Von einfallslosem Metal mit langweiligen Texten und einem prollig versoffenem Gesamteindruck hab ich irgendwie genug. Schade dass es mir Sick Of Society (S.O.S.) leicht machen ihre Musik nicht zu mögen. Aber selbst wenn man die subjetiven Vorurteile außen vor lässt: Die Mischung die SOS an den Mann und die Frau bringen will geht nicht auf. Irgendeine halbherzige Mischung aus Punk, Metal und Hardcore ist rausgekommen, keine Ahnung was es eigentlich werden wollte, aber von ganz wenigen (viel zu wenigen) Ausnahmen abgesehen schlafen mir er die Füße ein als dass mich die Sache durchrüttelt. Musikalisch ist einzige am Drumcomputer nichts auszusetzen, der Sänger braucht dringenst mal Gesangsunterricht, eigentlich müsste er ja durch Zufall schon ab und an den richtigen Ton treffen, er singt aber mit einer solchen Sicherheit schief dass es grade bei den langsameren Tracks weh tut. Textlich orientiert man sich an der vermutlichen Zielgruppe der komplett Besoffenen, ohne Aussage und ohne Anspruch, wem das reicht der kann sich S.O.S. ja beim Bierholen anhören oder so... „Porn ´n Roll Forever“ ist höchstens Wunschdenken, hier rockt nix und selbst als Untermalung für nen Porno taugt das hier in keinem Falle!
Faust, ein alter Mann, erkennt die Sinnlosigkeit seines Lebens. Gottesmüde ruft er den Teufel - Mephistopheles - herbei. Der bietet Ruhm und Reichtum an. Entzückt Faust unterschreibt er den Teufelspakt: seine Seele ist damit verkauft. Auch der alte Black-Metal-Fan ist verzweifelt. Müde von den tausenden Bombast-Scheiben sehnt er sich nach wirklich harten Machwerken. Mephistopheles knüppelt ordentlich durchs Gehölz. Fan ist begeistert, die CD ist gekauft ... Ein stimmiges Metalgleichniss: Die Kameraden aus dem Norden mit dem Namen, der mich denken lässt, ich hätte eine Decke im Mund, lassen die altbekannte Schwarte tüchtig krachen. Der flotte Sechser (wenn sie nicht geschrumpft sind, wie es der Hammer vermuten ließe) mischt wüste Black-Metal-Elemente mit knalligen Thrash-Elementen der alten Schule und fabriziert so einen amtlichen Silberling. Und dann immer wieder krude Überraschungen: Elegische Keyboard-Einsätze, voluminöse Männerchöre; Bedächtige, ja beinahe epische Phasen wechseln mit Direkt-auf-die-Fresse-Parts. Was mich an diesem vermeintlichen Kuddel-Muddel am meisten freut? Die Songs verlieren sich nicht in zielloser Frickelei quer durch alle Genres. Im Gegenteil: Der rote Faden geht trotz großen Abwechslungsreichtums nie verloren. Memmes Seele landete bei MEPHISTOPHELES...
“AEBA hallo” möchte ich sprechen. Nen ziemlichen Kracher haben die Black-Burschen aus dem nordischen Schleswig-Holstein da zusammengetrümmert. Nicht, dass es sich um eine neuartige oder gar innovative CD handelt, doch im Bereich des recht harten Black Metals mit Keyboard muss sich das rebellische Album keineswegs verstecken. Seine HELLsten Momente hat das Album, wenn das Quartett durch weniger Tempo mehr Atmosphäre erzeugt (ONCE YOU SUMMONED ME oder DARKNESS – EMBRACE MY SOUL). Das Schlagzeug verirrt sich zeitweilig mal in den punkigen Bereich (klopp-di-klopp-di-klopp-klopp), aber das erhöht den Charme der Scheibe durchaus um ein ganzes Stück. Respektabel auch die lange Spielzeit! Das hat Hörer ja grad bei “Uns Schwarzwurzeln” eher selten. Zudem kommt das Keyboardgedudel der unge-corpsepainteten Dame des Hauses namens Stephanie keinesfalls schmalzig, sondern gar düster daher. Und der Sound amcht ebenfalls einen schlanken Fuß. Einziger (kleiner) Kritikpunkt am Werk der Herren Exul, Isegrim und Schattensturm plus angesprochener Madame: Das Gekreische geht mir relativ schnell auffe Nüsse. “AEBA trotzdem”: Ganz ansprechendes Teil soweit!
Wer hätte das gedacht? Nach dem aus dem einstigen Aushängeschild für Rock „Made in Germany“, noch zu glorreichen 80er Zeiten mit Millionen verkaufter Top-Alben und ausverkauften Welttourneen, den SCORPIONS, seit Anfang der 90er und dem rührigen „Winds of Change“ danach leider zu einer (fast reinen) Balladen und Popmusik-Kapelle (siehe u.a. das gräusliche vorletzte Album) verkommen zu sein schien, haben die Jungs um Sänger Klaus Meine jetzt tatsächlich mit „Acoustica“ ein neues musikalisches Lebenszeichen von sich gegeben. Nach der letzten zwar nicht gerade originellen aber auch nicht schlechten CD mit den Berliner Symphonikern haben die SCORPIONS nun einige alte Gassenhauser (u.a. „Always somewhere“, „The Zoo“) mit größtenteils neuen Arrangements versehen, sich noch ein paar echt coole Coversongs (z.B. „Love of my Life“/QUEEN oder „Drive“/CARS) dazu genommen und dies dann alles zusammen mit ein paar tollen Gastmusikern in 15 Tracks live präsentiert und das mehr als respektable Ergebnis als „Acoustica“ herausgebracht. Sicher auch hier dominieren zwar etwas mehr die ruhigeren Töne aber alles dargebotene hat Hand und Fuß und wirkt nicht irgendwie aufgesetzt, die berühmte Spielfreude und das Können aller Beteiligten ist überdeutlich zu hören. Man kann jetzt zu den schwachen Alben der letzten Jahren stehen wie man will aber die SCORPIONS haben es musikalisch auf jeden Fall noch voll drauf, allen voran Sänger K. Meine, der immer noch eine herausragende und vor allem eine der prägnantesten Stimmen im Rockzirkus besitzt, schwindendende Haarpracht hin oder her. Besonders die latinomäßige Version von „Holiday“ aber auch das wesentlich flotter als im Original, im locker folkigen Stil, gehaltene „Dust in the Wind“/KANSAS) verdienen sich Höchstnoten an Klang und Kreativität. Trotz diverser Besetzungswechsel über die Jahre hinweg präsentieren sich die Hannoveraner um Gitarrist Rudolf Schenker deutlich hörbar als Einheit, die mit viel Spaß bei der Sache ist und sich dankbar auch an ihren Instrumenten austobt. Ich habe die Hoffnung deshalb nicht ganz aufgegeben, daß die SCORPIONS im Rahmen der ganzen Retrowelle doch noch mal etwas wirklich gutes, neues mit richtig Dampf produzieren. Mit „Acoustica“ lebt dieser fromme Wunsch in dieser Hinsicht schon wieder etwas auf, auch wenn die modernen Hippieklamotten auf dem Label nicht wirklich gut aussehen – der Schein trügt.
Relativ kurz nach dem diesjährigen recht ordentlichen und erfolgreichen Comeback von DOMAIN nach über 8 Jahren Pause mit „One million Lightyears from Home“, beehrt uns die Band jetzt bereits wieder mit einer (Unplugged) Accustic EP unter dem Titel „New Horizonts“. Diese Zusammenstellung kann schon ein klein wenig als eine Art Rückblick verstanden werden, auch wenn das eigentliche Vorhaben, die alten CD’s sowie die „Best of .. “ einfach wieder zu veröffentlichen an rechtlichen Gründen scheiterten. Die „alten“ Mitglieder zeigten sich nämlich nach wie vor beleidigt mit Mastermind Axel Ritt und gaben kein Einverständnis für diese Aktion. Leider wurde dann auch, wahrscheinlich aus Kostengründen, die Möglichkeit verworfen eine neue Best of-Scheibe“ mit dem aktuellen Line-up einzuspielen. Ich von meiner Seite muß nach mehreren Durchgängen von „New Horizonts“ auch feststellen, daß letztere Idee wahrscheinlich doch besser gewesen wäre, denn diese acht Versionen reisen mich insgesamt wirklich nicht vom Hocker. Sicher der neue Sänger Carsten „Lizzard“ Schulz macht einen guten Job, hat auch ne‘ mächtige Röhre aber manchmal steht mir die Stimme etwas zu stark im Vordergrund insbesondere bei den Pianoversionen z.B. „Hearts of Stone“ (mit kompletten Instrumenten wäre noch mehr herauszuholen gewesen!). Außerdem kommt mir das Ganze schlicht zu lieblos daher, da hätte man viel, viel mehr draus machen können. Überraschungen oder „wirklich“ neue Arrangements bei den Tracks sind eher die Seltenheit (guter Ansatz: „Move on (na)“ als Dreadlock-Reggae Version!), ein paar zusätzliche Coverversionen in dieser abgespeckten Form hätten ebenfalls nicht geschadet. An dieser Stelle empfehle ich allen interessierten Rockfans mal die letzte Scheibe der SCORPIONS (ja ich weiß, was will er denn jetzt mit denen, die bringen doch schon seit Jahren nichts mehr auf die Reihe?!) aber die Jungs haben mit „Accustic“ mal wieder eine wirklich gute CD herausgebracht mit tollen und ziemlich coolen Versionen von älteren Hits aber auch mit klasse Coversongs (siehe dazu unser Review). Eigentlich etwas schade jetzt im Fall von DOMAIN, denn vom Potential her müssten die Jungs so was auch locker Zustande bringen aber irgendwie klingt mir „New Horizonts“ an vielen Stellen zu unausgegoren, manchmal sogar etwas langweilig. Sicher kommt das ganze Live ab und zu eingestreut sehr gut an, aber auch für eine EP Vielleicht stand man bei de Produktion doch etwas unter Zeitdruck, na ja für Fans (und für die ist diese CD als eine Art Dankeschön auch hauptsächlich gedacht!) ist das Ding sicherlich Pflicht für alle übrigen gilt erst mal vorher ausgiebig anhören.
Nachdem wir vor ca. 3 Wochen leider nur eine 8-Track Vorab-Promo-CD vorliegen hatten, können wir nun endlich das komplette Album „AURA“ besprechen. Eines gleich vorneweg - die äußerst positiven Eindrücke von damals auf dem Silberling sowie auch die tolle Leistung als Vorband beim HIM Konzert (siehe Livebericht) haben nicht getrügt – THE MISSION sind tatsächlich back und zwar in bester Form. Mehr als 5 Jahre liegen zwischen dem letzten regulären Album „Blue“ und dem aktuellen Werk AURA aber man könnte beim Anhören meinen, es hätte nie eine „Pause“ gegeben. Nachdem einer der beiden Hauptmacher und Gründungsmitglied, Bassist Craig Adams, bereits Ende 1992 ausgestiegen war machte Hauptmastermind Wayne Hussey (Vocals/Guitar – Ex Sisters of Mercy/Dead or Alive) zwar noch eine ganze Weile unter dem Bandnamen weiter, aber die CD’s wurden zunehmend poppiger und oberflächlicher. Die Alben versprühten einfach nicht mehr diesen melancholischen düsteren Charme der sonst stets gitarrenbetonten Songs kombiniert mit dem eingängigem Pathos früherer Meisterwerke wie „Children“ oder „Carved in Sand“. Craig ist wieder dabei (siehe auch unser Interview) und was zunächst als „Just for Fun“ Tourprojekt geplant war, hat sich zusammen mit „Ex-The Cult“ Drumer Scott Garrett, Gitarrist Mark Thwaite und natürlich „The Voice“ Wayne Hussey wieder zu einer echten Band entwickelt. THE MISSION haben sich auf „AURA“ eindeutig auf alten Stärken rückbesonnen, elektronische Spielerreien sind passe und gehen jetzt viel rockiger und gitarrenorientierter mit guten Hooks zu Werke. Die gewisse Rauheit bei den Gitarrensounds wurde diesmal nicht zu stark glatt gebügelt auch wenn durch die beiden unterschiedlichen Produzenten Dave Allen und Steve Power sowohl der Pop- als auch der Gitarrenfraktion unter den Fans Genüge getan wurde. Die Stimme von Wayne, die nicht nur in ruhigen Passagen an Bono (U2) erinnert, wühlt sich gewohnt gekonnt durch die Songs mal wütend, aggressiv-klagend dann wieder zärtlich, anschmiegsam und mit viel Gefühl. Schon die erste Single „Evangeline“ kommt gleich kompakt griffig in bester Indie-Gitarrenrockmanier daher aber auch die typischen melancholischen Midtempo Stücke „(Slave to) Lust“ fehlen nicht. Mit dem eher untypischen „Happy“ haben die Jungs sogar einen richtigen Abgeh-Hit mit im Gepäck. Einzig das viel zu lang und langweilig geratene „Cocoon“ (Da haben die Jungs wohl etwas zuviel Pulver ....) fällt gegen Ende etwas negativ auf, was aber aufgrund des sehr guten restlichen Materials „Shine like the Stars“ oder auch „Burlesque“ locker zu verschmerzen ist. AURA ist mehr als gelungenes Comeback von THE MISSION und ist ganz klar mit seinen vielen schönen und eingängigen Songs ein hitverdächtiges Album geworden.