Es begab sich im Jahr 2000, als Bassist, Keyboarder und Synthie-Mann Alvater den ehemaligen CRYPTOPSY-Fronter Lord Worm fragte, ob er sich nicht schwarzmetallisch und nuklear betätigen wolle. Das Ergebnis einer anscheinend langen Ideenfindung liegt nun in Form von „Unrelenting Fucking Hatred“ vor, und hier mit dem Namen CRYPTOPSY in irgendeiner Form zu „werben“, geht garantiert nach hinten los, denn RAGE NUCLÉAIRE aus Quebec haben mit technischem Death Metal so viel am Hut wie SABATON mit BURZUM. Das Quartett haut eine übel riechende, stark Industrial-lastige Breitseite an fiesem Räude-Black Metal raus, der in eiskalter Monotonie und sehr dumpf produziert vor sich hin wummert und große Experimentierfreude weitestgehend außen vor lässt. Im besten Sinn primitive, zumeist zwischen Hochgeschwindigkeit und schwerem Midtempo pendelnde Hassklumpen wie „Violence Is Golden“, „Fields Of The Crucified“, „Endziel“ oder der Titelsong werden zudem von Lord Worms abgrundtiefem Growl-Kreisch-Kotzgrummeln abgesegnet und sind definitiv nix für Schöngeister. Zugegeben, das Songwriting könnte etwas facettenreicher sein, und die derbe, kratzig-unterkühlte Produktion erfordert Gewöhnung, aber RAGE NUCLÉAIRE haben mit „Unrelenting Fucking Hatred“ ein sehr eigensinniges, kompromissloses Debütalbum erschaffen, das selbst bei gestandenen Black Metallern Kontroversen hervorrufen wird. Find´ ich gut!
Einen ganzen Berg voller Demos und Splits hat dieses italienische Quartett schon aufgenommen, doch für die Flucht aus dem tiefsten Underground hat es anscheinend noch nicht gereicht. Dabei macht zumindest „Italian Restaurant“, das dritte Album der Band, wahrlich keinen schlechten Eindruck, auch wenn es hier weitgehend unspektakulär zugeht. Die gemäßigte Mischung aus NWOBHM, Punkrock, Thrash- und Speed Metal macht Spaß, was Songtitel wie „Annapura“, „Roadpigs On The Highway“, „Vega(n)azism“ oder „B Movie Mania“ zusätzlich unterstreichen. Auffällig ist noch, dass Sänger Filippo „Butch“ Belli (dessen kauziger Schreigesang grob in Richtung Dave Mustaine oder Joey Belladonna tendiert, was hier echt gut reinpasst) „nebenbei“ noch der Drummer der gefallenen Fickengel ist und „Italian Restaurant“ für eine Eigenproduktion klanglich ordentlich fett daherkommt. Wer demnach etwa auf ANTHRAX in ihrer Frühphase oder meinetwegen auch SACRED REICH steht, könnte mit diesem Album seine Freude haben, auch wenn die Qualität dieser ganz ungefähren Wegweiser erwartungsgemäß nicht erreicht wird. Aber ich hab schon deutlich schlechter italienisch gegessen.
Hinter dem unscheinbaren Bandnamen T&N stecken dreiviertel der DOKKEN-Besetzung des "Tooth And Nail"-Albums. Das heißt die Musiker der Scheibe sind über jeden Zweifel erhaben und mit Georg Lynch an der Gitarre sogar weltklasse besetzt. Sänger ist mal Bassist Jeff Pilson, und bei jeweils einer Nummer Sebastian Bach, Doug Pinnick (KING´s X), Robert Mason (WARRANT) und Tim "Ripper" Owens (ex-ICED EARTH). Das hört oder besser gesagt liest sich doch ganz hervorragend. Ist es das auch?
Nicht wirklich. Auf "Slave To The Empire" sind fünf der zwölf Tracks alte DOKKEN-Nummern; u.a."Tooth And Nail", "It‘s Not Love", oder auch " Into The Fire". Diese "alten" Songs sind bekanntlich klasse, und hier etwas moderner und kantiger dargeboten. Alleine die Vocals unterstreichen den Unterschied, da diese meist um einiges rauer, härter und unmelodiöser daher kommen, als das "Original". Da kann ich keinen wirklichen Mehrwert erkennen. Und die neuen unbekannten Nummern kommen, ausgenommen des bärenstarken Eröffnungs-/Titeltracks, über ein gesundes Mittelmass nicht hinaus. Somit wandert das Teil nach reichlichem durchhören, logischerweise gemäß meinem "Ordnungsprinzip", neben die DOKKEN-CDs ins Musikregal.
Die Frage ist: wann hole ich "Slave To The Empire" dann wieder raus? Wenn ich Bock auf DOKKEN habe? Nee, dann greife ich doch lieber neben dran, und nehme 100% der DOKKEN-Besetzung, da gerade das rohe kantige Spiel von Herrn Lynch und die melodiöse, markante Stimme von Don Dokken den Kontrast - das süß-sauer Verhältnis, das Originelle war.
ROEL VAN HELDEN (ex- DELPHIAN) ist seines Zeichens Schlagzeuger und als solcher nicht gerade dazu prädestiniert eine Solokarriere zu starten. Der Drummer, welcher unter anderem bei SUBSIGNAL, SUN CAGED und seit neustem sogar bei POWERWOLF aktiv ist, wird wohl auch nicht ausschließlich auf die Solo-Karte setzten. Aber ein gutes Progressive Rock Album im Sinne oben genannter Genrebands hat ROEL VAN HELDEN mit seinem Debüt „RvH“ allemal abgeliefert. Unterstützt von zahlreichen Weggefährten machen Songs wie das Highlight „The Long Road Ahead“ mit SUBSIGNAL-Sänger Arno Menses (Vorzeige Prog-Rock) oder „Out Of Time“ (überzeugt mit ruhigem Anfang, wunderbaren weiblichen Vocals (Aniek Janssen), viel Atmosphäre und einem episch-fetten Schlusspart) was her und rechtfertigen so den Alleingang. Auch das harte „Break The Glass“ mit seine konzentration auf komplexes Schlagzeugspiel und die besinnliche Ballade „I Wonder Why“ laufen gut rein. Wobei man sich vom Opener „130 Thousand Miles“ und vom Abschlusstrack „The 4th Dimension“ nicht täuschen lassen sollten – das Rockalbum wird von zwei rhythmischen World-Music-Songs eingerahmt. Für einen Schlagzeuger eine dankbare Aufgabe. Aber es paßt. Denn VAN HELDEN setzt das Schlagzeug meist songdienlich ein, komplexe Strukturen lassen sich mehr erahnen als das sie Vordergründig nach Beifall haschen. Augenfällig sind da eher die vielen Eskapaden welche er mittels Percussions in die Songs einbaut und diesen damit zusätzlich Drive verleiht und das man den Keyboards recht viel Platz einräumt. „RvH“ ist kein überragendes, aber ein schönes Album geworden, in das Schlagzeuger und Fans aus dem SUBSIGNAL-Umfeld gerne mal reinhören dürfen.
Festival-DVDs zum nachträglichen Schwelgen in Erinnerungen oder als Trostpflaster für Zuhausegebliebene sind eine nette Sache und beim Feuertanz Festival haben sie mittlerweile schon Tradition. Seit Jahren versorgen die Festivalmacher die Fangemeinde zuverlässig mit Material und so darf natürlich auch vom Festival 2012 eine DVD nicht fehlen. Geboten wird eine bunte Mischung des Programms, die- mit dem einen oder anderen Gothic-Einsprengsel in Form von LETZTE INSTANZ, MONO INC. und den an der musikalischen Schnittstelle agierenden COPPELIUS- einen Querschnitt durch die Mittelalter-Szene von ganz unten (DAS NIVEAU) bis hin zu einer der führenden Bands des Genres, SUBWAY TO SALLY, darstellt. Die ebenfalls auf dem Festival gastierenden APOKALYPTISCHEN REITER fehlen aus unbekannten Gründen leider völlig, ebenfalls nicht immer nachvollziehbar ist die die Auswahl oder Anzahl der vertretenen Songs (z. B. gleich drei von DAS NIVEAU, dafür nur einer von FAUN und gar keiner der APOKALYPTISCHEN REITER; LETZTE INSTANZ, die ordentlich rocken können, sind zu zwei Dritteln durch Balladen repräsentiert). Schade ist auch, dass beim Abspielen keinerlei Einblendung von Band und Liedtitel erfolgt, zumal die Abspielreihenfolge nicht der auf dem Titel angegebenen entspricht. Doch genug der Schelte, hübsch geraten ist dagegen die aus Festivalimpressionen und Interviews bestehende „Dreingabe“, bei der neben Rede und Antwort stehenden Musikern auch Publikum, Flair und die für ein Festival dieser Art wunderbare Kulisse der Burg Abenberg zu sehen sind. Eine nette Erinnerung für alle FEUERTANZ-Freunde ist die DVD also allemal.
Dass Australien eine sehr potente (Black-) Thrash-Szene hat, haben Bands wie HOBBS´ ANGEL OF DEATH, DESTRÖYER 666 oder RAZOR OF OCCAM schon längst unter Beweis gestellt. In diesen illustren Kreis passen die 2007 in Canberra gegründeten HELLBRINGER wie Arsch auf Eimer, denn ihr Debütalbum „Dominion Of Darkness“ (die erste, selbst betitelte EP erschien noch unter dem Bandnamen FORGERY, der aber aufgegeben wurde, nachdem es zu Verwechselungen mit den norwegischen Thrashern kam) ist ein Gehörgangputzer nach Maß. Das Trio um die Zwillingsbrüder Josh und Luke Bennett (was mich irgendwie an NIFELHEIM erinnert…) orientiert sich stilistisch in etwa an seinen erwähnten Landsmännern und setzt auf kernige, sägende Riffs und überwiegend flottes Midtempo mit geschickt eingestreuten Breaks. Diese Rezeptur ergibt unterm Strich sehr gute Dampfhämmer wie den eröffnenden Titelsong, das treibende „Necromancer´s Return“, die geile Mitgrölnummer „Satanic Destructor“ oder das ebenfalls erstklassige Rausschmeiß-Massaker „Demon´s Blood“, die hier zwar die Highlights darstellen, wogegen der Rest des Materials aber nicht sonderlich abfällt. Die ganz großen Hymnen haben HELLBRINGER noch nicht im Programm, und ein wenig mehr Abwechselung könnte auch nicht schaden, aber unterm Strich ist „Dominion Of Darkness“ ein auffallend starker Einstand, der das Genre definitiv bereichert.