Zuerst möchte ich euch zu eurem ersten Album „Good Luck“ gratulieren. Ich habe im Infozettel gelesen, dass ihr auf diesem Album einen ziemlich „britischen Sound“ habt. Aber ich weiß auch, dass viele alte spanische Bands diesen „NWoBHM-Touch hatten. Was war denn ein größerer Einfluss auf den typischen LIZZIES-Sound? Die britischen Klassiker oder doch eher die alte Garde aus eurem Heimatland (z.B. OBÚS, BARON ROJO, PANZER oder SANTA)?
Dank dir sehr! Die klassischen Bands aus Großbritannien sind definitiv der größere Einfluß. Auch wenn wir einige der Bands, die du genannt hast, sehr mögen, haben wir immer mehr britischen als spanischen Metal gehört. Wir mögen einfach den britischen Sound der späten 70er und frühen 80er. Er ist einerseits rau, kraftvoll und simpel aber gleichzeitig auch komplex. Absolut rein….einfach brilliant!
Ihr habt „Good Luck” sehr live aufgenommen. Was sind denn die Vorteile, wenn man sich für eine solch „oldschoolige“ Variante des Aufnahmeprozesses entscheidet?
Als unsere Drummerin ihre Parts eingespielt hat, haben wir alle live mitgespielt. Es gab kein Metronom für sie. Einfach so wie wir auch im Proberaum spielen. Das gibt einen sehr natürlichen Groove. Wir haben zwar die Gitarren und den Bass bei den Drumrecordings mit aufgenommen, sie später aber nochmal alleine aufgenommen um einen sauberen Sound zu bekommen. Allerdings folgten wir dann eben den Drums und nicht einem Metronom. Ein Metronom macht Sinn wenn du als Band oder alleine übst. Aber es klingt furchtbar wenn man sich auf einem Album immer an einem externen Click orientiert und nicht sein Instrument sprechen lässt. Das ist der Vorteil: Es klingt lebhaft, echt und nicht künstlich. Und der ganze Prozess macht natürlich so auch viel mehr Spaß. Man lässt nicht einen Bildschirm mit Wellen und Balken die Kontrolle übernehmen.
Was sind die Themen auf „Good Luck”? Gibt es einen Song, dessen Texte dir am meisten am Herzen liegen?
Wir sprechen auf unserem Album viele Themen an, aber alle stehen entweder mit Glück und Schicksal in Verbindung („Russian Roulette”, „8 Ball”) oder mit „Roadtrips“, die dich ins Nirgendwo führen („666 Miles“, „Speed On The Road“) oder handeln von metaphorischen „Freakshows“ („Mirror Maze“, „Viper“).
Jede von uns hat ihre Lieblingssongs. Nicht nur wegen der Texte, sondern auch wegen den Melodien oder was man mit dem jeweiligen Song verbindet. Aber jeder Song ist sehr wichtig für uns, sind eben unsere kleinen Kinder hahaha!
Euer Cover-Artwork ist für ein Heavy Metal Album recht ungewöhnlich. Was es sehr einzigartig macht. Wer hatte denn die Idee dafür?
Als wir mit dem Songwriting fertig waren, haben wir gemerkt, dass die meisten Songs –wie ich schon sagte- von Glücksspiel, Glück allgemein und Schicksal handeln. Das ganze Album ist eine richtige „Freak Show“. Deswegen dachten wir uns eine Art gruseligen Jahrmarkt aus. Wir erinnerten uns an Zoltar, den Wahrsager aus dem Film „Big“ (1988, mit Tom Hanks), und dachten dass er perfekt für das Album passen würde. Was er auch tut.
Bis jetzt habt ihr nur einige spezielle Shows außerhalb Spaniens gespielt (England, Deutschland, Schweden). Was war die beeindruckendste Erfahrung für euch bei diesen Shows?
Der Tag an dem wir auf dem Metalheadz Open Air in Deutschland gespielt haben war total großartig. Wir kannten dort niemanden und hätten niemals mit einem solch tollen Feedback seitens des Publikums und der Organisatoren gerechnet. Wir konnten echt nicht aufhören zu grinsen. Ebenfalls großartig war das Rising Fest in Frankreich. Das Publikum drehte komplett durch, sie sprangen auf die Bühne und sangen unsere Songs… Auf dem Headbangers Open Air zu spielen war auch toll. Als wir nach der Show zum Merchstand gingen, war eine riesige Schlange davor. Total verrückt. Aber auch auf dem Muskelrock und dem Live Evil hatten wir eine grandiose Zeit. Eine ganz verrückte Erfahrung war Musiker von Bands, von denen wir selbst Fans sind, in der Menge beim Abrocken zu sehen.
Plant ihr „Good Luck” mit einer größeren Tournee zu promoten?
Wie immer spielen wir im Frühjahr hier und da einzelne Gigs, aber im Herbst….verdammt, JA!!!! Es ist endlich an der Zeit eine richtige Tour auf die Beine zu stellen, da wir bis jetzt nie länger als 9 Tage am Stück unterwegs waren. Wir haben geplant, dass wir nach dem Sommer länger in Europa unterwegs sein werden. Wenn alles glatt geht, dann kommt die große Tour auf jeden Fall. Wir können es eigentlich kaum noch erwarten.
Lasst uns ein wenig in der Vergangenheit zurückgehen. Wann wurden die LIZZIES gegründet und wie habt ihr euch überhaupt gefunden?
Patricia und Marina, die sich aus der Schule kennen, haben die Band 2010 in Madrid gegründet. Allerdings konnten wir damals kaum unsere Instrumente spielen. Also haben wir uns in einem Verschlag voller Kakerlaken eingeschlossen. Selbige rausgeschmissen und gelernt wie man Bass und Gitarre richtig spielt. Nach einiger Zeit dachten wir, dass es noch mehr Spaß machen würde, wenn wir auch eine Sängerin und eine Drummerin hätten. Anfang 2012 fanden wir dann mit der Hilfe einiger Freunde unsere Sängerin Elena und wurden eine echte Band, die auch regelmäßig live auftrat. Im selben Jahr nahmen wir in unserem Proberaum auch unser erstes Demo auf. Was aber eher bescheiden klang. Ein Jahr später dann folgte unsere erste E.P., welche wir in einem richtigen Studio aufnahmen. Danach konzentrierten wir uns erstmal eine Zeit lang auf Liveauftritte. Dann hatten wir leider ein paar Line-Up Probleme, die sich auflösten, als wir über einen anderen Freund Ende 2014 unsere neue Drummerin Saray kennenlernten. Zuletzt gingen wir wieder in Studio und nahmen eine 7“ mit dem Titel „Viper“ auf, welche im Juli 2015 veröffentlicht wurde.
Hat euer Bandname eine spezielle Bedeutung?
Wir waren und sind total fasziniert vom Film „The Warriors” (1979). In diesem Film gibt es eine Mädchengang, die „Lizzies“ heißt. Die hatten einen Keller mit viel Alkohol, lauter Musik, einem Billiardtisch und Knarren. Obwohl sie unseren geliebten „Warriors“ ans Leder wollten und damit natürlich falsch lagen, haben sie uns beeindruckt. Denn sie hatten „Eier“. Eine Eigenschaft, die wir lieben. Und so konnten wir nicht widerstehen und mussten einen kleinen Teil dieses Films in unserer Band haben. Wir wissen nicht was hinter dem Namen der Gang steht, aber für uns passt der Name perfekt. Um ehrlich zu sein, wurden wir schon gefragt, ob wir den Namen ändern würden, aber wir haben ihn jetzt schon so viele Jahre und können uns nicht vorstellen, dass ein anderer Name besser passen würde. Und um es ganz klar zu sagen: Unser Name hat weder etwas mit THIN LIZZY noch mit LIZZY BORDEN zu tun.
Ihr alle habt spezielle Spitznamen (wie Motorcycle Marina oder Patricia Strutter). Ist das eine Hommage an Bands wie SAXON oder KISS?
Bei diesem Album haben wir uns dazu entschieden einfach nur unsere Vornamen zu verwenden. Wenn ihr also das Booklet öffnet, werdet ihr nur Elena, Patricia, Marina und Saray finden. Wir dachten es sei lustig, als wir diese Pseudonyme auf dem Demo und der E.P. verwendeten. Mittlerweile sehen wir das etwas anders. Auf unseren vorangegangenen Veröffentlichungen blieben Patricia und Marina bei ihren Spitznamen, aber Elena wechselte von „Elena Zodiac“ (Anspielung auf den „Zodiac-Killer“ – empfehlenswerter Film mit Jake Gyllenhal und Robert Downey Jr. von 2007 Anm. d. A.) zu „Hell End“ (ein Wortspiel mit ihrem Namen). Patricia Strutter bezieht sich natürlich auf KISS, während Motorcycle Marina zwar an SAXON angelehnt scheint, es in Wahrheit aber nicht tut. Es bezieht sich auf den Text des Songs „Motorcycle Irene“ einer Rock Band aus den 60ern, die MOBY GRAPE hießen.
Nun möchte ich euch noch etwas über die spanische Metal Szene befragen, die außerhalb Spaniens (und Süd-Amerikas) ein großes Geheimnis ist. Bis auf wenige Ausnahmen hatten alle spanischen Bands in den 80er und 90er Jahren Texte in ihrer Muttersprache. Heutzutage gibt es viele junge Acts wie IRON CURTAIN, HITTEN, LEATHER HEART oder eben auch ihr, die in Englisch singen. Siehst du da eine natürliche Entwicklung oder sind das bewusste Entscheidungen?
Als wir anfingen Songs zu schreiben, taten wir das automatisch in Englisch. Wir haben uns schon Gedanken gemacht in welcher Sprache wir uns ausdrücken wollen. Hätten uns aber unwohl gefühlt, wenn wir es in Spanisch gemacht hätten. Also bei uns war es zu gleichen Teilen ein automatischer Prozess wie auch eine bewusste Entscheidung. Abgesehen davon erreichen wir wahrscheinlich mehr Menschen mit englischen Texten. Wir haben nicht wirklich eine Ahnung was der Grund bei den anderen Bands war…vermutlich aber lief es bei ihnen ähnlich ab. Ein weiterer Grund hierfür kann auch sein, dass mittlerweile viel mehr Menschen in Spanien Englisch sprechen als das noch in der 80ern und 90ern der Fall war.
Wie würdest du die heutige Metal Szene Spaniens beschreiben? Viele der alten Bands sind immer noch aktiv (oder haben sich in den letzten Jahren reformiert). Gibt es eine enge Verbindung zwischen den „jungen Wilden“ und den „alten Hasen“?
Wir haben eine starke Szene mit sehr vielen Konzerten. Manchmal gibt es sogar zwei, drei Shows am gleichen Datum. Kommt zwar darauf an wer spielt, aber das ist mitunter gar nicht so cool. Aber es gibt viele gute Bands und tolle Festivals. Es gibt gute und schlechte Dinge, wie in allen Metal-Szenen. Aber wenn du in Spanien Heavy Metal haben möchtest, dann kannst du echt viel davon bekommen.
Wenn wir über alte Bands sprechen: Wir haben zum Beispiel mit MURO eine enge Verbindung. Sie unterstützen uns seit Jahren und kommen zu unseren Shows. Das sind echt tolle Menschen!!
Was sind deiner Ansicht nach die 5 wichtigsten Heavy Metal Alben?
Wenn ich die wichtigsten Alben benennen sollte, dann müssten es definitiv mehr als 5 sein. Aber ich denke die folgenden 5 hatten einen großen Einfluß auf die Geschichte des Heavy Metals:
„OverKill“ von MOTÖRHEAD, „Defenders Of The Faith“ von JUDAS PRIEST, „The Number Of The Beast“ von IRON MAIDEN, „Turbo“ von JUDAS PRIEST und „Kill ‘Em ALL” von METALLICA .
Letzte Worte?
Danke dir für dieses Interview!!! Und Danke an die Fans fürs Lesen und das Interesse. Wir hoffen, dass euch unser Album gefällt und ihr es laut abspielt!! Wir sehen uns auf Tour!
Thanks for your time and best of luck with “Good Luck”! ;-)
Brettharte Metal-Männer werden SMOKIE belächeln. Das liegt zum einen am Fluch der späten Geburt, zum anderen an selektiver Unkenntnis (Who The Fuck Is Alice...?) und fehlender Zeitordnung. Will sagen: Aus heutiger Sicht mag SMOKIE klingen wie Rod Stewart am Lagerfeuer. Aber wer seinerzeit, also Mitte der 70er, anfing, im elterlichen Plattenschrank rumzustöbern, der stieß mit einiger Sicherheit auf irgendwas dieser Chinnichap-Schützlinge, die so manche musikalische Sozialisation beeinflusst haben dürften. Auf dieser Doppel-LP in der „Bright White Edition“ gibt es Songs der ersten drei Alben (Vol. 1) plus damals unveröffentlichte Extra-Tracks. Dazu kommt die „Greatest Hits Vol. 2 von 1980. Sony hat jetzt also die beiden Chartbreaker zu einem Doppeldecker zusammengetan und obendrauf vier (neuere) Boni gepackt, von denen „If You Think You Know How To Love Me“ in einem Radio-Edit-Froschmann-Mix furchtbar klingt. Weitere Extrastücke: „Number On MY Wall“, „Little Town Flirt“ und „Hey Baby“. Dazu gibt’s Hits wie eben uns Alice, „Lay Back In The Arms Of Someone“, „Needles And Pins“ oder „Stumblin' In“ mit Suzi Quatro. Sony stellt jetzt also diese beiden „Kult“-LPs erstmals zusammen in die Regale. Retro-, Band- und Vinyl-Fans könnten denken: „Ach, die meinen das aber gut mit uns.“ Schließlich verwenden die Macher ja auch hochwertiges 180g-Vinyl in „strahlendem“ Weiß. Aber: Das Klappcover enthält außer den Songlisten auf der Rückseite zwei ähnliche Band-Fotos im Innencover – und sonst keine Extras. Und der Sound? Wie aus der Dose. Dass die Anschaffung dennoch lohnen mag, liegt an den coolen SMOKIE-Songs, dem zurückgekehrten Vinyl-Feeling und einer somit gelungenen Zeitreise. Schade dennoch, denn da hätte das Unternehmen noch mehr rausholen/liefern können.
Mit „See The Enemy“ legt das Trio aus Baltimore sein zweites Album vor. Grundsätzlich hat sich am Sound nicht viel geändert. Die acht Stücke zwischen dreieinhalb und knapp neun Minuten bieten drückenden, doomigen Stoner Rock mit Noise-Kante, die sägenden, teilweise auch ungeraden Riffs grooven unerbittlich voran, meist im schleppenden, aber nie verschleppten Mid-Tempo. Der Psychedelic-Anteil ist allerdings etwas größer geworden und äußert sich vor allem in instrumentalen Jam-Parts, wie z. B. direkt im Opener „Behemoth“ oder dem ansonsten brutal walzenden „Nerve“.
Sänger Dave Cavalier setzt seine Stimme sparsam ein, und wenn er es tut, befindet sie sich im Hintergrund und wirkt eher wie ein weiteres Instrument. Dabei erinnert er immer wieder an einen leicht tiefer gelegten Ozzy Osbourne, und auch diverse Riffs klingen wie durch den Wolf gedrehte BLACK SABBATH-Riffs. BLACK LUNG können aber auch dreckigen Voodoo-Blues, wie in „Ichor“ und „Priestess“, und lassen dann an eine noisige Variante von BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB denken, wobei letztgenannter Song am Ende gar ein bisschen PINK FLOYD atmet.
Die beiden Gitarren klingen auf „See The Enemy“ so tief und mächtig, dass man stellenweise vergisst, dass BLACK LUNG immer noch keinen Bassisten haben. Aber das geht nicht immer gut: Immer wieder gibt es Passagen, bei denen im Tieftonbereich etwas fehlt. Keine Frage, „See The Enemy“ ist ein starkes Album, auf dem sich die Band im Vergleich zum Vorgänger musikalisch weiter geöffnet hat, dabei aber gleichzeitig auch die Intensität und die düstere Atmosphäre ihrer Musik gesteigert hat. Aber mit Bass würde die Band noch mehr Druck machen.
Sie wollen Landschaften erschaffen. Ein hehres Ziel, zumal die sächsische Band nach Gründung 2012 „erst“ eine EP („The Lifeless“) veröffentlicht haben. Was aber egal ist, denn die Jungs wirken bereits auf ihrem Zweitling äußerst professionell – im positiven Sinn. Da ist zu allererst die enorm breite Palette: Von harschem Black Metal bis hin zu Klavier-getragener Kaffehaus-Musik reicht die Architektur schon beim Zehn-Minuten-Monument „Departer“ – und deckt dazwischen wirklich viele andere Klangklassen ab. Das kürzere Zwischenspiel „Isolation“ erinnert an eine ernste Mambo-Kurt-Version auf dem Weg in den Free-Jazz und verwundert anfangs sehr. Aber erstaunlicherweise übertreiben „The Soulscape Project“ trotz aller mutigen und weiten Ausflüge nie. Und bevor die Isolation in einer Haftstrafe mündet, geht es mit „Whitehaven“ wieder in eine Black-Metal-schwangere Welt voller Melancholie. Hipster nennen es vielleicht Post-Black-Metal, aber die echten Epen (auch „Whitehaven“ dauert mehr als acht Minuten) überzeugen mit so viel mehr als mit Shoegaze für Nickelbrillen-Studenten. Es gibt, wie versprochen, interessante Jazz-, Prog-, Black- und Death-Metal-Elemente auszumachen. Und die Leipziger schaffen es, die einzelnen Bausteine zu einer festen Sound-Wand zu verbinden, ohne, dass sie a) … Gewalt anwenden müssen, b) … niemand sie versteht oder c) … die Chose aufgesetzt wirkt. Sogar der fast elektronische Mittelteil des erstaunlichen „Whitehaven“ passt. Der geneigte Fan könnte jetzt Vergleiche suchen und sie bei Satyricon, Negura Bunget, alten Todtgelichter oder sonstwo finden. Nur sind sie eben nicht so kalt wie Immortal, nicht so hymnisch wie MGLA oder so schmutzig wie alle die anderen, szenigen Schwarzheimer heutzutage. Sie sind einfach so breitgefächert wie THE SOULSCAPE PROJECT! Und deswegen wäre es besser, ihr hört euch THE SOULSCAPE PROJECT einfach mal an. Die sind nämlich eigenständig und richtig gut. Begleitet sie auf ihrer Reise durch die musikalische Landschaft!
Bei CATAYA handelt es sich um ein Musikerkollektiv, das grenzübergreifend arbeitet, zumindest geographisch gesehen. Musikalisch ist das Ergebnis im positiven Sinne eingegrenzt, es wird auf instrumentalen Postrock konzentriert. Diese eingegrenzte Konzentration kommt dem Vier-Tracker "Sukzession" sehr zu Gute, denn es wird so ein homogenes, in sich stimmiges Werk geschaffen. CATAYA halten die Balance aus heftigen Passagen, in denen auch mal die Metalkeule geschwungen wird, und ruhigen Abschniten ("Cumbre En Niebla"). Gleichzeitig legen CATAYA viel Wert auf die Atmosphäre, die sie auf "Sukzession" aufbauen, wozu sie neben den Songstrukturen und Instrumenten viele Effekte nutzen. Ein gelungenes Beispiel für die Dynamik, die in einem CATAYA-Song stecken kann, und die dichte Atmosphäre ist das schöne "Ascended From The Depths". An anderer Stelle verliert sich das Kollektiv zu oft in ihrer Kokettierung mit der Unendlichkeit, da wird dann der rote Faden des Songs aus den Augen verloren. Das macht "Sukzession" insgesamt nicht schlecht, aber stellenweise vorhersehbar - ein Problem, mit dem viele Instrumental-Bands zu kämpfen haben. CATAYA können gegen dieses Problem nicht immer anarbeiten, haben aber genug gute Ideen und Spielfreude in petto, um ihr Album zu einer insgesamt gelungenen Sache werden zu lassen. Wer auf facettenreiche Instrumentalmusik steht, sollte "Sukzession" ruhig eine Chance geben.
DREAM DEATH haben damals, vor gut 30 Jahren, mal ihre Debütscheibe rausgebracht und sich dann kurze Zeit später verabschiedet. Teile der Band fanden sich in PENACE wieder, ehe auch die die Segel strichen. Fast forward bis 2011und DREAM DEATH melden sich zurück. Ein Album folgt 2013 und jetzt mit "Dissemination" schon - unfassbar schnell für die Band - das nächste. Warum sich DREAM DEATH als Sludgeband sehen, will angesichts des Songmaterials nicht in den Kopf, dazu ist alles viel zu sehr im Doom mit Death Metal-Einschlag angesiedelt. An sich ja nichts Schlimmses, wenn das Material nur nicht so sperrig und schwer zugänglich wäre. Kein Song des im traditionellen Doom/ Death-Gewands daherkommenden Teils des Albums ragt hervor, alles klingt uninspiriert und irgendwie unfertig. Wenn DREAM DEATH mal aus ihrem Korsett ausbrechen und sich, wie im halbwegs spannenden "Nothing Ever Will" an Stoner-Einflüsse wagen, wird die Chose etwas besser. Da es aber nur kleine abschnitte des Albums sind, die so klingen, überwiegt auf "Dissemination" die gepflegte Durchschnittlichkeit. Das Album bleibt so hinter den Erwartungen zurück, wobei auch das 2013er Werk keine Offenbarung war. Vielleicht hätten DREAM DEATH unter neuem Namen anfangen sollen, dann würden sie sich nicht immer an ihrem vor einer gefühlten Ewigkeit erschienenem Debüt - welches um Längen besser ist - gemessen werden.
Die sechs Texaner von OCEANS OF SLUMBER waren mir bis vor ein paar Tagen völlig unbekannt. Das neue Album "Winter" erscheint bei Century Media Records, also...Kopfhörer auf...los geh`s! Nach den ersten zwei Minuten des achtminütigen Openers und Titeltrack "Winter", ist mir klar, das OCEANS OF SLUMBER keine normale 08/15-Band ist. Die Musiker kommen aus verschiedensten Ecken der Musikwelt, wie zum Beispiel Jazz und Grind - dieser kunterbunte Mix völlig verschiedener Musikrichtungen, gepaart mit der phänomenalen Stimme der Sängerin Cammie Gilbert, ergeben ein kaum zu beschreibenes Gesamtbild.
Die musikalische Vielfallt reicht von einer Panflöte bis zum Brutal Death. Eine Song für Song Review würde a) die Kapazität des Internetz sprengen ;-) und b) euch die ganze Spannung wegnehmen. Ich habe das Album bis jetzt viele Male gehört und höre immer wieder neue Melodien heraus. Das eine derart seltsame und verspielte Mixtur so homogen klingen kann, hätte ich nie für möglich gehalten.
Sängerin Cammie Gilbert überzeugt mit ihrer warmen und kräftigen Stimme auf ganzer Linie. Ihre Stimme geht in den genial komponierten Songs voll und ganz auf. Neben der Frontfrau zeigen auch die restlichen Bandmittglieder ihre Stimmen und bereichern mit Screams und Growls die wirre Klangwelt, die sie mit ihren Instrumenten erschaffen.
Mein Fazit: OCEANS OF SLUMBER ist definitiv nicht für zwischendurch. Wer aber Lust hat, sich mit einer Platte länger zu beschäftigen, immer wieder neues zu entdecken und irgendwas zwischen Jazz und Black Metal gut findet, der wird sich lange an dieser Platte erfreuen.
Ich brauche jetzt erstmal etwas, um meine Thrash geschädigten Trommelfelle wieder in normale Schwingungen zu versetzen...