Nanu, BETZEFER gibt es noch? Die Israelis hatten sich mit Veröffentlichungen sehr zurückgehalten, zwischen "Freedom To The Slave Makers" und dem neuen Werk "The Devil Went Down To The Holy Land" liegen schon ein paar Jährchen. Gut, an der Live-Front waren sie fleißig und haben sich da eine treue Fanbasis erspielt. Die wird auch mit dem neuen Werk glücklich werden, denn von ihrer Neo Thrash-Linie weichen BETZEFER anno 2013 nicht ab, immer noch sind alte MACHINE HEAD, PANTERA und modernere Vertreter Marke DISTURBED ein wichtiger Einfluss. Mit viel Groove geht es durch die Songs, bei der Gitarrenarbeit finden sich dann auch immer wieder klassische Metal-Riffs, die mächtig Wumms haben. Das heftige "Killing The Fuzz" oder der "Sledgehammer" und "Suicide Hotline Pt. 1"-Doppelschlag machen dann auch ordentlich Laune, fast schon zeitliche Neo Thrash-Groover quasi. Über den Gesang mag sich auch in diesem Jahr gestritten werden; Fakt ist, dass er hinter der Leistung der anderen Instrumente zurückbleibt und variabler hätte sein können. Mit "Milk" und "Copkiller" finden sich zudem zwei durchschnittliche Nummern auf der Scheibe, die ohne die beiden kompakter und knackiger geworden wäre. Aber auch so ist "The Devil Went Down To The Holy Land" ein solides Album mit leichtem Old School-Touch.
ULVER haben sich in den gut zwanzig Jahren ihrer Existenz als musikalische Chamäaleons erwiesen, so (für Außenstehende unvorhersehbar) änderte sich die Ausrichtung der Norweger oft. "Messe I.X-VI.X", das neueste ULVER-Werk, ist dafür ein fast schon exemplarisches Beispiel, hat es doch mit "Wars Of The Roses" oder dem Coveralbum "Childhood's End" kaum etwas gemeinsam. Die sechs neuen Songs zeigen ULVER in der Zusammenarbeit mit dem Kammerorchester Tromso, wobei das Orchester die klassische Instrumentierung verantwortlich ist ("As Syrians Pour In, Lebanon Grappels With Ghosts Of A Bloody Past") und ULVER elektronische Elemente beisteuern und sich natürlich für das Songwriting verantwortlich zeigen. Das einleitende "As Syrians Pour In, Lebanon Grappels With Ghosts Of A Bloody Past" entpuppt sich dabei als schwermütiges, sich langsam aufbauendes Stück, in dem das Orchester die Akzente setzt; ULVER selbst kommen erst im folgenden "Shri Schneider" besser zur Geltung, das sich auch als eingängigerer Song entpuppt. Insgesamt ist "Messe I.X-VI.X" ein sehr ruhiges Werk geworden, das stellenweise Vergleiche mit "Perdition City" erlaubt, aber im Grunde für sich allein in der ULVER-Biographie steht und stehen wird. "Son Of Man" mit seinen fesselnden Aufbau oder das packende "Mother Of Mercy" als Abschluss sind nur zwei Beispiele für das Können ULVERs. Wie jedes ULVER-Album muss ein Faible für ausgefallene Musik ebenso da sein wie eine Aufgeschlossenheit für neue Ideen - wer das mitbringt, ist mit "Messe I.X-VI.X" sehr gut bedient.
CELESTE haben sich für ihr neues Werk "Animale(s)" ungewöhnlich lange Zeit gelassen, bei den Vorgängerwerken waren die Franzosen immer schnell mit einem Nachfolger bei der Hand. Die neue Doppelscheibe hat mehr als zwei Jahre auf sich warten lassen, bietet dafür aber auch mehr als eine Stunde Musik. Verstörende, bösartige, nihilistische Musik, genau wie erwartet ("Empreinte d'érotisme"). Die der Musik zugrunde liegende Geschichte um zwei unglücklich Verliebte wird von der Band um Shouter Johan exzellent umgesetzt und in ein schlüssiges Gesamtkonzept aus Text, Musik und Bild gebracht. CELESTE bewegen sich in den zwölf Songs immer wieder aus ihren auf früheren Alben relativ eng gesteckten Grenzen heraus, so finden sich beispielsweise immer wieder Ambient-und Drone-mäßige Passagen ("(Y)"), die geschickt in den Sound eingewoben sind und ihn so erweitern. Grundsätzlich regiert weiterhin vertonte Wut, Aggressivität und purer Nihilismus - in einer Intensität, die die meisten Black Metal-Bands nicht annähernd erreichen. Der Wechsel zwischen sich langsam aufbauenden Parts ("Serrés comme son coeur lacéré") und der sich dann anschließenden Raserei geht CELESTE gut von der Hand, hier trifft Postcore-Wucht auf Black Metal-Wahnsinn. "Animale(s)" ist ein von Anfang bis Ende durchdachtes Werk purer negativer Wucht. CELESTE-Jünger können blind zugreifen, allen Black Metal-Fans, Sludge-Weirdos und Postcore-Fans sei der unglaublich schicke Doppelschlag ebenso an das schwarze Herz gelegt. "Animale(s)" ist zweifellos eines der intensivsten Alben des Jahres!
Djentcore, Progressive Deathcore, Metalcore. Viele Bands kamen auf aus dem Nichts und schwammen auf der Welle mit. Nicht jeder konnte sich mit dem anfreunden, vor allem Djent schien für viele sogar das Hasswort des Jahres 2012! Und irgendwie kann man es teilweise nachvollziehen. Nicht weil es scheiße an sich ist, schließlich gibt es auch noch THE CONTORTIONIST, THE SAFETY FIRE und PERIPHERY oder THE FACELESS, die stark vorgelegt haben mit ihrem eigenen Sound. Nachahmer kommen aber immer von ganz alleine und man denkt sich teilweise: warum etwas mehr schlecht als recht wieder aufgreifen?
Die vier Boys von VIITJA aus Münster stellten sich die Frage anscheinend nicht und versuchen ihr Glück mit ihrem vorhersehbaren, technicdeathdjentcorebeatdown-Gemisch, dass einen schon fast aggressiv macht, so unoriginell ist es. Offenbart wird das mit ihrem Debütalbum „Echoes“. Dass das vor allem bei Szene-Kids im Alter zwischen 15-18 die grade „krasse voll auf die Fresse Mucke“ für sich entdecken ansprechen wird, das kann man schon so prophezeien. Denn anders als den Vorreitern der Djentwelle fehlt es hier an einem eigenen, komplexen und unverkennbaren Stil. Zwar gibt es auch hier Höhepunkte, die teilweise aufhorchen lassen und gut reinhauen („Clutch Straws“, „Imageless“ und das Intro von „Selfish Giant“ ) doch irgendwie hat man alles doch schonmal gehört. Reiht sich leider an die 248738463 anderen Bands die paar mal touren und ihr Pulver allzu schnell verschießen werden und in Vergessenheit geraten. Adieu!
Es gibt Bands, da trifft es einen wie der Blitz, wie wenn man verknallt ist. Liebe auf den ersten Beat oder so. Das Herz schlägt schneller, man kann nicht genug kriegen. Rauf und runter wird alles bis dato Veröffentliche runtergespielt, exzessives tot Hören würden manche sagen. Man wird vielleicht auch in etwas ganz Neues hineinführt, fängt an nach artverwandten Künstlern für den gleichen Thrill zu suchen und wird fündig. Als Konsequenz kann es oft passieren, dass man vergisst, wie man überhaupt da hingekommen ist, dass man jemanden vernachlässt. Wie undankbar! Ich muss zu meiner Schande gestehen: bei mir war diese Band RUSSIAN CIRCLES. Als 2006 „Enter“ rauskam, gabs's da diesen einen Song der mich an sie zunächst gefesselt hat. „Death Rides A Horse“ hieß das gute Stück und ich kam gar nicht drauf klar. Instrumentaler Metal? Damn! Es folgte die eben beschriebene Prozedur. Ich suchte nach mehr, kam auf GOD IS AN ASTRONAUT MOUTH OF THE ARCHITECT, RED SPARROWES und wie sie nicht alle heißen. Mit anderen Worten: RUSSIAN CIRCLES haben mich sanft eingeführt in die Post Metal/ -Rock-Welt. „Station“ habe ich noch mitgenommen, auch das vorletzte Werk „Empros“ war mir teilweise bekannt. Als dieses rauskam waren sie schon unter Sargent House unter Vertrag und so wurde ich auch wieder aufmerksam auf Brian Cook, Ex-BOTCH- und immer noch THESE ARMS ARE SNAKES-Mitglied, Mike Sullivan und David Turncrantz. Wie niemand sonst nämlich verstehen die Drei mit ihrer instrumentalen Musik ganze Szenarien von Filmen vor dem inneren Auge abspielen zu lassen-man könnte sagen, die Songs folgen einer eigenen Dramaturgie, erzählen malerisch Geschichten. Auch bei dem fünften Studioalbum „Memorial“ kann man gepflegt während der acht Tracks eintauchen und alles um einen her rum vergessen: während der Einstiegssong „Memoriam“ einen grade zu zärtlich umfasst, aber langsam und sicher in den Rest der Reise mitreißt, legt „Deficit“ schon brutal nach. Etwas, was während des ganzen Albums passiert: mal warm und einfühlsam, dann brachial und zerstörerisch. In Gedanken fliegt man über die eisige, einsam anmutende Landschaft die RUSSIAN CIRCLES uns nicht nur auf ihrem Albumcover offenbaren. Man fühlt sich dennoch nicht alleine mit Highlights wie dem darauf folgenden „1777“(Schauer über den Rücken) und natürlich dem wunderbaren Gastspiel mit New Wave Gothic Lady CHELSEA WOLFE im Endstück „Memorial“, welches an das Intro anknüpft. Perfekte Stimmung für den Herbst, aber vor allem für den frostigen Winter. Und doch wird einem ganz warm dabei. Da fehlen einem die Worte, man schämt sich ein wenig und bittet: oh mein Gott, RUSSIAN CIRCLES, wie konnte ich euch jemals den Rücken kehren. Verzeiht mir!
Faulheit kann man den All-Time Musikern der Thüringer Dark-Elektro Kombo EWIGHEIM nicht unterstellen. Erst ein Jahr liegt die Veröffentlichung von der Full-Length-Scheibe „Bereue Nichts“ zurück, das Release der Neuerscheinungen ihrer Hauptbands EISREGEN (Yanit) und THE VISION BLEAK (Allen B. Konstanz) erst wenige Wochen. Nicht jedoch mit einem minderwertigen Zwischenwurf, sondern mit „Nachruf“ und mehr als kreativem Songwriting kommen die Workaholics im Namen des Todes nun schon zurück.
Lyrisch bewegt man sich hier mit leichter EISREGEN-Manier im tödlich Makaberen. So geht es, wie schon auf den Vorgängern, wieder ausschließlich um den Weg ins EWIGHEIM (denTod). Die mal zuckersüßen, mal gotischen, mal kranken, mal melancholischen und teils sogar poppigen Melodien bilden einen wunderbaren Kontrast zu dieser Thematik: Besonders köstlich ist das „Heimweh“. *g*
Mit elektronischer Gothic-Pop Manier wissen „Die Augen Zu“ und „Falsches Herz“ sich problemlos im Ohr festzusetzen. Doch auch ruhigere Songs wie „Himmelfahrt“, oder mein persönlicher Favorit „Am Meer“ wissen vollauf mitzureißen. Hier kann man den Thüringern zudem astreines Songwriting bestätigen, die wunderbare Stimme von Allen B. Konstanz erledigt den Rest. „Ein Nachruf“ und „Zwischen Menschen“ regen ebenfalls zum Nachdenken an.
Doch gegen Ende fällt die Scheibe leider beträchtlich ab. Kann „Liebeslied“ noch als 08/15 Gothic-Nummer durchgehen, wirkt die Metaphorik in „Glück Im Unglück“ irgendwie sehr daneben, wie auch sonst hier nichts Besonderes geboten wird. Mit „Wenn Es Am Schönsten Ist“ versinkt die Kombo dann leider letztendlich vollkommen im Kitsch, was wirklich unangefochten am Schlimmsten ist. Das Outro, dem Michael Roth seine Stimme leiht, mag auch nicht ganz zum Rest des Werkes passen. Schade, wollte man hier einfach nur fertig werden?
In seiner Gesamtheit betrachtet ist „Nachruf“ jedoch kein schlechtes Album, gar weist es durchaus einige Perlen auf. Eher für hartbesaitete Goten, denn für Düster-Metaller geeignet, sollten UNZUCHT-, ASP-, und EISBRECHER-Freunde ruhig ein Ohr riskieren.
Der Name “MOONCRY”, die gängige Presse-Bezeichnung „(Dark-)Melodic Metal“ und ein Fantasy- Artwork mit einer Nymphe im Mondschein, ‒ da schreit es förmlich nach Kitsch. So denkt man anfangs, doch man irrt, kommen die Melodic-Metaller vom Bodensee doch überraschend hart und düster daher.
Obgleich Sänger Sali sich hauptsächlich des klaren Gesangs bedient und auch Chor-Elemente auf „A Mirror’s Diary“ Einzug erhielten, ist doch immer alles mit rasantem Schlagzeugspiel und teils frostigen Gitarrenriffs unterlegt. Auch erweisen sich die Gesangsparts als sehr abwechslungsreich, stimmungsvoll und stets ausdrucksstark. „A Mirror’s Diary“ bietet viele mitreißende Melodien, sehr eingängige Passagen und Abwechslung. Mal etwas symphonischer, wie in „Scylla“ und „A Mirror’s Diary“, mal mit etwas mehr Power wie in „Burning Curtains“ und „Defamed Pride“, in opernhafter Thrash-Metal Manier („Puppet Crow“), oder gar in balladesker Form („The Beast Within Me“ und „Angel Of Darkness“), wissen die Jungs sich doch durchweg zu behaupten und bieten stets Melodie und Düsterness. Obgleich Soli, Sampler und Chor entsprechend vorgetragenen Genres auch hier Verwendung finden, wirkt „A Mirror’s Diary“ keineswegs überladen. Mit einem Minimum an Bombast und unnötigem Gitarren-Gefrickel erzeugen MOONCRY ein Maximum an Stimmung. Kein Kitsch und keine Selbstüberschätzung stören an dieser Stelle. Gerade die sehr stimmungsvolle Ballade „The Beast Within“ und das meisterhafte Cover vom Vorgänger („Angel Of Darkness“) wissen den Hörer wohl in den Bann zu reißen, sollte der Opener und das ganze Material dazwischen doch tatsächlich versagt haben.
Kurzum: MOONCRY haben ein durchweg solides Werk von dunklem, melodischem Metall geschaffen. Zwischenzeitlich kommen hier leichte Assoziationen mit RHAPSODY OF FIRE, ORDEN OGAN, AMORPHIS, alten NIGHTWISH-Sachen und sogar SAMAEL auf (wenn man den Gesang ausblendet).
Ein durch und durch starkes Werk, das aufgrund seines fehlenden Kitsch-Aspekts wohl nicht nur gängige Genre-Fans begeistern mag. MOONCRY erweisen sich für melodische Ausflüge mehr als geeignet!
Schaut man mal nicht durch die rosarote Fanbrille, dann stellt man ernüchtert fest, dass die Engländer mit Ausnahme des großartigen 1997er Albums „One Second“ seit ihrem Jahrhundertwerk „Icon“ keine wirklich herausragende Platte mehr veröffentlicht haben. Mal gut (etwa „Draconian Times“ oder „Symbol Of Life“), mal gruselig („Host“ oder „Believe In Nothing“), hat das Quintett auf den letzten drei Scheiben immerhin wieder einen konstant ordentlichen Pegel erreicht, dem sich die Compilation „Tragic Illusion 25 (The Rarities)“ anschließt. Das ist auch kein Wunder, denn das Material stammt fast ausschließlich von diversen Editionen der letzten Alben „In Requiem“, „Faith Divides Us-Death Unites Us“ und „Tragic Idol“ und hält erwähnten Pegel trotz der Tatsache, dass die Songs nicht regulär verwurstet worden sind. Sehr gelungen sind etwa die melodische SPEAR OF DESTINY-Coverversion „Never Take Me Alive“, der Stampfer „The Last Fallen Saviour“, das schleppende, fast schon progressive „Cardinal Zero“ oder das angenehm die Frühtage der Band zitierende „Sons Of Perdition“. Als Kaufanreiz hat man zusätzlich drei bislang unveröffentlichte Stücke auf „Tragic Illusion 25 (The Rarities)“ gepackt: die 2013er Neuaufnahmen von „Our Saviour“ (vom Debütalbum „Lost Paradise“) und „Gothic“ (vom gleichnamigen 1991er Werk), die zwar nicht die dreckige Urwüchsigkeit der Originale haben, aber gut zeigen, wie sie nach heutigen Maßstäben klingen. Hinzu kommt mit „Loneliness Remains“ ein brandneuer, doomiger Song, der kein Highlight darstellt, aber auch nicht negativ aus dem Rahmen poltert. Insgesamt ist diese Zusammenstellung eine gelungene Sache, die niemandem wehtut, aber auch nichts rausreißt. Lediglich die Allessammler von PARADISE LOST könnten angepisst sein, weil ihre teuer erworbenen Sondereditionen nun etwas weniger wert sind…
Bereits das letzte Album „Lonely Way“ der Hamburger [SOON] war ein Highlight in Sachen Düster Rock welches kaum zu toppen war. Mit „Dead End Street“ zeigen [SOON] im zehnten Jahr ihres Bestehens aber erneut, dass sie dieses Niveau halten und bauen ihre Trademarks weiter aus. Bestes Beispiel gleich der ganz starke Opener „In My Memory“, welcher in dunkler Melancholie schwelgend sich im Gehörgang festsetzt und dabei die nötige Schwere (Gitarre) nicht vergisst. Und das paßt – denn unter den neun mit viel Liebe zum Detail arrangierten Kompositionen des Albums finden sich keine Füller. Vor allem das ruhigere „Still Searching“ mit seinen DEPECHE MODE auf METAL Vibes raubt einem dem Atem – das Teil alleine hätte eine große (und dezent leere) Bühne verdient. Aber auch „Everything Has Changed“ und „Means To An End“ lassen da nicht nach und offenbaren eine hohe Halbwertszeit - Anspieltipps. Es ist wie schon beim letzten Album, es kommt einen immer wieder eine (bessere) Variante von PLACEBO in den Sinn, wenn expressiver Gesang und gezielte Instrumentierung symbiotisch harmonieren. Ob [SOON] den schon nach dem letzten Album verdienten hohen Bekanntheitsgrad endlich erreichen – ich weiß es nicht. Meinen Segen haben Sie. Wer auf Dark Rock mit Niveau steht, sollte in „Dead End Street“ aber unbedingt mal reinhören.
„Live At Theatron Munich 2013“ von PANZERBALLETT hat es recht schnell auf Datenträger geschafft – fand das Konzert ja erst am 05. August dieses Jahres statt – und zwar im Rahmen des Theatron Festivals im Münchner Olympipark. Das verschaffte der Band mehr Zuschauer als sie gemeinhin bei Live-Gigs zun ziehen vermag – denn hier gab es auch „Laufkundschaft“. Ansonsten dürfte sich die Zielgruppe von PANZERBALLETT mehr im intellektuell-progressiven Umfeld bewegen. Denn ihre Mischung aus Metal und Jazz dürfte dem Normal-Metaller zu komplex, zu schräg, zu wenig nachvollziehbar (auf den ersten Hör) und zu, wie sagt die Band selbst, „verkrasst“ sein – ich sage nur „Vulgar Display of Sauerkraut“ (PANTERA einmal durch den Quirl) oder „Donnerwetter“ (AC/DC). Von diesem Fusion Metal Jazz (Härte meets Virtuosität) gibt es hier 70 nicht leicht verdauliche, instrumental hochwertige Minuten Live. Dass die PANZERBALLETT-Version von „Ein bisschen Frieden“ (mit Gastsängerin Conny Kreitmeier) der kurzfristigen Zensur des Originalkomponisten zum Opfer gefallen ist, führt zu einer tonlosen, visuellen Version mit Verweis auf youTube – Schade eigentlich, kann die Band aber nichts dafür. Die Version des Dirty Dancing Songs „Time Of My Life“ hievt diesen Unsong dann doch tatsächlich aus der Kitsch-Ecke.
Die Extras haen nochmals 45 Minuten PANZERBALLETT aus 2012 Backstage München, „Vulgar Display of Sauerkraut“ in Berlin, Bilder von der US-Tour und ein Interview mit FREAK KITCHEN Gitarrist Mattias IA Eklundh (der ja ähnlich extrem wie PANZERBALLETT unterwegs ist). In Gänze ist „Live At Theatron Munich 2013” aber in erster Linie etwas für Fans und Freaks.