ABNORMALITY haben ihr Zweitwerk "Mechanisms Of Omniscience" mit Hilfe von Metal Blade Records in die Läden bringen können, was für ordentlich Aufmerksamkeit der geneigten Death Metal-Szene sorgen dürfte. In den knapp 40 Minuten Spielzeit machen die Amis um Growlerin Mallika keine Gefangenen und liefern eine grundsolide Death Metal-Platte amerikanischer Prägung ab. Mit dem richtigen Mix aus beinharten Parts und Groove-lastigen Abschnitten kommt in den Songs keine Langeweile auf, für alte Hasen werden Erinnerungen an DEFACED CREATION geweckt werden. ABNORMALITY klingen wie eine gelungene Mischung aus SUFFOCATION, HATER ETERNAL und CRYPTOPSY, gewinnen durch den fetten Groove und ihr Händchen für gute Songs aber genug Eigenständigkeit, um mehr als eine bloße Kopie zu sein. Der Opener "Swarm", das mächtig groovende "Synthetic Pathogenesis" oder das sich in die Gehörgänge fräsende "Irreversible" sind feine Death Metal-Nummern, die für Headbangen vor der Anlage oder im Pit sorgen dürften. Die Musiker bewegen sich auf hohem Niveau, allen voran Drummer Jay, der so manches Soundloch stopft. Die Band ist sehr gut aufeinander abgestimmt, es macht sich die mehr als zehnjährige Banderfahrung bezahlt. Alles wirkt aus einen Guss und alle sind auf dem gleichem Level unterwegs, ohne dass sich jemand in den Vordergrund spielen muss. Da rückt die Tatsache, dass hier eine Frau hinter dem Mikro steht, ganz entspannt in den Hintergrund - und da gehört sie auch hin, denn mittlerweile sollte es egal sein, welches Geschlecht ein Musiker hat.
ABNORMALITY überzeugen mit ihrem Zweitwerk und werden ihren Weg machen, auch wenn sie sich einige nur semi gelungene Songs wie das zähe "Vigilant Ignorance" geleistet haben. Am Ende überwiegen aber die starken Songs und das hohe Niveau der Musiker, womit sich ABNORMALITY einen guten Ruf erspielt haben und den jetzt festigen werden.
„Any Way The The Wind Carries“ sieht definitiv nicht nach gotisch behaftetem Post-Rock /Metal aus dem schwärzesten Hafen Södertäljes aus. Trotz merkwürdig pinken Pop-Art-Artwork wissen die Schweden PORT NOIR mit ihrem Zweitschlag durchaus zu punkten: „Any Way The The Wind Carries“ bietet düsteren, emotionalen, und doch „leichten“ Post-Alternative-Rock ohne Scheu vor satten Elektro-Klängen. PORT NOIR kombinieren fette Riffs mit tieftönender Elektronik und gefühlvollem Klargesang, der manchmal gotisch und dann wieder ziemlich radiotauglich daher kommt. Love Andersson macht hier wirklich einen hervorragenden Job, was die Vocals anbelangt und weiß mit einem mächtigen Stimmvolumen zu beeindrucken.
Einen sehr mächtigen Start legen die Schweden mit „Any Way The The Wind Carries“ und dem folgenden „Earth“ auf jeden Fall hin: Depri-Novemberstimmung ist hier angesagt, die mit prägnantem Chorus und Riffs sehr gut im Ohr bleibt. „Earth“ startet mit etwas höherem Gesang und fast schon poppigem Refrain, aber das passt hier. Mit „Vous Et Nous“ wird es wieder etwas depressiv-düsterer und elektronischer. Der nächste Höhepunkt offenbart sich im Refrain-starkem „Onyx“ und etwas langsameren „Diamond“. Die glasklare Produktion sorgt obendrein für Hörspaß. Doch leider haben PORT NOIR ihre Asse klar in der ersten Hälfte von „Any Way The The Wind Carries“ verspielt. Zwar versinken die Schweden hier nicht in endlose Tiefen und halten den Sound halbwegs aufrecht, doch wirklich fesselnde Melodien und neue Ideen gibt es hier nicht mehr – die Hits liegen klar weiter vorne. Nichtsdestotrotz ist „Any Way The The Wind Carries“ ein überraschend gutes Album geworden, das so viel besser klingt als es aussieht. Wer düstere, Indie/ Alternative- „Post“-Rock-Musik mag sollte den Schweden sein Ohr gönnen. Zu jeder LP gibt es übrigens eine CD als Bonus-Beilage. Leute, kauft Vinyl!
MURDER MADE GOD. So war das also mit der Schöpfungsgeschichte. Dabei geben sich die in Griechenland beheimaten MURDER MADE GOD mit ihrer neusten Schöpfung namens „Enslaved“ größte Mühe alles niederzumetzeln was auf dieser Welt Ohren hat: Brutaler Death Metal mit technischen Anspruch wir hier geliefert. So bildet ein wildes Highspeed Geknüppel mit tiefen Grunts die Basis von „Enslaved“, doch immer wieder schleichen sich satte Grooves, Melodien oder Instrumentalpassagen bei den Griechen ein – was unter den Songs für Abwechslung sorgt. Dabei wissen sich vor allem Songs wie das sehr schnelle, aber dennoch groovende „Enslaved“, das etwas langsamere „Depression“ und „Urban Warfare“ vom Brutal Death-Einheitsbrei etwas abzugrenzen. „Assassinés“ weiß im Mittelteil mit ziemlich guten Melodien zu punkten, das hätte man noch etwas ausbauen können. Zum Schluss drücken MURDER MADE GOD mit „Involutary Servitude“ noch einmal voll aufs Gas.
„Enslaved“ überzeugt vielleicht nicht in allen Punkten, ist aber dennoch etwas besser als der Durchschnitt. Fans von Bands wie DYING FETUS, ORGIN oder HOUR OF PENANCE sollten hier mal reinhören.
WOLVESERPENT waren schon immer mit ihrer ganz eigenen Vision von Musik unterwegs, was beides - Vision wie Musik - wenig massenkompatibel ist. Das leicht von der Zunge gehende "Aporia:Kala:Ananta" ist der neueste Release der Künstler und bietet genau einen Track. Allerdings kommt der auf 40 Minuten Spielzeit, was in Zeiten von Easy-Listening und leicht verdaulichen Popcore-Songs eine echte Ansage ist. In diesen 40 Minuten kann es fast schon zwingend nur langsam aufbauende Musk geben, für alles andere wäre der Rahmen nicht passend. WOLVESERPENT bieten genau das und lassen ihrer Drone-meets-Doom-Spielart allen Raum zur Entfaltung. Das erste Riff-ähnliche Klanggebilde findet sich nach 17 (!) Minuten, bis dahin lassen WOLVESERPENT Synthies, Effekte und Brittany McConnells Violinenspiel wirken. "Aporia:Kala:Ananta" wächst so langsam zu einer unheilvollen Soundentität, ohne dass der Hörer nach Minute 17 erlöst werden würde: der Song schleppt sich weiter. Zäh fließt er dahin, gewollt langsam und unnachgiebig zermahlt er alles auf seinem Weg. Für Fans intensiver Musik ist "Aporia:Kala:Ananta" eine Offenbarung. SUNN O))) könnten es kaum besser machen. Wer einmal auf der Suche nach eine Soundtrack für eine Dämonenbeschwörung oder einen Trip in die Anderswelt sein sollte, ist mit "Aporia:Kala:Ananta" bestens bedient. Bis dahin Kopfhörer auf, Licht(er) aus und 40 Minuten verstörende Musik auf sich wirken lassen.
Nach einer für ihre Verhältnisse ungewöhnlich langen Zeitspanne von vier Jahren melden sich die Berufsvampire von THE 69 EYES mit neuem Material zurück. „Universal Monsters“ heißt das neue Baby, bei dem diesmal wieder Johnny Lee Michaels an Bord ist, der sich neben seiner Produzententätigkeit auch noch am Keyboard und den Backing Vocals verlustieren durfte. Mit „Dolce Vita“ beginnt das Album in etwa so, wie man es erwarten würde: mit Kirchenglocken, fetten Gitarren und einem relativ klassischen, düsterrockigen 69 EYES-Song. Angekündigt wurde „Universal Monsters“ als konsequente Fortführung des 2002 erschienen „Paris Kills“, das stimmt jedoch nur bedingt. Stellenweise fühlt man sich zwar durchaus an „Paris Kills“ erinnert, so zum Beispiel bei „Blue“, dessen ruhig-elegische Stimmung auch dort gut hingepasst hätte, an zahlreichen anderen Stellen beschleicht einen jedoch eher das vage Gefühl, die Helsinki Vampires hätten mit dem unterschwelligen Wunsch gekämpft, mal etwas ganz anderes zu machen, sich dann aber doch nicht so recht dazu durchringen können. Bei „Rock ´n´ Roll Junkie“ (der Name ist Programm) grüßt beispielsweise Jyrkis Zweitprojekt THE 69 CATS mit seiner Rock´n´Roll-Ausrichtung recht freundlich, bei „Stiv & Johnny“ fällt es schwer, beim Gesang in der Strophe nicht an ALICE COOPER zu denken und „Lady Darkness“ kommt schon geradezu luftig-beschwingt daher, zumal sich Sänger Jyrki hier gesanglich in für seine Verhältnisse relativ hohe Tonlagen aufschwingt. „Blackbird Pie“ überrascht mit gelungenen Akustikgitarreneinlagen und schon geradezu ethnisch anmutender Flöten- und Percussionbeimischung im Zwischenteil, bevor man dann im Refrain wieder zum klassischen Sound zurückkehrt. „Jerusalem“ erinnert vom Flair her ein wenig an „Sister Of Charity“. „Miss Pastis“ setzt zwar wie „Rock´n´Roll-Junkie“ verstärkt auf Rock´n´Roll-Elemente, ist aber etwas eintönig geraten, hübsch dagegen macht sich die Western-inspirierte Gitarre in der Strophe von „Never“, die mit einem typischen 69 EYES-Refrain kontrastiert wird. Das mag sich jetzt schon geradezu experimentell anhören, die musikalisch-stilistische Handschrift bleibt bei alledem aber dennoch so prägnant, dass niemals auch nur der Hauch eines Zweifels an der Urheberschaft auftaucht. Schade ist jedoch, dass die Melodien zum Teil ein wenig in den Hintergrund zu treten scheinen und sich nicht so recht (oder zumindest nicht so schnell) im Ohr festsetzen wollen. Fazit: „Universal Monsters“ ist ein solides Album geworden, das es bei aller durchaus löblichen Liebe zum Experimentieren im Kleinen aber nicht mit den Klassikern der Band aufnehmen kann.
Als RCA Records 1975 die Doppel-LP „Strung Up“ von SWEET erstmals veröffentlichte, gab es noch nicht den Metal, wie wir ihn heute kennen. Also gehörten die Briten zu den härteren Bands. Vor allem zu den härtesten, die es in die Charts schafften. Und Glam-Rock ist – heute wie damals – ein Vergnügen, das mit ein paar Bier und vielen alten Männern glänzend funktioniert. Dieser neu aufgelegte Doppeldecker enthält eine LP mit Live-Aufnahmen aus einer 73er-Weihnachts-Show im Londoner Club „The Rainbow“. Die zweite Scheibe lässt Studio-Flair hören: eine Compilation der Hits der Band, darunter mit „I Wanna Be Committed“ ein zur damaligen Zeit ganz neuer Song, der nirgendwo sonst herauskam. Außerdem gibt es den ebenfalls nur hier verwendeten Mix des Chart-Hits „Action“, der ganz ohne das sonst von Single und Album her bekannte Echo auskommt und mit einem abruptem Ende überrascht. Ebenso sind die Live-Mischereien von „Hell Raiser“ und „The Man With The Golden Arm“ nur auf „Strung Up“ erhältlich. Dazu gibt es sieben Bonus-Tracks, von denen „The Lies In Your Eyes“ und „Fever Of Love“ überraschen. Ebenfalls überrascht der gesamte Charakter des Live-Mitschnitts, zumindest dann, wenn man das Original nicht mehr vor Ohren hat (und das dürfte ja vielen so gehen). Denn live klingen die Songs nicht nur schneller, sondern wesentlich weniger „glamig“ als im Studiosound. Sei es, wie es sei: Die 2016er-Version des Klassikers ist geil. Zumal Sony der Scheibe ein sehr hippydeskes Lila (oder Pink/Brombeer?) 180-G-Vinyl spendierte und witzige Bilder auf Hüllen und neues Klappcover die SWEET-Wiederveröffentlichung wesentlich liebevoller erscheinen lassen, als die vergleichbare Smokie-Best-Of. Auch, wenn dem originalen Klappcover von damals viele Fans nachtrauern. Aber: SWEET? Geht immer! Fast nur Hits, der 70er, 70er und 70er.
Aus Israel kommen WINTERHORDE und haben einen Namen, der so absolut nicht zu Region passt, aber zum Sänger (Z. Winter). Laut der Encyclopaedia Metallum spielen WINTERHORDE „Melodic Black“ Metal. Im Beipackzettel ist von „Extreme Progressive“ Metal die Rede. Was einen auf „Maestro“ erwartet ist jedoch um einiges orchestraler: „Satan asks for an orchester“ heißt es im Intro, und WINTERHORDE geben sich alle Mühe des Satans Wunsch nach orchestraler Musik zu erfüllen. So sind hier teilweise sehr schmalzige Cleanvocals in männlicher und weiblicher Machart, Streicher, jede Menge „Ohhh“s und „Ahhhhs“ und Akkustik-Parts zu hören. Auf der anderen Seite gibt es die ein oder andere Seiten-Hexerei und biestige Vocals – was aber gerade im letzten Drittel stark abnimmt. So ist LUCA TURILLI‘S RHAPSODY trotz durchaus vorhandener Black Metal-Parts die erste Band, die mir bereits beim Opener „Antipath“ in den Sinn kommt. Parallelen zu DIMMU BORGIR oder COB kann man hier (nicht mehr) erkennen. Wer die eben genannten Italiener vergöttert und dem Black Metal nicht ganz abgeneigt ist sollte hier vielleicht mal reinhören.
Ups, GEHENNAH hatten ja Pause gemacht. Irgendwie waren die Schweden in der "Sind immer noch aktiv"-Schublade abgespeichert. Denn damals, Ende der 90er, lieferten die Promille-freundlichen Typen den Soundtrack für viele Metalparties. Das konnte doch nicht einfach aufhören!
Wie dem auch sei, Pause haben sie gemacht, ehe sie sich mit einer EP und neuem Label zurückmeldeten. "Too Loud To Live, Too Drunk To Die" ist ihr Albumeinstand bei Metal Blade Records und kommt in einigen gelungenen Vinylvarianten. Große Veränderungen sind nicht zu erwarten, das macht schon der Plattentitel klar. So ist es dann auch, GEHANNAH rumpeln sich gut betankt durch die Songs und lassen Erinnerungen an selige "Decibel Rebel"- oder "Piss Off I'm Drinking"-Zeiten aufkommen - manchmal sogar etwas zu sehr, klingen doch einige Riffs sehr recycelt. Fällt aber kaum auf, denn im Kontext des Albums geht es eh nur darum, rotzig-charmante Songs zu spielen, die sich um Alkohol, Saufen, Parties und - stellenweise reflektierende Ansätze - Selbstzerstörung drehen. Wer damit was anfangen kann, sollte bei drei bis acht Dosen Bier zu Songs wie "Cause We're a Street Metal Band", dem relativ melodischen "Gehennah Will Destroy Your Life" oder ""Live Life Like A Fuckin' Bulldozer" saufen und dabei schön abschädeln. Dann läuft die Sache. GEHENNAH machen mit ihrem abgefuckten Mix aus VENOM, MOTÖRHEAD und Thrash Metal Spaß; zumindest den Leuten, die Metal nicht zu ernst nehmen. Oder ihn extrem ernst nehmen. Wer weiß das schon? Willkommen zurück, Jungs!