SOLSTAFIR kommen von der größten Vulkaninsel der Welt - aus Island. Sie leben also mit andauernder Vulkan-Aktivität und Erdbeben. Der höchste Gipfel ist der Hvannadalshnúkur (2119 Meter), der aus dem Vatnajökull, dem größten Gletscher Europas, aufragt. Und anfangs hört sich die Musik auch an, als ob die Kapelle mitsamt ihren Instrumenten beim Erklimmen jenen hohen Bergs abstürzt. Chaotische Black-Metal-Eruptionen mit hysterischem Gekreische (wie bei UNDIR JÖKLI). Aber die Jungs können noch viel mehr: Das Beinahe-Instrumental THE UNDERWORLD SONG kommt hymnisch wie Hölle daher, EI VIA MUNUM IDRAST spannt den Bogen vom kalten BM über Kaffeehausklänge bis hin zu Industrial-Sounds. Und dann schrecken SOLSTAFIR auch vor der BITCH ÌN BLACK nicht zurück - und klimpern ein halbballadeske Nummer mit Bathory-Versatzstücken. Noch näher an QUORTHONs Projekt heran reicht dann I VIKING . Wirklich cool. Und schließlich wird auch noch operetten-mäßig geträllert (ARSTIDIR DAUDANS). Interessante, wenn auch manchmal noch etwas unausgegorene Sache aus dem wirklich hohen Norden. Gut, nicht nur wegen isländischer Texte und Exotenbonus. Vielleicht können sie den Gipfel doch erreichen, wenn sie Erdbeben und Vulkanausbrüche überleben...
Mal ganz ehrlich: Millencolin sind schon einige Weile tot. Nur musikalisch versteht sich. Die Zeiten in denen sie originell waren sind schon einige Zeit vorbei, nicht erst mit "Home From Home", die Zeiten in denen man süchtig nach ihren Melodien war, sind Vergangenheit. Was damit leider auch vorbei ist sind die Zeiten in denen man sie locker von so ziemlich jeder anderen Band dieses Planeten unterscheiden konnte. Sie klingen lediglich härter als sie es vielleicht früher taten, aber verglichen mit Sahnehappen wie "Tiny Tunes" ist das hier ein fader Bissen Punkrock. Eben sehr viel weniger Skapunk aber viel mehr Punkrock, wer diese Entwicklung mitmachen möchte ist herzlich zum Kauf dieses Albums eingeladen, ansonsten rate ich aber dringend erst mal zur Vervollständigung der Sammlung dieser schwedischen Band mit ihren älteren Scheiben! Die Band hat nicht direkt verlernt gute Songs zu schreiben, was sie verlernt haben ist das glückliche Händchen Songs zu schreiben die sie von der Masse abheben. Denn "Home From Home" fehlt das gewissen Etwas um sie von den vielen Punkrock Acts abzuheben und wenn sie so weiter machen, werden sie völlig im nichtssagenden Nebel verschwinden der schon viele ehemals gute Bands irgendwann dahingerafft hat. Die Texte von Millencolin bewegen sich irgendwo zwischen müdem Protest ("Afghan") und purem Nonens ("Botanic Mistress"), die Instrumente sind gewohnt simpel gehalten und dazu pogen sollte immer noch wunderbar machbar sein, gute Laune weiterhin garantiert. Nur das war eigentlich nur einer der Gründe weshalb man die Band mochte, den anderen Grund, die Melodien in die man sich sofort verliebte und einen so schnell nicht losließen, sucht man leider vergebens und selbst "Fingers Crossed" erinnert nur noch schwach an die Tage an denen sich Millencolin damit ihren Namen gemacht hatten. Leider haben sie es nicht geschafft die Kurve zu kriegen und wieder den Ska-Punkolymp zu erklimmen sondern sie sind auf dem Weg nach oben in einer Berghütte eingekehrt, rocken dort munter vor sich hin aber die Ambitionen den Gipfel zu stürmen haben sie irgendwo im Tal vergessen. Ein solides und im Grunde kein schlechtes Album, aber für die Ansprüche die ich an Millencolin hatte, zu wenig!
Karelien scheint das Land der unbegrenzten melodischen Todesblei-Verarbeiter zu sein. Auf jeden Fall aber ist Finnland die DM-Stahlschmiede. INSOMNIUM, 1997 gegründet, schmissen 99 ihr erstes Demo auf den Markt, von dem es der Opener DYING CHANT auf die vorliegende Debut-Scheibe geschafft hat. Und die gibt Death-Metal-Kumpels das, was die Verpackung verspricht: Metal ganz im Stile von SENTENCED, DARK TRANQUILITY und Konsorten. Leicht angegrunzte Death-Vocals, melodiöse Gitarren-Leads, Melodie und Härte eben. Meist im oberen Tempobereich angesiedelt, schrecken die Jungs aber auch nicht vor "experimentelleren Stücken" wie SHADES OF DEEP GREEN zurück, das sehr, sehr schleppend beginnt und teilweise balladesk daher kommt. Insgesamt: Schweres Blei, gut produziert, wenn auch nicht sonderlich originell. Fans der "Welle des melodischen Death-Metals" werden’s dennoch lieben.
Aggressive Anmache, obszöne Bemerkungen, brutale Schläge: So definiert sich Vergewaltigung. Was im tagtäglichen Leben nichts anderes als Abscheu verdient, passt zum Death Metal der vomitorischen Prägung wie die Faust auf’s Auge. Kein Wunder, dass die Schweden sowohl bei ihrer ersten CD RAPED IN THEIR OWN BLOOD genau wie beim aktuellen vierten Output BLOOD RAPTURE eben die anfangs definierte englische Vokabel verwendeten. Aggressiv und brutal ist einfach alles an dieser Scheibe: Von der fetten Berno-Produktion bis hin zum coolen Song-Material. In einer guten halben Stunde flexen die Jungs alles weg, was sich ihnen in den Weg stellt. Und dabei drücken VOMITORY das Gaspedal meistens bis zum Anschlag durch, haben aber auch einige Überraschungen parat. So haben sie mit MADNESS PREVAILS eine regelrechte Mid-Tempo-Hymne geschrieben. Jau, so muss Death Metal sein. Gefällt mir - persönlich - viel, viel besser als die neue CANNIBAL CORPSE. Und bevor wer über die kurze Spielzeit meckert: Einfach nochmal hören. RAAAAAAAAAAAAPE!
Ja sicher... wieder eins von diesen All-Star Projekten im Stile der amerikanischen Basketball Liga. Große Namen ziehen viel Geld. Oder? Zweifellos werden die Namen der Mitglieder von MEDICATION helfen, einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen, doch sie ruhen sich nicht auf den bereits in ihrem bisherigen Leben verdienten Lorbeeren aus sondern rocken auf diesem mit nur 5 Tracks viel zu kurz ausgefallen Mini-Album auf eine Art und Weise, die einen spitz macht, auf das was noch kommen mag. Kommen wir aber erst mal zu den einzelnen Rollen der Musiker. Inszeniert hat dieses Theaterstück Logan Mader, der hier darüber hinaus den Vorsitz der Saitenfraktion übernommen hat. Nach Gastspielen bei den großen Bühnen von Machine Head und Soulfly machte er sich mit MEDICATION selbstständig und hat in der Zwischenzeit auch gelernt, dass man mit Gitarren andere Sachen machen kann als sie auf Kniehöhe hängen zu haben. Die Hauptrolle in diesem Schauspiel hat er Whitfield Crane übertragen, der bisher als Mitglied der schleimigen UGLY KID JOE Combo sein Brot verdiente und der hier mit einer sehr angenehmen und melodiösen Stimme sein Dasein als Tenor fristet und den einzelnen Szenen mit erstaunlich viel Gefühl Leben einhaucht! Logan hat außerdem dafür gesorgt dass ein Ex-Kollege die Rhythmusfraktion übernimmt: Roy Mayorga, der ebenfalls bei Soulfly tätig war aber auch schon seine Brötchen bei Ozzy Osbourne verdient hat. Auf dem Bandphoto - sie stehen aber bezeichnender Weise ganz außen - finden sich mit B-Blunt (Gitarre) und Kyle Sanders (Bass) zwei Darsteller, die noch keine große musikalische Vergangenheit vorweisen können. MEDICATION haben eine Inszenierung von anspruchsvollem und niveauvollen (New) Metal abgeliefert, der ohne ausgelutschte Klischees, dumme Sprüche oder billige Effekthascherei auskommt und bei dem die einzelnen Musiker, jeder für sich und alle zusammen, eine herausragende Leistung abgeliefert haben. Jeder der die angesprochenen Bands der Hauptakteure mag und sich eine Mischung dieser durchaus vorstellen kann ist eingeladen das Theaterstück MEDICATION zu besuchen. Bühne frei! Das vollständige Album erscheint im Sommer 2002.
Ingeborg hat Frost, trifft Eric und zusammen geht�s zu Robin Hood in den Wald. Da wird gemeinsam musiziert. Und wenn die Bösen kommen, werden sie mit fiesem Black-Metal-Gekreische vertrieben. Aber viel mehr Gefallen finden die Musikanten an melodiösen Lager-Feuer-Liedern mit Hymnencharakter. Im Klartext: Ingeborg besticht den Hörer mit lieblichen Flötentönen und ebensolcher Stimme, während Frost so singt, wie seine Name klingt. Und der tollste Hecht ist STS-Eric, der bei DER FLUCH tüchtig mitgeschmettert hat. Hier begibt sich die Neusser Gruppe in gefährliche Nähe zu SUBWAY TO SALLY. Ansonsten aber versuchen sie ganz tapfer, eine Nische in der Mittelalter-Metal-Ecke zu finden. Gelingt ihnen ganz gut, wenn ich es manchmal immer noch ein bisschen holprig finde. Also Fans von Hobby-Robb, dem Retter von Witwen und Weisen, dem Becher ohne Henkel: Mittelalter-Fans müssen hier zulangen. Und wer das Genre bislang außen vor gelassen hat, sollte mal kosten. Denn mit leichten Death- und Black-Metal-Ingredienzen mischen ADORNED BROOD auf ihrer vierten Scheibe ein interessantes Gebräu.
Tantric? Nie gehört? - mag sein, aber mitnichten eine Debüt. Wer sich noch an die erste CD von "Days Of The New" aus dem Jahre 1997 erinnert, kennt einen Großteil dieser Band. Ihr Hit: "Touch, Peel And Stand" lief damals auf MTV rauf und runter (hin und wieder gibt es sogar Musik auf MTV!) - die vier Jungs spielten im Vorprogramm von Metallica, erreichten in den Staaten Platin-Status, genossen die Sonnenseiten des Lebens - eine waschechte Erfolgsstory! Dann kam der Druck, die bekannten "künstlerischen Differenzen" und der unvermeidliche Split von "Days Of The New" (Schade!). Mit Tantric sind drei der Musiker von DOTN neu am Start. Zu Todd Whitener (Gitarre + Backing Vocals), Jesse Vest (Bass) und Matt Taul (Schlagzeug) kam Sänger Hugo Ferreira hinzu. Wie das alles? Die bei DOTN gefeuerten gingen frustriert und desillusioniert zurück ins heimischen Louisville/Kentucky. Nach einer kurzen Depri-Phase rafften sie sich zusammen und nahmen dort ein Demotape auf. Das Band gelang über einen gemeinsamen Freund an Ferreira - der war sofort von Todds Ideen überzeugt, packte seine sieben Sachen und zog kurzerhand von Detroit aufs Land; obwohl zu diesem Zeitpunkt nicht einmal ein Plattenvertrag existierte. Das darauffolgende Ergebnis von 6 Monaten gemeinsamen Songwritings kann sich mehr als sehen lassen. Manche der Songs sind unüberhörbar eine Weiterführung des 1997 begonnenen Weges, trotzdem sind Tantric sicher alles andere als eine Kopie von DOTN. "Inside Your Head" und auch der Song "Mourning" sind solch Beispiele; beide Stücke hätten problemlos auf eine DOTN-Scheibe gepasst, kommen aber im Ganzen einfach flotter daher und haben einen hörbar anderen Sound. Besonders die Highlights des Albums wie der Opener "Breakdown" und "Paranoid" zeigen diesen neuen "härteren" Sound und bleiben auch sofort im Ohr hängen. Sie offenbaren die Stärken der Scheibe (Schwachstellen sind allerdings auch kaum auszumachen; außer das der Song "Revillusion" doch etwas arg an Pearl Jam erinnert), wie das abwechslungsreichen Gitarrenspiel (mal akustisch-filigran, dann wieder mal brachial) und die charismatische, abwechslungsreiche Stimme. Die klangtechnisch saubere Produktion von Toby Wright (Korn, 3 Doors Down, Alice in Chains) tut ein übriges dazu. Sänger Hugo steht dem DOTN-Sänger Travis Meeks ebenfalls in nichts nach und drückt den Songs seinen eigenen Stempel auf. Im Gegensatz zu Meek’s Stimme, welche entfernt an REM erinnerte, hat Hugo Ferreira ein Organ, dass eher dem Sound von Alice In Chains oder Creed näher kommt. Die eingängigen Gesangsmelodien, oft unterstützt von einer im Vordergrund stehenden Akustikgitarre ("I’ll Stay Here") tun ein übriges um das Spektrum dieser Stimme zu unterstreichen. Das Ding macht echt Spaß. Wer also auf Bands wie Alice In Chains, Soundgarden oder Pearl Jam in ihren ruhigeren Momenten steht, sollte hier unbedingt mal reinhören. Wer die fantastische Days Of The New - CD kennt, hat den Silberling von Tantric höchstwahrscheinlich sowieso schon im Regal stehen.