Ein („B“-)Zepter glänzt golden unter dem Himmel der Naturgewalten (siehe Artwork): BENEDICTUM ‒ „Obey“, das klingt doch nach einem Anspruch auf den Metal-Thron, oder nicht? Soll dem alten B(O)UND aus San Diego nun endlich das gelingen, was sie mit „Dominion“ und deren Vorreitern jeweils knapp verfehlten?
Nun, zunächst einmal scheint es ganz danach auszusehen: Zerberstendes Glas und jede Menge Feuer, während Veronica Freeman sich die Seele voller Göttlichkeit aus dem Leib kreischt. DIO und Freddy Mercury seien hier als Idole der Sängerin genannt, und das hört man anfangs bei jedem Ton. Pete Wells haut das ein oder andere gute Solo raus, und auch die Neulinge in der Rhythmus-Fraktion (Aric Avina und Rikard Stjernquist (JAG PANZER)) liefern ein (ein)druck(s)volles Spiel. Punkten können BENEDICTUM vor allem bei flotten Nummern wie dem klirrenden „Fractured“, „Obey“ oder „Evil That We Do“. Dank der glasklaren und kräftigen Produktion glücken aber auch durchaus langsamere Songs wie „Crossing Over“ oder „Die To Love“. BENEDICTUM wissen in jedem Fall durch ihre immense Härte zu beeindrucken, auch die Stimme Veronicas glänzt durch ihre Kraft.
Doch um das goldene Zepter des US Heavy-/Power Metals zu erhalten fehlt es dem Quartett doch letztendlich an irgendwas. Viele gute Songs weiß „Obey“ zwar zu verzeichnen, aber eben doch auch den ein oder anderen Durchhänger. Für Heavy-Fans der neueren Schule oder Freunde kraftvoller Stimmen und druckgeladener Gitarren ist das Werk aber allemal empfehlenswert! Eine stilvolle Mischung aus BATTLE BEAST, GRAVE DIGGER, JUDAS PRIEST und DIO wird immerhin zum Besten gegeben.
Da ist sie, die erste Vorlage VYREs, „The Initial Frontier Pt. 1“: ein Werk an dessen „Wetterkreuz“ sich die alten GEISTer schieden. Nun lässt es sich nicht übersehen, sind die musikalischen Differenzen doch weit mehr als offensichtlich. Drifteten (G)EIS(T) mit „Wetterkreuz“ zurück in den Old School-Bereich, geben sich VYRE ungehalten den Weiten des Universums hin. Gar von futuristischem Avantgarde Black Metal kann man hier sprechen!
„The Initial Frontier“ ist ein zweiteiliges Konzeptalbum über das Zusammentreffen einer fiktiven, anorganischen Zivilisation mit der Menschheit. Ein fernes Universum, in einer anderen Zeit wird beschrieben und im 2014 folgenden „Pt. 2“ näher ausformuliert.
Musikalisch gehen die Ex-(G)eis(t)er hier ausgesprochen experimentell zu Werke. Zunehmend progressiv widmen sie sich ihren Sci-Fi-Visionen. Von Black Metal kann man in der Tat sprechen, bezieht man sich auf KG Cyphers harschen Gesang und heftig schmetternde Blast-Beat-Passagen. Doch ur-plötzlich kann das Ganze umschlagen, so dass eine Sound-Lounge-Atmosphäre entsteht. Platz für verstärkten Einsatz von Cello (Nostarion), Chor, Orchester und elektronisches Dröhnen. Was aber in jeden Fall maßgeblich stilprägend für VYRE ist sind die synthetischen Klangelemente die dem ganzen an Modernität, Kälte und Eigenständigkeit verleihen. So sehr klingen VYRE nach Science-Fiction und Weltraum ‒ So düster, so kalt. Ein gewisser Reiz und Anspruch ist der Crew auf keinen Fall abzusprechen, die Produktion wirkt sehr „zeitgemäß“ und auch das Arrangement wirkt ausgefeilt. Lediglich das Schlagzeug klingt etwas dumpf und schwach. Handelt es sich bei „Android“ um einen Drum-Computer?
Innovation und Mut zur Abgrenzung beweisen VYRE mit ihrer ersten Veröffentlichung: Eine seichte GEIST-Atmosphäre lässt sich hier und da vernehmen, mal klingen IHSAN, ARCTURUS, KLABAUTERMANN oder gar NOCTE OBDUCTA („Miasma“) durch ‒ doch stets verfremdet und futuristisch.
Die New Yorker scheinen den Terrorismus innerhalb der letzten zwölf Jahre derart verinnerlicht zu haben, dass sie jetzt selbst welchen fabrizieren – in diesem Fall sind es Attentate auf die Ohren. IMPERIAL TRIUMPHANT veröffentlichen direkt nach ihrem Debütalbum „Abominamentvm“ (es gingen bereits zwei EPs voraus) eine Zwei-Song-EP mit den beiden Über-Sechs-Minütern „Sodom“ und „Gomorrah“, die die Nervenenden auswringen wie einen nassen Waschlappen. Oder anders: wem die Norweger SHINING zu eingängig, die Belgier LUGUBRUM nicht irre genug und die Neuseeländer ULCERATE zu vorhersehbar sind, wird mit „Goliath“ definitiv glücklich werden. Das 2005 gegründete Quartett lotet geschickt die Grenzen des Wahnsinns aus und spielt eine Form von Black Metal, die selbst den Gehörnten in die geschlossene Abteilung bringt. Bei aller Grenzwertigkeit muss man den Jungs jedoch attestieren, dass sie hörbar genau wissen, was sie tun, und was sie tun, machen sie richtig gut. Vielleicht haben sie als eine der ganz wenigen Truppen überhaupt verstanden, dass waschechtes Schwarzmetall keinen Spaß machen soll. Den macht „Goliath“ auch nicht, aber das Ding fasziniert auf eine völlig kranke Art und Weise, und man merkt, wie nah sich Freistil-Jazz und Black Metal sein können. Gestörte Musikliebhaber sind hier gut aufgehoben, Wacken-Besucher eher nicht!
Wenn man sich diese Scheibe anhört, mag man kaum glauben, dass Robert Persson ursprünglich aus der Thrash- und Death Metal-Ecke kommt. Dass er sich jedoch noch nie ausschließich einer bestimmten Stilrichtung verschrieben hat, zeigen schon die diversen Bands, mit denen er seit Mitte der 90er Jahre zusammengearbeitet hat, als da wären RUNEMAGICK, THUNDER EXPRESS, DEATH BREATH, DUNDERTÅGET, IMPERIAL STATE ELECTRIC, SLINGBLADE und DAGGER. Äußerst umtriebig also, der Herr Persson. Sein Solo-Album bietet allerdings keine wilde Mischung aus diesen ganzen Einflüssen, sondern klassischen, geraden, soliden Rock, den man „ehrlich nennen würde, wenn das nicht etwas negativ konnotiert wäre. Hier wird tief in die 70er-Kiste gegriffen, es gibt kurze, knackige Songs zwischen THIN LIZZY und UFO zu hören, und neben catchy Refrains gibt es auch immer wieder wunderbare zweistimmige Gitarrenläufe zu hören. Mit dem stimmungsvollen „Can't Change“ zeigt Persson außerdem, dass ihm auch ein bluesiger Einschlag vortrefflich steht. Verglichen mit dem neuen Album seines Landmanns Nicke Andersson (der hier auch mitgewirkt hat) und dessen HELLACOPTERS-Nachfolge-Band IMPERIAL STATE ELECTRIC ist bei Persson die Hitdichte höher. Allerdings könnte der Sound etwas mehr Dreck vertragen, denn dieser kommt ein bisschen zu glattgebügelt daher. Spaß macht die Scheibe trotzdem, und selbstredend gibt es hier einige tolle (und nie zu lange) Gitarrensoli zu hören. Und besonders Fans der oben genannten Bands dürfte das Album ein seliges Grinsen aufs Gesicht zaubern.
KING OF THE WORLD ist eine neu formierte Blues-Band. Allerdings mit alt gedienten Musikern, die sich schon in anderen Formationen ihre Sporen verdient haben. Somit wissen die Musiker, wie man dem Blues huldigt. Stimme, Gitarre, Songwriting und nicht zuletzt der Sound befriedigen höchste Ansprüche. Mich packen die Niederländer am ehesten, wenn sie zu ihren atmosphärischen Songs auch die Melancholie mit unterrühren, wie bei dem traurig schönen "Learn How To Cry" oder dem Titelsong. Doch zu meinem Bedauern kommt das zu selten vor, meist grooven die vier mit einem leichten Lächeln und viel Hüfte durchs Gehör. Diese Fröhlichkeit hat aber durchaus auch ihren Reiz und wirkt zuweilen ansteckend. Wer wenn nicht unsere geliebten Nachbarn aus Holland dürfen einen Song wie "Lets go Get Stoned" machen?
Also in diesem Sinne, wer dem Weihnachtsstress oder dem grauen Winterwetter hörtechnisch eine wenig Leichtigkeit, Entspannung und Lebensfreude entgegen setzten will, darf "Can´t Go Home" auf seinem Wunschzettel notieren.
Das französische Sextett schiebt die Ursache für seine Gründung im Jahr 2001 auf den Genuss von belgischem Bier, was mich zu dem Gedanken bringt, dass in dem Zeug der Tiger stecken muss. YEAR OF NO LIGHT haben bereits mehrere Splits sowie drei Alben veröffentlicht und verstehen sich bestens mit der dunklen Seite der Macht. Nennt es Doom, nennt es Psychedelic, nennt es Post-Irgendwas, meinetwegen auch Black Metal, aber es ist finster und gewaltig, bedrückend und zermürbend zugleich. Auf seinem neuesten Werk „Tocsin“ zelebriert der Haufen einen möglichen Soundtrack zur Apokalypse, stilistisch irgendwo in der gemeinsamen Schnittmenge aus ISIS, A STORM OF LIGHT, OMEGA MASSIF, aber auch abgründiger Schwarzwurzel der Marke THE RUINS OF BEVERAST oder den Landsmännern BLUT AUS NORD angesiedelt. Dabei kreieren die Jungs mit Hilfe von Keyboard und allerlei Elektronik einen hochatmosphärischen, rein instrumentalen Soundteppich, der den fast durchweg überlangen Stücken (lediglich das grandiose „Géhenne“ ist mit knapp sechs Minuten eher kompakt gehalten) eine gehörige Portion Eingängigkeit und Zugänglichkeit verpasst – zu keiner Sekunde hat man hier das Gefühl, dass die Spielzeiten zum Selbstzweck verkommen, nach dem Motto: „Hört mal, was wir alles können!“. Ein weiterer Anspieltipp erübrigt sich, da alle Songs von „Tocsin“ erstklassig sind und am Besten am Stück als Gesamtkunstwerk funktionieren. Ein großartiges Düstermonument aus den Tiefen des französischen Untergrunds!
Es hat ein wenig Zeit gebraucht, bis die neue AUGUST BURNS RED-Scheibe "Rescue And Restore" in Vinylform da war, aber das Warten hat sich gelohnt: das Teil macht nicht nur optisch was her, sondern überzeugt auch musikalisch. Und das auf ganzer Linie. "Leveler" war scbon eine sehr gute Scheibe, mit der sich die Metalcorler verändert und weiterentwickelt hatten, "Rescue And Restore" zeigt sie sogar noch weiter gehend. Songs wie das mit interessanter Gesangsstimme und Trompetenunterstützung ausgestattete "Creative Captivity" oder das mit ruhigem Zwischenpart überzeugende "Beauty In Tragedy" sind hochinteressant und erweitern das Spektrum der Platte ganz erheblich. Natürlich liegt dem allen immer noch heftiger Metalcore zu Grunde ("Echoes"), dieses Fundament wurde um viele neue Einflüsse erweitert, die von den Musikern zu komplexen wie eingängigen Songs zusammengefügt wurden. Am Ende ist "Rescue And Restore" eine durchgehend überzeugende Platte, die Metalcore in eine neue Richtung bringt und mit der AUGUST BURNS RED nicht nur nahtlos an "Leveler" anknüpfen, sondern auch alle Fans zufriedenstellen werden. Der Spagat zwischen Kontinuität und Weiterentwicklung (oder Veränderung) ist der Band total gelungen. Chapeau!