Sony veröffentlicht unter dem Titel „Setlist“ 16 Live-Alben bekannter Künstler (Alabama, Blue Öyster Cult, Cheap Trick, Elvis Presley, Jefferson Airplane, Johnny Cash, Johnny Winter, Judas Priest, Kansas, Loverboy, Molly Hatchet, Mountain, Quiet Riot, REO Speedwagon, Ted Nugent und Willy Nelson). Allen Veröffentlichungen ist gemein, dass die Livemitschnitte zum Teil aus unterschiedlichen Auftritten und Jahren stammen, digital remastert wurden und somit eine Art Best-Of-Setlist entsteht. Dazu kommen zum Teil noch ausgewählte Live-Faves oder die eine oder andere bisher unveröffentlichte Aufnahme. Im Rahmen der Überarbeitung wurden die Tracks so miteinander verbunden, das der Eindruck eines zusammen hängenden Konzertes entstehen sollte. Das jeweils 12-seitige Booklet kommt mit Linernotes, Fotos und detaillierten Informationen zu den Live-Tracks.
Bei MOLLY HATCHET stammen alle 12 Aufnahmen aus drei Konzerten aus der Hochzeit der Band in den 80er. Die ersten sieben Songs wurden dabei schon auf den famosen 1985er-Doppelalbum „Double Trouble Live“ veröffentlicht, eines der Besten Live-Alben überhaupt. Die Aufnahmen waren damals schon gut (Meiner einer zählt das entsprechende Vinyl sein Eigen), und kommen auch auf CD angenehme ausgesteuert rüber. Die weiteren Tracks stammen von einem bisher unveröffentlichten Mitschnitt aus 1982 in L.A. (23.02.82, Palladium) und sind soundmäßig nur einen Tick uriger und atmen mehr Südstaatenflair als das MOLLY HATCHET heut zulassen. Über die dargebotenen Songs muss man den geneigten Southern Rock Fan wenig erzählen – „Whiskey Man“, „Fall Of The Peacemaker“, „Dreams I'll Never See“ - Live waren MOLLY HATCHET Anno-Dazumal eine Macht, die üblichen Verdächtigen sind allesamt an Bord.
Dass amtliche Retro-Klänge momentan auf dem Vormarsch sind, dürfte sich allgemein herumgesprochen haben; gut für die Freunde dieser Ecke, denen dadurch Bands näher gebracht werden, die man ohne diesen „Trend“ vielleicht völlig überhört hätte. Dazu gehören auch die Australier MAMMOTH MAMMOTH, deren zweites Album „Volume III-Hell´s Likely“ (die Debüt-EP von 2008 scheint bei der Nomenklatur mitzuzählen) eine sehr gelungene Brücke zwischen der Zeit vor 40 Jahren und der Gegenwart schlägt. Ähnlich wie die Schweden GRAVEYARD oder die zwar guten, aber wohl auf ewig überbewerteten MASTODON fährt das Quartett fette Bratgitarren inklusive einer lebendigen, modernen Produktion auf und überzeugt vor Allem mit durchweg starken, energiegeladenen, oft mit coolen Shouts (die den kraftvollen Gesang von Mikey Tucker gekonnt flankieren) gespickten Songs wie dem eröffnenden Titelstück, dem flotten „Bare Bones“, dem Riffmassaker „(Up All Night) Demons To Fight“ oder der Mitgrölnummer „I Want It Too“. Als Bonus wurden der „Limited Edition“ des Albums die fünf Stücke der selbst betitelten 2008er EP angehängt, die das Niveau des Materials des neuen Albums zwar nicht ganz halten, die Power dieser Truppe aber bereits sehr gut andeuten. Und es sei ein Schelm, wer hier beim Refrain des überlangen „The Bad Oil“ nicht an ganz bestimmte Landsleute (ja, genau, der kleine Typ mit der Schuluniform!) von MAMMOTH MAMMOTH denkt… alles in Allem also eine sehr wertige Scheibe, bei der ich aber heimlich das Gefühl nicht loswerde, dass die Jungs beim nächsten Mal noch einen draufsatteln können. Und ein schönes Cover-Artwork gibt´s auch noch – ich sehe die stinkerzkonservativen Moralapostel schon die Messer wetzen.
RHASODY OF FIRE machen schon seit 20 Jahren epischen, progressiven, orchestralen Metal mit vielen Fantasy-Einflüssen, haben bereits mit Christopher Lee (besser bekannt als Saruman aus „The Lord Of The Rings“ oder Count Dooku aus „Star Wars“) zusammen gearbeitet und ist wohl die einzige Band der Welt, die es sich leisten kann, einen knallroten Kitsch-Drachen als Cover zu nutzen („Symphony Of Enchanted Lands II“, 2004). Wie dem auch sei: „Live - From Chaos to Eternity“ ist jedenfalls die zweite Live-Auskopplung der Truppe seit der 2006 erschienenden Aufnahme aus Kanada und ohnehin das erste Live-Doppelalbum mit ganzen 24 Titeln – oh ja, das klingt gut!
Schaut man sich mal die große Tracklist an wird man feststellen, dass die Zusammestellung ein breites Potpourri aus vielen Jahren Bandgeschichte ist, vom 1997er Erstling „Legendary Tales“ (mit „Land Of Immortals“) hin bis zur vor 2 Jahren erschienenen „From Chaos To Eternity“-Platte.
Nun muss man allerdings fairerweise einwerfen: Von „Live“ ist nicht übermäßig viel zu spüren; die Band ist von der Live-Performance und vom Arrangement wohl einfach zu gut um sich Live-Patzer, Kompromisse, Medleys, tausend Zugaben, in die Länge gezogene Klassiker (wer schon mal „Smoke On The Water“ live gehört hat weiß, dass man auch aus 5 Minuten 10 machen kann) oder andere Spielereien fallen weg. Ich ganz persönlich muss aber sagen: Schlimm ist anders. Am Anfang & Ende der Songs hört man trotz alledem das enthusiastische Live-Publikum, Mitklatsch-Aufrufe („The March Of The Swordmaster“), ein Drum-Solo oder einfach aufbrausenden Jubel vor oder während eines der Intros; das einfach stumpf als „Best Of“ zu bezeichnen wäre also (trotz der Setlis) weit hergeholt – so klingt die Band einfach auf der Bühne: Technisch & klanglich nahe an Perfektion.
Dementsprechend darf ich summieren: „Live - From Chaos to Eternity“ ist eine sehr gelungene Kompilation von RHAPSODY OF FIRE die sehr viel Bandgeschichte abdeckt, klanglich mit den Studio-Aufnahmen problemlos mithält und trotzdem (für mich) noch mehr als genug Live-Feeling aufkommen lässt. Für Fans, die ohnehin alle Alben seit Release stapeln vielleicht nicht gerade das Must-Have, ansonsten aber auch einfach inhaltlich ans Herz zu legen. Als DVD oder Blu-Ray wäre das Ganze allerdings vielleicht doch noch ein klein wenig stimmiger.
Tracklist:
CD 1
1 - Dark mystic vision
2 - Ad infinitum
3 - From chaos to eternity
4 - Triumph or agony
5 - I belong to the stars
6 - The dark secret
7 - Unholy warcry
8 - Lost in cold dreams
9 - Land of Immortals
10 - Aeons of raging darkness
11 - Dark reign of fire
12 - Drum solo
CD 2
1 - The march of the swordmaster
2 - Dawn of victory
3 - Toccata on bass
4 - The village of dwarves
5 - The magic of the wizard's dream
6 - Holy thunderforce
7 - Reign of terror
8 - Knightrider of doom
9 - Epicus furor
10 - Emerald sword
11 - Erian's lost secrets
12 - The splendour of angels' glory (A final revelation)
20 Jahre haben PURGATORY nun schon auf dem Buckel, was sie zu einer der ältesten noch aktiven Todesbleicombos des Landes macht. Mit dem „Deathkvlt - Grand Ancient Arts” betiteltem sechsten Lonplayer zeigen die Jungs einmal mehr, dass mit ihnen auch nach zwei Dekaden noch zu rechnen ist: was hier an präzisem, brutalem Death Metal aufgefahren wird, kriegen anderen Bands im Leben nicht hin. Egal ob es Mid-Tempo-Walzen Marke „Pandemonium Rising“ oder Knüppel-aus-Sack-Attacken wie das unfassbar brutale „Unleash The Reaper“ sind, hier stimmt einfach alles. Über die handwerklichen Fähigkeiten muss nicht mehr gesagt werden, als dass sie sehr gut sind; ebenso wenig muss das Gespür der Songschreiber für gut strukturierte und gleichzeitig abwechslungsreiche Songs angesprochen werden. PURGATORY liefern gute 40 Minuten erstklassigen Death Metal ab, mit dem sie einmal mehr unter Beweis stellen, dass sie auch im Alter nicht ruhiger werden. Eher im Gegenteil, wie guter Wein reifen die Jungs scheinbar und steigern sich von Platte zu Platte.
FOR ALL THOSE SLEEPING haben mit “Outspoken” ein an sich gutes Album am Start, das aber am kompletten Fehlen von Eigenständigkeit krankt. Im Ernst, was die Band hier an Breakdowns, Elektro-Schnipseln, laut/ leise-Dynamik im Refrain und Moshattacken auffährt, ist schon von zigtausend anderen Bands verwurstet worden. Und das in besseren Songs. Jetzt muss nicht jede Band ihr Genre neu erfinden, aber irgendwas an an Alleinstellungsmerkmal sollte schon vorhanden sein; genau das fehlt FOR ALL THOSE SLEEPING. Die Songs sind gut geschrieben und bleiben im Ohr hängen, der Drummer hat was auf der Pfanne und die Produktion ist fett, aber das ist nichts, was den Hörer bei einem Blindtest ausrufen lässt „FOR ALL THOSE SLEEPING, stimmt’s?“. Schade ist es, denn die Kerle sind handwerklich fit. Wer als Die-Hard-Fans des Genres unterwegs ist, kann hier mal reinhören, alle anderen sollten zumindest die Live-Qualitäten der Band abchecken, bevor sie ihr Geld für deren Songs ausgeben. „Outspoken“ ist unspektakuläre Massenware, so schade es ist.
STARS IN STEREO stammen aus dem sonnigen Los Angeles und legen mit dem selbstbetitelten Silberling ihr Erstlingswerk vor. Das Ergebnis ihrer Mühen kann sich sehen lassen: schon der Opener „The Broken“, der gleichzeitig auch die erste Single darstellt, hat richtige Ohrwurmqualitäten, das Zeug zur persönlichen Hymne, verfügt über einen erhöhten Suchtfaktor und ist eindeutig radiotauglich. Die Stimme von Sängerin Bec Hollcraft wirkt gleichzeitig angenehm und kraftvoll und wird von der vorwärtstreibenden Instrumentierung gut in Szene gesetzt. Der poppige Rock hat das Potenzial zur Gute-Laune-Musik und geht schnell ins Ohr. „All Together“ und „Red Eyed Romance“ erinnern ein wenig an AVRIL LAVIGNE, bevor diese in wachsendem Maße künstlich wurde. „At The Stroke Of Midnight“ rockt fröhlich und geradlinig drauflos, „Queen Of Catastrophe“ überzeugt mit einer schönen Mischung aus ruhiger Strophe und rockigerem Midtempo-Refrain und auch die angehende Single „Every Last Thing“ zeichnet sich durch eine Mischung aus Eingängigkeit und leichter Melancholie aus. Fazit: von denen wird man ganz sicher noch mehr hören!
Man sagt ja immer: „Mit dem dritten Album musst Du es schaffen“. Das werden sich auch die Heilbronner Jungs von CIRCLE OF SILENCE gedacht haben und haben mit „The Rise Of Resistance“ einen ordentlichen Hammer am Start. Schon der Opener „Blood Of Enemy“ zeigt wohin die Reise geht. Nach ruhigem Intro donnert ein Gitarrenriff heran welches im mehrstimmigen Refrain endet. „Eyes Of Anarchy“ legt sogar noch eine Schippe drauf und wechselt sich mit einem fett groovendem Riffing ab. Hier zieht man nicht zu Unrecht Parallelen zu Iced Earth auch wenn der Refrain hier nicht zwangläufig Hitpotential mit sich bringt. Und „Nothing Shall Remain“ stampft sich noch vielmehr ins Ohrschmalz und wühlt sich mit einem herrlichen Leadguitarspiel durch die Rübe. CIRCLE OF SILENCE schaffen das Spagat zwischen einer klassischen Weiterentwicklung in Sachen Songwriting ohne dabei im Wesentlichen auf ihre Wurzeln zu verzichten, welche sich gerade in den melodischen Vocals von Niklas Keim wieder finden. Im Midtempobereich bewegt sich dann „Mind Conspiracy“ mit einem eingängige Gitarrensoli als Mittelteil. Auch im weiteren Verlauf dieser Langrille bauen COS auf diese Trademarks und setzen diese abwechselnd ein. Zum Abschluss gibt es mit „The Architect Of Immortality“ noch eine Power Ballade auf die Ohren, welche zwar im ruhigen Part nicht so recht zünden will, dann jedoch mit einsetzendem Riffgewitter zu einer kleinen Finalnummer des Albums wird. Wer auf treibenden Power Metal mit abwechslungsreichen Strukturen so wie immer wieder den Weg kreuzenden mehrstimmigen Gitarren steht, kommt an diesem Album eigentlich gar nicht vorbei. Die brauchbare Auswahl in diesem Genre ist schließlich mittlerweile doch eher begrenzt ist.
Der Einstieg in das neue DARK TRANQUILLITY-Album “Construct” ist Wider Erwartens nicht knüppelhart (wie beim Vorgänger „We Are The Void“), sondern beginnt vielmehr mit einem düsteren Spannungsbogen, den DARK TRANQUILLITY im ersten Song „For Broken Words“ aufziehen und der sich in einem vertracktem Gitarrenriff im Midtempobereich weiter entwickelt. Deutlich schneller agieren die Schweden dann bei „The Science Of Noise“, wobei zu keinem Zeitpunkt auf dem zehnten Album sinnlos brachial drauf los gedroschen wird. Man verwendet alles was DARK TRANQUILLITY in den letzten Jahren ausgezeichnet hat: Die düster-melancholischen Melodien, die hervorragend durch die Lead-Gitarre und die Background-Keyboards inszeniert werden. Unfassbar viele abwechslungsreiche Tempowechsel, auch innerhalb einzelner Songs. Mikel Stanne growlt wieder mal um sein Leben und verleiht dabei jedoch seiner Stimme durchaus ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Vor allem wenn er wieder in cleane Gefilde abdriftet, wie z.B. bei „What Only You Know“ oder dem tiefgehendem „Uniformity“. Das schnelle und treibende „The Silence In Between“ erinnert an vielen Stellen an „Damage Done“-Zeiten und besitzt ein unheimliches Hitpotential. Das reguläre Album endet mit dem langsamen „None Becoming“ welches eine DARK TRANQUILLITY -typische Finalstimmung aufbaut. Generell schaffen es DARK TRANQUILLITY so viele musikalische Feinheiten einzubinden, die es dem Zuhörer ermöglichen, auch nach dem zehntem Durchlauf Neues zu entdecken. „Construct“ wird somit niemals langweilig und verspricht lange Freude für alle Fans von atmosphärischem Melodic Death Metal, den die Göteborger einmal mehr perfektioniert haben.