Bei BLASTED TO STATIC heißt das Motto „neue Band, alte Bekannte“. Denn hinter dem Namen verbergen sich u.a. der Sixstringer von DEATH DEALER und EMPIRES OF EDEN Stu Marshall, Wahnsinnsbassist Rev Johnes (MICHAEL SCHENKER, FORTÉ, BLACK SYMPHONY und STEELHEART) sowie der RACER X Frontmann und Halford Freund Jeff Martin. Und selbiger ist es auch, der diesem Projekt seinen unverwechselbaren Stempel aufdrückt. Seine Stimme hat in den Jahren nichts an Prägnanz verloren und auch stilistisch macht man in etwa da weiter, wo RACER X mit „Superheroes“ aufgehört haben. (Das bis dato letzte RACER X Werk „Getting Heavier“ fiel ja stilistisch etwas aus dem Rahmen.) Stu Marshall lässt in bester Paul Gilbert-Manier die Axt qualmen (auch wenn ihm dessen einzigartige Brillianz natürlich etwas abgeht) und Martin screamt sich schon beim flotten Opener „Suicide King“ die Lunge aus dem Hals. „Repossession Of Nothing“ ist ein weiterer Knaller, der mit effektivem Shredding, gekonnten Rhythmuswechseln und feinen Gesangslinien glänzt. An die Genialität von RACER X kommt man über die gesamte Albumdistanz zwar nicht ganz heran („Dance Devil Dance“ z.B. ist mit seinem Sprechgesang in den Strophen eher stressig, das hat Martin früher bei „Evil Joe“ von RACER X schon mal cooler und zwingender gebracht), man liefert aber eine stimmige Ersatzdroge ab, die die Zeit, bis (hoffentlich) ein weiteres RACER X Album erscheint, etwas erträglicher werden lässt.
Aus Hamburg kommen DEAFCON 5, welche sich selbst als „planloseste Band der Welt“ bezeichnen. Immerhin liest sich dadurch das Info entschieden sympathischer, als wenn einem wieder in den höchsten Tönen der geilste Scheiß seit Erfindung der E-Gitarre angepriesen wird. Laut DEAFCON 5 ist es aber genau diese Planlosigkeit, welche den Stil der Band formt. Man möchte klassischen Prog Rock (PINK FLOYD / GENESIS) mit eher härteren Combos (DREAM THEATER, QUEENSRYCHE, SAVATAGE) verknüpfen. Joa…das höre ich gar nicht mal so sehr. Was aber gar nicht schlimm ist, denn DEAFCON 5 wildern so in nicht wirklich überfischten Gewässern. Denn den Drölf-Milliardsten DREAM THEATER Klon braucht keiner wirklich. Und so gibt es zeitlosen Hard Rock mit mitunter recht prägnanter Pianobegleitung zu hören, welcher mich in seiner Ausführung immer mal wieder an die mittlere Phase der Hannoveraner ROUGH SILK („Circle Of Pain“) erinnert. Der kraftvolle und klare Gesang wiederum lässt mich Vergleiche zu PAGAN’S MIND ziehen. Alles in allem ist „Track Of Dirt“ ein -bei aller technischen Kompetenz- erfreulich unverkopftes Album, das einerseits aufmerksam genossen werden kann, bei Bedarf im Hintergrund aber auch nicht stört. Das Einzige, was wohl noch fehlt, sind die ganz großen Hooklines, die aus einem guten ein hervorragendes Album machen. Wer aber auf guten, klischeefreien, anspruchsvollen Hard Rock steht, der macht mit DEAFCON 5 schon heute nichts falsch.
Bereits seit Mitte der 90er sind CRYSTAL PALACE aktiv. Seit dieser Zeit haben sie sich dem geschmackvollen und dezent elegischen Prog Rock verschrieben. Auch wenn es das eine oder andere härtere Riff zu hören gibt, so bleibt der metallene Anteil durchaus im Rahmen des Überschaubaren. Was allerdings weder Fehler noch Kritik bedeutet. Im Gegenteil, die mitunter traurigen und mystisch anmutenden Soundscapes entfalten ihre Wirkung nicht durch stählerne Härte, sondern durch wunderbare „schwebende“ Melodien, die so richtig unter dem Kopfhörer zur Geltung kommen. Einerseits erinnern CRYSTAL PALACE an eine modern aufgepimpte Version klassischen 80er Brit Progs (IQ, PALLAS, MARILLION), andererseits lassen gerade die Leadgitarren auch Vergleiche mit AYREON zu. All das sei aber nur dazu genannt, um eine ungefähre Ahnung zu bekommen, in welche Richtung CRYSTAL PALACE tendieren. Denn man verfügt über eine extrem eigenständige Note. Zu den genannten Einflüssen flirtet man nämlich auch mal mit PINK FLOYD („Daylight After The Rain“) oder sogar U2 („The Day That Doesn’t End“). Die verschiedenen Einflüsse werden mit gehörig viel Individuellem zu einer homogenen Masse verwoben, die es trotzdem schafft über Albumdistanz viele unterschiedliche Stimmungen und Gefühle zu transportieren. CRYSTAL PALACE ist mit „Dawn Of Eternity“ ein beeindruckendes Stück Kopfkino gelungen. Proggies hingehört!
Salut Neige!
Zuerst möchte ich dir zu deinem neuen Album gratulieren, das wie ich finde sehr gut geworden ist. Ich denke, dass „Kodama“ für viele deiner Fans eine große Überraschung ist. Du hast zum „Shelter“-Release angekündigt, dass ALCEST sich weiter in Richtung Indie-Rock entwickeln werden. In dem Interview 2013 meintest du, dass Screams sehr unnatürlich seinen und auch von härter Instrumentierung habt ihr euch damals distanziert. Nun beziehst du genau diese Element (erneut) in deine Musik ein. Wie kam es dazu?
Hallo! Dankeschön, es freut mich sehr zu hören, dass es dir gefällt. Ich denke dass einige Fans über diese Veränderung überrascht sein werden – Und das hoffentlich positiv!
Auf eurem neuen Album gibt es reichlich viele Metal-Einflüsse. Wieso auf einmal?
“Shelter” war ein sehr “lufitiges” Album, sehr ätherisch und leuchtend und hat sich hauptsächlich auf die Gitarren und die atmosphärische Seite von ALCEST konzentriert. Wir fühlten die Notwendigkeit mit „Kodama“ zu aussagekräftigeren und dynamischeren und etwas düstereren Songs zurückzukehren. Evolution und Veränderung sind für uns ein sehr wichtiger Punkt um kreativ zu bleiben und mit jedem Album versuchen wir tendenziell in eine andere Richtung zu gehen wie mit dem Album davor. Es geht um die Musik, aber auch um die allgemeine Stimmung, die Wahrnehmung, etc. …
Wann habt ihr die Songs für“Kodama” geschrieben? Was war zuerst da: Die Musik oder die Lyrics?
Die Musik kommt immer zuerst! Texte zu verfassen ist nicht das natürlichste für mich – also kommt das immer später. In der Zeit wo ich Demos gemacht habe, habe ich die Vocals immer ohne Lyrics aufgenommen und irgendetwas improvisiert um die Melodie des Gesangs zu haben. Manchmal behalte ich diesen improvisierten Gesang bis zum Schluss und lasse sie in die fertigen Aufnahmen einfließen – wie in dem Song “Kodama” oder “Untouched”.
“Kodamas” sind Geister der japanischen Folklore. Was verbindet dich mit der japanischen Folklore und wie kamst du auf die Idee ein Album über diese Wesen zu machen?
Das Album handelt nicht wirklich von diesen Geistern und wurde eher von dem Film „Prinzessin Mononoke“ inspiriert. Die Idee zu dem Konzept dieses Albums wurde ausgelöst, als ich den Film vor einiger Zeit erneut ansah. In dem Film geht es um zwei Welten verschiedene Welten – den Menschen und die Natur. Diese beiden Welten versuchen zusammen zu existieren und daraus resultieren viele Konfrontationen und Konflikte. Ich mochte San, den starken Frauencharakter in dem Film. San trägt einen Teil aus beiden Welten in sich, da sie ein Mensch ist, aber von den Tiergöttern im Wald herangezogen wurde. Sie kämpft gegen die menschlichen Stämme und ihre zerstörerischen Technologien und hasst sie dafür, dass sie ihren geliebten Wald zerstören, obwohl sie als Mensch geboren wurde. Ich konnte mich sehr gut mit ihrem Charakter identifizieren und fühle selbst diese Zweischneidigkeit zwischen in mir. Ich fühle mich nicht zugehörig zu diesem Ort, als würde ich in zwei Welten leben: In der Stadt und der Natur, in der physischen Welt und der spirituellen. Ich liebe auch die Message dieses Filmes – Die Tatsache, dass wir mehr auf die wunderschöne Natur um uns achten sollten und in Harmonie mit ihr leben sollten. Natürlich ist das eine Utopie, wenn man überlegt wie die Gesellschaft heutzutage handelt, doch jeder kann fühlen, dass die Menschen mehr und mehr von diesen en bestimmt werden.
Kannst Du mir etwas über die Lyrics im Opener erzählen?
Der Opener hat gar keine Lyrics, das ist textloser Gesang. Aber hier gibt es eine Gastsängerin: Kathrine Shepard von SYLVAINE singt hier im Chorus und der cinematischen Passage im Mittelteil.
Dein neues Album ist um einiges düsterer als “Shelter”. Was ist mit den Sonnenstrahlen passiert, die „Shelter“ 2013 verbreitet hat?
Nachdem „Shelter“ sehr hell und leuchtend war, wollten wir die duklere und wildere Seites der Band erkunden. In der Welt läuft zurzeit auch nicht alles gut und ein ökologisches Thema fließt durch das gesamte Album. Auch die erst kürzlich geschehenen Terror-Attacken in Paris haben mich sehr getroffen und ich denke dass das den Sound des Albums maßgeblich beeinflusst hat.
Der Opal steht für Freude, Lebenslust, Gelassenheit und wirkt gegen Hemmungen und Depressionen. Der Onyx steht für Selbstbewusstsein, Durchsetzungsvermögen und verleiht Widerstandskraft, Stabilität und Lebensfreude. Jedoch schimmert der “Opal” in hellen Farben, während der “Onyx” Schwarz ist. Inwiefern präsentieren diese Edelsteine „Shelter“ und „Kodama“?
Ich weiß nicht wieso, aber ich mag es sehr Namen von Edelsteinen für meine Songs zu verwenden. Ahah. Ich hielt es nicht für nötig die Bedeutung dieser Steine nachzuschlagen, es war er ihre Farbe und Ausstrahlung die mich inspirierte. Der „Opal“ ist sehr klar und leuchtend, wie die Stimmung die ich in dem Song erschaffe. Auf der anderen Seite reflektiert der „Onyx“ etwas düsteres, vulkanisches und erdiges.
„Oiseaux de proie“ klingt sehr verzweifelt und manchmal richtig wütend. Worum geht es in dem Song? Ich nehme an, dass die „Raubvögel“ eine Metapher sind. Wofür stehen sie?
Ja, das ist definitiv ein sehr wütender und urtümlicher Song. Die Lyrics in diesem Song stehen für die Rache der Natur auf alles was wir geschaffen haben. Die Raubvögel sind halb Kind halb Tier und deshalb gehen sie in die Wälder und Tiefen der Erde um die moderne Welt zu übernehmen.
Ich habe eure Show auf dem Prophecy Fest in der Balver Höhle sehr genossen und ich finde dass sich dieses Konzert sehr von den Konzerten während der „Shelter“-Tour unterschieden hat. In der Höhle war eine sehr intensive Atmosphäre und das Publikum hat die Songs sehr gefeiert. Wie hat sich diese Show deiner Meinung nach von anderen Shows unterschieden und wie hat dir die Lokation gefallen?
Ja, da war eine Art von Spannung/Elektrizität in der Luft – ich denke, das Publikum war sehr neugierig und enthusiastisch. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht dort zu spielen! In einer Höhle mit einem solch speziellen Ambiente zu spielen passte sehr gut zu der Atmosphäre unserer Songs. Die Lichter, die wir benutzt hatten, hatten auch etwas vom Meer und so fühlte es sich für uns an als würden wir auf dem Boden des Ozeans spielen.
Wie kam es, dass ihr dort das komplette “Écailles De Lune”-Album gespielt habt?
Wir wurden von unserem Label Prophecy Productions gefragt, ob wir nicht dort auftreten und und das koplette Album spielen möchten. Die Idee gefiehl uns wirklich sehr und so haben wir natürlich zugestimmt. So eine Show vorzubereiten bedeutet aber auch sehr viel Arbeit von unserer Seite. Da mussten wir uns nochmal intensiv reinhören und ich wurde etwas nervös über dieses Vorhaben – Aber ich denke, zum Schluss hat alles sehr gut funktioniert.
War es schwer die Songs von “Écailles De Lune” neu einzustudieren? Habt ihr “Kodama” vor oder nach dem Prophecy-Fest aufgenommen?
Es gab einige Songs auf dem Album die wir noch nie live gespielt haben, weil wir immer dachten dass sie zu komplex und zu schwer live rüberzubringen sind. Das gald besonders für die Wechsel zwischen Klargesang und Screams – das ist alles andere als einfach.
Gibt e seine Verbindung zwischen eurem Tour-Partner MONO (aus Japan) und eurem japanisch betitelten Album? Wie kam es zu der Idee zusammen mit MONO zu touren?
In der Tat ist die Tatsache, dass unser Album einen japanischen Titel hat und wir mit einer japanischen Band touren, kein Zufall. Wir dachten es ist eine sehr gute Idee mit ihnen aus diesem Anlass zu touren, und seit wir mit MONO bei der gleichen Booking-Agentur sind, ist das auch einfacher zu realisieren.
Zusammen mit MONO spielt ihr siebenunddreißig Konzerte innerhalb von siebenunddreißig Tagen. Das klingt wirklich hart. Wieso legt ihr keine Pausen ein?
Wir hätten gerne ein paar Tage Pause gehabt, weil siebenunddreißig Tage in einer Reihe wirklich extrem lang sind. Das ist jetzt vielleicht ein Bisschen trivial, doch es hat in der Tat ökonomische Gründe und wurde von der Booking-Agentur so festgelegt. Wenn eine Band einen Tour-Bus mietet ist es der einzige Weg zu spielen um für die Kosten aufzukommen.
Hast du schon Ideen für ein folgendes ALCEST-Album?
Es ist ein bisschen zu früh dass zu sagen, doch wir denken, dass wir weiterhin Screams und Kontraste in unseren Songs nutzen werden. Vielleicht gehen wir damit sogar weiter.
Falls du noch etwas zu ergänzen hast, kannst du das hier tun:
Wir werden eine Show in Köln spielen um „Kodama“ zu promoten und wir hoffen, viele von euch dort zu sehen.
Dankeschön für deine Antworten!
Wir sehen uns in Köln,
Der metallische Tod von ALCEST schien mit dem letzten Album „Shelter“ (2014) und Neiges Worten im folgenden Interview leider eindeutig besiegelt. Nun gibt es mit „Kodama“ aber letztlich doch nicht den von Neige persönlich prophezeiten Indie-Rock, sondern eine (gänzlich unerwartete) Rückkehr zum „alten“ ALCEST und eine daraus resultierende Wiederaufnahme von metallischen Klängen in den Sound.
Bereits die beiden vorab veröffentlichten Songs „Je Suis D'Ailleurs“ und „Oiseaux De Proie“ machten sehr neugierig auf das fünfte Werk von ALCEST, denn bereits hier schien vieles zu schön um wahr zu sein: Zutiefst atmosphärische Momente vereinen sich mit (Black) Metal, wie man es von früheren Werken gewohnt ist.
Auch der Opener präsentiert ALCEST so mächtig wie lange nicht mehr: „Kodama“ weiß mit seiner mächtigen Instrumentierung von Anfang an zu fesseln, wartet mit Screams, Clean-Vocals und sphärisch entrücktem Gesang auf, schafft unglaubliche post-rockige Klangwelten und dank verstärktem Einsatz von Gitarren und Schlagzeug auch endlich wieder abwechslungsreiche Instrumental-Parts.
Die auf „Shelter“ perfektionierten, Shoegaze-Soundscapes treffen hier auf atmosphärischen Metal und das erschafft ein wahres Wechselbad der Gefühle. Die Gitarren, Drums und der Gesang harmonieren hier so wunderbar perfekt, dass man sich fragt wie „Shelter“ ohne all dies auskommen konnte.
Innovation oder nicht: „Kodama“ zeigt ALCEST in einer wahnsinnig guten Verfassung, ohne auch nur ein schlechtes oder langweiliges Lied. ALCEST agieren gekonnt zwischen den Welten, schaffen eine wahnsinnige, wechselhafte Atmosphäre und laden zum Träumen ein. Das was ALCEST mit dem fabelhaften „Écailles De Lune“ (2010) geschafft haben, wird in „Kodama“ neu aufgegriffen und perfektioniert/modernisiert.
Tatsächlich wissen Neige und Winterhalter auf „Kodama“ mit jedem Song zu überzeugen. Sei es das verträumte „Eclosion“, das atmosphärische „Untouched“ oder das etwas aggressivere „Oiseaux De Proie“ – ALCEST haben hier eine Platte mit unendlich vielen und wechselnden Höhepunkten geschaffen. „Kodama“ ist absolutes Pflichtprogram für Fans von ALCEST, LES DISCRETS, AMESOEURS und MYRKUR.
Liebe POETS OF THE FALL, was ist denn da passiert? Wolltet ihr euren Sound modernisieren? Das habt ihr doch gar nicht nötig. Ist das etwa eine namentliche Vorstellung eurer selbst in den ersten Zeilen des Openers „Drama For Life“? Ihr seid doch keine Hip Hop-Truppe – und ganz unter uns, das ist auch gut so. Und was hat euch bloß dazu bewogen, „The Child In Me“, das doch eigentlich am ehesten eine Ballade ist, mit etwas zu unterlegen, dass an nichts mehr erinnert, als an Computerspiel-Sounds? Eure Zuneigung zur Computerspielbranche in Ehren, aber man kann es auch etwas übertreiben, findet ihr nicht? Bei „Once Upon A Playground Rainy“ blitzt schon eher eure rockig-melodiöse Größe auf (bis auf das mit dem Sprechgesang—aber das hatten wir ja schon beim letzten Album), auch bei „Shadow Play“ und „Center Stage“ zeigt ihr, was ihr könnt: schöne Melodiebögen, das Ganze mit einem wunderbaren, warmen Gesamtklang versehen. Die Balladen „The Labyrinth“ und „Moonlight Kissed“ sind zwar eigentlich ganz hübsch, plätschern aber mehr dahin als nötig gewesen wäre, zumal ohnehin überdurchschnittlich viel ruhiges Material auf „Clearview“ zu finden ist. Liebe POETS, ganz im Vertrauen: ihr seid natürlich immer noch besser als viele andere. Aber für eure Verhältnisse ginge da doch noch deutlich mehr. Die ganz großen Melodien, die Songs wie „Carnival Of Rust“, „Late Goodbye“ und „Lift“ unsterblich machen, habt ihr dieses Mal leider zuhause gelassen. Holt die doch beim nächsten Mal bitte wieder aus der Versenkung, okay? Dann seid ihr nämlich wirklich ganz große Klasse.
JINJER, das ist die ukrainische Antwort auf THE AGONIST: Ganz nach dem Prinzip Harter Metal mit (nicht immer) grunzender Frontfrau sorgt die Band um Tatiana Shmailyuk seit 2012 in Ost-Europa nicht umsonst für Aufsehen. Melodic Death Metal meets Hardcore heißt es auch auf dem neusten Output mit dem königlichen Titel „King Of Everything“. Können die Vier halten, was sie da versprechen?
Während Songs wie der Opener „Captain Clock“ oder „Under The Dome“ ziemlich aggressiv daherkommen und auch mit Nu-Metal-Elementen nicht geizen, erinnern Songs wie „Just Another“ mit jeder Menge Clean-Vocals wieder sehr an das kanadische Pendant THE AGONIST. Insgesamt gibt es auf „King Of Everything“ weniger Industriel-Klänge, als das vorabveröffentlichte „I Speaek Astronomy“ vermuten ließ – und das ist gut so.
Mit „Pisces“ setzen die Ukrainer ihrer bis dato abwechslungsreichen Scheibe die Krone auf und erschaffen ein leicht progressives Monster mit schönen Kontrasten – atmosphärischen Parts, sehr guten Clean Vocals und einer genialen Wucht von Gitarren-Wand und tiefen Growls. Der abschließende „Beggar’s Dance“ greift den „Prologue“ wieder auf und verschafft dem „King Of Everything“ einen Rahmen.