Die selbstbewusst simpel "Tankard" benannte siebte Scheibe war dann auch die letzte der Frankfurter Jungs für Noise Records. Leider auch ab hier ohne Gründungsmitglied und Hauptsongwriter Axel Katzmann, wobei er bei einem Teil der Nummern noch mitgeschrieben hat. Somit geht "Tankard" den eingeschlagenen Weg von "Two-Faced" unbeirrt weiter. Seriöser, textlich überwiegend kritischer Thrash Metal mit einigen ihrer bis dato eingängigsten Refrains ist 1995 der Inhalt des 10-Enders. Auch wenn man hier vermehrt Melodien (ja, Gerre erlaubt sich gar bei mancher Nummer zu singen) und wieder mehr Punk-Einflüsse hört, bleibt das Teil frei von den in den 90ern so angesagten Industrial- oder Grunge-Elementen. Das spricht für TANKARD, sie bleiben sich und ihrem Sound in der musikalisch gesehen schwierigsten Zeit doch größtenteils treu.
Die zweite CD bei diesem Re-Release im schönen Digi-Pack ist "Aufgetankt" (1994), das erste Album der Band unter dem Namen TANKWART . Hier covern die fünf Hessen in ihrer eigenen, anarchischen und schroffen Art verschiedene Hits der Neuen Deutschen Welle und des Deutsch-Punks, worunter sich u.a. Lieder von HUBERT KAH, den TOTEN HOSEN oder der SPIDER MURPHY GANG befinden. Das wiederholten sie 1996 mit deutschem Schlager. Das Album hieß "Himbeergeist zum Frühstück" (Century Media) und soll laut "Underground-Dennis" noch abgefahrener sein als das hier eingetütete, schon wirklich sehr unterhaltsame "Debüt".
Somit ist dieser schöne Doppelpack ein gelungener Abschluss der Tankard-Noise-Reise: 2 Alben, 19 Songs und ein dickes Booklett, reich bebildert, inklusive einem informativen Interview von Xavier Russell mit Andreas "Gerre" Geremia.
Und weiter geht’s mit Album Nummer sechs. Wir befinden uns im Jahr 1994 und seien wir uns ehrlich: Der Thrash Metal liegt am Boden. Die großen Bands haben die Bremse und die Melodie für sich entdeckt, die zweite Reihe löst sich auf oder verzettelt sich in massig Experimenten, die nicht wirklich der Weisheit letzter Schluss sind und im Underground ist Thrash jetzt auch nicht gerade die Musik der Stunde und sogar bei TANKARD beginnt ein Wandel, allerdings findet dieser nachvollziehbar und authentisch statt und man nimmt lieber ein paar vertickte Alben weniger in Kauf, als sich komplett dem Zeitgeist anzubiedern.
Nichtsdestotrotz ist „Two-Faced“ lyrisch das mit Abstand ernsteste und düsterste TANKARD Album und auch musikalisch stellt man sich breiter auf als je zuvor.
Der einzige „Sauf-Song“ ist das Straßenjungs-Cover „Ich brauch‘ mein Suff“ und ist auf „Two-Faced“ sowas wie der „Freibier“ Nachfolger.
Abseits davon regieren ernste Themen wie Kriminalität, Politik, Nationalismus etc. Obwohl TANKARD immer schon ernstere Themen anschlugen, nahm man ihnen das Weglassen der allzu offenkundigen Funsongs etwas übel, und so war „Two-Faced“ nach „Stone Cold Sober“ ein weiterer kommerzieller Rückschritt, was weder der Band noch dem Album gerecht wird.
Das Mehr an Melodie stand TANKARD durchaus gut zu Gesicht, denn sie verstanden es, trotzdem nicht gänzlich aufzuweichen, sondern ihren ureigenen Kosmos durch ein paar Farbtupfer zu erweitern.
„Death Penalty“, „Betrayed“, „Cities In Flames“, „Two-Faced“ und „Mainhatten“ sind pure Thrasher. Der eine oder andere Song hat zwar ein paar Tempiwechsel mehr als früher, aber unterm Strich ist das schon sehr klassischer Stoff. Mit „R.T.V.“, „Cyberworld“ und „Jimmy B. Bad“ gibt es punkige Speed Metal Nummern, die seit „Zombie Attack“ ein Teil TANKARDs sind, nun halt mit besseren Melodien. Gerade Gerre verzichtet darauf nur zu schreien und beginnt tatsächlich zu singen (!).
„Nation Over Nation“ gemahnt im klassischen Speed Metal Stil daran, dass bei aller kulturellen Identität keine Nation über einer anderen steht.
Das folgende „Day Of The Gun“ ist dann der erste richtig langsame Song von TANKARD, aber auch hier geben sich die Herren keine Blöße. Eine gelungene Erweiterung des TANKARD-Sounds. „Up From Zero“ ist dann der dritte Song, der von der klassischen „TANKARD-UfftaUffta-Formel“ abweicht. Allerdings erinnert er doch ein wenig zu sehr an den Bandhit „Space Beer“.
Alles in Allem ist „Two-Faced“ ein fettes Ausrufezeichen in den schwierigen 90ern. TANKARD schafften es sich nicht zu wiederholen, den Zeitgeist aufzugreifen und sich trotzdem treu zu bleiben und das ist aller Ehren wert, denn das haben in dieser Zeit die Wenigsten geschafft.
Auch hier gibt es das Interview mit Xavier Russel, keine Texte aber dafür 5 Songs vom 90er Berlin Gig.
Und weiter geht’s im munteren TANKARD Re-Release Reigen. Mittlerweile sind wir bei Album Nummer 5 „Stone Cold Sober“ angekommen. Mag der Titel im Zusammenhang mit TANKARD auf den ersten Blick wie ein schlechter Witz daherkommen, muss man beim Hören der Scheibe aber neidlos anerkennen, dass hier richtig Substanz vorhanden ist, welche man so nicht auf die Kette bekommt, wenn man dauerbesoffen ist.
„Stone Cold Sober“ war damals mein Erstkontakt mit den trinkfesten Frankfurtern und ist bis heute einer meiner absoluten Faves geblieben. Der Mix aus Auf-die-Fresse-Highspeed-Thrash und ungewöhnlichen Riffs zieht mich nach wie vor in seinen Bann. Irgendwie erinnert mich das Ganze von der Stimmung an eine Thrash Version von RAGE’s „Trapped“, die damals für den Power / Speed Bereich eine ähnlich originelle Songsammlung auf die Menschheit losließen. Kurioserweise datieren beide Alben aus dem Jahr 1992.
Mir gefällt besonders die ernstere Seite des Albums. Der Brutalo Opener „Jurisdiction“ („Fuck The Law, Fuck The Law – They Can Do It In Your Face, When They’re In A Higher Place”) oder das abwechslungsreiche „Mindwild” (Bitte mal live spielen) und das Politik-Statement „Sleeping With The Past” mit seinem punkigen Speed Metal Refrain. Thrash with Class ohne Frage.
Natürlich kommt aber auch das Partyvolk auf seine Kosten: Der formidable Titeltrack oder der Klopper „Ugly Beauty“ sind Thrash Hymnen der Extraklasse.
Auch wenn sich TANKARD auf „Stone Cold Sober“ mit den „regulären“ Songs eigentlich immer im Hochgeschwindigkeitsthrash bewegen, wird das Dingen nicht langweilig und durch die klasse Gitarrenarbeit sehr kurzweilig. Aber man ließ sich nicht lumpen und packte noch drei Experimente aufs Album, welche alle sehr gelungen sind:
Mit „Centerfold“ wagen sich TANKARD an einen richtigen Partykracher der J.Geils Band und auch in der TANKARDschen Bearbeitung macht das richtig Laune und ist in der Mitte des Albums perfekt platziert um mal Luft holen zu können.
Mit „Freibier“ befindet sich der erste deutschsprachige Song von TANKARD auf „Stone Cold Sober“. Auch wenn ich (ähnlich wie Gerre) mit deutschen Vocals normalerweise wenig anfangen kann (und außerdem keinen Alk trinke), ist auch für mich „Freibier“ immer wieder ein Highlight auf TANKARD Shows…auch wenn ich meine Abwandlung „Cola Für Alle“ eher zurückhaltend intoniere.
Und allen Kritikern, die TANKARD bis dahin musikalischen Dilettantismus vorwarfen, stopfen die Frankfurter mit dem ausgefeilten und extrem abwechslungsreichen Instrumental „Of Strange Talking People Under Arabian Skies“ ordentlich die Kauleiste. Beeindruckend.
Die satte Produktion von Stammproduzent Harris Johns ist dann das Tüpfelchen auf dem I.
Der Re-Release fährt noch drei Live Songs vom Berlin Gig 1990 auf.
Im reich bebilderten Booklet gibt es wieder ein informatives Interview mit Xavier Russel und leider wie bei den Noise Wiederveröffentlichungen üblich keine Texte. Aber dies ist der einzige Kritikpunkt. Qualitätsbewusste Thrasher, die „Stone Cold Sober“ noch nicht in ihrer Sammlung stehen haben, müssen zuschlagen.
Unter dem Titel „Black Coffee“ firmiert nun also das dritte Studiowerk des Blues-Rock-Duos BETH HART & JOE BONAMASSA. Und dabei sind es auch hier - wie bei den ersten beiden Alben „Don’t Explain“ von 2011 und „Seesaw“ aus dem Jahre 2013 – Coverversionen, welchen die ausdrucksstarke Bluesröhre und der zur Zeit wohl bekannteste Bluesgitarrist ihren Stempel aufdrücken. Dabei schaffen sie es wiedermal 10 Songs (plus ein Bonustrack) zeitgemäß und zeitlos zu interpretieren. Den Signatursound der beiden Vorgängerwerke hat man dabei beibehalten - als da wären der emotional, mitreißende Gesang welcher schnellere vom Gospel kommende R&B-Tracks wie „Saved“ (LaVern Baker) ebenso trägt wie eindringliche Balladen („Lullabye Of The Leaves“ von Ella Fitzgerald). Dazu noch das an sich zurückgenommen, aber prägnante Gitarrenspiel welche die Songs dann vom Rock, Jazz, Gospel und R&B gen souligen Blues transferiert. „Sittin‘ On Top Of The World“ (im Original von Cream) ist solch ein Song bei dem sich der gute Joe mit seinem alten Sidekick Reese Wynans an der Orgel duelliert und das einfach nur voll Spaß macht. Wobei bereits der Einstieg mit „Give It Everything You Got“ (Edgar Winter) wieder diese Melange aus rockigem Blues (Stimme und Gitarre) und souligen Background (Bläser und ein stimmgewaltiger Chor) zu bieten hat, welche das Album auszeichnet. Ach ja – mein Highlight bisher erst mal der Titeltrack „Black Coffee“. Den Song von Ike & Tina Turner interpretiert BETH HART mit so viel Herzblut, dass sie den guten JOE BONAMASSA geradezu vor sich hertreibt – was dieser gekonnt aushält und sich natürlich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Der Song dürfte Live knallen. So wie auch das Album den Fans der beiden launig-gute Stunden bescheren wird.
Dieser Tage gesellen sich zu den Wiederveröffentlichungen aus dem Hause Noise Records die frühen Klassiker der Bier-Thrasher TANKARD aus Frankfurt am Main. Zwar haben die Jungs um Bassist Frank Thorwarth und Sänger Andreas "Gerre" Geremia in ihrer mittlerweile 35-jährigen (!) Karriere nie den ganz großen (internationalen) Wurf landen können, dafür jedoch allein schon durch ihr sehr stabiles Line-Up (nur etwa ein halbes Dutzend Besetzungswechsel in der Bandgeschichte) ein qualitativ hohes Niveau gehalten.
Nach drei guten ("Zombie Attack", "The Morning After") bis sehr guten ("Chemical Invasion") Steilvorlagen gab es bei dem hessischen Saufgeschwader nicht nur den ersten offiziellen Line-Up-Wechsel seit der Bandgründung (Drummer Oliver Werner wurde durch Arnulf Tunn ersetzt), sondern auch den bis dato besten Knaller, der bis heute als eines der absoluten Highlights in der TANKARD-Diskografie gilt. "The Meaning Of Life", 1990 erschienen, wurde nicht nur in Sachen Cover-Artwork von einer der geilsten Arbeiten Sebastian Krügers veredelt (neben dem verrückten Professor und dem "Keith-Richards"-Alien sind auch der Papst, Mike Tyson und Helmut Kohl in trinkfreudiger Runde am Start), sondern enthält auch durchweg erstklassige Thrash-Hymnen wie den knackigen Opener "Open All Night", die Mitgröl-Nummer "Dancing On Our Graves", die fast schon partykompatiblen "Beermuda" und "Space Beer", den überragenden Titelsong oder das für TANKARD-Verhältnisse fast schon progressive "Wheel Of Rebirth". Echte Ausfälle findet man auf "The Meaning Of Life" keinen einzigen, und nicht umsonst gilt die Scheibe als einer der heimischen Genre-Meilensteine der 1990er Jahre, an den auch die Jungs selbst in späteren Jahren trotz zahlreicher würdiger Nachfolger nur schwer anknüpfen konnten - klasse!
Vorliegender Re-Release, wie gehabt im schmucken Digipak mit rar bebildertem Booklet sowie einem interessanten Interview mit Xavier Russell aus dem Jahr 2017, kommt leider einmal mehr ohne Texte aus, enthält dafür jedoch ein paar Live-Bonustracks ("The Morning After", "Commandments", "Alien", "Open All Night" und "Maniac Forces"), die kurioserweise vom Video "Open All Night" stammen, das seinerzeit am 04. März 1990 in Ost-Berlin aufgenommen wurde. Sound und Stimmung sind hier top, was kurz nach der Wende sicher auch kein Wunder war. Nur warum man diese Perle dann nicht zumindest akustisch komplett neu aufgelegt hat, will sich mir nicht erschließen...
Mit „Secrets Of Nature“ haben die Schwaben von CORONATUS nun ihr mittlerweile 8. Studialbum am Start. Dabei wurden gegenüber vorher einige Änderungen vorgenommen: zum einen setzt man nun vermehrt auf englischsprachige Texte, zum anderen wurde die bisherige Gesangsbesetzung, die mit Carmen Lorch (Sopranstimme) und Mareike Makosch (Rockstimme) ohnehin schon aus zwei Sängerinnen bestand, nun noch weiter aufgestockt und mit Gaby Krosch um eine zusätzliche Sopranstimme sowie stellenweise um männliche Gesangsparts von Teddy Möhrke erweitert. „Secrets Of Nature“ ist ein Konzeptalbum, in dessen Zentrum das Thema Naturmystik steht. Wer dabei als erstes an Esoterik denkt, liegt so verkehrt nicht – ein unterschwellig esoterisch angehauchtes Flair blitzt an der anderen Stelle durchaus auf. Der vielversprechende Opener „The Howling“ erinnert ein wenig an NIGHTWISH zu Tarja-Zeiten, auch das nachfolgende, episch-gehaltene und vom Gesang her eher rockiger geprägte „Mountain Sky“ ist ein hübscher Symphonic Metal-Song. „The Little People Of Iceland“ kommt mit männlichen Gesangsparts unerwartet hart daher. Doch wo Licht ist, das ist auch Schatten, und der findet sich entsprechend leider auch auf „Secrets Of Nature“, besonders, wenn es an die deutschsprachigen Songs geht: „Die See“ und „Tränen Des Himmels“ haben einen ausgesprochenen Überhang zum Kitsch und sind zudem auch noch recht zäh. Auch „Herr Mannelig“, vielen in der Version von In Extremo oder anderen Mittelalterbands bekannt und entsprechend beliebt, lahmt eher vor sich hin, zumal der klassische Gesang zum archaisch-heidnisch-altnordischen Flair einfach nicht so recht passen will. Und so richtig ins Ohr gehen wollen viele Melodien auch nicht so recht. Fazit: „Secrets Of Nature“ ist etwas durchwachsen geraten, aber Genre-Fans können durchaus mal ein Ohr riskieren.
Die Frage, ob es noch ein weiteres Live-Album von WHITESNAKE braucht, soll doch am besten ein IRON MAIDEN-Fan beantworten. Bringen die Jungfrauen doch quasi nach jedem Studio-Album auch kurz darauf das Ding in live auf den Markt. Somit heiße ich auch den siebten Live-Spross der weißen Schlange herzlich willkommen in der Tonträgerwelt. "The Purple Tour" heißt das neue Werk und wird als CD, CD/DVD und Doppelvinyl angeboten. Entgegen dem Studio-Vorgänger "The Purple Album" sind hier aber nicht nur DEEP PURPLE-Songs enthalten, sondern auch die "must haves" von WHITESNAKE. Fünf von 13 Songs auf der regulären CD sind Purple-Songs und somit geringfügig mehr als bei sonstigen Live-Alben von Coverdales Band. Auf der DVD gibt es dann noch vier weitere.
Mir gefällt der authentische Live-Sound, der zwar klar und kraftvoll ist, aber nicht verhehlt, dass Coverdale mittlerweile 66 Jahre alt ist. Auch seine Performance hat sich etwas gewandelt, so verzichtet er auf übermäßig viele Screams und steigt manches Mal stimmlich etwas tiefer in die Songs ein. Eine solide und routiniert wirkende, jedoch - was hier den besonderen Reiz ausmacht - glaubwürdige Live-Veröffentlichung.
Der Gig auf DVD ist unterhaltsam, keine übermäßig schnellen Schnitte, und auch die Band kann sich sehen lassen. Mir ist das Ganze ein wenig auf zu jugendlich gemacht. Coverdales Mitmusiker posen sich den Wolf, und auch der blond gefärbte Chef muss meiner Ansicht nach das Hemd nicht mehr bis zum Bauchnabel aufknöpfen. Eine in Würde gealterte Band mit weniger Hairmetal-Verweisen wäre mir hier lieber gewesen. Als Paket gefällt mir das Teil trotzdem; es zeigt den Ist-Zustand der Band, und allen voran die CD punktet mit überragenden Songs und einer authentischen Performance
Die deutsche Power Metal Institution PRIMAL FEAR bringt mit "Best Of Fear" eine wirklich nette Compilation auf den Markt. Zum einen gibt es wenig oder keine Überschneidungen mit der bereits erhältlichen "Best Of" der Band und zum anderen gibt es mächtig viele Songs (27, darunter vier neue), stimmig aufgeteilt auf zwei CDs. Die Auswahl der Songs des Doppelalbums stammen ausschließlich aus den letzten 5 Werken, sprich 10 Jahren der Band. Unter den vier neuen Songs können das groovende, harte, mit Karamelkern ausgestattete "Predator" und die ungewöhnlich geschmeidige HEART Covernummer "If Looks Could Kill" volle Punktzahl erzielen. CD 1 ist eher dem harten Power Metal zugewandt, während CD 2 den Hörer epischer, balladesker und abwechslungsreicher unterhält. Ich finde, sowohl Fans als auch Neugierigen wird hier ein nettes Angebot mit Mehrwert unterbreitet. Gut gemacht.
Dieser Tage gesellen sich zu den Wiederveröffentlichungen aus dem Hause Noise Records die frühen Klassiker der Bier-Thrasher TANKARD aus Frankfurt am Main. Zwar haben die Jungs um Bassist Frank Thorwarth und Sänger Andreas "Gerre" Geremia in ihrer mittlerweile 35-jährigen (!) Karriere nie den ganz großen (internationalen) Wurf landen können, dafür jedoch allein schon durch ihr sehr stabiles Line-Up (nur etwa ein halbes Dutzend Besetzungswechsel in der Bandgeschichte) ein qualitativ hohes Niveau gehalten, das bis heute stets nur gute bis sehr gute Alben abgeworfen hat.
Auf seinem dritten Werk "The Morning After" bleibt sich das bis dato ohne Besetzungswechsel ausgekommene Quartett nach "Zombie Attack" und "Chemical Invasion" absolut treu und führt die eingeschlagene Linie fort. Es dominiert einmal mehr flotter, oftmals punkiger Thrash Metal, der in Perlen wie "Shit-Faced" (mit geilen "Ohohoho"-Chören), dem sechsminütigen "TV Hero", dem melodischen SPERMBIRDS-Cover "Try Again", dem brachialen Titelsong, dem scharf nach vorne polternden "Desperation" und dem High-Speed-Trümmerfeld "Mon Cheri" gipfelt. Unterm Strich ist "The Morning After" zwar ein abermals gutes Album, das jedoch im Sandwich zwischen dem stärkeren "Chemical Invasion" und dem Oberhammer "The Meaning Of Life" etwas unspektakulär wirkt und trotz seiner unbestrittenen Qualitäten nicht zu den ganz großen Highlights der Jungs gehört.
Vorliegender Re-Release, wie gehabt im schmucken Digipak mit rar bebildertem Booklet, kommt leider einmal mehr ohne Texte und ausgewiesene Bonustracks daher, enthält jedoch die ebenfalls gute EP "Alien" von 1989 auf einer zweiten Disc, die neben dem genialen Keith-Richards-Alien-Cover-Artwork mit dem starken Titeltrack (cooler Mitgröl-Refrain), dem nicht weniger gelungenen Stampfer "666 Packs" oder dem ROSE TATTOO-Cover "Remedy" zu gefallen weiß. Hinzu gesellt sich ein interessantes Interview mit Xavier Russell aus dem Jahr 2017.