Meine erste Review im neuen Jahr "gehört" dem Underground. METADONE heißen die fünf Jungs, stammen aus dem Norden der Republik und stellen mit "Black & Forth" ihre aktuelle Besetzung vor. Auf der 5 Songs starken EP wird grooviger Hardrock, mal klassisch, mal modern - an der Grenze zum Metal geboten. Kraftvoll Produziert, mit leicht rumpeligen Beiton, das geht aber als Eigenproduktion völlig in Ordnung.
Die Songs sind nicht ohne Reiz, hin und wieder gelingt es der jungen Band so etwas wie Atmosphäre aufzubauen ("Cure"), es fehlt allerdings Eigenständigkeit. Weder Stimme noch Songwriting können ausreichend Akzente setzten welche Originalität oder Unterscheidbarkeit generieren.
EISREGEN hat die Ein oder Andere Angewohnheit die gewissen Autoritäten nicht so vollends gefallen mag – unter anderem eine Neigung zu recht expliziten Texten. Aus diesem Grunde wurden in den Jahren 1998 & ’99, 2001 und 2004 drei Alben und eine EP von der „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ indiziert und daher de facto für die Öffentlichkeit nicht mehr zu erstehen. Interessanterweise wurden allerdings nicht alle Titel der CDs beanstattet, ungeachtet dessen das „der Inhalt der CD geeignet sei, Kinder und Jugendliche sozialethisch zu desorientieren“ – und daher konnte der Neuling „Krebskollektion“ entstehen, wenig subtil angelegt an das 1998er-Kultalbum der Thüringer.
Und das 2-CD-Album beinhaltet auch erst mal (will heißen, auf CD 1) genau das, was ich bereits angemerkt habe: Die nicht von der BpjM verbotenen Titel. Dummerweise sind dies nicht unbedingt die wirklichen Brecher-Songs von EISREGEN: „Vorabend Der Schlacht“ leitet beispielsweise eigentlich nur das 98er KK-Album ein und „Thüringen“ halte ich seit gefühlten 100 Jahren schon für einen gnadenlos schlechten Song. Das heißt aber nicht, dass der Rest der Titel deswegen unbedingt per se schlecht wäre: „Abglanz Vom Licht“, „Angst Wird Fleisch“, „Ein Jahr Im Leben Des Todes“ oder „Blutgeil“ sind (jedenfalls meiner Präferenz nach) ganz bestimmt keine schlechten Nummern – nur ist „Krebskollektion“ trotzdem kein „Best Of“, sondern eher eine zweckmäßige Zusammenstellung. Das will heißen: Die Trackliste vorher anschauen, bekannt sein dürften die Titel den meisten Hörern ohnehin.
CD 2 ist dafür aber auf jeden Fall für alle potentiellen EISREGEN-Käufer interessant: Mit Neuinterpretationen von „Scharlachrotes Kleid“ (in Originalversion passenderweise auf CD 1) sowie „Fleischhaus“, dem ehemaligen Bonustrack „Born Dead“ (im Original von DEATH, erschienen auf dem 2001-Album FF) sowie einem Cover von FALCOs „Mutter, der Mann mit dem Koks ist da“ (musikalisch wenig erquickend, textlich dafür ein absolutes Highlight) sind schon einen zweiten Blick wert. Abgerundet wird das dann mit einer spaßigen „Blutgeil“-Liveversion von 2008 aus Leipzig.
Ich muss sagen: Ich persönlich habe EISREGEN vor einigen Jahren rauf und runter gehört und hatte daher definitiv großen Spaß daran die alten Tracks mal wieder zu hören – muss aber noch einmal ganz klar drauf hinweisen, dass das nicht die ausgesuchte Avantgarde der Songs von EISREGEN ist. Wen das nicht stört und wer außerdem Interesse an der 2. CD mit seinen diversen Perlen hat: „Krebskollektion“ fasst die rabiateren Zeiten der Jungs dann doch irgendwie gut zusammen.
Ich habe irgendwie das Gefühl, dass mich gewisse Musiker und Bands verfolgen. Ob das nun Paranoia ist oder irgendwie so etwas wie einen gefestigten Hintergrund hat – TRICK OR TREAT machen es nicht besser. Die Band aus Italien wurde 2002 als HELLOWEEN-Tribut gegründet, veröffentlichte 2006 mit „Evil Needs Candy Too“ ihr Debut, reichten 2009 den Nachfolger „Tin Soilders“ nach, spielten sich damit in Charts und auf hunderte Bühnen weltweit – unter Anderem 2010/11 als Opener der HELLOWEEN-Tour. Aufmerksamen Lesern wird bereits aufgefallen sein was meinen subtilen Verfolgungswahn auslösen mag – mal wieder tauchen die Kürbisköpfe in einem Review über ein Album das nicht von ihnen stammt auf.
Aber nun gut, mit „Rabbit’s Hill Pt. 1“ erscheint jedenfalls TRICK OR TREATs neues Studioalbum als Konzeptalbum zum Roman „Watership Down“ von Richard Adams und soll die Erfolgsgeschichte der Jungs fortsetzen – anstatt mit einer gewissen Form von Klamauk (die den Vorgängern eigen war) nun mit ernsterer Musik. Und das geht mit einer starken Power Metal Nummer („Prince Of A 1000 Enemies“) los: Ein schnelles und kraftvolles Riff sowie ein dicker Power Metal Chorus der sich nicht hinter Genregrößen verstecken muss sind schon einmal gute Zeichen für das was da kommen mag. In eine nun doch sehr ähnliche Kerbe schlagen Songs wie „Wrong Turn“, „Between Anger And Tears“ oder „Rabbit’s Hill“– wogegen mit Titeln wie „Spring In The Waren“ oder „Bright Eyes“ einfach knallhart seichte und ruhige Balladen eingeworfen werden und damit definitiv für eine passende Untermalung des Konzeptthemas sowie adäquate Abwechslung sorgen. Den größten und irgendwie etwas sehr seltsamen Schnitt macht aber „Sassospasso“: Klingt wie aus einem Jahrmarkt genommen und besteht irgendwie nur aus fröhlich-pfeifendem Bass-Gefiedel. Das mag ja als Bonus-Track cool sein (der Track ist es nämlich für sich genommen wirklich), passt aber so gar nicht in den Rest des Albums. Dummerweise ist der Folgetitel „I’ll Come Back For You“ auch eine ziemlich schnarchige Nummer und sorgt daher für einen leichten Stimmungseinbruch im hinteren Drittel der Scheibe. Wer übrigens eine RHAPSODY-artige Epik erwartet: Weder jene, noch dutzende gesprochene Stellen die die Geschichte erzählen wollen sind ein Teil dieses Albums.
Dennoch: TRICK OR TREATs „Rabbit’s Hill Pt. 1“ ist wohl eine klassische, konsequente Weiterentwicklung einer Band die Mal als Tribute angefangen hat – und das ist auch gut so. Mit einer angenehmen Mischung aus schnellem, aggressiverem sowie Mid-Tempo Power Metal, Balladen sowie einigen wenigen Story-Einsprechern ist „Rabbit’s Hill Pt. 1“ eine grundsolide Veröffentlichung mit einem coolen Thema – und übrigens einem total genialen Cover-Artwork. Muss man ja auch mal erwähnen.
Nach dem 2000er Output „Temple Of Two Suns“ habe ich die norddeutschen MOB RULES irgendwie aus den Ohren verloren. 2010 fiel mir dann das unfassbar starke „Radical Peace“ in die Hände und aus genau diesem Grund ist die Erwartungshaltung an das neueste Werk „Cannibal Nation“ enorm groß. Mit „Close My Eyes“ wird zumindest einmal schnell klar, dass die Truppe um Sänger Klaus Dirks an ihren bisherigen Tugenden festhalten. Es gibt anspruchsvollen Melodic Metal mit einer abwechslungsreichen Songstruktur zu hören, für dessen tieferes Verständnis man durchaus auch zwei bis dreimal lauschen darf. Etwas langsamer agieren MOB RULES dann bei „LOST“, welches mit einem anständigen Groove daher kommt. Auch wenn es dann im nächsten Track „Tele Box Fool“ anfangs etwas flotter wird, dominiert auf dem gesamten Album ein unverkennbarer Groove, der sich mit tollen Gitarrenriffs und technisch versierten Soli richtig gut arrangiert. Dabei müssen die Fans natürlich nicht auf die immer wieder leicht progressiven Anzeichen sowie auf den Band typischen Bombast verzichten. Je tiefer man sich in „Cannibal Nation“ herein hört, desto mehr fallen einem die vielen Feinheiten auf, so dass ein Drücken der „Repeat“ Taste nicht nur Sinn macht, sondern durchaus lange Freude bereitet. „The Sirens“ driftet dann an vielen Stellen ganz schön in die Power Metal Richtung ab und es dominieren Double Bass Parts und ein schnelles Gitarrenspiel gepaart mit einem schnellen Mitsing Refrain. Trotzdem verlassen sich MOB RULES niemals auf klassische Klischeepassagen, welche oftmals viele ihrer Genrekollegen auszeichnet. Wahrscheinlich ist es genau das, was die Band und ihren Wiedererkennungswert auszeichnet. Mit „Scream For The Sun“ wurde ein Song arrangiert, der an vielen Stellen mit dem „Oswald File“ mithalten kann. Der Titelsong „Cannibal Nation“ gibt dann noch mal Vollgas und besticht durch ein geniales Gittarensoli. Insgesamt ist den Jungs also wieder ein abwechslungsreiches und technisch absolut hochwertiges sowie fett produziertes Album gelungen, welches sich getrost als würdiger Nachfolger von „Radical Peace“ in die Diskografie der Band einreihen kann.
Das durchaus atmosphärisches Intro „Buenas Noches“ eröffnet für WHITE COWBELL OKLAHOMA aus Toronto, Kanada (selten dämlicher Bandname übrigens) ihren fünften Longplayer „Buenas Naches“ auf welchen die fünf Jungs und ein Mädel ihren Mix aus Southern Boogie, 70er Hard Rock, Stoner, Retro und TexMex Rock’n’Roll samt höllisch beschwörenden Gesang präsentieren. Live bereits durchaus bekannt auf Grund ihrer ausufernden Shows (fire, chainsaw and tits), bringen WHITE COWBELL OKLAHOMA dies größtenteils auch auf CD rüber. Die Scheibe hat für die Zielgruppe einen hohen Spaßfaktor und trägt spürbar das Potential für ausführliche Live-Jams immanent in sich. Anspieltipp: das gut nach vorne rockende und leicht angeschrägte „Get Back To The Grove“ oder das ebenfalls in bester Retro-Classic-Rock-Manier daherkommende Rocker „Easy Street“ ,das düster-coole, eher ruhige „Gallows Bird“ und dem überlangen, mit Bläser und Hammond versetzen Epos „Diabla, Diabla“.
Seit weit mehr als zehn Jahren sind die Düsterrocker von MAINPOINT nun schon unterwegs und waren dabei mit einer ganzen Reihe bekannter Acts unterwegs. Mit „Black Traveller“ erschien nun im Herbst, pünktlich zum Beginn der herannahenden dunklen Jahreszeit, das jüngste Werk des Rostocker Quintetts. Das Album kommt im Tempo auf ruhige Art und Weise heavy, aber mit poppigen Elementen versehen daher (z.B. „Snow White“, „Black Traveller“, „Silent Queen“); eine der wenigen Ausnahmen bildet das deutlich härtere „Gold Rush“, bei dem der Gesang stellenweise schon fast Richtung Growls tendiert. Alles in allem erinnert das Gesamtergebnis ein wenig an eine Mischung aus SISTERS OF MERCY und THE 69 EYES, allerdings leider ohne deren Eingängigkeit zu erreichen. Darin besteht letztlich auch das Hauptproblem von „Black Traveller“: die Songs sind alle solide gearbeitet, lassen aber trotz stellenweise vielversprechender Ansätze (wie zum Beispiel das Intro von „Fire“) etwas Abwechslung vermissen und die Melodien zünden nicht richtig. Fazit: für Genre-Freunde gefahrlos zu konsumieren, aber eher ein Kann als ein Muss.
Irgendwer scheint zur Zeit die Archive des Montreux Jazz Festivals zu plündern. So erschienen im vergangenen Jahr diverse Konzertmitschnitte des renommierten Festivals, das „Jazz“ schon immer in einem stark erweiterten Rahmen verstanden hat. Die STRAY CATS-DVD stellt dabei für die Fans ein echtes Schmankerl da, denn zu sehen ist ein Konzert von 1981, als das Trio auf der Tour zu seinem Debütalbum war. Dementsprechend gibt es hier all die großen Hits zu sehen und zu hören, von „Rock This Town“, über den „Stray Cat Strut“ bis zu „Runaway Boys“. Sound- und Bildqualität sind eher mäßig, zumal sich am linken und rechten Bildschirmrand schwarze Streifen befinden, davon abgesehen macht es aber höllisch Spaß, dem legendären Trio in seiner Frühzeit beim Rocken zuzuschauen. Es ist wirklich faszinierend zu sehen, wie sich 50s Outfits mit 80s Style vermischt haben, wie jung die Musiker damals noch waren (nämlich zwischen 19 und 22), wie gut sie schon damals gespielt haben und mit wie viel Energie sie ihren Sound ins Publikum gepeitscht haben. Da ist noch eine ordentliche Portion Punk zu spüren, die über die Jahre verloren gehen sollte. Amüsant sind auch die Schwenks ins enthusiastische Publikum mit seinem Anfang 80er Styling. Die erste Reihe des übervollen Saals befindet sich dabei schon fast mehr auf der Bühne als davor. Dementsprechend werden die komplett verschwitzten Musiker, die sich im Verlaufe der Show ihrer Shirts entledigen, nach dem Ende des regulären Sets noch drei Mal für Zugaben zurück auf die Bühne geholt. Schade ist nur, dass es auf der DVD keinerlei Specials gibt. Aber gut, hier steht eben einzig und allein das Konzert selbst im Mittelpunkt, und das ist den Kauf trotz der oben erwähnten technischen Mängel allemal wert.
Nach dem Debütalbum vor zwei Jahren wurde im Hause REVOLVING DOOR jetzt nachgelegt, nach ausgedehnten Auftritten überall im Land steht nun der Nachfolger „Milk & Honey“ in den Läden. Der Opener „Life´s A Bitch“ gibt gleich mal gut Gas, auch „Bring Me Down“ geht direkt ins Ohr. Die angenehme, leicht raue Stimme von Sängerin Liesa passt hervorragend zu den rockigen Arrangements. Dass sowohl Sängerin als auch Instrumentalisten auch in ruhigeren Momenten überzeugen können, zeigt das eingängige „Marilyn“. Einzig ein wenig mehr Abwechslung im Gesamtarrangement wäre noch hübsch gewesen, da die fetten Gitarren auf Dauer etwas eintönig wirken- ein Keyboard hätte da wahrscheinlich geholfen. Nichtsdestotrotz spielen REVOLVING DOOR viele Kollegen im Female Fronted Alternative-Bereich locker an die Wand und verdienen es allemal, dass „Milk & Honey“ verbreitet Gehör findet.
Die Verwertung des letzten, guten METALLICA Albums „Death Magnetic“ geht in die nächste Runde. In 2008 erschienen tourten Hetfield, Ulrich, Hammett und Trujillo quer durch die Welt und schnitten dabei an unterschiedlichsten Orten Material mit. Ob man nach den DVDs / BRs „The Big Four: Live From Sofia“, „Francais Pour Une Nuit“ und „Orgullo, Pasion, Y Gloria“ (aus Mexiko) noch einen vierten Nachschlag braucht darf man durchaus hinterfragen und muss ein jeder für sich selbst entscheiden. Davon unabhängig bietet „Quebec Magnetic” satte 26 Songs – aufgenommen am 31.10. und 01.11.2009 vor 20.000 fanatischen kanadischen Fans - kommt DVD 1 mit einem kompletten Konzert und DVD 2 mit jenen 8 Songs welche am anderen Tag in die Setlist rutschten. Darunter endlich wieder mal geiles Zeugs wie „The Four Horsemen“ - ja, Mr. Hetfield – wir lieben „old stuff“, „The Shortest Straw“, „Killing Time“, „Damage, Inc.“ und (oh yeah) „Phantom Lord“. Wobei die Songs des letzten Albums auch hier Live gut zünden („Cyanide“). Das METALLICA bei „Seek & Destroy“ in Halloween-Masken agieren ist dann eher als lustig und skurril einzuordnen. METALLCIA selber bezeichnen die Konzerte in Quebec als mit die Besten in Nordamerika – und obwohl Hetfield nicht immer den Ton trifft, Ulrich gewohnt agiert und man den Sound schon als roh bezeichnen darf – das Ganze kommt fett. Das „Behind The Scenes“ unter dem Titel „Quebec City Love Letters – Featuring Band And Fan Interviews“ ist eher unessentiell und kurz. Der Sound ist brutal gut (Dolby Digital 5.1) – das HD-Bild als Vorbote des angedrohten 3D-Materials ebenfalls überragend. METALLICAs „Quebec Magnetic“ ist eine geile DVD die aber nicht jeder braucht.