HER BRIGHT SKIES sind beim ADEPT-Label Panic & Action gelandet, das ja bekanntlich von Peter Ahlqvist, der schon mit Burning Heart Records sein Gespür für feine Bands bewiesen hat. So ist es wenig verwunderlich, dass auch „Rivals“ eine Platte ist, die Spaß macht und geichzeitig zeigt, dass sich die spielfreudigen HER BRIGHT SKIES nicht um Genres scheren. Hier wird fröhlich Punkrock, Metal, Emocore und Pop vermischt, was im Ergebnis von knackigen Songs („Working Class Punx“) bis zu ruhigeren Nummern („Up & Away“) ein breites Spektrum abdeckt. Wie bei so gut wie allen schwedischen Bands kann auch HER BRIGHT SKIES ein routinierter Umgang mit Instrumenten und Songwriting bescheinigt werden, hier hat alles Hand und Fuß. „Rivals“ erfindet zwar Stromgitarrenmusik nicht neu, macht aber Spaß und hält die Balance zwischen Härte und Poppigkeit, um für eine große Zielgruppe interessant zu sein. Die Tour mit ROYAL REPUBLIC steht den Schweden dabei ebenso gut zu Gesicht wie es eine gemeinsame Unternehmung mit TITLE FIGHT oder ASKING ALEXANDRIA täte.
Von einem starken Debütalbum träumt jede Band, auch wenn die eigentliche Schwierigkeit dann ja darin besteht, beim Folgealbum das Niveau zu halten. RED APOLLO haben bereits mit ihrer „Quiet As Death“-EP einen guten Einstand hingelegt, dem sich mit „Marche Funèbre“ ein Debütalbum anschließt, das sich im Vergleich mit der Konkurrenz nicht zu verstecken braucht – was die Dortmunder hier abliefern, ist Postcore allererster Güte. Ganz im Stile von FALL OF EFRAFA, DOWNFALL OF GAIA und CULT OF LUNA werden laut/ leise-Dynamik, epische Gitarrenwände und ein klagend-aggresiver Gesang genutzt, um eine amotsphärisch dichte Platte zu erschaffen. Wer einen Siebenminüter wie „A Sea Of Trees“ schreiben kann, überzeugt auf ganzer Linie. Der Song bringt die Trademarks der Band auf den Punkt, von der Gitarrenarbeit über den Gesang bis zur Rhythmusabteilung überzeugt hier alles in einem auf den Punkt geschriebenen Stück. Großes Kopfkino! Die restlichen Songs stehen dem aber in kaum etwas nach und bewegen sich auf durchweg sehr hohem Niveau, sei es der knackige Opener „SIOPE“ oder das mit passionierter Gitarrenarbeit ausgestattete „The Vow“. RED APOLLO lassen „Marche Funèbre“ zu einem intensiven, heftigen Werk werden, das sich alle an Post-sonstwas Interessierten einfach in’s Regal stellen müssen.
KOWLOON WALLED CITY haben sich passend zu ihrem Namen (einstmals eine der gefährlichsten Viertel Hongkongs) einen melancholisch-düsteren Sound zu Eigen gemacht, was beim Debütalbum schon gut funktionierte und in „Container Ships“ seine gelungene Fortsetzung findet. Die Band aus San Fransisco erschafft diese Atmosphäre vorrangig durch den passend intonierten (fast schon klagenden) Gesang und die variable Gitarrenarbeit; in letzterer finden sich dabei gleichzeitig die vielfältigsten Einflüsse, von UNSANE über Shoegaze bis hin zu SUNNO))) („Container Ships“) und frühe DEFTONES reicht dabei die Spanne. Es gelingt den Jungs dabei, diese sehr unterschiedlichen zu einer stimmigen Mischung zu verarbeiten, zu keiner Zeit klingt das Ergebnis wie Stückwerk oder wirkt ein Teil unpassend eingearbeitet. KOWLOON WALLED CITY entwickeln so einen ganz eigenen Charme, eine ganz eigene Note, und können dadurch den Hörer für sich gewinnen. Die Tatsache, dass sie zudem ein Gespür für feine Melodien haben (die stellenweise an Postcore-Sachen erinnern, „Wrong Side Of History“ sei hier genannt) und auch den nötigen Groove („Beef Cattle“), macht die Sache natürlich noch besser. „Container Ships“ wird so zu einem vielschichtigen Postrockalbum, das seine Einflüsse aus vielen Genres zieht und zu einer gelungen, atmosphärisch dichten Chose vermengt.
Ihr letzte Scheibe „Generation Wild“ hinterließ bei mir einen mehr als nur positiven Eindruck. CRASHDIET ließen ihre (und meine alten Faves) RATT, POISON, MÖTLEY CRÜE, SKID ROW & Co. auferstehen und Anfang 2010 mal wieder durch meine Ohren rauschen. Mit „The Savage Playground“ gibt es jetzt den Nachfolger; und die schwedischen Glam Metal Warriors erfüllen die Erwartungen. Mit „Change The World“ fängt man stark und recht Metal-Affin an – was ein Riff. Die an Nummer zwei gesetzte Single „Cocaine Cowboys“ kommt dagegen doch sehr kommerziell daher und schielt auf Airplay – legales Anliegen, aber die selbst angesprochene ausgereiftere Form des Songwriting steht der Band schlechter als die „geradeaus auf die Zwölf“ Glam- und Sleaze-Rocker. Und da gibt es mit „Anarchy“(eröffnet mit geile JUDAS-Riff), dem flotten „Circus“ (Highlight – überragender Einstieg (RATT), eine Gesangslinie die sofort gen Kleinhirn rauscht, rauer Song mit Hammer Refrain - Hit), den Rhythmusbolzen „Sin City“, und dem Banger „Damaged Kid“ sowie dem abschließenden, gar orientalisch anmutende „Garden Of Byblon“ genug Top-Stoff. Yeah – keine Wunder das die Spandex-Träger das Whiskey a Go Go in L.A. ausverkauften. So muss es klingen. Leider sind Anno 2013 mit z.B. „California“ und „Got A Reason“ etwas weniger Volltreffer als zuvor an Bord. Das ungewöhnlich düstere „Snakes In Paradise“ finde ich interessante Facette von CRASHDIET. Wer mit den bisherigen Alben von CRASHDIET was anfangen konnte, der wird auch mit „The Savage Playground“ richtig viel Spaß haben – dass der Vorgänger einen Tick fetter aus den Boxen schallte ist auf dem Niveau eher zweitrangig.
In den späten 60er Jahren war die „Process Church Of The Final Judgement“ in England und den USA eine Form von apokalyptischer, endzeitlicher Flower-Power-Bewegung, die das Gleichgewicht von Gut und Böse, Gott und Satan, Aktion und Reaktion in den Mittelpunkt stellte. SABBATH ASSEMBLY aus New York sehen sich als neuzeitliches Sprachrohr dieser Bewegung und legen hörbar mehr Wert auf den Transport ihrer Inhalte und die Texte als auf die Musik selbst. Die beiden Macher, Dave Nuss und Jamie Myers (die auch schon bei HAMMER OF MISFORTUNE und WOLVES IN THE THRONE ROOM aktiv war und hier den Hauptgesang übernimmt), zelebrieren eine sehr melodische Mischung aus 60er/7er-beeinflusstem (Occult-) Rock, Blumenkinder-Liedermacher-Singalongs, Spoken-Word-Parts und Kirchenklängen. Dieses grundsätzlich sehr gelungene Potpourri geht stellenweise unter die Haut („We Come From The One“, „Bless Our Lord And Master“, „Christ You Bring The End“, „And The Clarion Calls“), aber gelegentlich auch auf den Sack, speziell in den erwähnten Spoken-Word-Passagen, in denen gepredigt wird, die aber gerne in nervige Laberei ausarten („Let Us All Give Praise And Validation“, „In The Time Of Abbadon II“, „The Love Of The Gods“). „Ye Are Gods“, das Zweitwerk der Band, ist eine interessante, sehr hörenswerte Scheibe, die zweifellos ihre Momente hat, als Gesamtwerk aber nicht zu den Highlights der zuletzt sehr starken, spirituell gefärbten Rockmusik zählt.
Unter dem doch etwas gewöhnungsbedürftigen Namen BLITZ KIDS agiert seit geraumer Zeit ein britisches Quartett, welches auf der Insel durchaus wieder einen Hype in der dortigen Fachpresse auslösen könnte (oder auch schon hat). So sind mir ihre bisherigen Veröffentlichungen zwar nicht bekannt, aber ihre 6-Track-EP „Never Die“ überzeugt mit mainstreamigen Songs zwischen den MANIC STREET PREACHERS der Spätphase (wie das poppige und mit Hammer-Refrain ausgestattete „Warrior“ und vor allem der überragende Titeltrack „Never Die“) und Rock der Marke SUNRISE AVENUE („You’re Dead To Me“, “Strangers With Memories”). Die BLITZ KIDS setzen auf einschmeichelnde Melodien, Refrains die sich festsetzen, einen Tick Emo und halten die Waage zwischen Emotionen und Pathos. „Never Die“ ist eine EP die der Mainstreamfraktion Appetit machen dürfte.