Review: Back Where You Belong
Auf dem Cover prangert der Hinweis „100% Authentic Retro Sound of the 80’s“ was ja grundsätzlich so schlecht nicht ist - aber muß dass Ganze dann tatsächlich soundlich so altmodisch klingen wie diese Scheibe hier von MARILYNN? Schon der etwas tuntige Name verspricht Haarsprayrock in Reinkultur und ja diese äußere Erwartungshaltung entspricht diese Berliner Formation mit ihrer Musik formal schon zu 100 Prozent – alleine die Umsetzung überzeugt nicht.
Diese Band hat Ende 1987 nur ganze drei Jahre mit ihren Gründern Oliver Christopher, Andreas Schwichtenberg und Michael Dobbertin bestanden, 1990 war schon wieder Schluss. Einige Demos entstanden dazwischen, es folgen Probeaufnahmen für eine LP, erneute Line-up Wechsel und einige Auftritte u.a. in Ost-Berlin und auf dem Moskauer Friedensfestival. Dann löst man sich ohne aufgenommenen Tonträger auf. 10 Jahre später starten die drei Bandgründer mit neuem Keyboarder ein Reunion, dann der erneute Stillstand und erst 2011 entsteht die jetzt vorliegende Neuaufnahme unter dem Banner „Back Where You Belong“.
Nun diese Rückschau zu den Hochzeiten des Melodic Hard Rock hätte durchaus ein spaßige Sache werden können, tut sie aber leider nicht. Dafür ist diese Mucke kompositorisch einfach viel zu dünne. Was vor allem, wenn man sich das echt super gestaltete Artwork mit klasse Booklet mit den vielen alten Fotos aus dieser Zeit betrachtet, echt schade ist, denn es wären alle Voraussetzungen für ein schöne Zeitreise gegeben. Da wehen die Matten der Protagonisten auf alten Photos, der Glammerfaktor läßt einen an Kapellen wie EUROPE, TREAT, MR BIG oder auch etwas MÖTLEY CREW denken, die Spandexteile mit unmöglichen Farben schimmern einen entgegen und die guten alten selbst miterlebten Zeiten kommen auch beim Schreiberling wieder hoch.
Komplett neu eingespielt sind alle 12 Tracks der CD, sie ist optisch aufgemacht wie eine Schallplatte und auch covermäßig in A und B Side unterteilt, der Retrofaktor wirD so schon toll umgesetzt, nur der Sound ist sehr antiquiert will sagen ohne jede Dynamik. Die Gesangsstimme ist meist zu weit in den Hintergrund gemischt, vielfach fehlt leider völlig das satte Volumen, die Drums sind hölzern-dumpf, es klingt vielfach wie in der Dose oder Röhre aufgenommen, dies bessert sich erst nach den ersten paar NummerN zumindest etwas.
Die beiden Startnummern "Could This Be Love" (der bester Song der Scheibe) und "Back Where You Belong" mit viel Keyboardpräsenz sowie satten Riffs klingen noch ganz passabel. Auch die vielfach vorkommenden Dopppelleadgitarrenparts sind solide gemacht. Man eifert den großen Vorbildern sehr bemüht nach kommt aber nur selten an das ganz große Niveau heran. Das baukastenartige Songwriting die mehrstimmigen Refrains klingen wie damals aber vor allem der Tastenmann ist mir oft zu präsent und hat wohl zuviel VAN HALEN’s „Jump“ gehört („Cant’ Stay Alone“ oder 2Dream on“). Diese nervig flächigen Tastensounds kommen viel zu häufig vor und drücken die Gitarren zu sehr an die Seite. „This is Paradise“ gehört noch zu den besseren Tracks aber die pipsigen Keys gefallen wieder weniger. Klar, die Songs sind schnörkellos gehalten mit einprägsamen Refrains kommeN auch die vermeintlich mitsingkompatiblen Teile dermaßen abgedroschen daher u.a. "Let's Rock“ und „Nighttime Is The Right Time To Rock“, einen Innovationspreis gewinnen die Berliner damit nicht. „Lay it on“ ist sicher der schwächte Song der Scheibe, aber auch die Ballade „Tables Are Turned“ kommt nie so recht in die Gänge, da ist „Don’t Call It Love“ ganz passabel gemachT. “Hide Your Love“ oder "Hearts Afire“ sind schlagernahe simple Poprocker, die keinen wehtun aber auch nicht überzeugen. Das Bemühen und der Einsatz der Musiker sind klar zu erhören aber es reicht insgesamt nur zu einem höchst mittelmäßigen Gesamteindruck, auf fußballdeutsch würde man leider nur oberste 2. Liga. Auch der Gesang bietet noch viel Verbesserungspotential. Die Vocals sind zu wenig nach vorne gemixt und wenn es in mittelhohe Bereiche geht, fehlt es schon deutlich an Durchzugskraft. Bei etwas kraftvolleren Parts mangelt es an echter Power.
Sorry die Herren, da gibt es kompositorisch aktuell deutlich bessere Bands, die das Erbe der 80er mit mehr Frische und inhaltlich überzeugender rüberbringen als MARILYNN.
Back Where You Belong
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
56:5 ()
Label:
Vertrieb:
Bereits das dritte Album legen uns hier SOMEONE’S MISSING mit ihrer aktuellen EP „22 Minutes“ vor. Gleich zu Beginn dieses Reviews sei angemerkt, dass diese Scheibe mit riffbetontem Alternative sowie einer tollen, stimmgewaltigen Sängerin leider viel, viel zu kurz geraten ist.
Der Ruhrpott-Fünfer hatte zuvor bereits zwei Platten „Let Down“ und „Toys“ aufgenommen, die aber stilistisch, ließt man so manche Reviews, wohl etwas anders geraten (vor allem wohl die erste Scheibe) waren als dieser Silberling. Kollege Jan fand den Vorgänger auch so übel nicht - egal bedingt durch Line-up-Wechsel insbesondere am Mikro sind jetzt diese sechs Songs so aufgenommen wie sie sind, und das Ergebnis überzeug mich jedenfalls absolut von vorne bis hinten.
Klar, inhaltlich gibt’s keine so große Innovationen was die Art und Interpretation der Musik betrifft aber wer auf kernigen Female-Fronted Bands mit der Genreausrichtung Alternative/Grunge und ein wenig Crossover wie etwa DIE HAPPY oder GUANO APES zu deren besten Zeiten abfährt, liegt hier goldrichtig. SOMEONE’S MISSING müssen sich qualitätsmäßig keinesfalls vor diesen etablierten Kapellen verstecken. Weniger popig als die HAPPY’s und inhaltlich konstanter als die APES kommen die Tracks sehr eingängig daher, meist recht heftig rockend mal mit fetten heavy Riffs dann „nur“ in Normaloauslage aber immer nach vorne und losrockend.
Sängerin Melanie Vallender weiß voll zu überzeugen, ne amtliche Ballade oder einen etwas länger im Midtempo gehaltenen Song gibt es zwar nicht - macht aber auch rein garnix, denke auch dafür dürfte dieses Organ bestens passen. Bei „Just A Liar“ geht sie aber zumindest stellenweise etwas gefühlvoller und weniger straight zu Werke und auch dass kann sie. Der Gesang und das Songwriting sind jedenfalls töfte, dürften auch live sehr gut funktionieren und für Partystimmung sorgen.
Die Songs auf der EP sind stilistisch klar ausgerichtet, gehen in Richtung immer sehr energetisch, relativ geradeaus ohne die großen Breaks oder gar Zwischenstück sondern meist mit viel Wucht und Power. Trotzdem gib es leichte inhaltliche Verfeinerungen, die jeden Song etwas unterscheiden. Der Start mit dem treibenden "Here With You" gelingt perfekt, es geht voll ab, mit fetten Riffs sowie schönen melodiös-hymnischen Gesang. Bei "You Never Told Me" gibt es die typischen Laut-Leise-Dynamiken, die Vocals gehen auch mal tiefer runter, ein gelungener Mittelteil als kleiner Übergang, mit einem stimmig-flüssigen Gitarrensolo wird der Song abgerundet. „Out Of The Blue“ kann wohl mit dem besten Refrain aller Tracks aufwarten, „Beyound Redemption“ ist ein mitreißender Tempokracher. "Blind" (nein leider kein deutscher Song) geht dann etwas in eine leicht dramatischere Richtung ohne aber zu dick oder pathetisch aufzutragen, die Gitarrenfraktion darf ebenfalls nochmal zeigen was man so drauf hat.
SOMEONES’S MISSING sind zweifelsfrei eine sehr interessante Kapelle, die sich anzutesten auf jeden Fall lohnt. Nur beim nächsten Mal würde ich gerne mal eine komplette Platte über 50 Minuten hören, wie sich die Band dann anstellt den Spannungsbogen länger hoch zuhalten ohne sich zu wiederholen, wird sich dann erst zeigen. Schau mer mal, wo sich diese talentierten Musiker hin bzw. weiterentwickeln. Bin schon gespannt darauf.
Und direkt an die Band: das nächste mal schaut bitte nicht so grimmig und düster auf eurem Bandfoto, das paßt so garnicht zur Musik.
22 Minutes
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
6
Länge:
21:51 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten