Spätestens mit "Trümmermensch" haben die Nordlichter CALEYA auch den letzten Zweifler überzeugen können; gelungen war die Verbindung von Emotion und Härte, sowohl in Musik wie auch in den deutschen Texten. "Konvolut" knüpft da an, wo "Trümmermensch" aufhörte und führt in den sechs, teilweise recht langen, Songs die Linie fort. Härte trifft auf Melodie ("Gezeitenherz"), der harsche Gesang dabei immer wieder durch klar gesungene Parts unterbrochen, die Gitarrenarbeit analog dazu immer wieder durch Spielereien aufgelockert. CALEYA zeigen sich weiterhin im Hardcore verortet, auch wenn sie mit der stumpf-auf-die-Fresse-Abteilung nichts zu tun haben, "Konvolut" ist Musik, die den Hörer herausfordert und die in komplexe Songs verpackt wurde. Wer mit "Trümmermensch" warm wurde, ist auch bei "Konvolut" richtig, ebenso finden hier aufgeschlossene TOUCHÉ AMORÉ-Fans ein Zuhause. Aber auch Freunde des gepflegt komplexen Rocks sollten sich CALEYA merken, sprengen die Nordlichter doch mit Leichtigkeit (Genre)Grenzen. Kurzum: "Konvolut" ist ein klasse Album, das sich einfachen Kategorisierungen entzieht.
In seiner Biografie auf der Homepage behauptet das Quintett aus Leipzig, dass es zwischen Deutschrock, Punk, Metal und Pop seinen eigenen Stil gefunden habe und „fernab von jeglichem polemischen Garagenrock“ stehe. Derartige Selbstdarstellungen kann man in etwa so ernst zu nehmen wie die Aussage, dass es in der DDR demokratische Wahlen gab. SAITENFEUER spielen zugegebenermaßen etwas härteren Deutschrock, der jedoch mehr mit Pop als mit Metal oder Punk zu tun hat. Sie wollen lieber tote Hosen als böse Onkels oder dritte Wahl sein, und um Arzt zu werden, haben sie definitiv zu wenig Wortwitz und Selbstironie. In den Club der stillen Sportfreunde könnten sie mit „Kein Zurück“, ihrem zweiten Album seit der Gründung im Jahr 2008 (rechnet man die Neuaufnahme des Debütalbums „Auf Und Davon“ nicht mit), jedoch mühelos eintreten. „Kein Zurück“ ist ein über weite Strecken hymnisches, kraftvolles Album, das vom (hard-) rockigen Fundament der Herren Benny Mertens, Roberto „Norbi“ Weise (Gitarren), Robert Kunze (Bass) und Johannes Kreißig (Drums) genauso lebt wie vom glasklaren, wenn auch etwas uncharismatischen Gesang (Carsten Thiecke). Musikalisch ansprechend und handwerklich sauber, stört eher die porentiefe Reinheit der Songs, die immer schön mit eingängigen Mitgröl-Refrains und textlich banalisiert eher Kirmesabende (inklusive Wacken) beschallen können als zum Nachdenken anregen – Schmutzfaktor Null. Wer es jedoch genau so gemäßigt und radiotauglich mag, wird mit Songs wie „Bis Ins Herz“, „Begierde“, „Flussaufwärts“ (richtig gut und mein persönliches Highlight!), „Komm Mit Mir“ oder „Das Ist Der Moment“ kein Problem haben und „Kein Zurück“ als hörenswertes, aber inhaltlich wenig gehaltvolles Werk neben „Ballast Der Republik“ im Regal einreihen.
Die schönsten Momente sind immer die, in denen man eine Scheibe einer noch völlig unbekannten Band in den Player legt und richtig geplättet wird aufgrund der unerwartet starken Leistung der Musiker. So ist es auch mit „As Death Awakes“ gewesen, dem Debütalbum dieses österreichischen Trios. Von 2007 bis 2010 unter dem Namen DAMAGE unterwegs, haben die Jungs seit ihrer Umbenennung bislang eine EP sowie eine Split mit den Schweden TERRORAMA veröffentlicht, denen sich nun vorliegender knackig kurzer Popotritt anschließt. Man hört der Band ihre Plattensammlung, die anscheinend von KREATOR, SODOM, DESTRUCTION, SLAYER und DESASTER über OVERKILL, NUCLEAR ASSAULT und TESTAMENT bis hin zu EVILDEAD und HIRAX reicht, mühelos an, kommt aber nicht dazu, DEATHSTORM als bloße Kopisten oder blasses Abziehbild abzutun. Obwohl das Rad hier mitnichten neu erfunden wird, klingen die stets auf den Punkt kommenden Songs herrlich frisch, ordentlich rotzig und pendeln gekonnt zwischen schnellen Passagen und sägendem Midtempo, wobei die Riffs zwar sehr vertraut, aber nie uninspiriert wirken. Einzig die etwas dünne, trockene Produktion kann man als kleinen Angriffspunkt erwähnen, aber die tut der Qualität von Brechern wie „Awakening Of The Dead“, „Prepare For The Slaughter“ oder „Nebelhexe“ keinen Abbruch. DEATHSTORM halten über die gesamte Spielzeit ein sehr hohes Niveau, und auch wenn sie als Songwriter noch etwas zulegen können, muss man „As Death Awakes“ als geilen Einstand durchwinken, der jedem Thrasher alter Schule gefallen wird. Top!
Angriff! Eine „internationale Thrash Attacke“ ‒ ZOMBIE LAKE heißt die Fusion Schwedens (Martin, PROTECTOR) und der Vereinigten Staaten (Derek, Ex-NEGLECT). Kann das gut gehen? Zumindest bei dem Veröffentlichungstermin funkte schon jemand gehörig dazwischen: So erschwerte Wirbelsturm „Sandy“ den Kontakt der Musiker. Überlebt haben sie jedoch alle, und da ist sie nun mit leichter Verspätung: Die „Plaque Of The Undead“ von ZOMBIE LAKE.
Wie mag etwas klingen, was über so große Distanzen hinweg produziert wurde? Es überrascht ‒ Klingt überraschend Deutsch und nach alten SODOM, überraschend handgemacht und über alle US-Trends hinweg auch sehr nach den 80ern. Roh und ungeschliffen gehen die Jungs in ihrem Projekt zur Sache.
Was hier etwas untergeht ist das leicht dumpfe Schlagzeug. Dafür bietet Derek Schilling gut gekonntes Riffing und Marin Missy brüllt sich in krächzigem Soundgewand die Seele aus dem Leib, der Fokus liegt hier auf dem Gesang. Die Zombie-Thematik passt auch gut zu der Musik, das animierte Artwork wäre wohl gezeichnet schöner (und echter) gewesen.
Nun, wie ist die Quintessenz dessen, was die nach dem recht mittelmäßigen Horrorfilm benannten Mannen von sich geben? Keine Thrash-Legende ist hier zu erwarten. Kein experimentelles Projekt, nichts Persönliches und nichts Kontinentales. Rauen Old School Death Metal in durchaus hörbarer Qualität bieten ZOMBIE LAKE auf „Plaque Of The Undead“. Das klingt nett nebenher, weiß durchaus einige Höhen zu verzeichnen, ist aber nichts für die Ewigkeit. Besagte Höhepunkte: Der Opener im SODOM-Stil und „The Cementery“ welcher mit Clean-Passagen für Aufsehen sorgt. Fans der „Teutonic Four“ sollten hier auf jeden Fall mal reinhören.
NEW MODEL ARMY sind zurückgekehrt. „Between Dog And Wolf“ heißt das einstündige Stück der Bradforder. Was nach Steinzeit aussieht, klingt überraschend neu und frisch: Nach einer mehr als dreißig -jährigen Karriere und über zwölf Studioalben zeigt Werk Numero dreizehn die Rocker in gänzlich neuem Gewand: Von Tribal-Elementen wie einer enormen Trommelwand und „wildem“ Background-Chorgesang getragen, glänzt die Scheibe vor allem durch Rhythmus und Atmosphäre.
Keine Aggression, keine Fuck-Off-Attitüde, keine Rock-Hits à la „51st State“ oder „I Am The War“ hat das Album zu verzeichnen. Etwas vollkommen anderes hält der Hörer hier in der Hand ‒ und das braucht Ruhe und Zeit zum Zünden. „Between Dog And Wolf“ ist nämlich keine Party-Platte. Eine düstere, fast schon gotische Stimmung zieht sich durch Songs wie „I Need More Time“, „Lean Back And Fall“ oder auch „Summer Moors“. „Pull The Sun“ indes kommt sehr ruhig und atmosphärisch daher, in dem eher an frühere Werke erinnerndem „Tomorrow Came“ wird eine Endzeitstimmung vermittelt. Der Opener, das folgende „March In September“ und „Seven Times“ werden vor allem durch den verstärkten Einsatz von Trommeln dominiert. Gar minimalistisch gehen die Independet-Rocker hier mit den Gitarren zu Werke: „Stormclouds“ und den sich nach und nach zum Rock-Song entwickelnden Titeltrack könnte man hier ansprechen. Die Düster-Ballade „Knievel“ glänzt durch Klavier.
Summa summarum bleiben NEW MODEL ARMY auf ihrem neuen Album also recht ruhig und beweisen gerade dadurch Mut: „Die wahrscheinlich beste Band der Welt“ (so oft betitelt (Anm. d. Red.)) weiß sich immer wieder neu zu entdecken. Unzerstörbar, eine Legende: Selbst nach dem verheerenden Studiobrand, dem Diebstahl bedeutenden Equipments und dem Tod ihres Managers wird hier gnadenlos weitergerockt ‒ und anstatt seicht in der Dämmerung (also ‚between dog and wolf‘, so ein alter Ausdruck dafür) dahin zu siechen mit „Between Dog And Wolf“ mit der Unterstützung von Joe Barresi (u.a. TOOL, KYUSS und QUEENS OF THE STONEAGE) ein neues Album aufgenommen, gemixt, gemastert und auf den Markt gebracht.
Anspieltipps von meiner Seite: „Seven Times“, „I Need More Time“und “Knievel”, wobei jeder der vierzehn Songs auf seine Art und Weise ‒ wie vor allem als Gesamtwerk ‒ durchaus begeistern kann.
Sorgt die Identität des mysteriösen Staatsgefangen (mit der eisernen Maske) Ludwig XIVs auch nach Jahrhunderten noch für Rätsel und Spekulationen (War er der Bruder des Königs? Sein illegitimer Sohn? Sein leiblicher Vater?), dürfte die Identität der belgischen Metal Band IRON MASK spätestens seit der Hit-Veröffentlichung „Black As Death“ in 2011 bekannt sein, handelt es sich doch hier um das power-metallische Gegenstück zu Dushan Petrossi’s Symphonic-Metal-Band MAGIC KINGDOM. Und auch die neue Veröffentlichung „Fifth Son Of Winterdoom“ muss sich keinesfalls hinter einer eisernen Maske verbergen, liefern die Jungs hier doch nach wie vor eine gelungene Mischung aus Power- und Melodic- Metal mit einem Hauch von Classic und Hardrock ab. Eingängiger sollten die Songs im Vergleich zum Vorläufer werden, und das hat in punkto Refrain auch super geklappt: Schon nach dem zweiten Durchgang bemerkt man den teils hohen Wiedererkennungswert der Refrains. Hier gibt es mystisch-epische („The Picture Of Dorian Grey“) wie fast hymnische Stücke („Back Into Mystery“), neoklassisches („Like The Lion In The Cage“), rockiges („Angel Eyes Demon Soul“ und „Rock Religion“ und mit dem wunderschönen „Father Farewell“ sogar eine tiefgreifende Ballade, die Leader Petrossi zu Ehren seines verstorben Vaters schrieb. Mark Boals (u.a. YNGWIE MALMSTEEN)weiß stimmlich sehr zu gefallen und beweist ein großes Stimmvolumen. Dass Petrossi neben dem Songwriting auch sein Seiteninstrument perfekt beherrscht, ist keine Frage.
Und dennoch gelang es IRON MASK mit „Fifth Son Of Winterdoom“ nicht ganz den Vorgänger zu übertrumpfen. Zum einen mag das an der fehlenden Weiterentwicklung liegen, zum anderen an den teils zu langen Songs. Lange Songs als Abschusspunkt? Nun, einiges wirkt hier fast unnötig in die Länge gezogen, so holt der Titeltrack bei recht wenig Inhalt viel zu weit aus, bei „Seven Samurai“ sorgt die leichte Progressivität nicht für Wohltat und auch viele Soli wirken stellenweise zu überzogen.
Über diese Makel hinweg ist das Album aber durchaus nicht zu verachten und Jedem, der einen Mix aus Power-, Heavy- und Symphonic-Metal sucht trotz des „Winterdooms“ wärmstens zu empfehlen. Für Fans von RHAPSODY, ORDEN OGAN, GRAVE DIGGER.
oh muss er sein, kalt und frostbitten, echter Black Metal. Unleserliche Schrift, thigte Synonyme, Texte über Krieg, Winter, Verderb und Tot. Gegen die Christenheit, gegen Fortschritt, gegen moderne Produktion. Man bleibe im Underground … man werde KULT. Der Name ist hier tatsächlich Programm: Die Italiener klingen wie den Neunzigern entsprungen, wie im hohen Norden geboren. KULT machen es sich einfach, vereinen sie die musikalischen Höhepunkte alter Black-Metal-Größen wie DARKTHRONRE, ISVIND und MAYHEM doch gar. Tatsächlich wird diese Spielart mehr als gut beherrscht: Roh und düster, mit Aggression und geballtem Hass, einem Hauch von Melodie und passendem, aber nicht zu prägnantem Keif-Gesang von Tumulash treffen die Stücke direkt ins Mark. Die Akzentuierung liegt bei den Italienern vor allem auf tief gestimmten Saiten-Instrumenten und den Vocals, während das Schlagzeug meist etwas in den Hintergrund rückt und nur vereinzelt stärker zu Tage tritt. Dass die Band trve ist und ohne Keyboards, Bombast und Chor auskommt muss hier wohl nicht erwähnt werden. KULT können langsam („Malicious Metamorphosis“ und „Raging Curse upon Man“), KULT können schnell („To Flagellate Life“, „Into Deadly Coils“), gar majestätisch („Sons of Nightfall“) und wie in den 90’ern („Senza Pace“ ‒ „Ohne Frieden“) selbst auf Italienisch trven, Old-School Black Metal spielen. Das klingt gut und weiß zu gefallen, kommt einem das Dargebotene auch leider fast vor dem Hören schon bekannt vor. Hier gibt es keinen Platz für Innovationen, dafür aber alt-nordische Qualität aus dem Süden! Anspieltipp der Scheibe ist „Malicious Metamorphosis“.
SERPENT EATER bringen mit "Hyena" einen weiteren Black Metal-meets-Crust-meets-Punk-Vertreter in's Rennen. In nicht einmal einer halben Stunde feuern die Kölner sechs garstige, böse Songs ab, die immer wieder an DOWNFALL OF GAIA in schnell erinnern, gleichzeitig auch die Punkroots der Beteiligten durchschimmern lassen und munter SLAYER huldigen ("In The Wal"). Der harsche, böse Gesang passt da wie Arsch auf Eimer und kann immer wieder Akzente setzen ("Ebola"), ohne dass die Gitarrenarbeit in's Hintertreffen gerät. Dank der rohen Produktion lässt sich beim Hören der Platte schnell der Geruch von muffigen Crustschuppen und Proberäumen vernehmen, die Produktion passt hier perfekt. "Hyena" spielt geschickt mit Erwartungen und Klischees und hat sechs gut geschriebene Songs zu bieten, die sich allesamt bösartig klingen und geschickt zwischen Geballer und schleppenden Parts wechseln. Feine Scheibe.