Review: Michael Schenker Fest - Ressurection
Michael Schenker steht wie der Erlöser auf dem Artwork da, umrankt von seinen Jüngern, bereit zum letzten Abendmahl. Aber natürlich wünschen wir dem blonden Künstler weder Verrat, Pein noch die Kreuzigung. Denn der Gute war in den letzten zehn Jahren so kreativ und wertvoll für den klassischen Hard Rock wie zuletzt in den 80ern. Und es ist kein Ende in Sicht. Ganz im Gegenteil, versammelt er mit seinem neuen Album "Resurrection" nun auch im Studio die überragenden und prägendsten Sänger seiner M.S.G.-Zeiten quasi wie seine Familie um sich. Beeindruckend dabei ist auch, dass seinem Ruf gefolgt wird: keiner sträubt sich, ziert sich oder hat Egoprobleme im Sänger-Kollektiv.
Eine kleine Einschränkung vorweg: die ersten zwei M.S.G.-Alben sind und bleiben weiterhin unerreicht. Sie werden das Magnum Opus des Michael Schenker bleiben. Sie waren seine Befreiung, seine Unabhängigkeitserklärung und seine kreative Explosion. Daran kann auch keine noch so hochkarätige Besetzung etwas ändern. Hat man das verinnerlicht, geht man mit der richtigen Einstellung an das neue Werk, sowohl als Rezensent als auch als interessierter Leser.
Und das neue Album ist großartig! Es hat mit dem sakral anmutenden, dennoch beschwingten "Take Me To The Church" und dem kontrastreichen "Night Moods" durchaus zwei zukünftige Klassiker im Gepäck, und kein einziger Ausfall ist an Bord. Michael Schenkers Gitarre führt beseelt, inspiriert, gewohnt leidenschaftlich und kunstvoll durch die 12 Nummern. Und obwohl das Album vier verschiedene Sänger hat, wirkt es wie aus einem Guss und wird durch die klare Linie, die Michael Schenkers Songwriting aufweist, gebunden und gehalten. Eben die Qualität der Songs ist eindrucksvoll, und auch die Produktion von Michael Voss muss an dieser Stelle gelobt werden. So scheint hier nichts zuviel oder gar deplatziert zu wirken; das Keybord, wenn vorhanden, ist punktgenau dosiert, die Sänger passen zu den Songs wie ich in meine Lieblingsjeans. Man ist versucht, tatsächlich den Saitenkünstler als Erlöser und Heilsbringer des Classic Rock zu feiern. Imposant, wie hier Vergangenheit und Gegenwart eine Symbiose eingehen und der Kreis sich irgendwie schließt. Man möchte einem Ritchie Blackmore zurufen: "So macht man das!".
Michael Schenkers "Ressurection" ist ohne Zweifel das stärkste Schenker-Werk im neuen Jahrtausend und ist wahrlich ein Fest für Hard Rock-Fans!
Michael Schenker Fest - Ressurection
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
52:16 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Heaven Doesn´t Want You And Hell Is Full
Hinter dem Bandnamen WE SELL THE DEAD verbergen sich keine Unbekannten: Niclas Engelin (IN FLAMES, ENGEL), Gas Lipstick (Ex-HIM), Apollo Papathanasio (SPIRITUAL BEGGARS, FIREWIND) und Jonas Slättung (DRÖMRIKET) waren offenbar noch nicht ausgelastet und taten sich daher zu einem neuen Projekt zusammen, aus dem schließlich WE SELL THE DEAD entstanden. Das nun erscheinende Debütalbum „Heaven Doesn´t Want You And Hell Is Full“ flirtet mit den düsteren Aspekten des Viktorianischen Zeitalters und insbesondere mit dessen prominenter, aber wenig charmanter Persönlichkeit Jack The Ripper: das Werk spielt mit der Frage, was wohl gewesen wäre, wenn eben jener in einer Metal-Band gespielt hätte. Untermalt wir das Ganze von bisher drei veröffentlichten, ebenfalls viktorianisch inspirierten Musikvideos, die allesamt komplett animiert sind und damit eine interessante Abwechslung vom vorherrschenden Chart-Video-Einheitsbrei darstellen. Doch zurück zum Album: „Heaven Doesn´t Want You And Hell Is Full“ klingt tatsächlich weniger klassisch-traditionell und auch abwechslungsreicher, als man das bei einer derartigen Schwerpunktsetzung erwarten würde. Der Opener „The Body Market“ dient als viktorianisch-morbide Stimmung kreierendes Intro, bevor es mit „Echoes Of An Ugly Past“ richtig losgeht. Der Song kommt bleischwer und schleppend daher, „Leave Me Alone“ präsentiert sich gleichzeitig heavy und groovy. „Imagine“ tritt mehr aufs Gaspedal und „Turn It Over“ klingt dann auf einmal gar nicht mehr traditionell schwer, sondern geht richtig rockig nach vorne und gleichzeitig ins Ohr. Und auch vor Balladen macht das skandinavische Quartett nicht halt: auf „Too Cold To Touch“ präsentiert sich die Band von ihrer ruhigen Seite und Sänger Apollo Papathanasio bekommt Gelegenheit, seine Stimme auf gelungene Art von einer anderen Seite zu zeigen. Auch „Pale And Perfect“ kommt eingängig daher und mit „Silent Scream“ schließt das Album im getragenen Midtempo. Fazit: dass hier erfahrene Musiker am Werk sind, ist nicht zu überhören. Zwar will sich das im Vorfeld beschworene Flair des viktorianisch angehauchten Konzepts nicht so recht einstellen, aber ein gelungenes Album ist „Heaven Doesn´t Want You And Hell Is Full“ nichtsdestotrotz. Und wenn man mal ehrlich ist: eigentlich möchte man Jack The Ripper ja auch gar nicht wirklich im Wohnzimmer haben, oder?
Heaven Doesn´t Want You And Hell Is Full
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
9
Länge:
42:27 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Live At David Lynch’s Festival Of Disruption
ROBERT PLANT ist seit 2012 mit seiner Begleitband THE SENSATIONAL SPACE SHIFTERS Live unterwegs und scheinen – was die Szenen der DVD belegen – unheimlich Spaß zu haben. Stimmlich ist Frontmann ja sowieso weiter auf der Höhe, was sie Sehnsucht nach LED ZEPPELIN nur weiter befeuert. Aber egal – PLANT geht eh‘ seinen eigenen Weg und der ist musikalisch (was ja schon in den 70er bei LZ anfing) gen Weltmusik und orientalischen Einflüssen. Und so liefert man hier acht Songs (ja, leider nur Auszüge des damaligen Konzertes) aus PLANTs Solowerken und abgespeckten LED ZEPPELIN-Tracks. Dazu noch Kompositionen vom ROBERT PLANT & THE SENSATIONAL SPACE SHIFTERS-Studioalbum „Lullaby And… The Ceaseless Roar” (2014), welches zum Zeitpunkt des Festivals noch aktuell war. Musikalisch liefert man das alles als Melange zwischen Rock, Folk, Blues und Weltmusik ab. Das Konzert an sich wurde am 09. Februar 2016 beim ersten „Festival Of Disruption“ zugunsten der David Lynch Foundation im Ace Hotel Theatre in Los Angeles aufgenommen. Bildführung passt und Ton ist erste Sahne. Als Altvorderer sind es für mich aber die LZ-Klassiker „Babe, I’m Gonna Leave You“ und „Going To California“ die in diesem Gewand echt überzeugen. Wobei man sich nicht täuschen lassen sollte – in der angegebenen Spielzeit von 77 Minuten ist das Interview mit David Lynch mit dabei. Durchaus interessant (die Lynch Foundation kümmert sich um die Einrichtung von Meditationsprogrammen in Schulen), aber etwas, was der Plant-Fan an sich nicht braucht. ROBERT PLANT & THE SENSATIONAL SPACE SHIFTERS sind hier qualitativ erste Sahne – die Quantität des Dargebotenen Materials ist für eine Kauf-DVD aber recht dürftig. Denn bei der Qualität der Beteiligten und deren Ruf hätte das hier zwingend mehr an Musik sein müssen – was es Live ja wohl auch war. Chance zu mehr vertan.
Tracklisting
1) Poor Howard
2) Turn It Up
3) Black Dog
4) Medley: The Enchanter / Rainbow
5) Babe, I’m Gonna Leave You
6) Little Maggie
7) Medley: Hoochie Coochie Man / Whole Lotta Love / Mona
8) Going To California
Bonus Features
1) David Lynch on Creativity
2) David Lynch on Meditation
3) David Lynch on Music
Live At David Lynch’s Festival Of Disruption
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
8 + 3
Länge:
77:0 ()
Label:
Vertrieb:
Eines gleich mal vorneweg – „Grimmest Hits“ ist keine Best-Of-Scheibe der BLACK LABEL SOCIETY sondern das neue Solo-Studiowerk von Zakk Wylde & Mannen - des Ex- und zum Teil Wieder-Live-Gitarristen des OZZY OSBOURNES. Die „coolste Sau“ des Rockzirkus – Markenzeichen Bikeroutfit mit Vollbart und Haare bis zum Anschlag – liefert Anno 2018 wieder schwere Songs zwischen Southern, Stoner, Metal und BLACK SABBATH-Doom. Seine coole Whiskey-Getränkte Stimme sowie sein akzentuiertes und typisiertes Gitarrenspiel liefern jenen Signatursound der BLACK LABEL SOCIETY auszeichnet.
Mit „Trampled Down Below“ liefert man dann zum Einstieg einen angerauhten, groovigen Rocker mit den notwendigen BLS-Riffs, welcher sich mit dem folgenden ruhigen und von bluesigen Gitarresoli geprägten „Seasons Of Falter“ kontrastiert. Das darf man auch durchaus als Konzept des Albums verstehen. Zakk & Co. spielen sich so im Wechsel zwischen schwungvolleren und gemächlicheren Tracks durch die knappe Stunde von „Grimmest Hits“ – die düster-melancholische Grundausrichtung als Fundament nutzend. Leider fehlen dem Album im weiteren Verlauf etwas die Ausreißer nach oben – jene Songs denen man einen festen Platz in der Setlist des Quartetts auf Anhieb zutraut. Auch die Single „Room Of Nightmares“ scheint da nicht gesetzt; sagt mir weniger zu als das Southern-Schmankerl „The Day That Heaven Had Gone Away“. Unabhängig davon hat das 2018er-Werk aber auch keine Füller zu bieten, handwerklich ist das eh‘ erste Liga. „Grimmest Hits“ fügt sich da recht nahtlos in die Reihe der letzten beiden guten Alben ein („Catacombs Of The Black Vatican“ aus 2014 und „Order Of The Black“ von 2010), setzt aber auch konsequent auf Bewährtes und Bekanntes. Das wird dem Zakk-Fan gefallen, aber kaum neue Hörerschichten erschließen. An die mitreißenden Werke der 2000er-Jahre kommt dieses Werk halt nicht ran, denn was Power und Rauheit angeht ist sicher noch Luft nach oben.
Grimmest Hits
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
55:48 ()
Label:
Vertrieb:
Das 2012er Album "The Clouds Are Burning" des niederländischen Sextetts war ein leider kaum beachtetes Meisterwerk in der gemeinsamen Schnittmenge aus zähem Doom-, epischem Black-, sowie leicht gotisch angehauchtem Death Metal, dem die Band mit dem 2015er Beitrag zur Split mit EYE OF SOLITUDE (denen mit Schlagzeuger Remco Verhees auch ein aktives Mitglied von FAAL angehört) eine ebenbürtige Nachfolge zur Seite stellte. Nun liegt mit "Desolate Grief" das dritte Album der Truppe vor, das den nun hohen Erwartungen leider nicht ganz gerecht wird: die vier überlangen Stücke (plus ein kurzes Intro) wollen auch nach mehreren Durchläufen nicht so recht zünden und verbreiten auch nicht jene ungeheure Intensität des bärenstarken Vorgängers. FAAL machen es sich hier zum größten Teil im Funeral Doom "gemütlich" und lassen ihre bisherigen, oben genannten, weiteren Einflüsse gefühlt deutlich weniger von der Leine. Ein Zwölfminüter wie das abschließende "The Horizon" bietet zwar gute, aber leider auch etwas biedere Genre-Kost, während etwa "No Silence" und "Evoking Emotions" (das Highlight des Albums) weniger eng gesteckt, aber auch nicht allzu viel mitreißender sind. "Desolate Grief" ist mitnichten ein schwaches oder gar schlechtes Werk, aber man wird am Ende nur gut satt, ohne das Gefühl, gerade fürstlich gespeist zu haben.
Ach ja: wer auf von der gesamten Band signierte Tonträger steht, sollte hier zum Vinyl greifen, denn der Name der attraktiven Dame an den Synthies - Cátia Uiterwijk Winkel-André Almeida - passt auf keine CD-Hülle!
Desolate Grief
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
5
Länge:
43:47 ()
Label:
Vertrieb:
Es ist gar nicht so einfach, eine Band wie FAUN objektiv und gerecht zu rezensieren. Sind hier doch die Fan-Lager gespalten. Da gibt es die alten Fans, die sich beim Wechsel der Münchener Band zum Major Label Universal und der damit verbundenen Veränderung der musikalischen Ausrichtung enttäuscht abwendeten. Und dann gibt es unzählige, neu hinzugewonnene Fans, welche die etwas poppigeren, professionell gestylten und geschmeidigeren FAUN verehren.
Und um das gleich vorweg zu nehmen, für eben diese letztgenannten, neuen Anhänger ist das "XV-Best Of" benannte Album gemacht. Entgegen dem Titel ist es eigentlich keine Werkschau der seit 2002 bestehenden Band, sondern eher eine compilation der Universal-Alben (ab 2012). Und dass man auch das doch kontrovers diskutierte Stück "Tanz mit mir" (Zusammenarbeit mit der Schlagerband SANTIANO) mit draufgepackt hat, ist ein endgültiger und eindeutiger Dolchstoß ins Herz der alten Anhängerschaft.
Für alle anderen gibt es fünf, exklusiv für dieses Album veröffentlichte Nummern, darunter eine Live-Version. Wie auch immer man zu dieser Band steht, sie beherrscht ihr Handwerk - gerade die Instrumentierung hat nach wie vor etwas ursprüngliches und überzeugt. Wenn auch konsensbemüht, bleibt es meiner Ansicht nach Mittelalter-Pagan-Folkmusik und ist (noch) kein Schlager. Wenn ein Ritchie Blackmore von DEEP PURPLE und RAINBOW zu BLACKMORES NIGHT wandern darf, warum dann nicht der Hirtengott FAUN? Sicher haben sie die textliche Tiefe, die erdgebundene Melancholie und die Mystik aus früheren Tagen verloren oder gar bewusst abgegeben, gleichwohl findet man hier immer noch ein paar gute Songs (z.B. "Diese kalte Nacht" und nach wie vor "Von den Elben"). Der FAUN ist aus dem tiefen, dunklen Wald in einen bewirtschafteten, mit Öffnungszeiten versehenen Fabelwesen-Zoo gezogen. Es kommt immer auf den Blickwinkel an und wenn der Künstler sich damit wohlfühlt und den damit verbundenen größeren Erfolg genießt, warum nicht?! Niemand wird zum Kauf gezwungen. Für die enttäuschten "alten" Fans gibt es andere scheue Waldwesen im Dickicht zu entdecken.
XV-Best Of
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
16
Länge:
72:57 ()
Label:
Vertrieb:
IGNORE THE SIGN aus Hannover ist eine Classic Rock-Band aus erfahrenen Profimusikern, die u.a. in Bands wie UFO, MSG oder ELOY musizierten. Bei den ersten Tönen des Albums denkt man noch an DEF LEPPARD und ihren Stadion Rock amerikanischer Prägung, doch dieser Eindruck relativiert sich im weiteren Verlauf des Longplayers. Ich würde das Debüt des Sextetts eher unter klassischem Hard Rock der Marke WHITESNAKE und BAD COMPANY einsortieren.
Farbtupfer sind die wechselnden Vocals - allen voran die kontrastreiche weibliche Stimme von Gitarristin/Sängerin Anca Graterol leuchtet hier mit ihrem soulig-funkigen, leicht an TINA TURNER erinnernden Timbre heraus. Durch den gebotenen Facettenreichtum im Gesang und in den Kompositionen schwingt ein wenig Tom Galleys PHENOMENA-Flair aus den Rillen, was bei mir wohlige Erinnerungen an eines DER Classic Rock-Projekte der Vergangenheit hervorruft. Die 13 Songs sind allesamt liebevoll ausgearbeitet, handwerklich leidenschaftlich vorgetragen und besitzen Seele. Vielleicht hätte man durch das Streichen von ein, zwei weniger zwingenden Nummern das Werk kurzweiliger gestalten und so die ohne Frage vorhandene Qualität noch mehr verdichten können. Anyway, für Anhänger des Genres und der genannten Bands sind IGNORE THE SIGN allemal zu empfehlen.
A Line To Cross
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
13
Länge:
59:30 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten