Seltsamerweise bin ich mit PRONG noch niemals richtig warm geworden, oft gehört, nie begeistert. Daher hat mich auch ihre lange Abstinez vom Musikgeschehen unter diesem Namen nicht wirklich getroffen. Und daher gehöre ich auch nicht zu den Leuten, die jubelnd dem Händler die Türe einrennen, nur weil endlich wieder etwas von ihnen zu hören. Soweit zum rein subjektiven Teil, doch auch objektiv betrachtet ist diese CD "nur" ein Livealbum und bietet dem Fan sicherlich nicht viel Neues. Noch dazu ist es kein wirklich origineller Vertreter dieser leidlichen Gattung von Livealben. Denn angefangen vom überaus unkreativen Titel "100% live" wurde hier kein gesamter Auftritt auf eine CD geb(r)annt sonder lediglich einzelne unzusammenhängende Stücke und damit auch keinerlei begeisternde Stimmung eines Livegigs, womit auch der Titel ein wenig zur Farce mutiert. Trotz neuem Line-Up, lediglich Victor ist von der alten Mannschaft noch dabei, klingen die vier aber erstaunlich knackig und gut eingespielt und einige Höhepunkte hat auch "100% live" zu bieten. Mich wird dieses Album sicherlich nicht zum Fan machen, aber wohl nur für selbige lohnt sich die Anschaffung, denn lediglich ein neuer Titel ("Initiation") und keine überragende Soundqualität (zu live um den Ohren zu schmeicheln und zu wenig live um mitzureißen) laden nicht wirklich ein, das mühsam Ersparte hierfür zu opfern. Die anderen sollten doch lieber bis zum vor kurzen für Mitte nächsten Jahres angekündigten neuen Studioalbums der Herren warten! Vielleicht werden sie hier ihrem Ruf nach Originalität und Kreativität dann erneut gerecht und lassen dieses zwar nicht schlechte aber farblose Zwischenspiel vergessen.
Jenseits aus dem Land des "Stiefels" beehren uns hier AIRBORN mit ihrem Debut Album "Against the World" und möchten uns dabei gar zu gerne ihre Musik als bereits höchst eigenen mit mehr oder weniger ausgereiften besonderen Stilelementen versehenen, Metal verkaufen. Nun positiv sei hier durchaus angemerkt, daß sich diese Italienische Band mal zur Abwechslung nicht dem symphonischen Metal a la RHAPSODY oder LABYRINTH verschrieben hat sondern ihre Wurzeln ganz eindeutig im teutonischen, will sagen urdeutsch; geprägten Power Metal sieht. Dies hört man dann auch bei (fast) jeder Note dieser insgesamt recht kurzweiligen CD überdeutlich durch u.a. bei "No more Kings", denn auch wenn sie im Beipackzettel nicht ausdrücklich erwähnt werden (stattdessen müssen GAMMA RAY oder HEAVENS GATE herhalten), über allem schimmert irgendwo die Aura der frühen "Kürbisköpfe" durch das komplette Songwriting. Die einzigsten klaren Unterschiede dieser melodiösen Doublebassorgie sind die "Keyboardkleckse", auf die AIRBORN in etwas stärkerem Maße zurückgreifen und die nicht ganz so hohe Stimmlage des Sängers. Für nur so zum zwischendurch Hören mag diese CD bestimmt nicht schlecht sein aber insgesamt hat mir das alles trotz teilweiser recht schöner Hooks z.B. "The Hero" zu wenig (eigene) Substanz, um auf Dauer überzeugen zu können und dafür die sauerverdienten Piepen hinzublättern. O.K reinhören dürfen Fans der erwähnten Formation natürlich schon, es hört sich ja auch alles ganz nett an bleibt aber ohne größere Langzeitwirkung. Zu erwähnen ist aber noch die fette Produktion von Piet Sielck (u.a. BLIND GUARDIAN/GRAVE DIGGER) die wirklich erstklassig geraten ist und den mittelmäßigen Gesamteindruck von "Against the World" noch einmal ein bisschen nach oben zieht. Ach ja, und die beiden überflüssigen Instrumentalstücke (Intro & Outro) hätte man sich ruhig sparen können.
Nun ist die letzte reguläre Gotthardscheibe "Homerun" doch noch irgendwie bei uns gelandet, zwar nicht auf offiziellem Wege und so wie wir uns das gewünscht hätten, ist aber letztlich egal. Ich hatte nach dem wirklich schwachen Vorgängeralbum der Schweizer und so manchen Kritiken, auch von vermeintlich fachkundiger Stelle, vorab nun zu diesem Werk, schon die größten Befürchtungen aber ganz so schlimm hört sich das Ganze (zum Glück) dann doch nicht an. Wobei natürlich die Bezeichnung "schlimm" in diesem Fall nicht für musikalisch "schlecht" sondern für lasche und zu seichte Songs zu verstehen ist. Klar, als Anhänger der ersten Stunde und den dabei entstandenen drei Spitzenrockalben ist es schon etwas schwierig und teilweise auch recht viel verlangt, die aktuelle Entwicklung der Band bis heute, ohne jede Einschränkungen, wohlwollend zu betrachten. Aber es ist nun mal (leider) eine Tatsache, daß Gotthard den härteren Rocktagen mehr oder weniger abgeschworen und sich mehr und mehr in Richtung zu Melodic-Rock/Pop bzw. AOR hingezogen fühlen. Tja, das muß man nun halt einfach mal akzeptieren und daraus seine eigenen Schlüsse ziehen. Auf "Homerun" haben GOTTHARD sicherlich nicht nur langsamere Lieder und Balladen draufgepackt sondern auch einige wirklich gute Rocksongs wie z.B. der typische Stampfer "Take it easy" oder "Light in your Eyes" (fast schon AOR in BON JOVI Verpackung) die schon noch ein bisschen an die heftigeren Tage erinnern. Aber die Anzahl der schmuserockkompatiblen Musik ist mir persönlich einfach viel zu hoch (5 balladenartige Songs bei insgesamt nur 13 Stücken!), vor allem wenn diese Tracks dann auch noch so gewöhnlich und absolut langweilig geraten sind wie z.B. "Everything can change" (Allerweltsballade a la AEROSMITH) oder "Say goodbye". Gegen Ende, so ab dem 10 Titel ist den Gotthard Jungs auch beim Songwriting nicht mehr so viel wirklich tolles eingefallen, so daß insgesamt als Fazit für die Rockfraktion gerade noch ein unterer Durchschnitt festgestellt werden muß. Man mit einem solchen Sänger, ausgestattet mit einem Wahnsinnreibeisensorgan und der darf, sorry will nicht mehr, so richtig volles Rohr rocken –wirklich schade um diese Band. Für alle die auf guten soliden melodischen Hardrock stehen sei an dieser Stelle nocheinmal ausdrücklich auf die ebenfalls aus der Schweiz stammenden Formation SHAKRA mit ihrer letzten CD "Powerride" hingewiesen, hier gibt’s fette Gitarren und ordentlich "Butter bei die Fische".
Eine weitere hoffnungsvolle Newcomerformation aus dem hohen Norden namens SEVENTH ONE bringt hier mit "Sacrifice" für alle Freunde melodischen Powermetals mit ordentlich Schmackes ein durchaus interessantes Album auf den Markt. Die Jungs bieten auf dieser CD ein recht kerniges und stellenweise sogar raues Soundgewand, das aber stets frisch und absolut unverbraucht rüber kommt. Dafür mitverantwortlich sind die gelungenen Melodiebögen (wenn es auch die ein oder andere Refrainwiederholung weniger getan hätte z.B. bei "Seventh Eye") und die schönen, mächtigen Chorgesänge, erinnern mitunter etwas an ältere BLIND GUARDIAN Songs u.a. beim Titeltrack "Sacrifice" herauszuhören. Das bereits 1997 gegründete Quintett 1997 um die beiden Gitarristen Chritopher Hermansson und Johannes Losbäck hat mit norwegischen "Wikinger-Sänger" (was auch immer das sein mag!) Rhino eine ideale Ergänzung zu dem etwas düsteren aber stets melodiösen, eindringlichen Gesamtsound mit wirklich druckvollen Gitarrenfraktion gefunden. Nachdem SEVENTH ONE 1999 bereits ein 4-Track Demo aufgenommen hatten und sich danach praktisch ihr Label selbst aussuchen konnten, wurde jetzt das Debut von keinem geringerem als Produzent Lars Ratz (METALLIUM) im Tornado Studio, Hamburg aufgenommen. Trotz dem mit Markus Mayer (Nightwish, Metallium, Edenbridge) einer von Europa´s besten Artwork-Zeichnern für das Cover gewonnen werden konnte, finde ich das Ergebnis eher etwas mager. Aber egal, es zählt ja wirklich (hauptsächlich) die Musik und die kann sich wirklich hören lassen. Auf "Sacrifice" kombinieren die Schweden ihre schlichte technische Brillanz mit schönen Hooks und zelebrieren insgesamt Metal in Reinkultur. Mir gefallen dabei besonders die Uptempo bzw. episch angehauchten Nummern wie "Hallowed Ground" oder der mit Abstand eindringlichste Song "Remembrance". Hier gibt’s Heavy Metal mit viel Subtanz und einem ausdrucksstarken Shouter, der auch ohne "Eunuchenorgan" voll zu überzeugen weiß. Sollte Man oder Frau schon mal antesten, falls man sich zur headbangenden Fraktion zugehörig fühlt. In den nächsten Jahren ist von SEVENTH ONE sicher noch einiges zu erwarten, die Potentiale sind vorhanden.