Review:

Empire Of The Undead

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GAMMA RAY hatten bei „Empire Of The Undead“ nicht unbedingt das, was ich als Glück betiteln würde – den Jungs aus Hamburg ist nämlich kurzerhand das Studio abgebrannt. Glücklicherweise hat es Hansens Truppe dennoch geschafft, ihr mittlerweile elftes Studioalbum zu veröffentlichen.

Und das geht erst einmal, vorsichtig gesagt, unkonventionell los: Die Nummer „Avalon“ gönnt sich ganze 9:22 Minuten – und das als Intro und mit eher weniger GAMMA RAY’schem Nachbrenner, dafür mit eben einer ausladenden Länge und Varianz. Coole Geschichte, vielleicht nur strategisch nicht so clever in der Tracklist platziert.

Aber wer bei GAMMA RAY dann doch eher kurze, kompromisslose Live-Titel mit treibendem Sound und einigem Einfluss der klassischen Heavy Metal-Größen erwartet, der muss sich nicht all zu lange gedulden: Nummern wie das für Live-Sets prädestinierte „Hellbent“ oder das bereits 2013 auf der „Master Of Confusion“-EP veröffentlichte „Empire Of The Undead“ bieten dem geneigten Hörer eine gelungene Mischung aus GAMMA RAY mit einigen Fullstack-Einflüssen von MOTÖRHEAD und JUDAS PRIEST: Double-Bass-Parts, schnelle Metal-Soli, einige angenehm bekannt klingende Hooks und nicht all zu selten auch ein stumpfer, aber charmanter Mitsing-Chorus („Pale Rider“), in der Regel auch ohne unnötige Ruhepausen („Born To Fly“). Mitunter wird das auch etwas düsterer („Demonseed“) und lässt die Gedanken an JUDAS PRIEST noch präsenter werden.

„Master Of Confusion“, ebenfalls aus der 2013er-EP, gewinnt bei mir immer noch keine Lorbeeren, „Time for Deliverance“ ist die obligatorische Ballade. Bei mir gilt aber weiterhin: Auch nach hundert Jahren bin ich kein Balladen-Fan. „Time for Deliverance“ ist naheliegender Weise aber immerhin von Kai Hansen gesungen – und das wertet das Unwort „Ballade“ dann doch auf.

Was machen wir also aus „Empire Of The Undead“? Wen wir das Vorgänger-Album ignorieren, dann bleiben GAMMA RAY sich weitestgehend selber treu und veröffentlichen hier eine Platte die mit genügend  Songs für hübsche Live-Setlists und auch der ein oder anderen netten Überraschung („Avalon“). Dementsprechend weigere ich mich zwar, „Empire Of The Undead“ unnötig stark in den Himmel zu loben, lege es aber dennoch allen Fans von GAMMA RAY sowie jenen, die einer guten Heavy bzw. Power Metal-Platte nicht abgeneigt sind ans Herz.

Empire Of The Undead


Cover - Empire Of The Undead Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 56:55 ()
Label:
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Review:

Shadows Of The Dying Sun

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Schlaflos waren wir, lange Nächte des Wartens (knapp drei Jahre!) haben wir hinter uns gebracht – Nun ist der lang ersehnte Silberling endlich aus den Tiefen der unendlichen Schwärze aufgetaucht: Die finnischen Dark-Melodic-Depri-Metaller INSOMNIUM offenbaren uns mit „Shadows Of The Dying Sun“ ihr neues Meisterwerk.

Was im Frühjahr 1999 als „Melodic Death Metal“ bezeichnet wurde lässt sich kaum mehr in diese Sparte schieben – zu experimentell, zu vielschichtig und schlichtweg zu gigantisch sind die Dimensionen, in denen sich die Finnen mittlerweile bewegen. Da ist weitaus mehr als der melodische Tod, kann man doch bei Zeiten jede Menge gothische, aber auch schwärzliche Einflüsse in der Musik INSOMNIUMs vermerken („The Promethan Song“ und „Black Heart Rebellion“). Eingängige Gitarren-Melodien, Blast-Beats und düstere Growls treten in Kontrast zu dem verstärktem Gebrauch von Klargesang – getragen von einem dunklen Fluss purer Melancholie, aus dem Tal der Trauer in das Meer aller Hoffnung: Tatsächlich gibt es in den Schatten der sterbenden Sonne mit „Lose To Night“ sogar eine sehr softe Halb-Ballade. Ihre Wurzeln verleugnen INSOMNIUM dennoch nicht, wie klassische Melodic-Death-Stücke wie „Collapsing Words“ beweisen. Erwachsener und experimenteller sind die Jungs geworden, die einzelnen Songs feingliedriger, verstrickter und vielseitiger (und hier sei nicht nur das Parade-Beispiel „The River“ genannt). Melodische und einprägsame Refrains jagen prägnante Gitarrenmelodien und das dank der nötigen Raffinesse ohne langweilig zu werden.

„Shadows Of The Dying Sun“ ist die Verlockung der Schlaflosigkeit, der Soundtrack der ewigen (Sonnen-)Finsternis und definitiv die Erfüllung aller Erwartungen. Neben alten INSOMNIUM-Fans kann das Material wohl Fans von Bands wie BE’LAKOR, SOULFALLEN und PARADISE LOST begeistern.  

Shadows Of The Dying Sun


Cover - Shadows Of The Dying Sun Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 56:48 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Tanerthos

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Mit „Tanerthos“ legen die mittlerweile zum Trio angewachsenen TANERTILL aus München ihr zweites Album vor. Dem gleichermaßen anspruchsvollen wie faszinierenden Debüt steht der Zweitling in nichts nach. Trotzdem wiederholen sich TANERTILL hier nicht. Der Anteil an elektronischen Elementen und Gesangs-Parts ist höher als zuvor, es gibt mehr gerade Beats und eingängige Refrains zu hören, und die Songstrukturen sind schneller nachvollziehbar. Leichter machen es einem TANERTILL aber trotzdem nicht. Auch auf „Tanerthos“ braucht man teils mehrere Durchgänge, bis sich die melodischen Passagen herausschälen, die sich dann aber auch schnell im Gehörgang festsetzen. Das liegt sicherlich auch an der stilistischen Vielfalt. Könnte der Opener „Cool“ mit seinem Industrial-Anstrich noch in die Irre führen, übernehmen vor allem in der zweiten Hälfte des Albums immer wieder die Gitarren das Ruder. Genau in der Mitte befindet sich mit dem atmosphärischen „Soulblind“ der wohl ungewöhnlichste Song des Albums: Über einem gleichbleibenden, rhythmischen Beat sind nur vereinzelt Gesang, Gitarren und kurze Keyboard-Melodien zu hören, bis sich erst ganz am Schluss alles vereint. Wem das zu experimentell ist, den dürften anschließend Songs wie „Getting Nowhere“ und „Prey“ versöhnen, die schwer groovend rocken. Auch das zweite TANERTILL-Album setzt also einiges an Aufgeschlossenheit voraus. Wer eher auf klassischen Rock und Prog steht, hat vermutlich Mühe mit dem speziellen Sound, dafür könnte mit diesem Album aber auch der ein oder andere Industrial-Fan zu der Band finden. Unbestreitbar haben TANERTILL hier aber erneut ein wirklich spannendes, sehr eigenes und darüber hinaus toll eingespieltes Werk abgeliefert, das ihnen hoffentlich mehr Aufmerksamkeit einbringt.

Tanerthos


Cover - Tanerthos Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 43:27 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Golem

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Interview Hi Andreas! Wie geht es Euch denn momentan?


Danke, sehr gut (und ich hoffe auch für meine Mitstreiter zu sprechen).


Euer letztes reguläres Album „Dreamweaver“ ist jetzt fast auf den Tag genau zehn Jahre alt. Was ist seit der Veröffentlichung dieses bei Presse und Fans gleichermaßen hoch gelobten Albums alles passiert?


Nachdem wir unsererseits viel daran gesetzt hatten, den Nuclear Blast-Veröffentlichungswind zu nutzen, kam mit der Zeit natürlich auch die Frage auf, wie wir auf das insgesamt eher verhaltene Echo reagieren. Wir spielen definitiv gerne live, aber es muss dafür ja auch eine frische musikalische Botschaft geben. Es stellte sich also die für uns essentielle Frage, was wir nach „Dreamweaver“ denn so im Allgemeinen zum Thema Death Metal noch zu sagen haben. Über die Jahre hat sich dann der etwas pragmatische Ansatz herausgebildet, dass wir das Rad wohl eher nicht ganz neu erfinden, aber durchaus noch Musik in unserem Kopf haben, die es Wert ist gespielt zu werden. Zugegebenermaßen hat das Tempo dabei etwas nachgelassen, und der Nichtmusikerteil des Lebens fordert ja ab und wann auch etwas mehr Beachtung. Leider finden wir uns damit im Jahre 2014 ohne Schlagzeuger wieder, was das Musikerleben auch nicht gerade aufregender macht.


Warum habt Ihr Euch gerade jetzt entschieden, Eure ersten beiden Alben „Eternity - The Weeping Horizons“ und „The 2nd Moon“ erneut zu veröffentlichen anstatt ein neues Studioalbum anzugehen?


Wir haben uns eigentlich gar nicht aktiv für diesen Schritt entschieden. Rico von FDA Rekotz hat mich bei einer Recording-Session mit GOREGAST mal darauf angesprochen. Da wir des Öfteren Anfragen nach den alten Sachen bekommen haben, erschien uns die Idee als durchaus sinnvoll, zumal von den damaligen Labels auch kein Nachschub zu erwarten war. Die Wiederveröffentlichung ist also ein ganz eigenständiges Ding, ein Geschenk an Sammler, Vinyl- und Geschichtsinteressierte. Eine ähnliche Idee gab es übrigens schon zu Zeiten der „Dreamweaver“-Veröffentlichung, diese wurde aber wegen mangelnder kommerzieller Durchschlagskraft seitens Nuclear Blast schnell ad acta gelegt.


Was war der Grund, warum beide Alben zum Zeitpunkt ihrer Erstveröffentlichung nicht auf Vinyl erschienen? Lag es an den „vinylfreien“ 90er Jahren?


Ich denke, das trifft es ziemlich gut. Ich muss auch gestehen, dass ich selbst gar kein Vinylsammler bin und es deshalb auch nie wirklich vermisst habe. Wären die Alben wirklich richtig gut gelaufen, hätte es da aber sicher auch Verwertungsideen seitens der Label gegeben. Wir haben ja auch selbst eher daran gedacht, dass sich Leute die Musik tatsächlich anhören sollen. Meine LPs schütze ich eher vor Plattenspielernadeln und hab mir bei Bedarf die digitalen Versionen zugelegt. Ich sehe das dann auch eher als ein besonderes Sammlerstück, von Alben, die durch tatsächliches Dauerhören einen entsprechenden Status erreicht haben. Da hätten wir uns damals sowieso nicht direkt einsortiert, hehe.


Beide Alben erscheinen ebenfalls als Re-Releases in einer Doppel-CD-Compilation, was den Fans sehr entgegenkommt, da man zwei Alben zum Preis von einem bekommt. War es Euer Plan, ein solch fanfreundliches Paket zu schnüren?


Na, wir hoffen doch mal ganz stark, dass es fanfreundlich ist. Geld haben wir sowieso nicht im Sinn, möge es reichen, dass der Rico auch weiterhin coole Musik unterstützen und raus bringen kann!


Wenn man diesem Doppelpack überhaupt etwas vorwerfen kann, dann die Tatsache, dass gegenüber den Originalveröffentlichungen keinerlei Bonustracks zu finden sind. Gibt es keine unveröffentlichten Songs mehr von GOLEM?


Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt. Deshalb haben wir auch gar nicht daran gedacht, irgendwelche neuen Sachen an dieser eher historischen Stelle unterzubringen. Und wirklich unveröffentlichtes Material gibt es aus dieser Zeit auch nicht, oder es existieren keine annähernd brauchbaren Aufnahmen. Man hätte noch das ein oder andere Stück von den vorangegangenen Demos entstauben können, aber das auch sonst aufregende Leben hatte wohl etwas dagegen.


Als Du die Aufnahmen remastert hast, hast Du da ständig daran denken müssen, was man seinerzeit an den Songs und dem Sound hätte besser machen können? Und wie viel wurde jetzt im Nachhinein klangtechnisch optimiert?


Für mich war das wohl der interessanteste Aspekt an diesem Projekt. Zum Glück existieren keine originalen Mehrspuraufnahmen mehr, da wäre ich vielleicht sogar versucht gewesen, an den Mixen zu arbeiten. Natürlich merkt man da an allen Ecken und Enden, mit wie wenig moderner Technik man dort eine ganze Menge an „Mehr“ zaubern kann. Aber es kann ja niemand behaupten, dass wir damals nicht viel versucht hätten, ein optimales Klangbild hinzubekommen. Und Soundfetischisten waren wir schon immer, wenn auch nicht unbedingt von der üblichen Art. Schlechte Gefühle deswegen hatte ich dabei jedenfalls kaum, eher im Gegenteil. Ich habe mich sogar ein ganzes Stück zurückgenommen, um den alten Charme nach Möglichkeit zu erhalten, natürlich so, dass es in modernen Ohren nicht allzu doll weh tut. Es geht schließlich überhaupt nicht darum, mit zeitgenössischen Produkten zu konkurrieren.


Ein besonderes Anliegen scheint Dir auch nach so vielen Jahren das neue Cover-Artwork gewesen zu sein, das die Compilation ziert. Auf Eurer Homepage hast Du Dich zumindest über die ursprüngliche (und wirklich erheiternde!) Verpackung von „Eternity – The Weeping Horizons“ beschwert. Bist Du zufrieden mit der Arbeit von Mark Cooper?


Ich bin wirklich sehr zufrieden, auch wenn das überhaupt nicht meine Expertise ist. Es schlägt ein bisschen in die VOIVOD-Richtung, was uns nur allzu recht sein kann. Wir sind jedenfalls sehr froh, dass Rico uns diesen Vorschlag unterbreitet hat, mit den gängigen Klischees können wir leider (zumindest im Selbstbezug) nur sehr wenig anfangen. Auch hoffe ich natürlich persönlich, damit endlich mal diesen schlimmen Majewski mit seinen Friseusen von der ansonsten gar nicht peinlichen „Eternity…“ trennen zu können.


Ihr gehört nicht nur zu den Pionieren der deutschen Death Metal-Szene, sondern wurdet in der Vergangenheit auch gerne mal als die „deutschen CARCASS“ bezeichnet. War ein derartiger Vergleich eher Fluch oder Segen für Euch?


Wenn ich an meine eigene Teenager-Zeit denke, muss das nicht unbedingt nur Fluch sein. Man packt da ja ganz gerne Sachen zur besseren Sortierung in kleine Schublädchen, hehe. Als Künstler (und das denken wir ja alle ganz gerne, dass wir welche sind) tut das natürlich ein bisschen weh, da es den eigenen Anteil an der Erschaffung ebenfalls mit dem Vorwurf des Plagiats überzieht. Natürlich können wir locker die ganzen Parallelen erkennen, können zu vielen Passagen auch genau die entsprechenden Inspirationen verlesen. Hätten wir etwas großräumiger „gewildert“, wäre das auch nie dermaßen breitgetreten worden, aber wir fühlten uns eben jenem Stil sehr verpflichtet. Wir denken natürlich trotzdem, dass wir da etwas Eigenes mit entsprechender Existenzberechtigung geschaffen haben und dafür können wir ebenso Beweise in Hülle und Fülle zitieren. Die Emanzipation ist uns letztendlich aber ganz gut gelungen und wurde auch angemessen gewürdigt. Kein Grund also, wegen irgendwelcher Kategorisierungen nachtragend zu sein.


Wie erlebt Ihr die (Death-) Metal-Szene heute? Gibt es jüngere Bands, die Euch faszinieren? Und welche sind das?


Man glaubt manchmal gar nicht, wie „alt“ man erst werden muss, um zu erkennen, wie konservativ diese Szene in vielen Teilen zu sein scheint. Aber daran kann man vielleicht auch einfach sehen, wie sehr Metal im Mainstream angekommen ist und maximal noch als Großmutterschreck herhalten kann, Just-for-Fun mit „Veränderung-ist-schlecht“-Attitüde. Andererseits tut man damit vielen Bands Unrecht, denn tatsächlich ist musikalisch sehr viel passiert, so dass man sich kaum noch Sorgen um den eigenen Platz im ganzen Zirkus machen muss. Vor allem handwerklich ist heute Vieles erste Sahne, die Ansprüche sind da mittlerweile enorm. Trotzdem muss die Frickelolympiade nicht das Maß der Dinge sein, Musik bietet so viel mehr. Gerne würde ich jetzt auch eine junge Band promoten, aber meine letzte dauerhaft ehrlich geliebte Neuentdeckung waren T.O.O.H. - nachdem sie sich das erste Mal aufgelöst hatten – und in unserem Alter dürften die auch sein, hehe. Das alles soll aber nicht heißen, dass ich die Szene nicht für sehr gesund halte – es dürfte aber nicht allzu leicht sein, die Väter (zumal sie oft auch geiles, durchaus entwickeltes Zeug raushauen) los zu werden. Es gibt da einiges cooles Zeug, was definitiv mehr Beachtung verdient! Also stoßt endlich die ganzen Opis vom Thron!


Wann können wir denn mit einem neuen GOLEM-Album rechnen? Und wird man GOLEM in absehbarer Zeit auch wieder auf der Bühne sehen können? Gibt es diesbezüglich Pläne?


Dass der Eric nicht mehr trommelt, hat ja noch nicht so die ganz große offizielle Runde gemacht, mittlerweile kann man aber davon ausgehen, dass er nicht derjenige sein wird, der das nächste Golem-Album einspielt (leider!). Das macht auch die Sache mit den Konzerten momentan etwas schwierig. Aber positiv betrachtet zwingt uns das, einen echten Plan für die Zukunft unseres musikalischen Schaffens zu entwerfen. Und machen wir uns nichts vor, wir haben auch ohne diese Band genug Interessantes in unseren jeweiligen Leben zu tun, so dass ein neues Album alles andere als wahrscheinlich ist. Material gibt es allerdings, und ich behaupte mal frech, nicht zu knapp. Was damit passiert, wissen wir momentan selbst noch nicht so genau.


Hast Du noch ein paar letzte Worte für Eure Fans?


Supergeil, dass wir ein paar Leute mit unserer Musik verzaubern durften und die große Ehre, ernsthaft als Inspiration herzuhalten, ist uns auch nicht verwehrt geblieben. Dafür, dass wir uns auf diese Art und Weise musikalisch verewigen durften, sind wir aufrichtig dankbar. Wir hoffen, Euch alsbald mal wieder von der Bühne aus anschreien zu dürfen!



Interview:

Fäulnis

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Interview

Hi Seuche! Wie geht es Euch denn zur Zeit?



Hallo! Gestresst, ich habe heute auf den Kalender geschaut, in zwei Wochen geht’s 
los auf Tour, und es gibt noch viel zu tun. Ansonsten wohl ganz gut.



Zwischen Euren letzten Album „Gehirn Zwischen Wahn Und Sinn“ und dem neuen Werk „Snuff || Hiroshima“ liegen annähernd fünf Jahre. Was ist in dieser Zeit alles passiert?



Viel zu viel, das würde jetzt den Rahmen zu sprengen. FÄULNIS-relevant, einige
sehr intensive Gigs, und ich war 2010 ein halbes Jahr in Hiroshima/ Japan. Viele
Eindrücke, im Guten wie im Schlechten. Einen Teil habe ich auf den letzten beiden
 Album-Stücken von „Snuff || Hiroshima“ verarbeitet. Der Rest war ein auf und ab.

Was genau bedeutet der Albumtitel „Snuff || Hiroshima“? Welches Konzept
verbindet diese beiden Begriffe? Was war die Idee dahinter?



Bei dem Titel geht es um Assoziation. Beide Begriffe rufen Bilder hervor, „Snuff“, die
extremste Form medialer Auslebung, Gewalt, Schmerz, Terror. „Hiroshima“, die 
Atombombe, je näher man sich mit dem Thema beschäftigt, umso schwärzer wird es.
Eine Stadt, die ausgewählt wurde, weil sie so gut erhalten war, die Auswirkung der
 Bombe am besten auswerten zu können. „Hiroshima“ aber auch als eine
 Zusammenfassung meiner Zeit dort, die ich genutzt habe, um mich zu sammeln.



„Snuff || Hiroshima“ ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger etwas kompakter ausgefallen, und es gibt außer dem Opener „Grauen“ keine weiteren
überlangen Songs. Wolltet Ihr ein wenig Abstand von den ausladenden
Kompositionen nehmen und mehr auf Eingängigkeit setzen?



„Eingängigkeit“ war kein Kriterium. Es stimmt, das Album ist kompakter, keine
 Zwischenstücke mehr. Auf dem ganzen Album ist auch, mein ich, nur noch genau ein
 einziges Sample, die Sirene. Das sind aber alles Dinge, die sich ergeben haben aus 
der ganzen Situation. „Eingängigkeit“ klingt wie „leicht verdaulich“, da hätte ich wohl
an ganz anderer Stelle arbeiten müssen als an der Musik. 

Es geht ja auch darum, was man rüber bringen will. Das Konzept von „Gehirn...“ war, 
vereinfacht gesagt, Großstadt, Isolation, Leere, Beton. Da passten die ganzen 
Doom-Einflüsse, und selbst die kritisch wahrgenommenen, minimalistischen, ewigen
 Geräuschphasen waren ein Stilmittel. „Snuff || Hiroshima“ ist Terror, keine 
Atempause mehr, nach vorne gehen, zuschlagen und die Trümmer in den Dreck 
treten.



Auf „Facebook“ beschreibt Ihr Euren Stil mit "In deinem Stammcafé brennt nur noch ein Teelicht in der letzten Bank und selbst da sitzen schon Fremde und trinken kaltes Erbrochenes aus Porzellangeschirr." (aus dem Stück
"Landgang"), während die ersten Worte auf „Snuff || Hiroshima“ lauten: „Im
alten Haus brennt wieder Licht…“ (aus „Grauen“). Hat dieses Motiv einen
bestimmten Hintergrund, beziehungsweise hängen diese beiden Songs
zusammen?



„Im alten Haus brennt wieder Licht“ ist ein direkter Bezug auf die Eingangszeile aus 
„30. Juli, Bewölkt“, also „Das alte Haus ist menschenleer“. Es geht um das Motiv
„Haus“, nicht „brennen“. Das ist eines von den Dingen, die für mich persönlich Sinn 
machen, aber schwer zu erklären sind. „Haus“ würde, im Gegensatz zu „Heim“
etwas Fremdes, Seltsames beschreiben, das Haus auf der Klippe, unter dem die 
Brandung tobt, zum Beispiel. Man denke jetzt einfach mal an eine klassische Poe-
oder Lovecraft-Geschichte. In beiden Texten ist das Haus ja Schauplatz von etwas 
Negativem. Ein brennendes Licht deutet auf Leben hin, in „Landgang“ ist es das
versiegende Leben, in „Grauen“ das wieder auflebende. Der auflebende Schrecken, 
unter Umständen? Etwas Interpretationsspielraum soll ja der Hörer noch behalten.



Was ist für Dich die „monotone Gehirnvergewaltigungsmaschine“, die im Song „Abgrundtief“ erwähnt wird?



Das in Worte zu fassen, würde der Bedeutung die Kraft nehmen. Ich denke mal,
jeder Mensch hat seine eigene „monotone Gehirnvergewaltigungsmaschine“.



In dem Stück „Durch Die Nacht Mit…“ verarbeitest Du den Tod Deines 
Freundes K. Zwiespalt von der Band STILLHET. Kann man behaupten, dass es
der persönlichste Song des Albums ist?



Nein, alle meine Songs sind persönlich, bei „Durch die Nacht mit...“ ist lediglich das
Thema kaum verschlüsselt. Der Text ist im Übrigen eine sehr kritische
 Auseinandersetzung mit dem Thema „Selbstmord“. Mir war wichtig, aus der Tat keine 
Leistung zu machen, die Beifall verdient. Es ist mein persönlicher Nachruf.



Was sind die musikalischen Einflüsse von FÄULNIS? Hat die Band ihre 
Wurzeln eher im Black Metal oder eher im Punk? Welche Bands und auch
literarischen Vorbilder in Bezug auf die Texte haben ihre Spuren nachhaltig im
Sound von FÄULNIS hinterlassen?



Ich kann mir vorstellen, dass die Frage, bzw. die Antwort für Außenstehende 
interessant sein mag, für mich ist das aber schwierig bis anstrengend zu
 beantworten. Ich mache mir darüber kaum Gedanken, so dass ich im Grunde kurz
angebunden sagen könnte: alles um mich herum! Ich höre wirklich viel Musik und
 auch wirklich viel verschiedenes Zeug. Ja, nicht nur Black Metal, nicht nur Punk.
 Gerade „Punk“ wurde in einem letzten Interview (mit XXL-Rock.de) stark thematisiert,
 und klar, das ist auch ein wesentlicher Einfluss. Eben weil diese Konstellation, Black
 Metal und Punk, sich für mich sehr gut eignet, dem ein Klangbild zu geben, was ich
ausdrücken will.

 Meine Wurzeln liegen in Beidem, ich bin mit Beidem groß geworden. Ich höre mehr 
Metal, aber in bestimmten Punk-Sachen finde ich inhaltlich verstärkt wieder, was ich
im Black Metal mehr in der Atmosphäre finde.

 Literarisch das Gleiche, mich hat immer die Deutlichkeit im Punk beeindruckt, das ist
 es, was ich immer mehr vergegenwärtige. Weg vom Schöngeist. Es hat doch heute
eh keiner Zeit mehr zum Nachdenken, Worte müssen auf direktem Weg kaputt
machen! Größtmöglicher Gegensatz zu so was wie DORNENREICH! Versteh mich nicht falsch, ich respektiere die Band, bis zur „Her Von Welken Nächten“ innovativ ohne Ende, ich will denen auch gar nicht zu nahe treten, es geht nur um den Kontrast. Für mich ist das alles zu verkünstelt und verschachtelt, da empfinde ich nichts. Am eigenen Beispiel, man entwickelt sich ja, vergleiche mal „Letharg“ mit „Scheiße, Rückfall“ auf rein sprachlicher Ebene...



Welchen Input haben die anderen Musiker bei FÄULNIS? Sind sie in irgend
einer Weise am Songwriting beteiligt? Und warum werden ihre Identitäten
geheim gehalten?



Es ist unwichtig, und das war eine Entscheidung in der Gruppe. Hinter den Kulissen
läuft es vermutlich wie bei jeder anderen funktionierenden Band, wir reden und jeder
macht sein Maul auf. FÄULNIS ist mein „Baby“, es ist eine Vision oder was auch 
immer, auf jeden Fall etwas, was in seiner ganzen Ausprägung meiner Kopfscheiße 
entspringt. Auf der anderen Seite höre ich zu, sprich, ich würde niemals gute Ideen
ablehnen, nur weil sie nicht von mir sind. So sind vier Stücke auf dem Album dieses
Mal nicht von mir: „Abgrundtief“, „Durch die Nacht mit...“, „Paranoia“ und „In
Ohnmacht“. Die beiden Kollegen kamen damit fast unerwartet um die Ecke, und es 
hat einfach gepasst.



Eure früheren Werke, wie erwähnter letzter Streich „Gehirn Zwischen Wahn Und Sinn“, aber auch das Debütalbum „Cholerik: Eine Aufarbeitung2“ und die beiden EPs, sind nur noch sehr schwer zu bekommen, höchstens noch auf Vinyl. Werden diese Veröffentlichungen in absehbarer Zeit neu aufgelegt? Gibt es diesbezüglich Pläne?



„Gehirn zwischen Wahn und Sinn“ kommt demnächst über Cold Dimensions auf CD 
neu raus. Bei den anderen Sachen muss ich mir noch was überlegen, ich weiß es 
noch nicht.



Es gab vor einigen Jahren eine Kontroverse um FÄULNIS, da Eure 2005er EP „Letharg“ beim politisch zweifelhaften Label Christhunt Productions erschien. Hallt diese Geschichte immer noch nach? Und gab es jemals Ärger mit rechtem Publikum bei FÄULNIS-Gigs?



Außer von wirklich stark übermotivierten Gestalten wird uns da nichts angehängt. Da 
eilt uns einfach unser hervorragender „Schwuchteldreckszecken, schlimmer geht’s 
nicht“-Ruf voraus. 

Auf Gigs tatsächlich noch nie. Bei den Festivals waren jetzt immer mal vereinzelt ein
 paar Knalltüten mit schmissigen Gesten dabei. Einen habe ich dann auch mal zu
 packen bekommen: „Ja, äh, ja, hm, eigentlich bist Du ja voll nett“... auf Facebook 
hatte er wahrscheinlich wieder Fußbälle in der Hose.



Hast Du noch ein paar letzte Worte für Eure Fans?



Ab 18. April: „Aufbruch zum Abgrund“-Tour 2014 mit EïS und einer Reihe geiler
 Supports wie HARAKIRI FOR THE SKY, FYRNASK und PLAGE! Hier die Daten: 

http://dreadfulmedia.de/aufbruch/

 



Review:

Illusory Blues

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MESSENGER waren mir bis dato gar kein Begriff. Und das geht sicher nicht nur mir so. Die Londoner Band um die Herren Khaled Lowe und Barnaby Maddick kommen ihren Ursprüngen nach aus dem härteren Sektor – lassen aber auf ihrem zwischen Folk, Post Rock und Psychedelic Prog schwebenden Album „Illusory Blues” eher ihre Vorliebe für die BEATLES, ULVER, KING CRIMSON und PINK FLOYD durchscheinen. Dazu Violine, Flöte, Akustikgitarre, mehrstimmige Passagen, einschmeichelnder Gesang – klingt ein bißchen verkopft, braucht eventuell auch mehr wie einen Durchlauf – ist es aber nicht. Denn MESSENGER schaffen es immer auf den Punkt zu kommen und dabei trotzdem zum Teil ausufernd musikalisch Stimmungen zu transportieren. Unentschlossenen hier einen Song zu nennen verbietet sich an sich – aber wer in „The Return“ und „Somniloquist“ reinlauscht, kriegt einen Eindruck, was sich MESSENGER unter Atmosphäre vorstellen. Und damit ergibt sich als Quintessenz eine Kaufempfehlung für jene die es anspruchsvoll ruhig mit einem Touch Pop mögen.

Illusory Blues


Cover - Illusory Blues Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 46:32 ()
Label:
Vertrieb:
Band:

Messenger (UK)

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Review:

Original Album Classics (5-CD-Box)

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„Original Album Classics” und CHEAP TRICK – kommt bekannt vor. Ist auch so. Anfang 2012 gab bereits eine 5er-CHEAP TRICK-Box mit 80er-Platten der Band (siehe REVIEW) und davor in 2008 eine Box mit den Anfängen. And now? Fast das gleiche. Mit „In Color”, „Heaven Tonight”, „All Shook Up” und „Next Position Please (The Authorized Version)” sind hier bis auf eine CD – nämlich „Lap Of Luxury“ anstatt dem selbstbetitelten „Cheap Trick“ die gleiche Alben enthalten wie in 2008 – nicht nett das (und „Lap Of Luxury“ war 2012 dabei). Da ich mal ein Versehen ausschließe, sollte ich mir weiteres ersparen. Aber dafür sind die vier oben erstgenannten Alben der US-Institution einfach zu gut – wenn auch soundmäßig und produktionstechnisch deutlich der Zahn der Zeit über die Kompositionen hinweg gegangen ist.

Der Start mit ihrem zweiten Album „In Color“ bringt eine Mischung aus Hard Rock und Pop im typischen 60er geprägten Sound. Ihren größten Hit „I Want You To Want Me“ kennt man eh‘ nur Live – hier darf man mal die (sicherlich weniger spektakuläre) Studioversion begutachten. Ähnlich startet „Heaven Tonight“ mit „Surrender“ und auch das ungewöhnliche „Auf Wiedersehen“ zeigt was die Band Anfang ausmachte. Abwechslungsreich werden verschiedene Stile vom Rock über Punk, New Wave und Pop locker vermengt. Bei „All Shook Up” lies man dann vom Ideenreichtum doch etwas nach und auch das Line-Up-Karussell startet infolge der ersten Verschleißerscheinungen. Nichts desto trotz noch ein starkes Album das man durchaus als harten Pop bezeichnen könnte. Bei „Next Position Please“ war es dann aber offensichtlich. Das Album macht weniger Spaß und hat eine Pop-Attitüde der ich das Prädikat „beliebig“ verpassen würde. Zu „Lap Of Luxury“ verweise ich aus oben genannten Gründen (trotz den darauf enthaltenen Hits) auf die Review zur Vorgängerbox. Und so gilt auch hier das, was schon das Fazit zur letzten CHEAP TRICK „Original Album Classics” darstellte. In erster Linie für Musikliebhaber und Fans – ansonsten ist eine Best Of oder die unerreichte Budokan Live-Scheibe das Maß der Dinge.

Original Album Classics (5-CD-Box)


Cover - Original Album Classics (5-CD-Box) Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 69
Länge: 0:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Habitat

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ALVENRADs spielen Folk-Metal und wählten als Thema die Veluwe, eine Wald- und Heidenlandschaft in ihrer Heimat, den Niederlanden. Unter Vertrag bei Troll Music. Im Originaltext steht übrigens noch das Wörtchen "sagenumwoben".

Wer an dieser Stelle noch mitliest wurde offenbar von den Folk-Metal-Klischees nicht abgeschreckt - sehr gut! Denn erwähnte Jungs von ALVENRAD haben mit ihrer aktuellen Veröffentlichung "Habitat" eine wirklich sehr schicke Zusammenstellung frischen Folk- und Pagan-Metals geschaffen die definitiv Beachtung verdient.

"Habitat" wechselt zwischen klassischem Folk mit Panflöten-Gedudel, stumpfen Power-Chord-Hooks mit passendem Drumming (wo man das Gefühl hat, 3/4 der Band braucht gerade selber nicht mehr Gehirnleistung als ein Troll zum Spielen; "Verweven Klauwen") bis zu erstaunlich vielseitigen und spannenden Elementen bietet "Habitat" wirklich ein spannendes Metal-Potpourri. Vom Härtegrad geht es bei Nummern wie "1911" tatsächlich auch in Richtung Double-Bass und streut Pagan- bis Black-Allüren ein und wechselt von recht fidelem Folk zu Pagan - und später wieder zurück, nicht ohne einen clearen Chorus einzuwerfen.


Fazit: Mir gefällt "Habitat" ausgesprochen gut. Die frische Mischung verschiedener Stile und Einflüsse macht Spaß und driftet nicht zu sehr in extreme Spielweisen ab, weder in Richtung "Wir sind eigentlich alle friedlebende Waldgeschöpfen mit Panflöten und vergöttern Sigur Rós", noch in Richtung "Bei genug Verzerrung braucht keiner Stimmgeräte!" - und wir wissen wohl alle, dass insbesondere Pagan- und Folk-Underdogs beides oft ganz hervorragend können.

"Habitat" begeistert mich aber nicht nur rein musikalisch; die Landessprache von ALVENRAD, Niederländisch, passt wie ich finde ganz hervorragend zu Texten und Thematik sowie zum Stil der Platte und erzeugt eine dichte, nicht aber vordringlich-prägnante Atmosphäre - hier steht der "Metal"-Part bei "Folk Metal" noch klar im Vordergrund.

Und auch der obrige Troll-Kommentar war nicht böse gemeint. Wir mögen doch alle Trolle. Erst recht wenn sie gute Musik machen.

Habitat


Cover - Habitat Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 44:53 ()
Label:
Vertrieb:
Band:

Alvenrad

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