Aus Frankreich stammt die Formation ELYOSE welche sich einer sehr modernen Form des Gothic Metals verschrieben hat. Aber nach Rotwein und alten Gemäuern klingt hier nichts, vielmehr haben wir es mit einem unterkühlten maschinellen Klangbild zu tun, welches Assoziationen zu diversen Science-Fiction Filmen bei mir hervorruft. Die maschinellen Soundeffekte passen perfekt zu den harschen Riffs. Für den richtigen Kontrast sorgen dann die warmen Vocals von Sängerin Justine Daaé. Sie ist dafür verantwortlich, dass in den Kompositionen von „Reconnexion“ der menschliche Faktor bei aller computerisierten Perfektion nicht zu kurz kommt. Darüber hinaus verstehen es ELYOSE einfach massenkompatible Hooklines zu fabrizieren. Man höre das Groovemonster „Asymétrie (Featuring Raf Pener)“ oder das epische „De Tout Là-Haut“. Mit der Singleauskopplung „Mes 100 Ciels (Featuring Aurel)“ hat man dann den ganz großen Modern Metal Hit fabriziert. Ein Refrain zum Niederknieen.
Dass ELYOSE aber auch ganz leise können, beweisen sie mit einer sehr reduzierten Akustikversion von „Contretemps“, einer Nummer die im Original auf dem Vorgängeralbum „Ipso Facto“ zu finden ist und wo sich Justine so richtig austoben kann. Nach 9 Songs in maschinellen Matrixwelten kommt der Hörer nun in einem dunklen, verrauchten französischen Hafenbistro zurück auf die Erde und die Gegenwart. Gelungener Abschluss eines recht eigenständigen, sehr modern tönenden Metal Albums.
Warum hier noch kein größeres Label dran ist, entzieht sich mal wieder meinem Verständnis, ist „Reconnexion“ doch schon das dritte Album von ELYOSE. Was nicht ist kann ja noch werden und bis dahin kann man mit den FranzösInnen unter https://www.facebook.com/ElyoseOfficial/ in Kontakt treten.
Die Älteren unter Euch werden sich (zum Teil mit Grausen) an die großen Zeiten des "Crossover" erinnern, jener Stilrichtung, nach der bereits zur Jahrtausendwende (zum Glück) kein Hahn mehr krähte. Mit DOG EAT DOG meldet sich nun einer der großen Vorreiter dieser Epoche zurück auf der Bildfläche, nachdem die Band ihr letztes Studioalbum bereits vor 13 Jahren ("Walk With Me") veröffentlichte. Danach folgten noch eine Tour anlässlich des 15. Geburtstags ihres 1994er "All Boro Kings"-Werks sowie eine weitere Tour zum 20. Bandgeburtstag im Jahr 2010. "Brand New Breed" markiert daher das erste Lebenszeichen des Quartetts (plus Saxophonist) um Sänger John Connor (nein, der Terminator-Witz kommt jetzt nicht...) und Bassist Dave Neabore, das, ganz entgegen meiner Einleitung, überraschend frisch ausgefallen ist. Die vier neuen Kompositionen, allen voran der saugroovige Opener "XXV", der als neue Bandhymne durchgehen könnte sowie die großartige Reggae-Nummer "Lumpy Dog", die neben "Isms" und Rocky" (beide vom 1996er Zweitwerk "Play Games") auch als (eher verzichtbare) Unplugged-Bonustracks enthalten sind, dürften mühelos jeden Anhänger der Frühwerke der Amis überzeugen und eine neue Ära in der Geschichte von DOG EAT DOG einleiten. Selbst, wenn man "Crossover" vollständig ablehnt, muss man anerkennen, dass "Brand New Breed" zu keiner Sekunde nach Seniorenstift klingt, sondern mit viel Herzblut eingespielt worden ist - ein sehr gelungenes Comeback!
Die letzten Jahre waren für P.O.D. durchaus ein Wechselbad der Gefühle. Tollen Auftritte und Tourneen sowie einer soliden Fanbasis standen mal bessere („Murdered Love“), mal weniger zwingende Alben („The Awakening“) gegenüber. Jetzt in 2018 präsentiert man sich wieder mit altem Band-Logo, weiterhin in der „Satellite“-Besetzung und mit neuem Mut. Und auch wenn Songs wie der fett-laute Opener „Rockin’ With The Best“ oder das ruhigere, fast schon hitverdächtige „Dreaming“ gefallen finden werden, kann „Circles“ das tote Genre Nu-Metal auch nicht wiederbeleben. Denn P.O.D. bleiben vor allem sich selbst treu – will meinen, sie gehen sehr abwechslungsreich zu Werke (wie beim dynamisch-verspielten „Circles“, dem harten Rapper „Panic Attack“ oder das an früher erinnernde „Soundboy Killa“ – Rap. Reggea, Hardcore, Nu Metal – guter Stoff). Aber leider zünden nicht alle Kompositionen so – „Circles“ wird also vor allem die Fans der Amis bei der Stange halten, neue Welten sich aber nicht erschließen. Ergo - P.O.D. werden uns also weiterhin Live vor allem mit den „alten“ Songs und Nostalgie-Faktor überzeugen – von den neueren Alben, wie auch von „Circles“, werden aber immer nur ein paar wenige Songs die Setlist anreichern.
1997 als GORGASM gegründet (nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Krawallbrüdern aus Indiana, USA, deretwegen man sich im Übrigen einst umbenannte), ist die französische Truppe seit 2005 als GOROD unterwegs und hält ihre Hörerschaft auch auf "Æthra", ihrem inzwischen sechsten Langspielwerk, mit vertracktem Death Metal auf Trab. Ich muss gestehen, dass ich seit "Process Of A New Decline" von 2009 kein Album des Quintetts (von dem seit damals nur Gitarrist und Hauptsongwriter Mathieu Pascal sowie Bassist Benoit Claus, der seit diesem Jahr auch bei den Schwarzheimern THE GREAT OLD ONES lärmt, übrig geblieben sind) mehr gehört habe, aber an den Grundzutaten hat sich seitdem nicht viel geändert. Noch immer scheinen die Songs nicht im Proberaum, sondern am CAD-Rechner entstanden zu sein; die Kompositionen wirken sehr konstruiert, die Parts regelrecht aneinandergeklebt. Auch nach zehn Durchläufen gibt es auf "Æthra" keinen einzigen Song, der nachhaltig im Gedächtnis bleibt, und auch die pappige, furztrockene Produktion lässt alles Andere als Atmosphäre aufkommen. Bevor Ihr mich jedoch falsch versteht: Stücke wie "Bekhten´s Curse" oder "Chandra And The Maiden" (um die beiden vielleicht "eingängigsten" Nummern zu nennen) sind beileibe nicht schlecht, auf ihre eigene Weise sehr wahrscheinlich gut durchdacht, nur eben höllisch anstrengend, da GOROD es nach wie vor nicht hinbekommen, das extrem hohe technische Niveau auch für Nicht-Hightech-Musiker ansprechend zu verpacken - wohlgemerkt ein Problem vieler Bands dieses Genres. Wer sich allerdings zu den beinharten Anhängern solcher Kollegen wie SPAWN OF POSSESSION, THE FACELESS oder BEYOND CREATION zählt, liegt auch mit "Æthra" goldrichtig!
Musikalisch hat KONSTANTIN WECKER hier auf metal-inside.de eher nichts verloren – aber die Intention der Veröffentlichung von „Sage Nein! (Antifaschistische Lieder: 1978 bis heute)“ verdient Aufmerksamkeit. Denn seit vier Jahrzehnten kämpft der bayrische Rebell Konstantin Wecker mit seinen Liedern gegen drohenden Faschismus und allem was damit zusammenhängt. Die aktuellen Vorfälle in Deutschland sind so ein Grund für ihn seine leider immer noch aktuellen Songs der letzten 40 Jahre zu sammeln, einen kleinen Teil neu aufzunehmen und wieder unters Volk zu bringen in der Hoffnung, das man zuhört statt grölt.
Und dieses Zuhören (mit folgendem Nachdenken) kann ein jedem, unabhängiger seiner persönlichen Einstellung, nur empfohlen werden. Stellvertretend nachfolgend der Text zum Song „Sage nein!“
Wenn sie jetzt ganz unverhohlen
Wieder Nazi-Lieder johlen,
Über Juden Witze machen,
Über Menschenrechte lachen,
Wenn sie dann in lauten Tönen
Saufend ihrer Dummheit frönen,
Denn am Deutschen hinterm Tresen
Muss nun mal die Welt genesen,
Dann steh auf und misch dich ein:
Sage nein!
Meistens rückt dann ein Herr Wichtig
Die Geschichte wieder richtig,
Faselt von der Auschwitzlüge,
Leider kennt man's zur Genüge -
Mach dich stark und misch dich ein,
Zeig es diesem dummen Schwein:
Sage nein!
Ob als Penner oder Sänger,
Banker oder Müßiggänger,
Ob als Priester oder Lehrer,
Hausfrau oder Straßenkehrer,
Ob du sechs bist oder hundert,
Sei nicht nur erschreckt, verwundert,
Tobe, zürne, misch dich ein:
Sage nein!
Und wenn aufgeblasene Herren
Dir galant den Weg versperren
Ihre Blicke unter Lallen
Nur in Deinen Ausschnitt fallen.
Wenn sie prahlen von der Alten,
Die sie sich zu Hause halten,
Denn das Weib ist nur 'was wert
Wie dereinst an Heim und Herd,
Tritt nicht ein in den Verein,
Sage nein!
Und wenn sie in deiner Schule
Plötzlich lästern über Schwule,
Schwarze Kinder spüren lassen,
Wie sie andre Rassen hassen,
Lehrer, anstatt auszusterben,
Deutschland wieder braun verfärben,
Hab dann keine Angst zu schrein:
Sage nein!
Ob als Penner oder Sänger,
Bänker oder Müßiggänger,
Ob als Priester oder Lehrer,
Hausfrau oder Straßenkehrer,
Ob du sechs bist oder hundert,
Sei nicht nur erschreckt, verwundert,
Tobe, zürne, misch dich ein:
Sage nein!
Der Erlös der für 10,- Euro in den Handel kommenden Veröffentlichung geht zu einem Teil der antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München (a.i.d.a.) zu.
1. Willy (2018)
2. Sage nein (2018)
3. Das Leben will lebendig sein
4. Vaterland
5. Die Weiße Rose
6. Sturmbandführer Meier
7. Stilles Glück, trautes Heim
8. Vaterland? (Live)
9. Empört euch
10. Anna R. Chie
11. Den Parolen keine Chance
12. Das macht mir Mut (Live)
13. Ich habe Angst
14. Willy
15. Bella Ciao
16. Blümlein steht am Waldessaum
Sage Nein! (Antifaschistische Lieder: 1978 bis heute)
Fast anderthalb Jahrzehnte waren sie von der Bildfläche verschwunden, jetzt melden sie sich zurück: FARMER BOYS aus Stuttgart sind wieder da. „Born Again“ heißt das neue Werk, und es macht die lange Abwesenheit schnell vergessen. Die Herren sind durchaus mit der Zeit gegangen. Druckvoll, rockig bis heavy und durchgängig melodiös schallt es da aus den Boxen, und zwar durchgängig vom ersten bis zum letzten Song. Ob man im Albumtitel nur die Wiedergeburt der Band anklingen hören möchte oder doch eher einen Verweis auf die das Album zu großen Teilen durchziehende, latent millenaristische Grundstimmung bleibt dabei dem Hörer überlassen. Mit „Faint Lines“ haben die Süddeutschen gleich mal ein ordentliches Brett als Opener am Start, das aber gleichzeitig von einer wunderbar melodiösen Melancholie durchweht wird. Diese schöne Bittersüße, gepaart mit Hoffnung und untermalt von druckvollen Gitarren, kennzeichnet große Teile des Albums und ist seine große Stärke, die beispielsweise auch bei „Tears Of Joy“, „Stars“ und der Ballade „Isle Of The Dead“ zu Tage tritt. Wer es weniger schwermütig bevorzugt, der wird geradliniger vorwärtstreibenden Songs wie „Fiery Skies“ oder „Revolt“ glücklich. Fazit: gelungenes Comeback!
Die drei bärtigen Retro-Hardrocker aus Berlin geizen nicht mit Live-Mitschnitten. Nach vier Studioalben ist „Live In Copenhagen“ bereits ihr zweites Live-Album. Offensichtlich ist die Band der Meinung, dass vor allem der Konzertkontext ihrer Musik gerecht wird.
Enthielt „Live In Antwerp“ vor allem Material des selbstbetitelten Debüts, das dort komplett vertreten war, stehen auf „Live In Copenhagen“ alle vier Alben fast gleichberechtigt nebeneinander, so dass einem hier ein guter Überblick über das bisherige Schaffen von KADAVAR geboten wird. Wie man das von dieser gerade auch live hervorragenden Band gewohnt ist, wird hier jede Menge Energie transportiert. Worüber man sich aber streiten kann, ist der Sound. Der scheint nämlich ziemlich ungeschönt zu sein, so dass man hier eine authentische Live-Atmosphäre vermittelt bekommt. Ein bisschen mehr Produktion hätte dem Album allerdings gutgetan. So aber klingen die Gitarre stellenweise verwaschen, der Bass eher dünn, die Drums ziemlich flach und der Gesang etwas undifferenziert.
Vermutlich wollten es die Jungs genauso haben, sprich eine direkte, unbearbeitete Aufnahme abliefern. Und die Fans, die die Band genau für diese Einstellung lieben, werden sicher viel Spaß mit dem Album haben. Alle anderen werden sich aber wünschen, KADAVAR hätten es hier mit ihrem Anspruch an Authentizität nicht ganz so genau genommen, zugunsten eines druckvolleren, transparenteren und ausgewogeneren Sounds.
„Live In Copenhagen“ ist auf Vinyl sowie als Download erhältlich und ist außerdem als Bonus-CD in der Limited-Tour-Edition des letzten Studioalbums „Rough Times“ enthalten.