Nach dem düsteren Mammutwerk „The Octopus“ und der beschaulichen Rückschau „Echo Street“ spielen sich AMPLIFIER auf „Mystoria“ frei. Schon im instrumentalen Opener „Magic Carpet“ wird so wild und fast schon übermütig drauflos gefrickelt, dass es fast an eine Prog-Parodie grenzt, worauf mit „Black Rainbow“ ein dreckiger, treibender, knapp dreieinhalbminütiger Rocker folgt. „Named After Rocky“ groovt im Mid-Tempo, „Cat’s Cradle“ geht mit seinem Off-Beat fast schon als Party-Song durch, während „Bride“ leicht folkig daherkommt. Ja, die Band probiert hier viel aus, kommt dabei aber meistens schnell zum Punkt, und so sind viele Songs ungewohnt kurz. Trotzdem klingt hier alles zu 100 Prozent nach AMPLIFIER, was daran liegt, dass dann doch immer wieder die typischen Elemente eingebaut werden, wie die sich weit öffnenden Harmonien, die mehrstimmigen Gesänge und die verschobenen Rhythmen.
Am besten sind AMPLIFIER (auf diesem Album und auch sonst) aber, wenn sie sich Zeit nehmen und einen Song langsam aufbauen. Das düstere, hypnotische „Open Up“ ist eines dieser Stücke, das einen packt und nicht mehr loslässt, oder auch das verrückte „OMG“ mit seinem schwer groovenden LED ZEPPELIN-Riff und seinem psychedelischen Jam-Part in der Mitte. Demgegenüber geht ein relativ konventioneller Rocker wie „The Meaning Of It“, mit unter drei Minuten der kürzeste Song des Albums, fast ein bisschen unter. Am Ende der Scheibe horcht man dann aber beim ungewöhnlich meditativen „Crystal Mountain“ wie auch beim abschließenden, wiederum Folk-beeinflussten, hymnischen „Crystal Anthem“ noch einmal auf.
Vergleiche mit dem Meisterwerk „The Octopus“ sollte man gar nicht erst anstellen. In jedem Fall aber haben AMPLIFIER mit „Mystoria“ ein packendes und vielseitiges Album abgeliefert, dem man die Spielfreude der Musiker deutlich anhört. Und überhaupt bin ich heilfroh, dass AMPLIFIER nach dem schmalbrüstigen „Echo Street“ mit seinen Keyboards, Streichern, Akustikgitarren und BEATLES-Balladen wieder richtig rocken! Dabei macht sich endlich auch Steve Durose (Ex-OCEANSIZE) als zweiter Gitarrist bezahlt, der schon vor „Echo Street“ eingestiegen, dort aber noch gar nicht richtig zum Zug gekommen ist. Dass die Band mit viel Spaß an die Sache herangegangen ist, zeigt auch das herrlich trashige Cover-Artwork – für einige sicher ein Grund, zur Vinyl-Ausgabe zu greifen.
Mystoria
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
49:55 ()
Label:
Vertrieb:
Interview
Hi Guido! Wie geht´s Euch denn zurzeit?
Hallo Dennis! Mir geht es ausgezeichnet, ich habe nächste Woche Urlaub, da macht das Leben auch mal wieder einen Sinn! Heute war mein letzter Arbeitstag… Juhu!
Wie habt Ihr denn Eure Show zum 25. Jubiläum am 23.11.2013 in Bamberg persönlich erlebt? Was waren Eure Eindrücke von der Bühne aus?
Wir haben eine Menge Freunde und Bekannte getroffen, so wie das bei einer richtigen Geburtstagsparty sein muss. Der Club war voll, der Sound superb, die Bamberger Bierkultur erhaben, was will man mehr?! Ja, das war ein toller Tag, der dann letztlich mit einer gelungenen Liveaufnahme gekrönt wurde.
Warum fiel die Wahl der Location für das Jubiläumskonzert ausgerechnet auf den "Live-Club", der zudem rund drei Autostunden von Eurer Heimat Koblenz entfernt liegt?
Wenn wir ein solches Event in Koblenz organisieren, sind wir zu sehr in die ganze Planung eingebunden und müssen uns dauernd um nichtige Dinge kümmern, die man an einem solchen Tag nicht wirklich braucht. Wir wollten spielen, feiern und aufnehmen, da kann und will man sich nicht um organisatorische Sachen kümmern. In Franken haben wir viele Fans und Freunde, deshalb haben wir die Sache in Bamberg durchgezogen.
Ausverkaufte Metal-Konzerte haben heutzutage eher Seltenheitswert. Hattet Ihr damit gerechnet, dass Ihr den "Live-Club" tatsächlich voll bekommen würdet?
Toll, dass der Laden voll war, aber darüber machen wir uns im Vorfeld nicht wirklich Gedanken. Es hat einfach alles gepasst. Und wir hatten ja noch zwei Busse mit Leuten aus dem Ruhrpott und Koblenz mitgebracht .
Es gab doch im Vorfeld sicher viele Bands, die Euch bei diesem denkwürdigen Konzert sehr gerne supportet hätten?! Warum fiel die Wahl auf DELIRIUM TREMENS und PENTACLE?
Mit beiden Bands sind wir schon ewig befreundet. Letztlich ist das immer der ausschlaggebende Punkt. Man umgibt sich mit Leuten, die man musikalisch und persönlich schätzt und mag.
Ihr habt "Live In Bamberg", im Gegensatz zu den meisten anderen Mitschnitten, die sich heutzutage "live" schimpfen, klanglich sehr roh belassen und auch das grölende Publikum völlig ungekürzt wiedergegeben. Hat Euch schlichtweg die Zeit für eine arbeitsaufwendige Nachbearbeitung gefehlt, oder wolltet Ihr das Album bewusst so authentisch wie möglich halten?
Naja, es schreibt uns doch keiner vor, wann, wie und wo was rauskommen soll. Natürlich soll eine Livescheibe ein authentisches Dokument sein. Das, was man hört, sind 100% DESASTER. Wir können und wollen uns nicht verstellen. So und nicht anderes muss eine Liveplatte einer Metal-Band klingen. Wir sind ja auch nicht gerade die progressivsten Schöngeister, welche darauf achten müssen, dass jeder Ton und jede Nuance sitzt. Es geht um Energie!!!
Wie habt Ihr es geschafft, Eure ehemaligen Mitglieder Tobi, Okkulto, Alex und Cassie wieder auf die Bühne zu bekommen? Hattet Ihr noch Verbindungen zu ihnen, beziehungsweise ist der Kontakt nie abgerissen? Und waren sie sofort begeistert von der Idee?
Infernal (DESASTER-Gründer- und Gitarrist - Anm. d. Verf.) hat den Kontakt anscheinend nie wirklich abreißen lassen. Schon beim 20ten Geburtstag hatten wir ein paar der Jungs dabei. Jetzt zum 25ten konnten wir auch Okkulto „überreden“, was das Ganze natürlich komplett gemacht hat. Naja, aber wer ist schon begeistert, wenn er mit vier fetten, alten Säcken die Bühne betreten muss?!
Anfang bis Mitte der 90er Jahre spielte bei Euch ein Drummer namens Luggi, der als einziges ehemaliges Mitglied von DESASTER nicht an der Show teilnahm. Was war denn der Grund dafür?
Ich nehme an, er hatte keine Lust?!?!
Ihr habt bereits vor einem Jahr auf Eurer Homepage verkündet, dass Ihr dieses Jahr eine kleine Pause einlegen, neue Songs schreiben und Euch auf das nächste Album konzentrieren wollt. Wann können wir denn damit rechnen? Gibt es bereits Infos zum Nachfolger von "The Arts Of Destruction"?
Es gibt bereits ein paar neue Songs, allerdings ist es noch viel zu früh, um an ein neues Album zu denken. Die DVD, besonders die Historie, hat eine Menge Arbeit gemacht. Wir gehen das nächste Album, wie immer, mit Ruhe an und dann wird sich zeigen, wie weit wir sind. Es ist nicht wichtig, wann das nächste Album kommt. Das einzige was zählt, ist, dass es gut wird, und wir zu 100% dahinter stehen.
Hast Du noch ein paar letzte Worte für Eure Fans in der großen weiten Welt?
Hört jeden Tag so viel gute harte Musik wie es nur eben geht!
Zwar stehen CHEVELLE hierzulande immer noch eher im Schatten ihrer großen Kollegen, in den heimischen USA haben sich die Herren mittlerweile eine treue Gefolgschaft erspielt. Los geht´s mit recht aggressivem Geschrammel bei „California“, das fast schon ein wenig Emo-mäßig anmutet, „The Island“ bewegt sich in klassischeren, harten Alternative Rock-Gefilden. Beim weiteren Anhören von „La Gargola“ entsteht dann jedoch recht bald der Eindruck, das Ganze irgendwie schon mal gehört zu haben, und zwar auch auf der vorliegenden CD- die Songs ähneln sich mitunter doch stark und wirklich zwingende Melodien fehlen. Was heraussticht, sind die wenigen ruhigen Momente – „One Ocean“ und „Twinge“ sind atmosphärische, getragene und zerbrechlich klingende Songs, die sich deutlich vom Rest des Albums abheben und dadurch im Gedächtnis haften bleiben. Auch wenn handwerklich generell nicht großartig etwas auszusetzen ist: ein wenig mehr derartiger Abwechslung hätte „La Gargola“ gut getan.
La Gargola
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
47:54 ()
Label:
Vertrieb:
Interview
Hi Philipp! Wie geht´s Euch denn momentan?
Hi, danke der Nachfrage. Eigentlich ganz gut. Ich hab zwar gerade leider recht viel um die Ohren, was mit Musik nicht so viel zu tun hat, aber wir stecken mitten in der Promo zum neuen Album, und das ist natürlich immer eine super Sache.
Zwischen Eurem letzten Album "Withered Shades" und "Abhorrence In Opulence" liegen annähernd vier Jahre. Hat es einfach so lange gedauert, das neue Album fertigzustellen?
Nein, ironischerweise ist das neue Album sogar schneller geschrieben worden als alle vorherigen. Aber wir haben erst spät damit angefangen. „Withered Shades“ war ein sehr intensives Album, das wir seinerzeit förmlich aus uns rausgeblutet hatten. Danach waren die Akkus ein wenig leer. Leider wollten wir das zunächst nicht einsehen und haben sofort neues Material geschrieben, welches aber nur wie ein lahmer Aufguss von der „Withered Shades“ klang. Nach über einem halben Jahr haben wir dann eingesehen, dass es keinen Sinn macht, neues Material zu erzwingen, und das gesamte Zeug ist im Müll gelandet. Dann hat uns Jan verlassen, und wir mussten seinen Nachfolger Martin erstmal quasi einarbeiten. Er ist ein brillanter Gitarrist und Schreiber, aber wir mussten uns erstmal aufeinander einpegeln und unsere recht unterschiedlichen Arbeitsansätze in Einklang bringen. Auch das hat gedauert. Wir haben uns dann erstmal auf Gigs konzentriert und haben zwei Tourneen gemacht. Zwischendrin haben wir dann noch ´ne Split-EP und eine Compilation rausgebracht, was ja auch seine Zeit braucht. Erst Ende 2012 haben wir so richtig ernsthaft mit dem Songwriting für „Abhorrence In Opulence"“ angefangen, und erst nach der letzten Tour bekam die Platte ihre finale Richtung. Es ist natürlich ein langer, etwas umständlicher Weg gewesen, aber wir haben schon immer die Meinung vertreten, dass ein übereiltes Album weder uns noch dem Publikum etwas nützt. Wir wollen nicht zu den ganzen Bands gehören, die Fließbandarbeit abliefern. Und da wir nicht von der Musik leben, können wir uns den Luxus auch leisten.
Es gilt in der Metal-Gemeide allgemein das ungeschriebene Gesetz, dass das dritte Album über den weiteren Verlauf der Karriere einer Band entscheidet. "Abhorrence In Opulence" ist auch nach internationalen Maßstäben eines der stärksten Alben der letzten Jahre in der Schnittmenge aus (Funeral-) Doom- und Death Metal geworden. Glaubt Ihr nun an den großen Aufstieg, wie ihn in etwa Eure Fast-Namensvetter OPETH hingelegt haben?
Vielen Dank, dass Du die Platte so einschätzt. Dennoch: das wird nicht passieren. Nicht mit unserer Art von Musik. Death-Doom ist ein Nischenprodukt. Selbst innerhalb der ohnehin schon kleinen Doom-Szene ist Death-Doom eher das Stiefkind. Ich könnte mir vorstellen – und würde mich auch freuen – dass wir mit dem neuen Album und dem neuen Label im Rücken (Cyclone Empire - Anm. d. Verf.) vielleicht noch mal einen kleinen Bekanntheitsschub bekommen. Aber dass unsere Karriere jetzt einen Riesensprung nach vorn macht, und wir auf einmal wochenlange Headliner-Tourneen in 2000er-Hallen machen – unmöglich. Wollen wir auch nicht. Berufsmusiker sein ist kein Segen, sondern ein Fluch. Semiprofi zu sein ist dagegen das Beste, was man tun kann. Also machen wir das. Soll uns gut genug sein. Außerdem sehe ich es immer andersrum: verglichen mit vielen anderen Death-Doom-Bands aus Deutschland sind wir mittlerweile wenigstens halbwegs bekannt und können sogar im Ausland touren. Das ist ja schon mal was und in unserem Genre nicht wirklich die Regel. Da sehe ich keinen Grund, mich zu beklagen, haha! Gemessen an unseren Erwartungen bei der Bandgründung sind wir extrem weit gekommen.
Wie entscheidet Ihr bei Euren inzwischen durchweg überlangen Kompositionen, wann sie "fertig" sind? Was hindert Euch daran, bei einem Song wie dem neuen "Disquisition Of The Burning" oder auch "Necrotic Reflection" vom letzten Album "Withered Shades" noch drei, fünf oder zehn Minuten anzuhängen? Wie funktioniert Euer Songwriting diesbezüglich?
Hm, sorry, falls die Antwort dumm klingt, aber ein Song ist fertig, wenn er fertig ist. Das ist eine Gefühlssache: wir haben noch nie gesagt: „Lass uns einen Song machen, der 6 Minuten oder 15 Minuten dauert!“. Wir schreiben einfach und achten sehr genau, aber auch sehr instinktiv, auf die Wirkung des Songs. Wir stecken extrem viel Zeit in Experimente mit den Arrangements, und der Fluss der Songatmosphäre entscheidet, wann die Nummer fertig ist. Klar hätte man „Disquisition Of The Burning“ noch länger machen können, aber dem Song hätte das sicher nicht gut getan. Genau das ist der Grund, warum Doom Metal immer unterschätzt wird. Viele Leute sagen, man brauche doch bloß ein paar Moll-Akkorde aneinander hängen und möglichst langsam spielen. Ist aber nicht so. Langsame Musik wird extrem schnell langweilig, und es ist eine echte Herausforderung, exakt das richtige Maß zu finden, so dass der Song sich einerseits in Ruhe aufbauen kann, andererseits aber nicht langweilig wird. Wenn Du dreiminütige Thrash-Songs schreibst, hast Du diese Problematik jedenfalls nicht. Da ich früher mal in einer Thrash-Band gespielt habe, weiß ich wovon ich rede, haha!
Eure Texte sind mitunter sehr gesellschaftskritisch und oftmals auch persönlicher Natur. Wovon handeln die einzelnen Songs auf "Abhorrence In Opulence"? Was ist zum Beispiel der "Perverse Walzer"?
Das ist einer der persönlichen Songs. Ich habe da Träume verarbeitet, die ich mal eine Zeit lang hatte. Ich habe im Wesentlichen keine Alpträume, die Angst einflößen, sondern absurde Träume, die eher einen entwürdigenden und deprimierenden Charakter haben. Manchmal auch Gewalt. Mitunter ist das unangenehmer als klassische Angstträume. Der "Perverse Walzer" ist eine Metapher für den Tanz, den diese Träume manchmal aufführen. Die meisten anderen Songs auf dem Album sind eher gesellschaftskritisch oder tendenziell politisch. „Disquisition Of The Burning“ beschreibt zwar vordergründig eine dämonische Besessenheit, aber diese ist als Metapher dafür zu verstehen, dass sich herrschende Klassen künstliche Feindbilder schaffen, um ihre Herrschaft und damit die Kontrolle und Unterdrückung der Massen zu legitimieren. Die Kirche macht ihren Mitgliedern Angst vor der Hölle und Gottes Zorn, um ihnen gleichzeitig Schutz anzubieten – gegen Geld natürlich. Politiker schüren Ängste vor Terroristen und legitimieren damit die totale Überwachung des Volkes. Die Krux an der Sache ist, dass sie alle ihr vorgegebenes Ziel, diese Bedrohungen zu eliminieren, niemals erreichen dürfen, da sie sich sonst selbst abschaffen würden. Der Staat wäre arm dran, wenn er Terrorismus wirklich besiegen könnte. Der Song greift die daraus entstehende Heuchelei auf.
Welche Bands haben Dich im Laufe Deines Lebens am Meisten beeinflusst, beziehungsweise wo liegen die musikalischen Wurzeln von OPHIS? Kannst Du in diesem Zuge ein paar Bands und Platten nennen, die man unbedingt kennen sollte? Und bist Du selbst eher CD- oder eher Vinyl-Sammler?
Ich sammle beides, muss aber gestehen, dass ich aus reiner Faulheit einen deutlichen Hang zur CD habe. Die musikalischen Wurzeln von OPHIS liegen ganz klar in den Bands, die ich in den 90ern viel gehört habe: MY DYING BRIDE, ANATHEMA, BOLT THROWER, ASPHYX, SAMAEL, TIAMAT, OBITUARY. Mittlerweile hat sich das Spektrum deutlich erweitert, bzw. verwässert, weil wir mittlerweile unseren eigenen Stil haben, finde ich jedenfalls, und natürlich jede Menge andere Bands dazugekommen sind, die uns geprägt haben. Wir versuchen auch ganz bewusst, uns über Einflüsse nicht viele Gedanken zu machen, weil man sonst schnell unbewusst anfängt, Dinge zu kopieren. Ein paar Doom-Alben, die man meiner irrelevanten Meinung nach unbedingt kennen sollte, sind: MY DYING BRIDE – „Turn Loose The Swans“, EVOKEN – „Quietus“, SKEPTICISM – „Stormcrowfleet“, ANATHEMA – „The Silent Enigma“, DISEMBOWELMENT – „Transcendence Into The Peripheral“, MURKRAT – „Drudging The Mire“, ESOTERIC – „The Maniacal Vale“, IMINDAIN – „And The Living Shall Envy The Dead“ und auch wenn es kein richtiges Doom-Album ist: BETHLEHEM – „Dark Metal“.
Werden Euch nach rund 13 Jahren Bandgeschichte und durchweg positiver Resonanz auf Eure Musik die teilweise ehrenamtlich geführten Clubs wie etwa das Göttinger "Juzi" nicht langsam zu klein? Würdet Ihr, um es mal als gemeine Fangfrage zu formulieren, nicht lieber mal ein Konzert in Wacken spielen?
Es ehrt mich wirklich, dass Du uns so einen Status zusprichst, aber tatsächlich sind solche Läden wie das „Juzi“ in Göttingen von der Größe her angemessen für uns. Zumindest wenn wir als Headliner spielen. So groß ist das potentielle Publikum in diesem Genre einfach nicht. Wir waren ja beispielsweise vor zwei Jahren mit AHAB auf Tour, die ja nun wirklich eine der definitiv größten Bands in diesem Genre sind, und selbst da haben wir in Läden wie dem „Escape“ in Wien oder dem „Rosenkeller“ in Jena gespielt. Also im Schnitt vor 150 – 200 Leuten. Ich empfinde das übrigens nicht als Nachteil. Wir spielen im Zweifelsfall deutlich lieber vor 30 Leuten, die richtig Bock auf die Musik haben als vor 3000, die nur zum Saufen da sind, um es jetzt mal extrem zu formulieren. Wir haben schon richtig geile, intensive Konzerte vor 100 Leuten gehabt. Was auch die Wacken-Frage beantwortet: da würde ich auf keinen Fall spielen, selbst wenn die Interesse hätten. Wacken ist doch mittlerweile nix anderes mehr als die Metal-Version vom Ballermann. Eine reine Kommerzveranstaltung mit 60% Publikum, das außer METALLICA noch nie was von Metal gehört hat. Daran habe ich nicht das geringste Interesse; was hätte eine Band wie OPHIS da verloren?!
Kannst Du eine verrückte Anekdote von einem Eurer Konzerte erzählen? Euch ist doch sicher in den 13 Jahren die eine oder andere Verrücktheit passiert?! Kannst Du Dich an ein besonders denkwürdiges Konzert erinnern, das Ihr mal gespielt habt?
Denkwürdig waren einige, zum Beispiel unser Gig als Co-Headliner beim allerletzten "Doom Shall Rise"-Festival. Es war eine Ehre, so hoch im Billing zu stehen, und die Abschiedsatmosphäre war auf der Bühne intensiv spürbar. Das war bewegend! Verrücktheiten sind natürlich auch diverse passiert, allerdings meistens hinter der Bühne. Zum Beispiel haben wir mal auf einem Festival in Madrid gespielt. Spät nachts, als das Festival zu Ende war, wollten wir zurück ins Hotel, allerdings konnten wir Olly (OPHIS-Bassist - Anm. d. Verf.) nicht finden, und er ging auch nicht ans Handy. Dummerweise hatte er den Hotelschlüssel. Wir haben uns echt Sorgen gemacht, dass was passiert ist, und uns blieb nichts anderes übrig, als ihn in der riesigen Stadt suchen zu gehen. Irgendwann haben wir ihn dann in einer obskuren Kellerkneipe gefunden, wo er von ISOLE und PRIMORDIAL hingeschleppt und bis zum Abwinken mit Drinks versorgt worden war. Der Rückweg zum Hotel war entsprechend unterhaltsam.
Ein paar ätzende Sachen sind in all den Jahren natürlich auch mal passiert, aber drauf geschissen! Das bleibt nicht aus, davon wird keine Band langfristig verschont.
Hast Du noch ein paar berühmte letzte Worte für Eure Anhänger in Deutschland und dem Rest der Welt?
Ich möchte mich im Namen der Gruppe und uns selbst bedanken – ich hoffe wir haben das Vorspielen bestanden!
Interview
Hi Mors! Wie geht es Euch denn zur Zeit?
Sehr gut, vielen Dank!
Warum habt Ihr jetzt mit "Nine Graves" ein Mini-Album an den Start gebracht und nicht gleich auf ein neues Album hingearbeitet?
Nach unserer Tour im Herbst 2013 haben wir uns zusammengesetzt und kamen zu der Erkenntnis, dass das finale Album noch sehr viel Zeit und Proben beanspruchen wird. Alle und speziell die neuen Mitglieder waren aber absolut heiß darauf, ein neues Lebenszeichen in Form einer Aufnahme zu geben, immerhin ist "Doom Of The Occult" nun auch schon wieder drei Jahre draußen und die Band erneut gereift. Ich erwähnte dann zwei neue Stücke zu haben, welche vom Konzept her nicht auf das letzte Album passen würden, und die Idee zu "Nine Graves" war geboren. Ich bin absolut zufrieden mit dem Output, und alle Mitglieder haben eine fantastische Leistung hingelegt.
Bei einer Spielzeit von rund 40 Minuten hätte sicher kaum jemand einen Einwand gehabt, wenn Ihr "Nine Graves" als reguläres Album und nicht als EP veröffentlicht hättet, zumal die allermeisten EPs deutlich kürzer sind und nicht nur exklusives Material beinhalten. Warum habt Ihr Euch zu diesem Schritt entschieden?
Schon vor der Veröffentlichung von "Triune Impurity Rites" war klar, dass es nur drei Alben mit jeweils neun Songs geben wird. Dreimal Neun ist die heilige Zahl des Tempels und steht für das Allbewusstsein von Iša Christus. Außerdem wären gerade mal vier Metal-Tracks in meinen Augen zu wenig für ein volles Album gewesen, auch wenn die Gesamtspielzeit, da gebe ich Dir Recht, definitiv "full-length"-würdig ist.
Bezieht sich der Titel "Nine Graves" lediglich auf die Anzahl der Stücke auf der EP, oder steckt ein komplexes Konzept dahinter? Worum handelt es sich bei den "Neun Gräbern"?
Es ist beides und noch viel mehr; natürlich steht der Titel stellvertretend für die neun enthaltenen Tracks, es steckt aber eine tiefere, mystische Bedeutung dahinter. Zum besseren Verständnis des Konzeptes müsste ein Jeder die Zeichnung innerhalb des Booklets vor sich haben, aber wie auch immer. Neun Buchstaben bilden den Namen NECROS CHRISTOS, als da sind S O T I R H C E N. Auf dem erwähnten Bild sieht man neun Schlangen, welche einen neunarmigen Leuchter formen. Alles steht in Flammen, und über den Köpfen der Schlangen sind neun Gräber platziert, ein jedes mit einem Buchstaben des Namens NECROS CHRISTOS gefüllt. Es ergibt sich hier aber ein Anagramm in Form des Wortes "Iconresth". Macht man sich die mystische Bedeutung dieses Wortes klar, in Verbindung mit dem, was NECROS CHRISTOS übersetzt heißt, hat man das Konzept von "Nine Graves" verstanden. Zur Verdeutlichung: neun Buchstaben formen den toten Körper Iesu Christi, und eben jene neun Buchstaben legen die Ikonen zur finalen Ruhe.
Während der Song "Baptized By The Black Urine Of The Deceased" immerhin von Eurem zehn Jahre alten, gleichnamigen Demo stammt und in einer neuen Version fraglos Sinn macht, stammt "Va Koram Do Rex Satan" ja bereits von Eurem Debütalbum "Triune Impurity Rites" und steht für die meisten Hörer auf der Liste überarbeitungswürdiger NECROS CHRISTOS-Songs sicherlich nicht ganz oben. Warum habt Ihr ausgerechnet diese beiden Stücke für "Nine Graves" neu aufgenommen?
Nun, beide Stücke sind absolute Monster und gehören zu unseren Alltime-Faves. Als wir die Songs in der neuen Besetzung das erste Mal für unsere Tour probten, merkten wir einfach, welch unausgeschöpftes Potential in diesen Brechern liegt, und wie viel Power sie durch das neue Line-Up bekamen. Da ich bei den Originalversionen mit Kleinigkeiten nie so recht zufrieden war, ergab sich der Rest von selbst. Da "Va Koram Do Rex Satan", was das Riffing angeht, sich doch deutlich von seiner Ur-Form abhebt, haben beide Neueinspielungen definitiv ihre Berechtigung.
Auf "Nine Graves" finden sich, wie bereits auf Euren beiden Alben und früheren Werken, einige mystische und mit orientalischen Einflüssen versehene Intermezzi, die mit "Temple" oder "Gate" betitelt sind. Woher stammen diese Bezeichnungen, und warum tauchen sie auch mit identischer Bezeichnung immer wieder auf? Sind sie eine Art von Bandstandard geworden?
Die "Temple"-Interludes sind Bestandteil seit des ersten Demos, das Konzept der "Gates" kam mit "Triune Impurity Rites". Beides sind definitiv Trademarks von NECROS CHRISTOS und werden auch auf dem finalen Album großzügig ihre Berechtigung finden. Das Konzept und deren Bezeichnungen stammen von mir.
Warum stehen hinter "Nine Graves" mit Ván Records und Sepulchral Voice gleich zwei Labels? Welches der beiden Labels ist für was genau zuständig?
Das betrifft den geschäftlichen Bereich, und da mische ich mich nicht ein. Ich denke auch, dass das niemanden zu interessieren hat. Beide Labels gehören für mich zu den besten weltweit, und es ist mir eine absolute Ehre, auf Sepulchral Voice und Ván veröffentlichen zu dürfen.
Seit der Veröffentlichung Eures letzten Albums "Doom Of The Occult" im Jahr 2011 sind Bassist Black Shepherd Ov Doom und Drummer Raelin Iakhu durch Pete Habura und Iban Hernandez ersetzt worden. Was war denn der Grund für diese Besetzungswechsel?
Raelin musste für jede Probe hunderte Kilometer fahren, und dadurch probten wir sehr unregelmäßig. Was zu "Doom Of The Occult"-Zeiten gut funktionierte, hätte mit dem neuen Material nicht geklappt, schon gar nicht, was das kommende Album betrifft. Ich wollte unbedingt regelmäßig und ausgiebig proben und ließ immer mal wieder durchscheinen, dass ich es sehr gerne sehen würde, wenn er nach Berlin ziehen könnte. Leider war es ihm zum damaligen Zeitpunkt nicht möglich, und wir haben uns freundschaftlich getrennt. Ich liebe sein Spiel auf "Doom Of The Occult", und Raelin ist eine großartige Persönlichkeit; ich werde ihm immer für sein Spiel und seine Hingabe dankbar sein. Selbiges gilt für Mister Shepherd, der sich aus Zeitgründen auf seine eigentliche Band DROWNED konzentrieren wollte. Wenn ich mir "Idola Specus" (das kürzlich erschienene Debütalbum von DROWNED - Anm. d. Verf.) so anhöre, dann war seine Entscheidung definitiv richtig - was für ein geiles Album! Nach all den Turbulenzen sind wir aber mehr als glücklich, solche Leute wie Hernandez und Habura gefunden zu haben.
Momentan dreht sich, nicht nur im Black- und Death Metal-Bereich, Vieles um Okkultismus, Spiritualität und religiöse, zumeist satanistisch veranlagte Hintergründe. Mit "Occult Rock" ist sogar ein neues Genre auf dem Vormarsch. Seht Ihr Euch ebenso als Teil dieser "Bewegung", beziehungsweise wie steht Ihr zu dieser Erscheinung, die ja auch einer Band wie NECROS CHRISTOS etwas Auftrieb gibt?
Ich würde okkulten Rock jetzt nicht als neues Genre bezeichnen, und ich denke auch nicht, dass uns das als Death Metal-Band irgendwelchen Auftrieb gibt. Ich verstehe Deine Frage, sie impliziert aber auch, als ob wir uns nur aufgrund eines „Trends“ (was ist das schon?) mit spirituellen Dingen und okkulten Symboliken schmücken würden. Ich möchte hier ganz klar sagen, dass mich Verkaufszahlen überhaupt gar nicht interessieren, und NECROS CHRISTOS seit Anbeginn auf dem dunklen Pfad des Death Metals wandeln.
Habt Ihr neben offensichtlichen Einflüssen wie BLACK SABBATH, HELLHAMMER/CELTIC FROST oder POSSESSED weitere musikalische Wurzeln, die nicht unbedingt aus dem metallischen Universum stammen? Welche metallischen oder nichtmetallischen Bands und Alben kannst Du dabei als Geheimtipps empfehlen?
Ich verehre MERCYFUL FATE, KING DIAMOND, POSSESSED ("Beyond The Gates"), INFERNÄL MÄJESTY ("None Shall Defy" ist göttlich!), AGENT STEEL, MORBID ANGEL, CANDLEMASS, DARK ANGEL, DEATH, ANGEL WITCH, BLACK SABBATH, IRON MAIDEN,... die Liste könnte ich jetzt endlos fortführen. Außerdem gilt meine ganze Leidenschaft der persischen und indischen klassischen Musik; Musiker wie Nikhil Banerjee oder Ali Akbar Khan wird es so kein zweites Mal geben. Ich liebe aber auch Bands wie THE DOORS ("Strange Days" ist so eine düstere Scheibe), PINK FLOYD ("Wish You Were Here" sowie "A Saucerful Of Secrets"), THE JIMI HENDRIX EXPERIENCE, SALEM MASS, COVEN oder die ersten drei Alben von SANTANA.
Wann können wir denn mit einem neuen Album von NECROS CHRISTOS rechnen? Ist diesbezüglich schon etwas in Planung?
Wir arbeiten daran, mehr kann und möchte ich aber nicht sagen. "Nine Graves" ist in meinen Augen mehr als nur eine EP für zwischendurch, und es gibt genug zu entdecken, also lassen wir uns alle Zeit der Welt.
Hast Du noch ein paar berühmte letzte Worte für Eure Fans?
Macht es mich berühmt, danke zu sagen? Ich hoffe nicht, aber vielen Dank für das Interview und unseren größten Dank an alle, die uns supportet haben und dies auch immer noch tun!
by Gast (nicht überprüft)
Bei der Flut an Releases, die sich Woche um Woche über die Online-Plattformen und Distros ergießt, hat man es als Band gut, wenn man sich durch was auch immer vom Rest abheben kann. Wie schön für WITCH MOUNTAIN, dass Uta Plotkins Stimme das für die Band übernimmt. Wenngleich die Doomsters aus Oregon mit ihrer bluesigen Heaviness nichts falsch machen und solide an alte SAINT VITUS und BLACK SABBATH knüpfen, wird „Mobile Of Angels“ in erster Linie von einem Satz Stimmbänder geschleppt. Ob mit fragil klingendem Wehklagen, catchigen Refrains oder dunkel-monotonem Sermon, Plotkins variabler Gesang macht unmissverständlich klar, wo der Frosch den Blues hat.
So ist es gleichermaßen absehbar wie vernünftig, dass man in puncto Instrumente zurückhaltend ans Werk gegangen ist, erfreulicher Weise das Ganze auch nicht mit endlosen Gitarrensoli zerfasert und mit Melodien gehaushaltet hat. Und auch wenn „Mobile Of Angels“ dem Doom Rock nicht zur Neuerfindung des Rades verhilft, wirft es doch zumindest – und das ist tröstlich – die Frage nach einer Frauenquote für Doom-Vokalisten auf.
Mobile Of Angels
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
5
Länge:
50:0 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten