Der Tod ist die wohl bestechenste Persönlichkeit im Black Metal. So wundert es nicht, dass mit „Tod: Part 1“ nun ein weiteres Konzeptwerk zu Ehren des Gevatters auf dem Markt ist. Und dachte man schon, es hätte sie endgültig dahin gerafft, sind (THE TRUE)BELTEZ nach einer Künstler-Pause von satten neun (!) Jahren endlich zurückgekehrt. Wer kennt sie noch? BELTEZ aus Nordrhein-Westfahlen, BELTEZ gegen Alles (und für den Tod), BELTEZ gegen NSBM. Dabei gab es hier schon was zu hören: 2002 fasste „Beltane“ die beiden Demos zusammen, 2004 folgte der „Selbstmord“. Auferstanden von den Toten wird sich diesem nun unter den Fahnen von „Bret Hard“ gewidmet. Der Untergrund lebt. Wieder.
BELTEZ schaffen mit „Tod: Part 1“ wie auch schon mit den Vorläufern vergangener Tage den schwierigen Spagat zwischen Underground und Klasse: BELTEZ klingen roh und verdorben, die Texte sind aber dennoch ausgeklügelt, die Songs beinahe feingliedrig und Komplex. Dass ein immenser Zeitaufwand in dem Werk steckt, merkt man hier deutlich. Während der Opener von straighten Gitarren-Melodien getragen kommt der „Selbstmord“ um einiges verfrickelter und zunehmend depressiv daher. Auch hier wird auf ausgereifte Lead-Gitarren und einen satten Bass, sowie stimmungsvollen Krächz-Gesang der Marke BURZUM gesetzt. „Endzeit“ schafft eine durchaus apokalyptische Stimmung und lässt sich durch den vermehrten Einsatz von Keys und Samplern schon fast in die Space-BM-Sparte rücken, während „Zu Den Sternen Blickend“ eine gewisse Epic innewohnt und das „Naglfar“ grimmig daher poltert. Abschließend bringt das SLIME-Cover „Der Tod Ist Ein Meister Aus Deutschland“ die Thematik des Albums noch einmal auf den Punkt, auch wenn es musikalisch mit dem punkigen Gitarrenspiel und Gesang etwas arg aus der Reihe fällt. Einigen wird dieses Cover vielleicht sauer aufstoßen, ich finde es (wenn auch nicht passend) so doch immerhin gut gemacht.
Summa Summarum ist der „Tod: Part 1“ wirklich gelungen, vielleicht sogar eine der besten Veröffentlichungen des Jahres in diesem Bereich des Schwarzmetalls. In sich mehr als stimmig besticht das Werk obendrein optisch: Ja, Dod, Flagg, Gezuecht und Herr Tod haben sich hier Gedanken gemacht. Doch neun Jahre? Bei einem Cover und zwei Tracks („Selbstmord“ und „Zu Den Sternen Blickend“), die schon auf der „Selbstmord“-Scheibe zu finden waren?
Zwölf lange Jahre ist es her, dass die Dark-Metal-Band DARK MAN SHADOW sich zuletzt an das Licht wagte. Die „Tränen des Hasses“ flossen damals – und das recht erfolgreich. Schade nur, dass das Label kurz nach Veröffentlichung der Zweitveröffentlichung zusammenbrach: Fehlende Resonanzen und eine abgesagte Tour waren die Folgen hier von. Der Lust beraubt, pausierten DARK MAN SHADOW ihr Schaffen so ab 2004.
Nun sind Sorroth, Samotha und Schlagzeuger Matze (von NOCTE OBDUCTA) endlich wieder präsent: „Victims Of Negligence“ heißt die Rückmeldung hier und zwar via „Schwarzdorn“. Treu geblieben im Stile, musikalisch gereift und mit einem tiefgreifenden, lyrischen Konzept melden sich DARK MAN SHADOW zurück. Symphonischer Bombast, schwarzmetallische Härte und klassischer Gesang sorgen wieder für eine düster-gothische Atmosphäre, ohne jedoch weich oder gar kitschig zu klingen. Das Schlagzeug kommt stets gut zur Geltung und sorgt nebst Sorroth Gesang für gestählten Glanz. Im Kontrast hierzu gibt es natürlich auch die für DARK MAN SHADOW so charakteristischen Keyboard-Passagen (welche das Gitarrenspiel meist leider überdecken) und die hohe, opereske Stimme Samothas ‒ das übliche „The-Beauty-And-The-Beast“-Arrangement also. Dramatische Tempi-wechsel sind auf „Victims Of Negligence“, genauso wie eine stetige Betrübtheit und ein leicht italienisches Flair allgegenwärtig (das langsame Stück „Len Dopis (Just A Letter)“, in dem Samotha die Hauptrolle trägt, einmal vorweggelassen).
NIGHTFALL-, DIMMU BORGIR-, TIAMAT- und vielleicht auch noch alte CADAVERIA-Fans sollten sich DARK MAN SHADOW ruhig einmal zu Gemüte führen. Eine Resistenz gegenüber weitausgeholten Keyboard-Passagen und weiblichem Klargesang sollte der geneigte Hörer aber unbedingt mitbringen!
Eine Pleonexie, das ist Begriff des (ungerechten) Mehrhabenwollens nach Platon und Aristoteles. Und PLEONEXIA wollen mehr: Raus aus dem Underground, rein in die Läden. Alle Ketten wollen sie brechen, nichts soll sie halten mit ihrem „Philosophic Metal“ die Welt zu erobern. Recht forsch, formierten die sechs Italiener sich doch erst anno 2012.
Revolution aus Italien also? PLEONEXIA spielen Heavy Metal mit leichten Epic- und Progressive-Einflüssen. Dabei orientieren sich die Jungs eher an den vergangenen Dekaden, denn an dem „Neo“- Trend. Doppelläufiges Riffing, ein treibendes Schlagzeug, dezenter Einsatz von Synthesizer und Keyboard und variabler Gesang. Das Tempo variiert leicht zwischen schnell und durchtrieben („Everything You Said“, „Freigeist“) und ruhigeren, teils hymnischen Songs („All Dead To Me“). Mit „I Don’t Care“ sorgen die Italiener sogar für gehobene Mitsingfreude. Textlich werden auf „Break All Chains“ Mut zur Eigenständigkeit und Revolutionswille gepredigt. Doch reicht das Werk für den Durchbruch? Einige gute Ansätze hat „Break All Chains“ zu verzeichnen, doch hat man selbige nicht schon einmal bei MANOWAR, OMEN oder MANILLA ROAD vernehmen können?
Spielerisches Können und teils kompositorisches Können lassen hier jedoch auf mehr hoffen. Möge die Band reifen um sich zu etablieren. Möge sie nach Besserem streben, die Ketten der Austauschbarkeit durchbrechen.
Die Spanier APOCYNTHION tummeln sich im Fahrwasser von ALCEST und DEAFHEAVEN, mithin also dem zur Zeit angesagtem Post Black Metal oder Shoegaze genannten Genre - ein Genre, das in den letzten zwei bis drei Jahren sehr schnell gewachsen ist und erstaunlich viele neue Bands hevorbringt, die sich in der Schnittmenge aus kaltem, brutalem Black Metal, der Verspieltheit von Postrock und der unwirklichen Schönheit von Shoegaze aufhalten. "Siderus Nuncius" setzt auf genau diese Zutaten, neue Impulse oder innovative Ideen finden sich nicht, aber bei einem so jungen Genre ist das nicht unbedingt zu erwarten. Die sieben Songs, die es auf gut eine Sttunde Spielzeit bringen, sind solide geschrieben und dabei voller Wendungen, ohne einen roten Faden zu verlieren ("Redux"). Handwerklichen machen die Südländer alles richtig, sowohl das Songwriting wie auch das Können an den Instrumenten sind gelungen, aber beides leidet unter der mittelmäßigen Produktion, die die einzelnen Elemente nicht gut in Szene lässt. Gerade im direkten Vergleich mit der Konkurrenz kann "Siderus Nuncius" nicht überzeugen und klingt dünn produziert. Wenn beim nächsten Werk ein fähigerer Produzent gefunden wird, können APOCYNTHION eine große Nummer werden, die Voraussetzungen dafür bringen sie mit.
Hinter VALI steckt ein einzelner Norweger, der vor gut neun Jahren "Forlatt" veröffentlichte und erst jetzt dessen Nachfolger fertiggestellt hat - und direkt einen Vertrag über fünf (!) Alben bei Prophecy Productions unterschrieben hat. Da wird er hoffentlich flotter im Songschreiben sein, das wäre zudem auch für Fans folkiger, akustischer Töne wünschenswert, denn auf "Skogslandskap" erschafft eine gute Dreiviertelstunde lang schöne, verträumte Songs. In der Instrumentierung auf zum überwiegenden Teil auf Akustikgitarre und Cello beschränkt (was sich in Zukunft ändern soll) und komplett ohne Gesang, besticht VALI neben einer intensiven Atmosphäre durch technisch anspruchsvolles Spiel ("Sevjedraaper"). Wenn, wie im sehr gelungenen "Himmelens Groenne Arr", die Instrumentierung erweitert wird und Piano, Flöte und Violine zum Einsatz kommen, wird es vollends überzeugend; VALI macht da wirklich Lust auf seinen kommenden Werke. Wer sich auf verträumte, märchenhafte Musik einlassen kann, ist hier genau richtig. EMPYRIUM und immer wieder ULVER kommen als Referenzen in den Sinn, ohne dass VALI eine eigene Note fehlt. Einfach eine schöne Platte.
CONVULSE sind eine entspannte Band, wenn es um Veröffentlichungen geht. Vielleicht auch etwas phlegmatisch, das mag jeder für sich selbst entscheiden. "Evil Prevails" ist jetzt ein neues Langeisen der Finnen-Deather, das so dermaßen Old School ist, dass die Mitt-90er grüßen lassen. Überraschenderweise haben CONVULSE sich aber auf nicht auf das Runterrotzen eines Dutzend schrammeliger Death Metal-Songs beschränkt, sondern in den acht Nummern jede Menge Ideen verarbeitet und das Ganze in einen schönen analogen Sound gepackt. Beim Sound gibt es dann auch nichts zu meckern, der passt und kommt druckvoll aus den Boxen. Beim Songwriting fehlt CONVULSE leider der rote Faden, viele Ideen werden nur angerissen und bekommen so nicht die nötige Zeit zur vollen Entfaltung; "Evil Prevails" wirkt dadurch unfertig und unerwartet hektisch. Zudem ist der bellende Gesang zu eintönig, um mit den vielen Ideen mithalten zu können, Akzente setzt er kaum. CONVULSE können den ein oder anderen Old School-Fan sicher überzeugen, aber im Death Metal-Genre nicht über einen Mittelmaß-Platz hinauskommen.
Yep, die Entscheidung ein ganzes Album mit Doogie White als Sänger aufzunehmen, war goldrichtig. Hatte ich doch mit dem "Vorgänger" Michael Voss so meine Probleme. Dessen Stimme wollte in meinen Ohren so gar nicht zu Schenkers klassischem Hardrock passen. Umso mehr fügen sich nun gleich einem Getriebe die Zahnräder ineinander und bringen wohlig hart und vertraut die "Schenker-Maschine" zum schnurren. Mit dazu tragen auch die ex-SCORPIONS-Genossen Herman Rarebell und Francis Buchholz als Rythmus Fraktion bei.
"Bridge The Gap" ist eine gelungene Verschmelzung alter M.S.G. Vibes, mit Ronnie James Dio geprägter RAINBOW Zeit. Schenkers Spiel wankt zwischen stampfender Wut und schwebender Leichtigkeit durch die Songs und drückt ihnen seinen "Stempel" auf. "To Live For The King", "Black Moon Rising" oder "Temple Of The Holy" sind klassische, episch durchzogene, vor sich hin marschierende Hardrock Songs, die ich in dieser Qualität schon lange, lange nicht mehr gehört habe. Oder "Dance for the Piper" ist mit seiner ausgefallenen Melodieführung ein typischer Michael Schenker Song, der sich auch auf "One Night At Budokan" wohlgefühlt hätte.
Alles in allem ist die neue Schenker DIE Veröffentlichung 2013 für Anhänger des Hardrocks der altvorderen Zeit, als noch Könige regierten und Drachen durch die Songs schwebten, Musik noch auf Platten gepresst wurde und Anschnallpflicht nur in der Achterbahn galt.
WOLVESERPENT waren schon mal mit WOLVES IN THE THRONE ROOM auf Tour, konnten damals aber nicht die volle Wirkung ihrer Musik entfalten. In der hemischen Anlage klappt das besser, wie das neue Werk "Perigaea Antahkarana" einmal zeigt. WOLVESERPENT lassen nach einem kurzen Intro vier sehr lange Songs auf den Hörer los, schnell findet sich dieser von der unwirklich-verstörenden Schönheit eingenommen. Die Songs entpuppen sich als sich langsam aufbauende Werke voller Postrock-Anleihen und mit einer dicht gewobenen Atmosphäre, dabei auf einem Drone-Fundament fußend. "Perigaea Antahkarana" lässt die Songs ineinander übergehen, so dass bei entsprechendem Ambiente eine mehr als einstündige Reise in die WOLVESERPENT-Welt bevorsteht - eine Reise in einen dunkle, unwirkliche schöne Welt, irgendwo zwischen SUNNO))) und Tim Burton. Für lange Winternächte genau das Richtige.