Mit KYUSS LIVES! ließ John Garcia das Erbe seiner legendären Ex-Band wiederaufleben, bis er das Projekt aufgrund eines Rechtsstreits mit Josh Homme in VISTA CHINO umbenennen musste. Mit dem folgenden, eher Blues- und Hard-Rock-orientierten, Solo-Album schien sich Garcia auch musikalisch endgültig von seinen Ursprüngen gelöst zu haben. So ganz ohne KYUSS kann er allerdings doch nicht, wie sein neues Album „The Coyote Who Spoke In Tongues“ zeigt. Stoner-Rock gibt es hier zwar nicht zu hören, denn es handelt sich um ein (fast) reines Unplugged-Album, das vor allem von Akustik-Gitarren bestimmt wird, zu denen sich ein akustischer Bass und dezente Percussion gesellen sowie ab und zu auch Vintage-Keyboard-Sounds. Neben fünf neuen Eigenkompositionen gibt es mit „Green Machine“, „Space Cadet“, „Gardenia“ und „El Rodeo“ aber auch gleich vier Neuinterpretation von KYUSS-Stücken zu hören.
Allzu aufregend klingt das alles nicht, und mit dieser Instrumentierung soll und kann es das wohl auch nicht. Aber das Album verströmt mit seiner Lagerfeuer-Atmosphäre durchaus eine schöne, zurückgelehnte Stimmung. Die Stücke werden vor allem von Garcias Ausnahmestimme getragen, wobei er stellenweise ungewohnt sanft singt, was ihm aber sehr gut steht. Am meisten Spaß machen aber dann doch die KYSS-Songs. Erstaunlich, was sich in den akustischen Variationen noch alles aus ihnen herausholen lässt, gerade auch harmonisch. Mit „Argleben II“ gibt es außerdem die Fortsetzung zum ersten Teil vom Vorgänger-Album, und den Titel des abschließenden Instrumentals „Court Order“ könnte man durchaus als Anspielung auf Garcias Rechtsstreit mit Homme verstehen.
Kein Stoner also dieses Mal aus dem Hause Garcia, nicht mal Rock, dafür stimmungs- und niveauvolle... tja, Hintergrundsmusik – was aber gar nicht mal so negativ gemeint sein soll, wie das in der Regel der Fall ist. Und auf der kommenden Tour hat man sicher die Möglichkeit, John Garcia so nahe zu kommen, wie noch nie zuvor. Ich muss jetzt trotzdem ganz dringend „Blues For The Red Sun“ auflegen...
Auch nach fast 40 Jahren haben OVERKILL nicht ein Fünkchen Biss verloren und liefern eigentlich immer Qualitätsware ab. Natürlich hatte nicht alles Klassikerniveau, aber ein bestimmtes Level haben OVERKILL nie unterschritten und das können wahrlich nicht viele Bands von sich behaupten. Nach zwei absoluten Volltreffern („Ironbound“ und „The Electric Age“) fiel in meinen Ohren das letzte Werk „White Devil Armory“ etwas ab. Zu wenig blieb im Kleinhirn hängen und gegen die beiden übermächtigen Vorgänger konnte ein „nur“ sehr gutes Album nur abstinken.
Auf dem aktuellen Werk „The Grinding Wheel“ gibt es deshalb wieder eine kleine Kurskorrektur, weg vom allgegenwärtigen Bleifuß hin zu einem divergenteren Gesamtbild. Einerseits treten die Punkeinflüsse wieder etwas stärker hervor, andererseits kommen aber auch die BLACK SABBATH Roots wieder mehr in den Fokus. Den Vergleich, den einige meiner schreibenden Kollegen mit „I Hear Black“ anstellen, kann ich indes nur sehr bedingt nachvollziehen, denn so konsequent wie auf dem 93er Werk wurde die oben beschriebene Kurskorrektur nicht umgesetzt. Ich würde „The Grinding Wheel“ eher in eine Reihe mit einem Album wie „Horrorscope“ sehen. Waren OVERKILL auf diesem Album doch ähnlich breit gefächert. Nur balladeske Töne gibt es auf „The Grinding Wheel“ keine.
OVERKILL setzen 2017 auf etwas ausladendere Kompositionen und so kommt man auf über eine Stunde Gesamtspielzeit. Hier zeigt sich dann die ganze Songwritingroutine OVERKILLS, denn auch bei Stücken jenseits der 6-Minuten Grenze kommt zu keiner Zeit Langeweile auf.
Mit „Our Finest Hour“ oder „Red, White And Blue“ werden die Speed Freaks amtlich bedient, „Let’s Go All To Hades“ oder „Come Heavy“ schlagen die Brücke zu 90er Jahre OVERKILL und mit dem Titelstück gibt es eine Walze in bester „Skullcrusher“ oder eben „Horrorscope“ Tradition.
Mit dem abschließenden THIN LIZZY Cover „Emerald“ sorgen OVERKILL 25 Jahre nach SKYCLAD dann noch für eine gelungene Überraschung.
OVERKILL haben es geschafft, sich selbst treu zu bleiben und sich trotzdem aus einer kleinen kreativen Sackgasse freizuschwimmen und mit „The Grinding Wheel“ ein weiteres Speed / Thrash Juwel der eigenen imposanten Diskographie hinzuzufügen.
Man kann als Metal Fan nur froh sein, dass OVERKILL nie die Lust verloren haben, denn ohne den giftgrünen Haufen aus New Jersey wäre die Metal-Szene um einiges ärmer.
Ei, ei, ei…ich mag ja kitschigen Power Metal und wirklich innovativ muss eine Platte auch nicht sein, damit ich sie gut finde. Aber so ungeniert, wie sich BLOODBOUND aus dem „Power Metal Heimwerker-Setzkasten“ bedienen, ist schon äußerst grenzwertig. BLOODBOUND hatten ja zu Zeiten von „Unholy Cross“ durchaus mal ein eigenes Profil, welches wohl nicht erfolgversprechend genug war, um es weiter zu schärfen. Und so gibt es kaum eine Note, die nicht an andere Protagonisten des Genres erinnert. Besonders die gemeinsame Tour mit SABATON hat massive Spuren hinterlassen. Die Keys im Opener „Battle In The Sky“ sind schon frech. Aber auch sonst lugen überall RHAPSODY, alte NOCTURNAL RITES, alte EDGUY, POWERWOLF oder auch NIGHTWISH um die Ecke. Aus diesen Zutaten werden 11 ultraeingängige Power Metal Nümmerchen geschnürt, die dem Rezensenten zwar widerstandslos runterlaufen, auf Grund der zu offensichtlichen Vorbilder aber auch ein etwas bitteres Gschmäckle hinterlassen. Natürlich ist das schlüssig komponiert, perfekt gespielt und auch fett produziert, ich komme mir nur ein wenig verarscht vor, gerade weil BLOODBOUND in der Vergangenheit schon bewiesen haben, dass sie auch auf eigenen Füßen stehen können.
Wen nicht stört, dass hier mit etwas zu viel Berechnung zu Werke gegangen wurde, und dessen CD-Sammlung neben genannten Einflüssen auch neuere Bands wie GLORYHAMMER oder TWILIGHT GUARDIANS beherbergt, der wird wohl auch mit BLOODBOUND happy.
Fun Fact am Rande: Mein Promo Download weist die Speed Nummer „Symphony Satana“ als „Symphony Santa“ aus…in diesem Sinne: Hohoho...nach Weihnachten ist vor Ostern!
Am 10. März ist es soweit: WRETCHs "Warriors" darf sich auch in limitierter Auflage von 200 schwarzen Exemplaren mit 3 Live Bonustracks auf Vinyl drehen. Dies geschieht, um die Platten-Anhänger zu befriedigen, aber auch um die anstehende Tour im März ein wenig zu unterstützen. Eine gute Entscheidung war, das Artwork auszutauschen; so befindet sich jetzt ein viel passenderes, mit kämpfenden "Warriors" auf dem Vinyl-Karton.
Die US Band aus Ohio bietet auf dem Teil puren Heavy Metal, der sich an den Anfängen der NWoBHM, aber auch an US Metal-Größen wie OMEN und VICIOUS RUMORS orientiert. Pur, roh und direkt ist nicht nur der Sound, auch die Kompositionen wirken sehr traditionell. Die Stimme von Sänger Ron Emig unterstützt diesen "konservativen" Eindruck durch seine klassische Stimmfärbung und seine Art zu singen. Und auch textlich werden hier Sword, Metal, Battles und natürlich die Warriors bemüht, so dass sich jeder True Metal Fan vor Freude einnässt, bis die Patronengürtel rosten. Auch wenn das jetzt bei weitem nichts neues ist, was die Band da bietet, so ist es authentisch und gut gemacht.
WRETCH haben die 80er im Fokus, "Warriors" ist Metal für Traditionalisten und das auf Doppel-Vinyl, was will man mehr? "Shaking the earth and sky, up go the hammers once more - metal warriors"!
ERIC GALES gilt in Augen vieler seiner Musikerkollegen als einer der besten Gitarristen der Welt; wenn es um den rechtmäßigen künstlerischen Erben eines JIMI HENDRIX geht, fällt eins um andere mal sein Name. An mir, trotz meiner Blues-Rock-Affinität, ging der Mann seit seinem 2011er Album „Transformation“ an sich spurlos vorbei. Woran das liegen mag? Sicherlich auch daran, das GALES seinen Schwerpunkt weniger auf die rockige Seite des Blues legt (wie zum Beispiel BONAMASSA), sondern sich eher dem Soul, Gospel und Funk verbunden fühlt. Und so bietet auch sein neues Album „Middle Of The Road“ Gitarrenspiel vom Feinsten, aber eben ein Blues-Soul-Funk-Album (wobei ERIC GALES auf „Middle Of The Road“ noch den Bass spielt und den Gesang beisteuert).
Bereits der Opener „Good Time“ zeigt dabei mit seinem weiblichen Gospel-Background-Gesang und den funkigen Rhythmen die Richtung auf. Das nachfolgende „Change In Me (The Rebirth)“ hat dann was von traditionellem Blues (erinnert mich irgendwie an GARY MOORE R.I.P.) und kommt sehr gefühlvoll daher. Zwei tolle Songs – auch in der Kombination – aber eben nicht Mainstream oder Rock. Weitere Highlight noch das FREDDIE KINGS-Cover „Boogie Man“ (eingespielt mit dem jungen Gitarristen Gary Clark Jr.), das sogar eine Gewisse Jazz-Note aufweist und zu faszinieren aufweist. Diese abwechslungsreiche Mixtur wird in der Art über die komplette Distanz beibehalten und dürfte so vor allem Blues-Nerds ansprechen. Das abschließende „Swamp“ (ein reines Instrumentalstück) zeigt dann ERIC GALES beim rhythmusdominierten jammen in eine am Sumpfrand vereinsamt stehenden Südstaatenkirche – anders läßt sich das kaum beschreiben. Toller Schluss.
BONAFIDE gibt es seit ca. 10 Jahren, und mit "Flames" veröffentlichen die Band ihr sechstes Album. Somit kann man schon mal konstatieren, dass der ganz große Durchbruch wohl noch nicht geschafft ist. Ich glaube auch nicht, dass es mit diesem Werk gelingen wird. Nicht dass ich etwas an der leidenschaftlichen und handwerklich makellosen Vorstellung der Musiker auszusetzen hätte. Die Schweden klingen nach alten AC/DC, gerade die Vocals erinnern in manchen Momenten an den seligen Bon Scott und machen hier Freude. Wenn BONAFIDE die typischen Boogie Rock-Pfade der australischen Urväter ein wenig links liegen lassen, punkten sie sogar mit eigenen Ideen ("Like It Now"). Aber zuviel gleichgeartete Musik mit stärkerer Vermarktung und interessanteren Touren gibt es von der Konkurrenz. Potenzial hat die Band ohne Frage, leider zu wenig eigenes Profil, und auch die visuelle Kommunikation, sprich das Artwork der Veröffentlichungen (gerade in der Vergangenheit) war und ist ausbaufähig. Schade, denn eigentlich machen die Jungs richtig gute Laune und laufen, seitdem ich sie habe, doch überraschend oft bei mir im Player.
THE BEATLES sind oder besser gesagt waren das Alpha von Rock-, Art-, Psychedelic Rock und nicht zuletzt auch der Populär-Musik. Ich denke, man kann deren Einfluss gar nicht hoch genug einschätzen. Der 2001 verstorbene GEORGE HARRISON, einer der Fab Four, wird nun anlässlich seines 74. Geburtstags mit einer Vinyl Re-Release-Reihe geehrt. So gibt es sowohl ein Vinyl Boxset mit allen seinen Alben nebst Leckerlis als auch jedes der enthaltenen Alben einzeln zu erwerben, außerdem "All Things must Pass" als Limited Edition.
"All Things must Pass" war das erste Solo-Album, das nach dem Ende der BEATLES veröffentlicht wurde. Dieses Teil war auch das erste Dreifach-Album in der Pophistorie. Mit Phil Spector saß derselbe Produzent an den Reglern wie bei "Let it Be". Auf "All Things must Pass" erschienen viele Songs, die zuvor keine Verwendung fanden oder Chance erhielten, um sich auf einem BEATLES-Album zu drehen - was aber keinesfalls als Qualitätskriterium gesehen werden darf. Es war nie einfach für den zarten, leisen George, so hieß es, an zwei so mächtigen Egos wie JOHN LENNON und PAUL McCARTNEY vorbeizukommen. Mit dem später juristisch beklagten "My Sweet Lord" enthält es den ersten Nummer-1-Hit eines ex-BEATLES. Das Teil kommt wertig verarbeitet in einer schönen Box mit buchrückenartiger Gestaltung mit Goldschrift an. Neben den drei Platten gibt es obendrauf noch ein Poster.
"Live In Japan" ist eine Doppel-LP aus dem Jahre 1992. Trotz zweier Vinyl-Scheiben hat das Album keine Gatefold-Kartonage, was selten ist und auch ein wenig billig und unangemessen wirkt. Das Artwork mit dem matt-glänzenden Kontrast gefällt da schon eher. Im eigentlichen Sinne ist dieses Live-Werk zu einem nicht unerheblichen Teil auch ein ERIC CLAPTON-Album, da dieser das Werk mit seiner unverkennbaren Gitarre nebst eigener Band aufwertet. GEORGE HARRISONs Gesang wirkt an mancher Stelle etwas zurückhaltend, wird aber von der starken Begleitband aufgefangen. Die Songauswahl ist Top und glänzt mit einem authentischen, jedoch sauberen Livesound, für den George himself und sein Freund und Mitmusiker von der Supergroup THE TRAVELLING WILBURYS, Jeff Lyne (E.L.O.), verantwortlich zeichneten.
Eben dieser Jeff Lyne produzierte auch schon den Studio-Vorgänger "Cloud Nine" mit. Zusätzlich war der E.L.O.-Chef beim Songwriting beteiligt, was dem Album sein Pop Appeal gab und sicher nicht zuletzt zu seinem kommerziellen Erfolg beitrug. Darüber hinaus gehörte er zu den Musikern - als da u.a. waren ERIC CLAPTON, ELTON JOHN, GARY WRIGHT und RINGO STARR -, die das Album einspielten, was man als weiteres Qualitätsmerkmal sehen muss. Selten war George nahbarer und radiotauglicher zu hören als hier. Mit dem stark an die BEATLES erinnernden "When We Was Fab" und "Got My Mind Set On You" waren zwei Hits auf dem Album.
Alle Platten wurden auf 180g-Vinyl gepresst. Für die neu gemasterten Versionen kamen die Originalbänder zum Einsatz - eine dem Künstler, so finde ich, angemessene Form der Wiederveröffentlichung. Beide Daumen hoch und Dankeschön.
All Things must Pass, Live In Japan & Cloud Nine (Re-Release)