Schon beeindruckend, in welchem Arbeitstakt das niederländische Hardrock-Trio seine Scheiben unter die Bangerschaft bringt; genau ein Jahr hat die Band um Gründer und Gitarrenwunder Willem Verbuyst gebraucht, den Nachfolger von „In Dutch“ einzutüten. Und „Flying Dutchmen“ schafft es tatsächlich, das hohe Niveau des Vorgängers mindestens zu halten, auch wenn das Energielevel des wahnsinnig geilen, selbst betitelten Debüts leider auch dieses Mal nicht ganz erreicht wird. Das ist aber Meckern auf sehr hohem Niveau, denn die Fliegende Holländer beherbergt ebenfalls alles, was diese Truppe auszeichnet: die Mixtur aus dem knackigen, herrlich oldschooligen Gitarrensound des Chefs, dem furztrockenen Groove der Stücke sowie dem gleichsam bluesig-verrauchten wie melodischen Gesang von Bassist Jochem Jonkman. Und in Sachen Songwriting wird zumindest der Vorgänger getoppt, denn Rocker wie der flotte Opener „Frivolous Franny“, das mit seinem treibenden Rhythmus etwas an MAIDENs „Phantom Of The Opera“ erinnernde „Waiting In The Wings“, das halbballadeske „Give Me One More Shot“, das melancholische „The Butcher´s Knife“, das laut Band als Bindeglied zum letzten Werk fungierende „In Dutch“, der Ohrwurm „Johnny Got Lucky“ (mit Gasteinlage von S. L. von THE DEVIL´S BLOOD, der auch im abschließenden „Welcome To The Night“ zu hören ist) oder der hymnische Titeltrack sind fast ausnahmslos (lediglich das arg gewöhnungsbedürftige Herman Brood-Cover „Never Be Clever“ fällt durchs Raster) kernige, im besten Sinn unspektakuläre, zeitlose Perlen, die eben wegen ihrer geringen Effekthascherei so gut funktionieren. „Flying Durchmen“ ist insgesamt wieder eine saustarke Platte einer völlig authentischen Band, von denen es leider immer weniger gibt.
Irgendwie distanziert, düster, zuweilen ein wenig gleichförmig, aber mit jeder Menge Profil walzt mich "Earthmother", das bereits vierte Album von SEAMOUNT, platt. Das Ding ist nicht einfach einzuordnen; die Stimme verbreitet zuweilen 80er Jahre New Wave-Kälte, das Keyboard erinnert an die abgefahrenen 70er , und der Gitarrensound und die Rhythmik sind eine Melange aus doomigen BLACK SABBATH, geheimnisvollen BLUE ÖYSTER CULT und einer Prise dunkler SISTERS OF MERCY - dazu allerdings noch einige eigene Zutaten. Obwohl im Retro-Gewand gekleidet, gelingt es der deutsch-amerikanischen Band, fern der ausgetrampelten Pfade von LED ZEPPELIN, PINK FLOYD oder eben allzu viel BLACK SABBATH, ihren eigenen Weg zu gehen.
"Echoes" ist eine wehmütige Reise durch ein siebenminütiges langes Jammertal ohne große Kontraste, aber mit jeder Menge Emotion und Bitternis. Doch nicht nur Zerknirschtheit haben die Musiker zu bieten, sondern auch eine Ladung Wut und Zorn, die sie in gewaltigem Druck aus den Boxen hauen. Im Titelsong gelingt es ihnen gar, eine starke melancholische Melodie ins Zentrum der Nummer zu stellen, welche gesonderten Applaus verdient. Die Band schafft es, mich in ihren Bann zu ziehen! Ich denke, die Jungs haben wirklich was mit ihrer Musik zu sagen. Wenn auch die eine oder andere Nummer eine Spur zu lang für den musikalischen Inhalt ist, so kann mich doch die ausbreitende Energie und Dynamik von der Skip-Taste fernhalten.
"Earthmother" ist ein Album, das (zunehmend mehr) Spaß macht, da das "Hörbild" und der Sound originell und gelungen sind und mir die Band damit so gewaltig auf die Lauscher klatscht, dass ich mir ein wohliges Grinsen nicht verkneifen kann. Bravo SEAMOUNT !!!
Meine Fresse, es hat ja schon einige Bands gegeben, die sich an den übermächtigen Wichsvorlagen von King Diamond und vor Allem MERCYFUL FATE versucht haben, aber ich habe noch keine einzige Band vernommen, die sich stilistisch und qualitativ so nah am Original bewegt wie die 2011 gegründeten ATTIC aus Nordrhein-Westfalen. Und würde man einem völlig Ahnungslosen vorliegendes Debütalbum vorspielen, könnte er es ernsthaft für den Nachfolger von „9“ halten. „The Invocation“ ist zwar einerseits eine hundertprozentige Hommage an die Dänen, kann andererseits aber auch deren Weltklasse-Niveau zumindest tangieren. Der hohe Gesang von Meister Cagliostro ist vom Original nur bei genauem Hinhören zu unterscheiden, das Gitarrenduo Katte und Rob macht einen ähnlich geilen Job wie die Herren Shermann/Wead, und selbst das Songwriting funktioniert so geschickt, dass die Stücke eingängig und mit hohem Ohrwurmpotential, aber auch nach dem x-ten Durchlauf nicht ausgelutscht daherkommen. Als absolute Highlights des Albums gehen der flotte Opener „Funeral In The Woods“, das schleppend-epische “Edlyn”, die melodischen “Ghost Of The Orphanage“ und „The Headless Horseman“ sowie das abschließende, dramatisch aufgebaute „Evil Inheritance“ durch, wogegen die restlichen Stücke jedoch kaum abfallen. Es mag jetzt vielleicht Leute geben, die „The Invocation“ schon als das zweite „Melissa“ abfeiern möchten, aber so weit sind ATTIC dann doch noch nicht ganz, obwohl sie über weite Strecken schon auf „Time“- oder „Dead Again“-Level operieren. Und klammert man das Lebenswerk von Herrn Diamant mal völlig aus, bleibt ganz nüchtern ein erstklassiger Einstand einer Truppe, von der man hoffentlich noch viel hören wird. Hail to the King!
Hinter dem Namen TAINTED NATION verbirgt sich eine Reihe umtriebiger Musiker, die dem einen oder anderen schon von vorherigen Projekten bekannt sein dürften: Pete Newdeck (EDEN´S CURSE), Ian Nash (LIONSHEART), Mark Cross (FIREWIND, MARCO MENDOZA, HELLOWEEN) und Pontus Egberg (THE POODLES). Nun kann ein derartiges Aufeinandertreffen ja gerne mal in einen Ego-Clash oder ein Experimentieren mit verschiedensten musikalischen Finessen ausarten, das vom Spieltechnischen her zwar großartig sein mag, mitunter aber kaum noch anzuhören ist. TAINTED NATION umschiffen derartige Klippen erfreulicherweise jedoch souverän und liefern stattdessen ein gelungenes Rockalbum ab, auf dem sich Hard Rock, Melodic Rock und Power Metal-Elemente mischen. Die Songs treiben allesamt vorwärts, sind oft mit mehrstimmigen Refrains versehen und gehen dabei ins Ohr, was schon der Opener „Dare You“ verdeutlicht. „You Still Hang Around“ geht in die Beine, bei „Who´s Watching You“ kommt der Power Metal durch und Schlagzeuger Mark Cross darf ordentlich drauflos prügeln. Ein ganz kleines bisschen mehr Abwechslung – zum Beispiel in Form einer Ballade oder auch nur eines gemäßigten Midtempo-Songs (denn TAINTED NATION drücken das Gaspedal wirklich konsquent durch)- wäre noch hübsch gewesen, aber alles in allem präsentiert sich die Band auf ihrem Debütalbum ausgesprochen überzeugend und man darf gespannt sein, was die Herren in Zukunft noch auf die Beine stellen werden.