Was geht denn hier ab? SUNDOWNING bringen mit „Seizures Of The World“ ein Debütalbum raus, das sich vor den Großtaten von DOWNFALL OF GAIA und PLANKS nicht verstecken muss. „Heartless“ läutet die gut 30 Minuten Postcrust effektvoll ein, sich langsam aufbauend, bis es dann zur Eruption kommt. Hier wird bereits deutlich, dass SUNDOWNING versierte Songschreiber sind, die das Einmaleins des Gernes verstanden haben und in fesselnde Songs umsetzen können. Das erinnert mal an FALL OF EFRAFA, mal an CELESTE und gerade in der Gitarrenarbeit immer wieder an DOWNFALL OF GAIA, ohne dabei an Eigenständigkeit zu verlieren. Beim Riffing toben sich SUNDOWNING immer wieder aus, selbst wenn sie einen Gang zurückschalten, bleibt es massiv bösartig („Seizures Of The World“), wozu Christophs Gesang natürlich auch einen großen Teil beiträgt. SUNDOWNING haben sechs großartige Songs auf „Seizures Of The World“ gepackt, die von Anfang bis Ende fesseln und sich mit der Konkurrenz locker messen können. Könnte das nächste große Ding werden.
CAPTAIN PLANET erwischen mit „Pyro“ einen Traumstart in ihre neue Platte „Treibeis“: der Song ist ein echter Ohrwurm, der spätestens beim Refrain jeden gepackt hat. Dazu ein Text, der intelligent ist und über Plattitüden jeglicher Art weit hinausgeht. Das folgende „Sand in den Augen“ hält das Niveau ebenso mühelos wie „Nest“ – und spätestens dann wird klar, was für eine gelungene Punkrockplatte CAPTAIN PLANET hier (wieder einmal) am Start haben. Keiner der folgenden Songs fällt merklich ab, alle haben die Mischung aus Rotzigkeit, wütender Trauer und nachdenklich-intelligenten Texten, die CAPTAIN PLANET ebenso zu Eigen ist wie MUFF POTTER (R.I.P.) oder HOT WATER MUSIC. Handwerklich machen die Jungs sowieso alles richtig, auch wenn sich Neueinsteiger in den Sound der Hamburger sicher erst an den Gesang werden gewöhnen müssen. Lohnt sich aber, denn „Treibeis“ überzeugt durchgehend und ist eines der besten deutschen Alben des Jahres.
Ungemein kraftvoll tönt die erste Single „Celebrity Touch“ vom kommenden neuen RIVERSIDE-Werk „Shrine Of New Generation Slaves” aus der Anlage. Aber ganz klar, dies ist vom Riffing her deutlich weniger Prog(Metal) als in der Vergangenheit die letzte reguläre Studio-LP „Anno Domini High Definition“ (2009). Wobei, auch die direkte Vorgänger EP „Memories In My Head“ (2011) ging bereits in eine etwas „softere“, mehr artrockigere Richtung, hin zu den Anfängen der Band.
Aktuell legt man jetzt anscheinend wieder mehr Wert auf urwüchsigen, etwas angeprogten (will sagen nicht zu geradeaus geführten) Hardrock mit toll satten Bassgrooves sowie erdigen Vocals. Nach gut einer Minute Song röhren diese unheimlich fetten Hammondsounds aus den Boxen - ja hat tatsächlich was von DEEP PURPLE zu besten Zeiten, und es soll eine Verbeugung vor deren unlängst leider verstorbenen Tastenvirtuosen JON LORD sein. Diese Absicht ist gut umgesetzt, dann wird der Sound zunehmend noch etwas voller, kompakter, intensiver mit klasse Drumming, das hat rein vom Songempfinden auch was von den AYREON-Sachen oder auch 70er Progrock im modernen Ambiente. Es folgt im Mittelteil ein toller atmosphärischer Part als Bridge, leicht getragen aber nicht zu düster, etwas flirrend typisch RIVERSIDE - dann ein Break mit kurzem Basssolo sowie heftigem Finale.
Die Albumversion wird dann noch zwei Minuten länger – als Appetithappen taugt „Celebrity Touch“ allemal zwar nicht überragend, aber solide rockend. Man darf gespannt sein auf das Album!
Bereits seit einigen Jahren sind die Münchner SCOFF in ihrer heimischen Szene aktiv und haben auch schon die Bühne mit Bands wie CORROSION OF CONFORMITY, HELLFUELED oder KARMA2BURN geteilt. Normalerweise finde ich die Referenz, mit irgend einer bekannten Band schon mal die Bühne geteilt zu haben, äußerst affig, da sie nicht im Mindesten etwas über die Qualität ausdrückt; ich habe schon genug Schrottbands vor sehr guten namhaften Truppen gesehen. Im Fall dieses Trios glaube ich aber ernsthaft, dass den Anwesenden der Support gefallen hat, da SCOFF ihre Sache mehr als ordentlich machen. Kerniger, schrammeliger Rock aus der Southern/Stoner-Ecke trifft auf satten Groove und sägende Riffs im Breitwandformat sowie auf rauen, kraftvollen Gesang. Dabei eiern die Herren Zahler (Gitarre und Gesang), Marschner (Bass) und Minke (Drums) nicht mit fast schon genretypischen Quietschorgien herum, sondern schreiben Songs mit Wiedererkennungswert, die richtig Eier haben: der schleppende Opener „The Day Of The Locust“, das flotte „Temper The Goat“, das hymnische „Wrath“, das knackig-kurze „Stampede“, das akustische „The Deceiver“, der instrumentale Titelsong oder das stampfende „Mandalay“ (beide überlang) sind durchweg gut bis sehr gut ausgefallen und sollten Fans von etwa MASTODON, RED FANG oder auch BLACK STONE CHERRY problemlos zusagen. In diesem Bereich könnte sich mit SCOFF eine weitere Größe etablieren, das Zeug dazu haben die Jungs ohne Frage. Nach „Reverse Universe“ aus dem Jahr 2006 ist „Lambda“ ein starkes Zweitwerk der Bayern geworden.
Es ist “Hard To Be Honest”: „Man And Machine“ ist Heavy Metal aus dem Baukasten. Man nehme: Charismatische Gitarrenmelodien, das typische Dirkschneiderische Organ, Schnulzen und Balladen hier, rockig-flockige Metalnummern da. Fertig ist der Lack. Traditionell ragt das Titelstück ein bisschen heraus, „Like A Lion“ hätte auch das Zeug auf einem der Accept-Klassiker-Alben zu stehen. Genau wie der Titel von der Ehrlichkeit. An sich klingt alles prima, wie das Erbe der großen Vorgängerband. Letztlich reicht das zwar nicht, um an die megalomanen Meisterwerke der früheren Dirkschneider-Historie anzuknüpfen. Aber es macht trotzdem Spaß, das Albumchen. Es ist halt typischer 08/15-Standard aus der Klingenstadt mit typischen Songs und typischen Musikern (Kaufmann als Gitarrist, Wienhold und so weiter) – typisch und eben total unterhaltsam. AFM legt bis März weitere UDO-Scheiben neu auf und versieht sie mit ein paar netten Extras: Hier sind das Titelstück live und das – ähem – gewöhnungsbedürftige Schnulz-Duett mit Doro namens „Dancing With An Angel“. Auch, wenn alle Welt die aktuelle Accept-Besetzung und deren Scheiben abfeiern, das Innnere hat sich die Band selbst rausgerissen – irgendwie ganz traurig. Gemeinsam wäre für die Fans alles noch viel schöner…
Wer CRUCIFIED BARBARA schon mal Live sehen durfte, weis, das die vier schwedischen Rockmädels es Live drauf haben – auch drei gute Alben sprechen Bände. Mit ordentlich Verspätung gibt es jetzt unter dem Titel „'Til Death Do Us Party - European Tour 2009“ eine 85-minütige Dokumentation zur damaligen 41-Städte Tour. Was man sieht ist Touralltag: die Protagonisten ungeschminkt und beim schminken, im Bus, beim Feiern, chillen und müde sein; vor und nach dem Auftritt, beim rocken und mit allerlei Widrigkeiten kämpfend. Kaputter Bus, kaputte Location, kaputtes Publikum – aber auch gute Auftritte und positives Vibes. Alles in Camcorder-Qualität. Die Doku ist im Original „schwedisch“ gehalten und kommt mit ausschließlich englischen Untertiteln daher. Für Fans der Mädels sehr interessant, auch als Metal-Fan im allgemeinen ist so eine Tour-Doku mal was anderes als die gewöhnlichen 10 Minuten „Behind the Scenes“. Aber das man weder „richtig“ Mucke liefert (Videos oder längere Live-Mitschnitte gibt es nicht) und auch sonst kein Bonusmaterial vorhanden ist, gibt doch mehr als nur Abzug in der B-Note für CRUCIFIED BARBARA und „Til Death To Us Party”. Das ist dann in Gänze dann doch etwas wenig Material.
Egal, was diese Band auch anstellt, sie wird von ihren Fans auf ewig an ihrem überragenden Erstling „World Downfall“ gemessen, einer Platte, die zu den absoluten Meilensteinen der Grindcore-Historie zählt. Bereits die letzte Scheibe „Darker Days Ahead“ wurde trotz herausragender musikalischer Qualitäten zwiespältig aufgenommen, da sie schlichtweg anders und nicht mehr ganz so rumpelig-rüpelhaft-thrashig klang als der kultige Vorgänger, der 17 Jahre (!) zuvor erschienen war. Wer also mit der 2006er Scheibe seine Problemchen hatte, wird auch mit „Hordes Of Zombies“ (zugegeben: der Titel ist superoriginell…) nicht besser klarkommen, obwohl sich das Besetzungskarussell einmal mehr gedreht hat. Den 2006 verstorbenen Gitarristen Jesse Pintado ersetzt eine Dame namens Katina Culture, und für Bassist Tony Norman ist Urgestein David Vincent zurückgekehrt. Egal, wie man zu den „neuen“ TERRORIZER steht, Fakt ist, dass auch das renovierte Quartett eine volle Breitseite vom Allerfeinsten abliefert, auch wenn man gelegentlich etwas Abwechselung und einen Übersong vom Schlage eines „Dead Shall Rise“ oder „Fear Of Napalm“ vermisst. Mit dem Titelstück, „Subterfuge“, „Radiation Syndrome“, „Flesh To Dust“, „Prospect Of Oblivion“ oder „Forward To Annihilation“ sind auf „Hordes Of Zombies“ durchweg erstklassige Vollgas-Riffmassaker am Start, die ganz ohne Scheuklappen zur Genre-Ware der Güteklasse A zählen. Auch wenn sich das Album im Vergleich mit dem obergeilen aktuellen MORBID ANGEL-Werk „Illud Divinum Insanus“ geschlagen geben muss, ist die Zombiehorde eine vorzügliche Schlachteplatte, die den „Tipp“ absolut verdient hat!
Wie macht der Marcus das bloß? Kümmert sich um sin Fru und den putzigen Puschi, arbeitet in einer Giftküche, füllt Metaller in der Kneipe ab und journalistet er auch noch für ne Rock-Postille. Und so janz nebenbei schreibt er eine Wolke nache nächste wa, muggelt also in einer Institution namens POSTMORTEM an Weltideen herum. Herausgekommen ist mit „Bloodground Messiah“ genau das: Eine muggelige Death-Thrash-Granate. Fernab aller Trends wird’s dem Fan hier warm: Ein Groove-Monster frisst das nächste bis die Trommelfellle gänzlich perforiert sind. Vorn krümelt Putz selbigen von der Wand, hinten trommelt Meister Maxe eben jene gänzlich um. Nach fest kommt ab: Dafür ist Thilos pumpender Bass zuständig. Und was jetzt noch steht, das schneidet MM in chirurgischer Präzision mit seiner Gitarre auseinander. Und da liegt der geneigte Fan nun in all seinen Einzelteilen, versucht sich selber einzusammeln. Vielleicht hilft da ein wenig Medizin aus dem Hause Brutz und Brakel? Egal, wenn Arme und Hände wieder am Rumpf sind: Einfach zur Anlage robben, „repeat“ drücken und noch ein bisschen lauter drehen. Denn egal, ob diese Kriegshymnen nun „Santa Muerte“, „Black Flame“ oder „Can’t Wait To Eliminate“ heißen: Das sind alles Hits. Sozusagen. Death, Thrash, Rock’n’Roll, Groove, Bolt Thrower, Slayer? Egal, is geil: POSTMORTEM, blutig - Marcus Messiah.
Diese Review ist mir eine besondere Ehre, da die Band aus meinem "Kiez" Aschaffenburg kommt! Dennoch seid versichert, dass dies keinerlei Auswirkungen auf mein Gehör, meinen "Sachverstand" und somit auf die Review hat.
MY SLEEPING KARMA heißen die vier Jungs und bringen mit "Soma" ihr viertes Album ins Rennen um die Hörergunst. Gesang gibt es keinen - und somit haben wir hier ein mutiges, seltenes und aus der Norm fallendes Album zu besprechen. Der Sound der Musiker bewegt sich irgendwo zwischen Rock, Independent und flirrend heißem Stoner Groove. Gerade die Perioden, Phasen oder Momente des letztgenannten gehen mir besonders ins Blut, vor allem, wenn man zuvor schön "eingelullt" worden ist.
Stampfende, sich steigernde Rythmik, flankiert mit Gitarren, die grollen, doch meist mit Melodie den Song erzählen. Im Kontrast dazu ein vor sich hin schwebendes Keyboard bilden eine Melange, die gefangen nimmt und den Hörer an das Album fesselt. Das immer wieder sanft atmosphärisch "grundierende" Keyboard unterstreicht den Entspannungs- und psychodelischen Charakter der Nummern. Kürzere, meist sanftere und reduziertere Nummern umranken einem Vorspiel gleich lange und komplexere Songs. Diese schweben förmlich aus den Boxen wie aufsteigender Nebel und füllen den Raum mit Melancholie, um im nächsten Moment mit Zorn und Energie aufgewirbelt und vertrieben zu werden. "Soma" schleicht sich förmlich in den Hörer, um dort sein Werk zu verrichten.
Sicher geht oder besser gesagt funktioniert das Ding nicht immer - aber wenn die Stimmung oder Atmosphäre passt, ist die Scheibe ein Genuss mit Gänsehaut. Dieses Album ist mein letzter Tipp für 2012 - und das hat nichts damit zu tun, dass die Band mir geographisch so nah ist, sondern weil sie es mit ihrer Musik ist.