Anders als der Titel „Weihung Auf Satan“ vielleicht schließen lässt, kommen WAXEN aus den USA und nicht aus Deutschland. Und wer jetzt denkt bei WAXEN handele es sich um totales Underground-Geknüppel unausgeglichener amerikanischer Jugendlicher liegt ebenfalls falsch, denn WAXEN ist das Black Metal-Projekt des in seiner Heimat gar nicht mal so unbekannten Musikers Toby Knapp. Neben seinem rein instrumentalen Progressive/ Neoclassical Metal-Projeltes TOBY KNAPP, ist der Herr in WHERE EVIL FOLLOWS (Speed Metal) und SUE’S IDOL (Heavy Metal)als Gitarrist tätig.
„Weihung Auf Satan“ ist das dritte Album von WAXEN und eine sehr okkulte und bei weilen leicht kosmische Angelegenheit mit Underground-Flair. Melodien sind hier zahlreich vorhanden und gerade in Songs wie dem Opener und die Songs unterscheiden sich von einander, immer wieder kommen leicht progressive oder rockige Riffs durch. Gerade der Opener „Of Rain And Ecstasy“ lebt durch sehr gutes Gitarrenspiel und lässt ein Bisschen an die ganz alten Sachen von NACHTMYSTIUM denken. Auch „Disembodien, Forgotten“ hat durchaus ein paar gute Riffs und in „In Harm’s Way“ meint man sogar ein paar klassische Arrangements herauszuhören, während das abschließende „Cosmic Funeral“ mit tiefen Death-Doom-Tönen beginnt. Die Screams klingen wie direkt aus der Hölle, so kauft man WAXEN den Titel „Weihung Auf Satan“ jedenfalls ab. Leider kann das Niveau des Openers jedoch nicht über das gesamte Album gehalten werden und „Weihung Auf Satan“ sackt nach den ersten drei Songs ein wenig ab. Schneller Black Metal mit wirren Strukturen und fiesen Vocals wird geboten – nur das ist eben nichts Besonderes mehr.
Wer dennoch mit WAXEN warm werden möchte sollte sich „Of Black Rain And Ecstasy“ und „Disembodied, Forgotten“ anhören.
MOONSORROW die Siebte: Nach fünf (!) Jahren kehren die Finnen endlich mit „Jumalten Aika“ zurück.
Das Warten hat sich allerdings gelohnt, denn mit „Jumalten Aika“ ist den Finnen ein Album gelungen, welches keine Erwartungen offen lässt und „Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa“ sogar noch übertrifft. Dabei enthält „Jumalten Aika“ gerade einmal fünf Lieder, die mit einer durchschnittlichen Spielzeit von knapp einer Viertelstunde jedoch allesamt recht lang sind. Schunkeligen Party-Pagan-Metal brauchte man bei MOONSORROW noch nie erwarten, doch „Jumalten Aika“ ist verdammt ausladend und düster geworden, das macht der Titelsong-Opener nach einem kurzen ritulesken Intro direkt klar: Finstere Düsternis wird mit epischen und erhabenen Melodien zu etwas ganz Großem. Neben donnerndem Schlagzeug und brachialen Riffs gibt es aber auch wieder jede Menge ruhigere, folkige Passagen. Da drosseln MOONSORROW das Tempo schon Mal erheblich, packen Akustikgitarren, Maultrommeln, Tin Whistles und Streicher aus und der Gesang wird verschwörerisch. Auf der anderen Seite gibt es auch jede Menge Chorgesang und teils recht ausladende Chöre, die „Jumalten Aika“ zwar einiges an Härte nehmen, jedoch nie kitschig wirken. Ein Paradebeispiel für diese „folkige Seite“ MOONSORROWS ist vor allem „Mimisbrunn“, aber auch in den anderen Songs und vor allem „Ruttolehto incl. Päivättömän Päivän Kansa“, sowie „Suden Tunti“ gibt es zwischendurch jede Menge davon, was ich persönlich ziemlich störend finde. So gefallen mir der einleitende Titelsong kommt fast gänzlich ohne ruhige Zwischenparts aus und im abschließenden “ Ihmisen Aika (Kumarrus Pimeyteen)“ wirken diese Parts epischer und weniger ritulesk, was mir etwas besser gefällt.
Alles in allem ist „Jumalten Aika“ ein Album geworden mit dem ein langjähriger MOONSORROW-Fan wohl kaum etwas falsch machen kann.
Da ist es endlich: „Nattesferd“, das dritte Album der norwegischen Überflieger-Eulen KVELERTAK. Nachdem das Selftitled-Debüt (2010) seinerzeit bei mir schon rauf und runter lief, setzte „Meir“ (2013) noch einen oben drauf: Die gleiche Schlagkraft, die gleiche Energie und von allem ein Bisschen mehr als bei „Kvelertak“. KVELERTAK definieren ihren Stil als Rock’N’Roll. Tatsächlich treffen hier Rock, Metal, Hardcore, Punk, Black Metal, Progressive und Psychedelic aufeinander, werden zu etwas vollkommen Neuen vermischt und in die Lyrics sind natürlich in Landessprache. Was will man mehr? Nach etlichen Touren der Band rund um den Globus präsentiert sich „Nattesferd“ in erster Linie norwegischer als die beiden Vorgänger: Denn anders als die beiden Vorgänger wurde „Nattesferd“ in Oslo aufgenommen und auch das Coverartwork stammt erstmals (leider!) nicht von John Dyer Baizley (BARONESS) aus den USA, sondern einem norwegischen Künstler.
Doch wie klingt eine Steigerung der ersten Alben, wenn „mehr“ als „Meir“ nicht mehr möglich ist? Ganz einfach: Anders. Aber auch bekannt. KVELERTAK bringen viele neue Elemente und Herangehensweisen in ihr neustes Album ein, setzen aber auch auf alt Bekanntes und liefern so den KVELERTAK-typischen, rock’n’rolligen Stilmix in neuem, aufregendem Gewand. „Nattesferd“ ist ein Album der Kontraste: Sehr schnelle, kurze Songs wie das dezent punkige „Bronsegod“ treffen auf ausufernd lange Stücke mit episch progressivem Aufbau wie den Neunminüter „Heksebrann“. Satte Heavy Metal-Riffs treffen auf den Rock der 80’ er, während das vorab veröffentlichte „1985“ durchaus recht poppige Züge aufweist. So wirkt „Nattesferd“ zwar weniger aus einem Guss als die letzten beiden Alben, an sich etwas sperriger und ist nicht ganz so leicht zugänglich wie die beiden ersten Alben. Dafür handelt es sich hier um ein sehr facettenreiches Album mit vielen Höhepunkten und erstklassigen Melodien. Ohrwürmer sind hier tatsächlich vorprogrammiert und auch „Album Nummer drei“ verbucht keine Füller.
Aber ist „Nattesferd“ nun besser als der Vorgänger? Man kann es nicht sagen. Ich finde nicht, dass man das Album mit „Meir“ und „Kvelertak“ vergleichen kann. Während gerade das Debüt noch sehr ungestüm daherkam ist „Nattesferd“ bis auf wenige Jamming-Parts bis ins letzte Detail ausgeklügelt. Man merkt, dass hier einiges an Zeit investiert wurde und die Band sich weiter entwickelt hat. Höhepunkte sind auf jeden Fall der mega eingängige Titel-Song, das epische und durch H.P.Lovecraft inspirierte „Ondskapens Galakse“ mit seinen tollen (und so untypischen) Gitarrenmelodien und das überlange „Heksebrann“.
Hinter EGOKILLS stecken keine völlig Unbekannten, so tingelte Gitarrist Paavo Pekkonen bereits mit BLOODPIT durch die Lande, Sänger Janne Selo dürfte Finnlandfreunden als Gitarrist von UNIKLUBI bekannt sein. Um es vorweg zu nehmen: vom Hippie-Anteil des als „Hippie-Metal“ angepriesenen Albums hört man nicht gar zu viel. Dass man als in soundtechnischer Hinsicht tendenziell friedliebendes Blumenkind hier eher falsch ist, macht schon der Opener „Reckoning“ unmissverständlich klar: da dröhnt es aus den Boxen, dass es einen zunächst doch etwas überrascht. Auch beim anschließenden „Lifestruck“ geht es ziemlich hart zur Sache, mit brachialer Instrumentierung und reichlich Grunts. Zumindest musikalisch gesehen sucht man Anleihen aus den Sechzigern oder Siebzigern weitestgehend vergeblich, EGOKILLS gehen deutlich brachialer zu Werke, als man es unter diesem Label erwartet hätte—was die Finnen hier präsentieren, geht stellenweise vom Instrumentellen her schon eher in Richtung Thrash Metal, wobei die Herren im Refrain durchaus Wert auf ein gewisses Maß an Melodie legen, gerne auch mit Chor, und in ihren melodiöseren Momenten fast schon wieder eher in der Sleaze-Metal-Ecke anzusiedeln sind, wozu auch Janne Salos leicht dreckig klingender Gesang gut passt. „Spiral“ kommt zunächst doomig daher, bevor der Song sich mehr in Richtung dunkler Sleaze entwickelt. „Polarize“ beginnt mit einer unerwartet ruhigen Strophe, legt in Punkto Härte im Refrain dann aber deutlich zu, auch „To Follow The Sun“ hat fast schon balladeske Momente. Fazit: handwerklich solides Metal-Album mit leicht alternativer Ausrichtung.
Mit dem letzten Album „The Flood Inside“ scheint die große Zeit von LONG DISTANCE CALLING zu Ende gegangen zu sein. Unter deutlich vermehrtem Einsatz von Gesang wurden aus den ehemals fast ausschließlich instrumentalen hypnotischen Klein-Epen relativ gewöhnliche Alternative Rock-Songs mit konventionellem Aufbau. „Trips“ setzt diese Entwicklung größtenteils leider fort. Mag der instrumentale Opener „Getaway“ mit seinem an „Miami Vice“ erinnernden 80er Einschlag immerhin noch überraschen, kehrt schon mit dem folgenden 90s-mäßigen Alternative Rocker „Reconnect“ und dem balladesken „Rewind“ Langeweile ein. Erst das instrumentale „Trauma“ mit seiner Kombination aus einem harten Riff und wunderbar fließenden Momenten lässt einen wieder an die alten Glanzzeiten der Münsteraner denken. Auch das ebenfalls instrumentale „Momentum“ hat einige schöne sphärische Parts, und besonders das Gitarren-Solo-Finale verursacht geradezu Gänsehaut. Einen ähnlich tollen Schlussteil hat das knapp siebenminütige „Plans“, die ersten dreieinhalb Minuten kann man sich allerdings sparen.
Leider gibt es auf „Trips“ aber eben auch viel Belangloses zu hören. Daran nicht unschuldig ist sicher auch der glatte, etwas seelenlose Gesang von Neuzugang Petter Carlsen, der den „The Flood Inside“-Sänger Martin Fischer ersetzt hat. Einen großen Unterschied kann man aber gar nicht mal ausmachen, beide sind bestimmt technisch extrem versierte Sänger, denen nur leider jede persönliche Note fehlt. Gut, mit dem zwölfeinhalbminütigen „Flux“ wollen es LONG DISTANCE CALLING ganz am Ende dann doch noch einmal wissen. Dieses Schmuckstück von einem Song bietet endlich mal tatsächlich einen Trip – durch Melodien, Sounds und Stimmungen. Dabei bleibt es immer dynamisch und auch in seinen ruhigen Momenten intensiv und endet mit einem großartigen Douglas Adams-Zitat:
If the universe came to an end every time there was some uncertainty about what had happened in it, it would never have gone beyond the first picosecond. And many of course don't. It's like a human body, you see. A few cuts and bruises here and there don't hurt it. Not even major surgery if it's done properly. Paradoxes are just the scar tissue. Time and space heal themselves up around them and people simply remember a version of events which makes as much sense as they require it to make.
Dieser höchst atmosphärische musikalische Ritt macht einiges auf dem Album wieder wett. Nichts gegen musikalische Veränderungen – aber was soll man machen, wenn der Großteil des neuen Materials nicht überzeugt und die Songs die besten sind, die nach den älteren Alben klingen.
Freitag; der 13. und BMG bringen ein weiteres Double "Best Of Noise Years" in die Läden.
SINNER und KAMELOT heißen diesmal die Bands. Bei SINNER ist das Ding schnell erzählt: "No Place in Heaven - The Very Best Of Noise Years 1984-1987" hat vier Alben zur Auswahl im Gepäck. Diese vier Alben haben im Original alle zusammen 43 Songs und 30 davon sind hier eingetütet; somit ist jeder in dieser Zeit erschienene Longplayer umfassend vertreten und so gut wie alle relevanten Songs enthalten.
Bei KAMELOT umfasst die Zeitspanne der Best Of immerhin acht Jahre und sechs Alben. Somit kann dieser Doppeldecker nicht ganz so "komplett" wie der von SINNER sein. Allen voran wird sicher mancher Fan die ein oder andere der starken KAMELOT-Balladen vermissen, die "Opfer" der Ausgewogenheit und Dynamik wurden. Da es aber bis Dato keine Greatest Hits oder Best Of von dieser überragenden Band gibt, spricht doch einiges für die 26 Songs starke compilation.
Wie schon bei den ersten Doppel-Releases, gilt auch hier: schöne Aufmachung, viel Info und massig Songs auf zwei Silberlingen.
Die geneigten DEVILDRIVER-Fans musste sich in letzter Zeit so einiges gefallen lassen: nicht nur, dass die Band die letzten Jahre pausierte, um Sänger Farafa Zeit für seine zweite Band Coal Chamber zu lassen. Zusätzlich sind auch noch die langjährigen Mitglieder John Boecklin (Schlagzeug) und Jeff Kendrick (Gitarre) ausgetreten. So bleibt von der Originalbesetzung auch nicht mehr viel übrig. Doch gute drei Jahre nach 'Winter Kills' melden sich DEVILDRIVER nun mit neuem Schlagzeuger, Gitarristen und Album zurück. Dieses trägt den Namen 'Trust No One' und besticht zunächst durch das eher moderate Albumcover. Ansprechend geht meiner Vorstellung nach irgendwie anders. Aber gut: DEVILDRIVERs Diskographie glänzt ohnehin nicht besonders durch ästhetische Coverartworks und letzten Endes zählen ja immer die inneren Werte. Wie hört sich das Album also an?
Der Opener 'Testimony Of Truth' verrät ziemlich genau die Schlagrichtung, in die das neue Werk geht: melodische Gitarrenleads werden mit donnernden Drums und dem altbekannten wütenden Gekeife des Dez Farafa verknüpft. Dazu gesellen sich immer wieder groovige wie auch eingängige Songs (bspw. 'My Night Sky' oder 'Feeling Ungodly') und einige Ausflüge in den High-Speed-Bereich, wie z.B. der Titelsong. Insgesamt wird wieder moderner Metal mit Fokus auf eine packende Atmosphäre sowie griffiges Songwriting geboten, das direkt und auf den Punkt, aber nie eindimensional ist. Der Sound ist differenziert, transparent und druckvoll – auch hier gibt es keine große Veränderung zum Vorgänger. DEVILDRIVER bleiben letztlich DEVILDRIVER, indem sie ihren eingeschlagenen Weg konsequent weiterführen. Daran haben auch die Besetzungswechsel nichts geändert - da kann man sicherlich meckern, dass es an Experimenten oder dergleichen fehlt. Dafür haben sie ihre Stärken weiter ausgebaut und so einen Silberling produziert, der die Band von ihrer besten Seite zeigt: wild, leidenschaftlich und intensiv. 'Trust No One' entpuppt sich als fulminante Rückkehr aus der Pause!
Meine persönlichen Anspieltipps: 'Testimony Of Truth', 'Daybreak', 'Trust No One' und 'For What It’s Worth'.