PORTRAIT zeigen sich mit „Crossroads“ im Vergleich zu den beiden Vorgängern noch einmal gereift und abwechslungsreicher, ohne auch nur einen Deut kommerzieller zu werden. Im neuerfundenen Genre des „Mercyful Fate-Metal“ bilden sie mit „Crossroads“ nun die Speerspitze. IN SOLITUDE haben mit „Sister“ ja bereitwillig Platz gemacht und ATTIC müssen erst beweisen ob sie nach ihrem Debut noch was drauf setzen können. PORTRAIT bauen ihre Stärken mit „Crossroads“ gekonnt aus und verbinden verschachteltes Songwriting mit okkulter Atmosphäre und gießen das Ganze in ein Fundament aus kauzigem 80er Stahl. Lindels Gesang ist natürlich nach wie vor stark von ihrer Majestät Kim Bendix Petersen I. (aka King Diamond) beeinflusst, jedoch kristallisiert sich immer mehr eine eigene Stimme heraus, die gekonnt zwischen mittleren Tonlagen und extremer Kopfstimme (etwas sparsamer eingesetzt als zuletzt) hin und her pendelt. Die Band tritt zwar öfter auf die Bremse, als dies noch beim Vorgänger „Crimen Laesae Majestatis Divinae“ der Fall war, kreiert dadurch aber eine bedrohliche Atmosphäre, die einen voll und ganz in seinen Bann zieht. Selbst bei gleißendem Sonnenschein, welcher durchs Fenster brennt, scheint sich der Raum um einen herum mit Dunkelheit zu füllen. Im Erschaffen von Stimmung und Atmosphäre sind PORTRAIT wahre Weltmeister. Während es bei einer Band wie beispielsweise HELL mehr um die plakative Show geht (ohne deren tolle Alben schlecht reden zu wollen), sind PORTRAIT um einiges ernster und authentischer. Das fängt beim stimmungsvollen Artwork an, geht über den natürlichen Sound und endet bei Aussagen wie „Das neue Album wird für sich selbst sprechen, und 2014 soll als Jahr der Wahrheit und Welteroberung in die Geschichte eingehen.“ Der Plan könnte sogar aufgehen, denn stark genug dafür wäre „Crossroads“.
Die jungen US Thrasher VINDICATOR schicken nach drei Alben eine neue E.P. ins Rennen. Geboten wird klassischer Bay Area-Thrash. Die Vorlieben des Quartetts dürften bei alten HEATHEN, ebenso alten EXODUS, frühen NUCLEAR ASSAULT und DEATH ANGEL zu „Ultra-Violence Zeiten“ liegen. Nach einem kurzen Intro knallt das Titelstück gleich recht amtlich aus den Boxen und läd zu einem gemütlichen Moshpit ein. Die folgenden „Hockey Stick Vengeance“ und vor allem die Speed Granate „New Clear Assault (End Of An Error)“ (geiler Titel auch) drehen dann nochmal anständig am Gashebel und machen so richtig Laune. Das Instrumental „Destruction Of Justice“ ist auch gelungen und als Bonus gibt es noch ne Demo Version von „Rampage“ und eine Liveversion der Bandhymne „Vindicator“, welche auf Grund der Qualität aber eher verzichtbar ist. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, das VINDICATOR hier eine Handvoll fetter Thrash Songs gelungen ist, die sich jeder Bay Area Maniac bedenkenlos zu Gemüte führen kann.
Die Schweden SISTER sind sowas wie die dunkle, böse Seite des Sleaze Metal. Immer eine Spur rauher, punkiger aber auch extremer wie z.B. HARDCORE SUPERSTAR oder CRASHDIET. Und hier gerät die ganze Sache für den Autoren auch zur Glaubensfrage. Während ich mit genannten Vergleichscombos durchaus etwas anfangen kann, sind mir SISTER über weite Strecken ZU roh. Gerade mit dem versoffenen „Gesang“ von Frontmann Jamie komme ich nicht wirklich zurecht. Natürlich sind Songs wie „We Salute 'Em“ oder „Dmn“ fette Punk / Sleaze Nummern, aber am ehesten kann ich mit SISTER etwas anfangen, wenn sie etwas den Fuß vom Gas nehmen und wie in „Naked“ nicht so sehr mit Melodien geizen. Wer kein Problem mit thrashigen Punk Vocals hat und wem die Originale MÖTLEY CRÜE, TWISTED SISTER oder auch neuere Bands wie CRASHDIET zu brav sind, der sollte sich mal SISTER einverleiben.
Auf Bud Ancillotti ist Verlass. Egal ob er mit STRANA OFFICINA italienische Metalgeschichte schreibt oder mit BUD TRIBE aktuell hochklassige Metal-Werke unters headbangende Volk schmeißt: Die Gallionsfigur des italienischen Metals liefert immer Qualität ab. Und daran ändert auch sein neuestes Werk unter dem Banner ANCILLOTTI nichts. Die britisch geprägten, rauhen aber doch melodischen Metalhymnen haben stets Hand und Fuß und bergen auch nach all den Jahren im Geschäft immer noch dieses Feuer in sich, welches für eine mitreißende Metal-Scheibe unerlässlich ist. ANCILLOTTI ist ein Familienbetrieb, denn Bud wird sowohl von seinem Bruder am Bass, als auch von seinem Sohn an den Drums unterstützt. Dies sorgt für eine traumhafte Sicherheit im Zusammenspiel der Akteure.
Im Vergleich zu den ganz frühen Ergüssen von STRANA OFFICINA ist das Material von ANCILLOTTI kompakter und besser auf den Punkt komponiert. „The Chain Goes On“ ist zwar frei jeglicher künstlerischer Sperenzchen, aber in Sachen Qualität nicht ohne Weiterentwicklung. Klassischer Metal ohne Kompromisse aber dafür mit starker NWoBHM Schlagseite.
Classic Metal-Boom und kein Ende. Die nächsten Oldschool Vertreter hören auf den schmucken Namen BLADE KILLER und kommen aus dem sonnigen Kalifornien. Wer jetzt aber geföhnte Schönwetter-Mucke erwartet, der wird sich enttäuscht sehen. BLADE KILLER klingen eher nach britischer Insel denn nach Sunset Strip. Und so bewegen sich die vier gelungenen Songs der E.P. auch im Fahrwasser von frühen TOKYO BLADE, JAGUAR oder SATAN und natürlich sind die allgegenwärtigen IRON MAIDEN im Sound auszumachen. Up-Tempo Nummern wie „Raise Your Fist“ oder „On The Attack“ machen jedenfalls gewaltig Laune und qualifizieren BLADE KILLER aus dem Stand heraus für einen Opening-Slot bei diversen einschlägigen Festivitäten á la KIT oder HOA. Der einzige Haken an der Geschichte ist, dass der Spaß nach nur vier Songs und knapp 14 Minuten vorbei ist, denn in dem Moment, wo man so richtig in Stimmung kommt, ist es auch schon aus. Metallus Interruptus sozusagen. Hoffentlich kommt bald ein richtiges Album.
KROKUS sind in den letzten Jahren Live recht umtriebig gewesen. Da wundert es nicht, dass man jetzt auch mit einer Live-Scheibe aufwartet. Von den 20 in den letzten vier Jahren aufgenommen Shows entschied man sich letztendlich für die letzte Show der Tour, also für jene Songs die am 30. August 2013 in ihrer Heimatstadt Solothurn aufgenommen wurden. Die Mischung aus alten Hits wie zum Beispiel „American Woman“, „Bedside Radio“ oder das endgeile „.Screaming In The Night“ und neuen Tracks funkt gut; wobei Meinereiner als Highlights die unkaputtbare 80er-AC/DC-Hommage „Long Stick Goes Boom“ und den 2010er-Hit „Hoodoo Woman“ ausgemacht hat – und Marc Storace ist bestens bei Stimme. Allerdings ist trotz des positiven Feelings welche der Livemitschnitt verströmt das 2004er-Livealbum „Fire And Gasoline“ für Neueinsteiger wohl die bessere Wahl – das Doppelalbum mit 20 Songs hat einfach mehr Value. Für Fans der Band, auch im Vorfeld der anstehenden Tour, ein nettes Scheibchen welches gut rüber bringt, was KROKUS live kann; aber auch ein Live-Album, nimmt man die Spielzeit von 70 Minuten; bei dem mehr drinnen gewesen wäre.
1. Long Stick Goes Boom
2. Hallelujah Rock’n’ Roll
3. Go Baby Go
4. American Woman
5. Tokyo Nights
6. Fire
7. Rock City / Better Than Sex / Dög Song
8. Screaming in the Night
9. Hellraiser
10. Bedside Radio
11. Easy Rocker
12. Heatstrokes
13. Live for the Action
14. Hoodoo Woman
Long Stick Goes Boom (Live From The House Of Rust)