAFA-Fangemeinde.
„Word Up“ – lang ist es her, dass die Schotten GUN mit dem CAMEO-Cover einen Hit landeten – Anfang der 90er war das. Damals hatten die italienischstämmigen Brüder Dante und Jools Gizzi mit den Alben „Gallus“ und „Swagger“ zwei richtig tolle Rockscheiben am Start, welche den Spagat zwischen Hard Rock und Alternative auf melodisch eingängige Weise toll beherrschten. Als man danach gen Pop abdriftete war es das erst mal – folgerichtig löste man sich in 1997 auf. Jetzt also mit „Break The Silence“ der Versuch einer Wiederbelebung, wobei Dante Gizzi statt des Originalsängers Mark Rankin den Job am Mikro bekam und man noch deutlicher als früher im Radiosound, sprich Mainstream gelandet ist. . Leider ist diese Entscheidung nicht eine der Glücklichsten. Der Mann kann zwar singen, aber Charisma und Emotionalität ist anders. So kann der gute Dante denn bis auf den Opener „Butcher Man“ und den Titeltrack „Break The Silence“ (die beiden Stücke rocken ganz ordentlich) den ansonsten eher solide zu nennenden Rocksongs nicht den Drive nach oben geben, sondern drückt den Album endgültig den Stempel „besserer Durchschnitt“ auf. Warum man mit „Last Train“ den besten Song zum Schluss bringt? Keine Ahnung, den „Last Train“ bringt den Groove und die Power welch man andere Komposition abgeht. Aber egal! „Break The Silence“ wäre auch damals nicht das Album gewesen, das den großen Durchbruch gebracht hätte und wird auf Grund des doch weitestgehend zu unspektakulären Songwriting im derzeitigen Re-Union-Wahn eher eine untergeordnete Rolle spielen. Damit bleiben GUN vor allem für die eingefleischten Fans von Interesse. Schade eigentlich – aber „Gallus“ und „Swagger“ krame ich mal wieder raus.