Circa sechseinhalb Jahre haben sich die Schweden für den Nachfolger ihres starken, wenn auch kontrovers aufgenommenen Albums "Veraldar Nagli" Zeit gelassen. Und die neue, selbst betitelte Scheibe knüpft nahtlos an den Vorgänger an; die dumpfe, reduzierte Produktion (die man entweder als schön oldschoolig oder unzureichend dünn abtun kann) ist wieder genauso vorhanden wie das stark von IMMORTAL "entliehene" Riffing und das simple, aber effektive, hymnische Songwriting. Insgesamt läuft "Rimfrost" im direkten Vergleich mit seinem Vorgänger zwar nur auf Rang Zwei ins Ziel, da die Songs nicht ganz so zwingend und mitreißend ausgefallen sind, dennoch warten etwa der Opener "As The Silver Curtain Closes", "Saga North", "Dark Prophecies" oder "Cold" mit der gekonnten Mischung aus stampfendem Midtempo und zahlreichen schnellen Passagen auf, die stellenweise durch etwas pathetischen, aber keinesfalls nervigen Keyboard-Einsatz zusätzlich aufgewertet wird. Sicher, man kann dem schwedischen Trio vorwerfen, nix Eigenes zu kreieren, auf ausgetrampelten Pfaden zu latschen und nicht zu wissen, was es eigentlich will ("alt" oder "modern" klingen), aber unterm Strich funktioniert das Konzept einfach, sehr wahrscheinlich gerade aufgrund seiner einfachen Stumpfheit mit bewährten Zutaten. Oder anders: wer "Veraldar Nagli" mochte, wird auch hier sehr gut bedient werden und umgekehrt!
„The Oath Of An Iron Ritual“ heißt das achte Studio-Album von DESASTER. Feinster Blackened Thrash wird hier geboten und zwar auf eine Art, wie es nur DESASTER hinkriegen. Das macht schon der Opener namens „Proclamation In Shadows“ klar: Man nehme die niederschmetternde Härte des Thrash, satanischen Black Metal eine gehörige Portion Hass und griffige Riffs – Fertig ist das Grundgerüst. Dabei lassen es die desaströsen Koblenzer mal etwas schwärzlicher angehen („The Cleric’s Arcanum“), fahren eingängige Riffs („Haunting Siren“) und prägnante Refrains („At The Eclipse Of Blades“) auf, knüppeln alles nieder („Conquer Contaminate“) oder sorgen mit dem genialen „The Denial“ für Gänsehaut. Große Neuerungen braucht man auf „The Oath Of An Iron Ritual“ nicht zu befürchten, welches sich nahtlos in die bisherige Diskographie der Band einfügt. Und dennoch ist „The Oath Of An Iron Ritual“ überraschend gut: DESASTER haben hier einige gute Songs parat und wissen mit alten und bewährten Mitteln auf neue Art zu begeistern.
„The Oath Of An Iron Ritual“ ist ganz klar ein Pflichtkauf für jeden DESASTER-Fan und eine fette Empfehlung für jeden Black/Thrash Metal-Liebhaber.
Anspieltipps: „Proclamation In Shadows“, „At The Eclipse Of Blades“, „The Denial“.
DANTE sind definitiv mehr Metal als Rock – da hätte es die Querverweise zu DREAM THEATER und SAVATAGE gar nicht gebraucht – der fast 11-minütigen Openers „Rearrangement Of The Gods“ zeigt so auch schon die Facetten der Augsburger Band auf: atmosphärischer Einstieg, und dann – schön über die Spielzeit abwechslungsreich und sich immer nachvollziehbar aufbauend dargeboten – instrumentale Finessen, umfängliche Gitarren- und Key-Soli, ein komplex durcharrangierter Song und ein Sänger (Alexander Göhs) der vor allem in den lauteren Passagen etwas an den guten Zak (von eben jenen SAVATGAE) erinnert (was vor allem beim starken, treibenden „Let Me Down“ noch stärker zum Tragen kommt). Aber von sanft bis hart das einfach gut macht. Die DREAM THEATER-Fraktion dürfte sich vor allem bei Songs wie „Until The Last Light Breaks In“ wohlfühlen – in dem 10-minüter geben sich die anspruchsvollen Frickeleien die Klinke in die Hand. Vor dem abschließend überragenden „Finally“ (ein sehr persönlicher Song über den Verlust und Tod von Gründungsmitglied Markus Berger, Januar 2013) mit ungewöhnlichen Keyboards und hymnischen Ausgang sorgt die kurze melancholische Ballade „Sad Today“ für Abkühlung und Runterfahren. Mit ihrem vierten Album „When We Were Beautiful” haben Dante ein für die Genre-Freaks zu beachtendes Album geschaffen dass, wie schon oben angedeutet, dem epischen Prog-Metal zuzuordnen ist, auch wenn ruhigere Parts und emotionale Stärke wichtiger Bestandteil des Songwriting darstellen.
Der Rezensent erinnert sich nur zu gut: Schulfreizeit auf Spiekeroog. Der einzige volljährige Sitzenbleiber war für den Biernachschub verantwortlich, die anderen Piefkes kriegten am Kiosk nix. Dazu gab es weiße Crunch-Schokolade und Lakritze, Katjes-Kinder wohlgemerkt. Höhepunkt der kruden Mischung für die angehenden Schwermetaller war das größte FISCHER-Z-Album ever: "Red Skies Over Paradise". Nur gut, dass das Titelstück sowie "Berlin" und "Marliese" auf der DVD (Live At Studio Nord, Bremen 2015) enthalten sind. Jetzt aber endlich zum Thema. Das neue Album der John-Watts-Kombo ist weniger Postpunk-Wave als die alten Alben, dafür verbindet es auch lockere Weise, Indie-Folk, Pop und Rock zu einer abwechslungsreichen Chose. Was für manche hüftlahm klingt, wirkt aber vor allem ugeheuer entspannt. Was vor allem deswegen funktioniert, weil Herr Watts über allem thront - mit seiner einzigartigen Stimme. Dazu kommen engagierte Texte: "Martha Thargill" kritisiert die Eiserne Lady für ihren Umgang mit den Bergarbeitern und deren Niedergang, "Tale of Bales" ist ein Antikriegs-Song. Viel wichtiger aber: Dass es FISCHER-Z schaffen, mit "Just Like Justice" einen Song zu veröffentlichen, der die Atmosphäre des Vorzeige-Albums zu 100 Prozent transportiert, ist beinahe unglaublich. Darauf eine Tafel Crunch! Indes: Das als aufwändig bezeichnete Digi-Pak entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Mogelpackung, denn 37 Minuten für eine Neuveröffentlichung können sich Slayer leisten, sonst keiner. Und der Live-Mitschnitt mit Interviewschnipseln beinhaltet gerade mal neun Songs. Das ist schade.
1985 und 1986 veröffentlichen die Briten ONSLAUGHT famose Alben, "Power From Hell" und "The Force" gehören immer noch und ohne Nostalgie zu den richtig guten Alben und vielleicht zu den Meilensteinen des Thrash - naja - auf jeden Fall zu den besten britischen Genre-VÖs aller Zeiten. Eigentlich sind auch die späteren Alben nicht übel, aber irgendwie kam die Band aus Bristol nie so richtig zu dem Ruhm, den sie verdient hätte. Da waren Touren - wie zum Beispiel mit den geilen Berlinern PostMortem, die nicht so richtig funktionierten. Besetzungswechsel und das typische "Zur falschen Zeit am falschen Ort" sorgten für weitere Rückschläge. Pech. Ob das Live-Album deswegen 13 Stücke enthält? Egal, denn nicht nur aufgrund der Klassiker "Onslaught (Power from Hell)", "Let There Be Death", "Metal Forces" oder "Fight with the Beast" macht der Aufenthalt in einem Schlachthaus wie diesem tatsächlich Spaß. Und ja, auch die neueren wie "The Sounds Of Violence" überzeugen mehr als alte Genre-Größen wie Destruction aktuell. Das liegt zum einen an den geilen Vocals von Sy Keeler, andererseits an den messerscharfen Keeler-Riffs. Dazu knappe Ansagen, ein dichtes Dick-Ding für Thrasher. Cool. Das lässt hoffen für die Zukunft. Und vielleicht haben sie ja mal das Glück, was ihnen "zusteht"...
PS: An sich besteht die Veröffentlichung aus der beschriebenen CD und der DVD mit dem Live-Zusammenschnitt, einer Doku und einem Teaser. Gab's aber nicht zum Rezensieren.
Live At The Slaughterhouse
Band:
Genre:Nicht angegeben Tracks:13 plus Länge:70:33 () Label: Vertrieb:
Mit „Meds“ veröffentlichten PLACEBO in 2006 ihr fünftes Album und versuchten dabei ihre Wurzeln aus „Black Market Music“ mit dem mainstreamig-erfolgreichen Vorgänger „Sleeping With Ghosts“ zu vermengen. Dabei blieben vor allem die elektronischen Spielereien auf der Strecke, „Meds“ wirkte düsterer. Die Rechnung ging – was auch die Chartpositionen mit reichlich Top-Platzierungen aufzeigten – für PLACEBO auf. Mir hat es ja besonders die sehnsuchtsvoll-traurige Ballade „Pierrot The Clown“ und das etwas gewöhnungsbedürftige Gesangsduell „Broken Promise“ mit Michael Stipe (R.E.M.) angetan. Aber natürlich sind es vor allem die ersten vier Songs des Albums – der Titeltrack „Meds“ (noisiges Duett mit Alison Mosshart von THE KILLS), das melodische „Infra Red“, das rockig-treibende „Drag“ und das düster-spacige Gute-Nacht-Lied „Space Monkey“ – die einen gleich einfangen und in den PLACEBO-Kosmos entführen. Das Highlight dürfte aber sicher den das Album abschließende (Pop-) Übersong „Song To Say Goodbye“ mit seinem Ohrwurm-Refrain und den genialen Pianoparts sein. PLACEBO erfinden sich mit „Meds“ nicht neu – schaffen es aber auf ihre Art Alternative und Pop, Melancholie und muntere Eingängigkeit so zu präsentieren, als würde gar nichts anderes zueinander passen – und natürlich Brian Molko unverwechselbare Stimme als Klammer, um aus den 13 Kompositionen (ohne Ausfall) ein Ganzes – mit jeden Durchlauf wachsendes – Album zu machen.
Die Vinyl-Veröffentlichung 2016 kommt in limitierte Edition auf pinkfarbenem 180 Gramm Vinyl und in der Standard-Version auf schwarzem 180 Gramm Vinyl daher, das Ganze mit Songtexten auf der bedruckten Innenhülle und im Gatefold – alles in allem eine wertige Angelegenheit.
„Sins Remain“ heißt das zweite Album der pakistanischen Heavy Metal-Band BLACKHOUR. Wer exotischen, schwer zugänglichen und nach dem Orient klingenden Metal erwartet liegt hier deutlich falsch. Vielmehr liegen BLACKHOUR klanglich irgendwo zwischen IRON MAIDEN und ALICE IN CHAINS, was sie vor allem in Kombination mit vielen Einflüssen anderer Genres auch für den europäischen Durchschnitts-Metaller interessant werden lässt. Gerade einmal fünf Songs haben es auf „Sins Remain“ geschafft, doch die haben es in sich. BLACKHOUR schreiben überdurchschnittlich lange, detailreiche Songs mit packenden Refrains und genug Raum für Instrumentalparts und (Zweistimmige-)Soli en masse. Die Band hat nicht nur musikalisch einiges zu bieten, sondern sammelt auch Punkte am Mikro. Der Gesang ist sehr vielfältig, immer passend und ausdrucksstark.
So mausert sich der Opener „Losing Life“ nach recht ruhigem Intro bald zu einem sehr starken Song, dessen Refrain sich recht flott einbrennt und Lust auf mehr macht. „Wind Of Change“ ist nicht etwa eine Hommage an die SCORPIONS sondern lockt brandaktuell mit einer Prise Alternative und Grunge (wenn man so möchte). Langeweile mag auch in dem etwas ruhiger gehaltenen „Life Brings Death, Love Brings Misery“ nicht aufkommen. BLACKHOUR setzten auf abwechslungsreiches und stets stimmig wirkendes Songwriting mit einigen Breaks ohne jedoch den berüchtigten „roten Faden“ zu verlieren. An vierter Stelle punktet „Battle Cry“ mit ordentlich Tempo, bevor es mit dem akustisch-schunkelig beginnenden Titelsong zu Ende geht. Hier gilt noch einmal: Wahnsinniger Aufbau mit überraschenden Wenden, flotte Soli und ergreifender Gesang.
Die durchschnittliche Songlänge von sieben Minuten zeigt: BLACKHOUR haben einiges zu sagen. Ganz nach dem Motto „weniger ist mehr“ ist „Sins Remain“ ein gelungener Zweitschlag geworden. Wer auf Heavy Metal mit Alternative Touch ohne Party-Stimmung steht, der sollte das neue BLACKHOUR-Album unbedingt antesten.
TOXIC WALTZ haben sich nach dem Release ihres Debütalbums "Decade Of Pain" nicht nur ordentlich Liveerfahrung draufgepackt, sondern auch einen Labeldeal an Land gezogen. "From A Distant View" huldigt weiter dem Thrash Metal der Bay Area und geht gut nach vorne los. EXODUS sind - bei dem Bandnamen wenig überraschend - weiterhin der große Leitstern im TOXIC WALTZ-Kosmos, ohne dass es zu sehr nach Abklatsch klingt. Dafür hat Allein-Songschreiber Jimi gesorgt und mal IRON MAIDEN im Titelsong, mal dezenten Punk-Einfluss ("13 Days To Live") in den Bandsound einfließen lassen. Das macht an sich schon Laune; die Platte lässt sich locker-flockig hören und langweilt zu keiner Sekunde. Dank Shouter Angelo und seiner facettenreichen Stimme und der sehr coolen Gitarrenarbeit - egal ob bei Solo-Massaker oder im Twin-Guitar-Einsatz - gewinnen die Songs an Abwechlsungsreichtum dazu. TOXIC WALTZ sprühen nur so vor Ideen, die sie mit viel Spielfreude und ebenso viel handwerklichem Können umsetzen. Insgesamt eine feine Thrash-Scheibe, mit der TOXIC WALTZ ein erstes Highlight des Genres setzen. Wenn die Jungs auf dem Level weitermachen, müssen sich die Teutonic Four bald umbenennen!