"Unheimlich Avantgarde" sind die Jungs um PECCATUM-Member LORD PZ. Vorneweg marschieren sie und hinterlassen also ihre Abdrücke, ihre Blaupausen. Und der aufgeschlossene Hörer hat dann die Aufgabe, selbige Hinterlassenschaften zusammen zu suchen und sie im Kopf zum Gesamtwerk zusammen zu fügen. Denn ohne Kopfarbeit funktioniert dieses fast schon experimentelle Black-Metal-Album auf keinen Fall. Da zitieren die Kameraden mit den gar nicht so trendsettigenden Namen wie COSMOCRATOR oder TRAGENOR gerne mal ihre Verwandten von ZYKLON, mischen Thrash- und Death-Elemente, machen weiter mit klassisch-choralen Klängen, nehmen Teilchen des Industrial-Sounds und mixen ihn mit Anne-Clark-Gesang und scheuen sich nicht, IN EXTREMO-Anleihen (SERENADE OF SILENCE) zu verwursten. Dann werden sie manchmal sogar einfach und eingängig. Aber, um den richtigen, den intensiven Zugang zu finden, braucht es beim Rezipienten einer totalen Öffnung, einer Hinwendung zu den erfinderischen Norwegern. Gelingt dies, dann kann der genannter Zuhörer tatsächlich eine amüsante Zeit mit den "Vorreitern" haben. Wenn nicht, dann landet die Scheibe auf dem Friedhof der Silberlinge. Und befände sich in guter Gesellschaft des Fast-Namensvetters BLUEPRINT von den fürchterlichen Rainbirds.
Mit neuem Sänger melden sich die Australischen True Metal Heads von Pegazus zurück und ihre Fans können es kaum erwarten, wie Neuling Rob Thompson denn nun klingen mag. Also enttäuscht sein werdet ihr auf keinen Fall, da Rob mit seiner cleanen, kräftigen und gleichzeitig abwechslungsreichen Stimme der von Altsänger Danny Cecati in nichts nachsteht. Im Gegenteil, ich möchte fasst noch behaupten, dass er zumindest zu dem aktuellen Werke "The Headless Horseman" perfekt hinein passt. Die Songs sind allesamt sehr ausgereift, überzeugen durch Pegazus typische Gitarrenarrangements, geile Rhythmen und natürlich eingängige Refrains. Manche gehen straight nach vorne und dann gibt es mit "Spread Your Wings" eine Halbballade, die jedoch keineswegs kitschig klingt. Druckvoll auch wieder die Drums von Robbie Stoj der durch einige Rhythmuswechsel Leben in die ganze Sache bringt. Fans dürften nicht enttäuscht werden.
Calan.Dra ist keine neue Toplevel Domain sondern viel mehr das erste Soloalbum von Brigitte Bahr, die ihre bisherige musikalische Laufbahn primär als Sängerin bei der Electroformation THE DUST OF BASEMENT bestritt. Dieser Schritt bot sich eigentlich an, denn obwohl die Dame meiner Meinung nach keine besonders gute Stimme hat, so hat die doch eine ziemlich eigenwillige und ausdrucksstarke. Zwischen kindlichem Gequäke und ansatzweise lasziver Erotik pendelt sie, begleitet von recht einfacher Elektronik begleitet zwischen ihren musikalischen Visionen umher. Die Stimme steht ganz klar im Vordergrund der Kompositionen, die Keyboards und simplen Beats erzeugen einfache, wenn auch im Ohr bleibende Melodien. Das Album gefällt in Maßen, für mich besitzt es auf Dauer einfach zu wenig Tiefgang, es ist ansatzweise nachdenklich, ein bisschen düster. Auf der CD befinden sich außerdem 3 recht gewagt umgesetzte Coverversionen von den Einstürzenden Neubauten ("Blume"), von Vince Clark ("Photografic") und Sisterhood ("Rain From Heaven"). THE DUST OF BASEMENT Fans werden jedoch sicher nicht enttäuscht!
Wie ich Bands liebe die polarisieren. Ich weiß noch zu gut wie es auf die letzte CD der Norwegischen Chaoten von RAM-ZET Mails an mich geregnet hat, von "absolut geil" bis hin zu "totale Scheisse" gingen die Meinungen. Ich war ziemlich angetan vom ihrem Debut und bin es noch viel mehr von "Escape", und wieder weiß ich bereits jetzt dass es die genau gegenteilige Meinung sehr ausgeprägt geben wird. Die Musik von RAM-ZET zu beschreiben gehört nicht grade zu den leichten Sachen, versuchen werde ich es trotzdem. Das Grundgerüst sind wohl die pumpenden Drums, die angeblich echt sind, aber ich fress nen Besen quer, wenn sie nicht zumindest teilweise aus dem Computer kommen. Selbiger steuert noch einige Samples und Loops bei, nicht übertrieben viel, aber doch merklich, wem das ein Greuel ist wird mit ihnen nicht warm werden. Auf dieses Gerüst der aggressiven Rhythmen kommen sehr fette Gitarren die 99% ihrer Zeit damit verbringen stupide Riffs runterzuschrammeln und das verleibende Prozent benutzen um in aberwitzige Soli zu verfallen, eine Sache die bei jeder anderen Band zum scheitern verurteilt wäre, RAM-ZET haben aber den Geistesgestörtenbonus und deshalb ist das hier cool, verstanden!? Den Gesang teilen sich Mastermind Zet - der mit seinem total kranken Geschrei sicherlich auch dem ein oder anderen auf die Nerven gehen wird - und Sfinx (das ist die Rechtschreibreform in Norwegen...), die mit einem ziemlich unschuldigen Stimmchen dagegen hält, das ohne Zweifel aber ein gewisses Etwas hat und ich freue mich jedes Mal, wenn ich ihre Töne unter dem Geschrei und dem brutalen Lärm vernehme. Dann gibt’s noch eine Violine und ein Keyboard obendrauf, eigentlich auch Klischee, hier klingt das aber doch anders, eine Faszination die wirklich nicht in Worte zu fassen ist! Der extreme Kontrast zwischen den beiden Vokalisten, die Mischung aus abgedrehten und sehr harten Parts, verdammt groovigen und stampfenden Teilen und ruhigen atmosphärischen Passagen ist ein Spiel in dem RAM-ZET in der obersten Liga rangieren! Die Songs sind alle zwischen sechseinhalb und über neun Minuten lang und jede Minute ist mit Ideen gefüllt, langweilige Parts sucht man vergebens, Songwriter Zet hat ganze Arbeit geleistet. Wer "Pure Therapy" mochte wird "Escape" lieben, die Schwächen sind ausgebügelt und RAM-ZET sind verrückter denn je. Wer auf modernen Metal mit Innovationen steht, sollte durchaus mal ein Ohr riskieren, ein Vergleich mit anderen Bands ist völlig unmöglich und das mag ich an ihnen.