Side-Projekts, All-Star-Bands, jeder spielt mal mit jedem und ein Release jagt das andere - fällt einem schwer da den Überblick zu behalten. Und nicht immer kommt dann am Ende eine Scheibe raus, welche den Namen der beteiligten Musiker und deren Referenzbands gerecht wird. Robby Boebel (Frontline, Gitarre und Keyboard), Carsten Schulz (Domain, Gesang), Thomas Bauer (Frontline, Bass) und Roger Tanner (Shakra, Schlagzeug) sind ein so genanntes All-Star-Projekt, und mit "Criticize The Truth" haben sie als Evidence One eine beachtliche Scheibe hingelegt, welche jegliche Vorurteile gegenüber solchen Veröffentlichungen Lügen straft. Schon der Opener und Titeltrack "Criticize The Truth” zeigt auf, wohin die Reise geht: melodischer, rifflastiger Hardrock in der Schnittmenge obig aufgeführter Bands; und was die Qualität der Tracks angeht, oft einen Tick voraus. Die Melodien der 10 Tracks haben durchweg Ohrwurmqualität, die erstklassigen Gitarrenriffs und der unaufdringliche Keyboardteppich halten sich wunderbar die Waage und verleihen den Stücken einen leicht bombastischen Touch (ohne jedoch auch nur ansatzweise ins kitschige abzudriften). Dazu einen Carsten "Lizard" Schulz der die Songs mit einer überragenden Gesangesleistung wie schon lange nicht mehr raus haut. Die äußerst fette und solide Produktion tut ein übriges damit die sauber arrangierten Songs nur so aus den Boxen hämmern. Und was man da hört macht durch und durch Spaß - Ausfälle gibt es auch keine zu verzeichnen und so fällt es schwer einige Songs herauszuheben. Trotzdem, als Anspieltips und zum unbedingten reinhören dringend ans Herz gelegt: "In The Beginning There Was Fire" (Höllen-Refrain - da kommen nicht mal die oft maßlos überschätzten Amis mit), "Fools Gold” (Midtempo-Stampfer der nicht mehr aus dem Kopf will), "Perfect Love" (erstklassige Halbballade mit Akustikteil) und der großartige Rausschmeißer "Heavy Heart Betrayed”. Und davon abgesehen der ganze Rest. Ein echt amtliches Teil - sollten uns mal unbedingt Live beehren die vier Herren von Evidence One, ehrlich.
Odin ist der Hochgott, dem die Götter wie Kinder dienen. AMON AMARTH sind nicht erst seit Wacken, aber seitdem noch mehr, meine Death-Metal-Götter. Soweit so gut. Ich persönlich habe mich in diesem Jahr auf kaum eine Scheibe mehr gefreut als auf "Versus The World". Und jetzt kommt aus dem hohen Norden tatsächliche eine Platte angerauscht, die die hochgesteckten Erwartungen gänzlich erfüllt. Um es vorwegzunehmen: "Versus The World" ist mächtig, ist groß, ist einfach geil. In den ersten Durchläufen dachte ich noch: Nanu - sind die blonden Hünen plötzlich weich geworden? Das Album machte einen, sagen wir mal vorsichtig "zu eingängigen" Eindruck. Aber weit gefehlt, denn hinter der Fassade der Nordlicht-Melodien sind einige Funken versteckt, die dieses Metal-Album zu einem immer noch brutalen machen. Natürlich servieren uns die schwedischen DM-Götter Honig, weil die Melodiebögen einfach sowas von im Ohr hängenbleiben, dass es die wahre Pracht ist. Natürlich ist es Death Metal. Und zwar melodiöser. Aber während Kollegen wie "In Flames" sich mit der neuen Scheibe auf einen neuen und - meiner Meinung nach - kommerzielleren Weg einlassen, perfektionieren AA das, was melodischen, schwedischen und harten Death Metal ausmacht und bleiben dabei ultra-heavy. Fiese tiefe Growls, unglaublich energetische Riffs, interessante und nicht zu ausufernde Soli, druckvolles pumpendes Drumming und ein treibender Bass machen "Versus The World" zu einem Überhammer. Diese Band ist Thor, diese Songs sind Valhalla. Unglaublich. Einen Song herauszuheben, wäre allen anderen gegenüber ungerecht. Große, ganz große Musik. Dient AA wie kleine Kinder...
Ene mene Muh, und raus bist Du! So wirklich vom Hocker haut einen, oder zumindest mich, die Musik der finnischen Combo Rapture nicht. Das s/w gehaltene Booklet deutet schon auf eine etwas depressiv bis melancholisch Grundstimmung der 6 Personen hin, die sich daran gemacht haben, Düsternis zu vertonen. Doch auch eine gewissen Eintönigkeit schleicht sich leider in die Töne von RAPTURE. Es gibt zwei grobe Kategorien in ihren Songs. Etwas härtere Tracks, bei denen auch das ein oder andere Klischee um die Ecke guckt und der Sänger in erster Linie in das Mikro kotzt - hart aber herzlich. Und dann die Songs in denen der Sänger mit cleanen Vocals wohl um die Gunst der weiblich Hörerschaft buhlt - Vergleiche zu Katatonia, so abgenutzt und ungeliebt sie scheinen mögen, drängen sich bei vielen Songs einfach auf. Die Musik ist ziemlich träge, meistens höchstens im Mid Tempo Bereich angesiedelt, und stets darauf bedacht, ja kein Lächeln auf die Lippen des Hörers kommen zu lassen. Momentan habe ich einfach keinen Nerv auf steten Gram, wem dies die ohnehin grauen Tage im Spätherbst nicht verderben kann in den handwerklich durchaus soliden Metal zwischen Goth und Death durchaus reinhören.