WALKING DEAD SUICIDE haben für “Rise Of Resistance” einen bärenstarken Einstieg gefunden, „Sekhmet (The Powerful One)“ ist eine verdammt gute Death Metal-Nummer (warum sich die Band als Progressive Thrash-Band sieht, verstehe wer will). Fakt ist, dass die Finnen eine ordentliche Metalkante haben und den Sieben-Tracker mit Schmackes aus der P.A. jagen und dabei irgendwo zwischen CARCASS und ARCH ENEMY zu verorten sind, während sich Einflüsse der landestypischen Schwermutgeschichten wie SENTENCED oder AMORPHIS gar nicht finden lassen. „RIse Of Resistance“ kann zwar das hohe Level des ersten Songs nicht halten, entpuppt sich aber als solide Death Metal-Platte, mit der Genre-Fans nichts falsch machen und WALKING DEAD SUICIDE zeigen, dass mit ihnen zu rechnen ist.
In etwas über einer halben Stunde ist es vorbei – „Save The Nation“ - das neue Album der schwedischen Fun-Rocker von ROYAL REPUBLIC. Und das entpuppt sich als würdiger Nachfolger des Überraschungserfolges „We Are The Royal“. Der in reichlich Livepräsenz erarbeitete Sound des Quartetts – rotziger und druckvoller Rock’n’Roll mit gehöriger Radiotauglichkeit und Drive für die Beine – und die wieder durchaus selbstironischen Texte dürften der mittlerweile doch recht großen Fanschar gut reinlaufen. Auch, dass man bei den schnell auf den Punkt kommenden Stücken meist aufs Gas drückt. Mit dem Opener „Save The Nation“ läßt man es erdig laut angehen, mit „You Ain’t Nobody (Til Somebody Hates You)“ bleibt man gekonnt scharfzüngig, „Be My Baby“kommt locker aus der Hüfte gegrooved, der Ohrwurm „Addictive” darf mit seinem Retro-Rock-Charme die Single spielen. Rock’n’Roll, Pop, Punk, Funk, ...... ROYAL REPUBLIC lassen sich schwer festlegen – außer das man sicherlich auf Erfolg gebucht ist. Das mag die Freunde der reinen Lehre wenig erfreuen; wer die Jungs aber live gesehen hat, dürfte eine Ahnung davon haben, dass da was mit Potential auf der Bühne steht. Den Überraschungserfolg des Debüts mit Hits wie „Full Steam Spacemachine“, „Tommy-Gun“ und „Underwear“ wird das zweite Album aber trotzdem nicht in Gänze wiederholen können, dazu war das damals neue Package zu stark - aber ROYAL REPUBLIC haben sich mit „Save The Nation“ recht weit oben eingependelt. Und es macht immer noch mächtig Spaß.
DUBLIN DEATH PATROL kann man durchaus als eine Supergroup des Thrash bezeichnen – wobei wir es hier ja nicht mit einem „neuen“ Projekt zu tun haben – denn DUBLIN DEATH PATROL ist faktisch eine Art Wiederauferstehung. Eine Reihe alter Kumpels aus Dublin, Kalifornien (bei Oakland), welche in der damaligen fulminanten Szene der Bay Area Anfang der 80er ihre musikalische Entjungferung erlebten firmieren unter diesem Namen. Das sind dann in Gänze 11 (!) Musiker, wobei vor allem Chuck Billy (TESTAMENT) und Zetro Souza (ex-TESTAMENT, EXODUS) eine hervorragende Figur abgeben. Aber auch Bassist Willy Lange (RAMPAGE, LAAZ ROCKIT), Greg Bustamante (RAMPAGE), Ernie Boehm (RAMPAGE), der Schlagzeuger Troy Luccketta (TESLA) sowie drei von Billy Chucks Brüdern und ein Bruder von Zetro Souza gehören u.a. zu den sich an den Instrumenten abwechselnden Line-Up.
Musikalisch allerdings geht es aber der DUBLIN DEATH PATROL wie manch anderen dieser Projekte auch – handwerklich über jeden Zweifel erhaben fehlt einigen der Songs der letzte Tick um zu überzeugen. Dabei bieten die zum Teil aus 25 Jahren alten Fragmenten bestehenden Songs auf „Death Sentence” einen angenehmen old-schooligen Touch und animieren sofort zum Bangen und Luftgitarrespielen. Songs wie das protzige „Mind Sewn Shut“, das von tollen Riffs getragene „Blood Sirens“, dem mit viel Drive daherkommenden Hammer „My Riot“ und dem Highlight „Broken“ zeigen wie es geht. Vor allem bei „Broken“ zeigt das Shouter-Duett und die Instrumentalfraktion was Niveau ist – toller Song. Den kontrastierenden Abschluss bildet dann das Punk-Cover „Butcher Baby“. DUBLIN DEATH PATROL machen Spaß und sind für Genre-Affinados sicherlich sehr interessant; auch Fans genannter Frontmänner kommen an dem Teil kaum vorbei – die beste Thrashplatte des Jahres ist „Death Sentence” aber nicht.
Eigentlich wollten die Australier THE SUNPILOTS nur ein Jahr in Europa bleiben, doch mittlerweile läuft hier alles so gut für sie, dass sie sich dauerhaft in Berlin niedergelassen haben. Dabei haben sie kein Management im Rücken, sondern organisieren alles selbst und veröffentlichen ihre Musik auf dem eigenen Label. Das neue und zweite Album trägt den etwas umständlichen Titel „King Of The Sugarcoated Tongues“, und dessen acht Songs versteht die Band als acht Kapitel, in denen es um das menschliche Bedürfnis nach Sicherheit und die Freiheiten, die man dafür erhält, geht. Mit „3 Minutes To Midnight“ geht es zwar etwas poppig und eine Spur zu eingängig los, aber auch bei SPOCK'S BEARD gibt es ja immer diese etwas zu schönen Passagen. An diese erinnern die SUNPILOTS ziemlich oft, wobei auch immer wieder ein gewisser RADIOHEAD-Einfluss zum Tragen kommt. Die Tiefe und Intensität beider Bands erreichen die SUNPILOTS zwar nicht, aber immer wieder fallen tolle Melodien und spannend vertrackte Riffs ab. Und musikalisch machen sie ihre Sache wirklich gut, hier sitzt wirklich jeder Ton an genau der richtigen Stelle. Der Sound könnte noch etwas dicker sein, und besonders der Gesang ist für meinen Geschmack zu sehr in den Vordergrund gemischt. Aber hier sitzt eben keine große Plattenfirma im Hintergrund, die eine teure Produktion bezahlt, was ja wiederum sehr sympathisch ist. Allerdings wird es zwischendurch auch ab und zu etwas langatmig, wodurch die Spannung verloren geht, so etwa im etwas schwerfälligen „Sex And TV“. Man wünscht sich, die Band würde öfter direkt zum Punkt kommen, dann könnte sie für großes Kino sorgen. Das komplette Album bietet die Band auf ihrer Website übrigens gratis zum Download an.
Dass die beiden Gitarristen Ronny Østli und Thomas Ljosåk auch noch bei der hervorragenden Doom-/Occult Rock-Band DEVIL ihr Unwesen treiben, mag man angesichts dieses Albums kaum für möglich halten. Die Norweger VESEN, die bereits seit Ende des letzten Jahrtausends unterwegs sind und schon drei Alben auf dem Buckel haben, erinnern eher an DESASTER, ROOT oder NOCTURNAL und würzen ihren knackigen Thrash Metal mit einer gehörigen Prise Schwarzwurzel, die ab und an Erinnerungen an spätere IMMORTAL oder SATYRICON (etwa im rock´n´rolligen „Where The Children Go To Die“) weckt. Der Titel von „This Time It´s Personal“ spricht Bände; man glaubt sofort, dass die Jungs hier ein ganz persönliches Werk abliefern wollten, was ihnen auch gelungen ist. Schnörkellos, ohne Ballast und aufs Nötigste reduziert donnern Midtempo-Hymnen wie das Titelstück, „Billions“, der arschcoole Groover „Pressure“ oder der stellenweise relaxte, überlange Abschluss „Fear Of Skin“ durch die Boxen und dürften jedem Black Thrasher problemlos zusagen, auch wenn VESEN es (noch) nicht ganz hinbekommen, dass sich die durchweg sehr guten Songs auf Dauer im Ohr festsetzen. Eine Empfehlung ist „This Time It´s Personal“ aber allemal!