Sieh an, das süd-östliche Niedersachsen mausert sich zum Hauptbahnhof des Death-Metal mit hardcorigen Einflüssen. Nach "Don´t" haben sich nun auch CONTRAGGRESSIVE aus Braunschweig auf diese Schiene begeben. Und die aggressive Zugmaschine dampft ganz ordentlich ab. Während die Mucke sich eher selten vom dem death-metallischen Fahrplan löst, fährt der Sänger eher auf dem Hardcore-Interregio. Auf jeden Fall hat die Scheibe einen ordentlichen Wumms, aber es gibt auch anderes: "Control Me" beginnt mit einem beinahe progressiven Bass-Intro (vielleicht im Stile von "Primus"). Insgesamt stehen die Löwenstädter sicherlich auf Bolt Thrower, lassen die Einflüsse immer wieder durchscheinen (nicht ohne durch Variationen für Eigenständigkeit zu sorgen). Ständig präsent ist ideenreiches Bass-Spiel. Aber es geht auch so richtig dolle groovig: Bei "Intransigent Hatred" erreichen die BS-ler sogar fast den Groove der britischen Eisenbahner. Der Sound ist für eine Underdog-Produktion auch recht amtlich. Alles wäre absolut prima, wenn da nicht diese unnützen kurzen vier Hidden-Tracks sowie das vemeintlich lustige Gesabbel der Death-Metal-Schaffner wären. Aber das macht wenig, schaut nach den Abfahrtszeiten der CD auf der Homepage der Jungs. Und steigt ein in die Braunschweiger Death-Metal-Dampflok. Sonst müsst ihr wieder Bundesbahn fahren....
Shellfire
Band:
Genre:Nicht angegeben Tracks:5 plus Gesabbel Länge:29:18 () Label: Vertrieb:
Ob "Anger, Hate and Fury" die transportierte Stimmung im Album trifft wage ich zu bezweifeln. Denn stumpfes Maschinengewehrgeballer um Gewalt zu zeigen ist doch arg plakativ und unkreativ. Theatralisch-aufgesetzte Passagen von tiefen Vocals und bösen Texten braucht auch kein Mensch. Aber zum Glück zeigen die schwedischen Death Metaller, dass sie mehr auf dem Kerbholz haben. Ihr sehr thrashmetallisch beeinflusste Musik würde eigentlich locker ohne genannte Minuspunkte auskommen, die Musik rockt recht ordentlich. Die Effekthascherei hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack auf ansonsten verwöhnter Zunge. Bei aller Härte vergessen sie nicht einige schicke Melodien einfließen zu lassen. Bei manchen Songs wird aber auch kompromisslos gebolzt, die komplett Harmoniesüchtigen unter den Hörern werden hier also wohl ihr Heil nicht finden. Die ganz harten Jungs natürlich auch nicht. Alle dazwischen finden "Anger, Hate and Fury" aber sicherlich ganz schick!
Vielleicht liegt es auch nur an der Herkunft der Hamburger, aber irgendwie erinnert mich der Gesang bei den ersten beiden Songs ("Never Forget" und "Down On Your Knees") verdammt an den guten Hansen Kai als er noch bei Helloween seine Stimmbänder und des Hörers Ohren malträtierte. Nicht, dass ihr mich falsch versteht, ich mochte die charismatischen Krächzer weiland viel lieber als das klinische Eiergekneife der Marke "Kiske". Was ja bekanntlich Geschmackssache ist. Auf jeden Fall probiert diese Band, die seit 1998 besteht, im Einzelnen aber bereits viel länger in der metallischen Szene unterwegs ist, ihren bisweilen sehr typisch gehaltenen Power-Metal auch abwechslungsreich zu gestalten. Was zu Beginn ein bisschen in die Hose geht, wenn ich mal doch sehr typische Intro mit dem exquisiten Titel "Thunder And Rain" hernehme. Langweiliges Keyboard-Gedengel halt. Aber im Laufe der CD steigert sich die Band, ein Song wie "Black Knight" gehört einfach ins Repertoire eines jeden Kraft-Meiereiers. Schöne Songideen, die immer wieder vom Wechselgesang der Herren Steve ("Hauptsongwriter" Harder)und Darius (Schüler) dominiert wird. Dazu gesellt sich ein interessantes Instrumental ("Seven Gates Of Fate"). Die Songs? Sie transportieren Heavy- oder auch Power Metal old-schoolig-germaner riff-orientierter Prägung mit gelegentlichen Double-Bass-Attacken und schnelleren Parts, Gitarren-Soli, mit denen nicht auf jeden frickeligen Fall bewiesen werden muss, ach wie toll der Flitzefinger doch fliegt und amtliche Melodien, natürlich in bester Power-Metall-Tradition. Wer dann noch auf wohlproportionierte Damen, leicht bekleidet und weich gezeichnet, steht, dem gefällt auch die Verpackung. Die sich für eine Eigenproduktion übrigens durchaus sehen lassen kann, auch wenn Texte fehlen. Negativ ins Gesicht fällt der bisweilen etwas lasche Gesamt-Sound, der fürchterliche Key-Klang und das grauselige "Ich-muss-auch-ne-Ballade-schreiben" Grütz-Stück "The Healer". Doch das Gute überwiegt eindeutig: Fans früherer Stunden (da nehme ich als Vergleich einfach mal Heaven’s Gate) und Power-Metal-Fans, die dem (Italo-) Bombast nicht alles abgewinnen können, sollten sich auf jeden Fall mal informieren. Die CD gibt’s für 12 Euro, Adresse findet bei den Kontaktdaten.