Jenes Teil welches mir diese Tage das Compact-Disc-Abspielgerät blockiert (nachdem es beim Antesten schon nach den ersten beiden Tracks verdammt schnell in meine Einkaufstasche gewandert ist) hört auf den Namen "Celistial Entrance" und ist das Zweitwerk der Norweger PAGAN’S MIND. Die sechs Herren (bis vor zwei Jahren noch unter dem Namen SILVERSPOON unterwegs) stellen ein vor Spielfreude nur so strotzendes Album vor, welches auf äußerst angenehme Weise das schwierige Terrain zwischen eingängigen, melodiösen Refrains und instrumental komplexen Riffs und Songstrukturen meistert. Die klare und harte Produktion tut ein übriges um den Hörgenuss zu steigern. Um es kurz zu machen: Wer auf die alten Dream Theater steht (besonders das Kult-Album "Images And Words"), wer nichts dagegen hat, dass hin und wieder ein Stück Symphony X und Crimson Glory durch die Musik und Kompositionen schimmert, wer gar noch die Hammerscheibe "In Your Multitude" von PAGAN’S MIND norwegischen Landsmännern Conception kennt oder wer eine Reinkarnation von Geoff Tate zu besten Queensrÿche-Zeiten sucht wird sie in Sänger Nils K. Rue und seinen PAGAN’S MIND finden. Er wird zwar nichts grundlegend Neues entdecken - aber es wird eine exzellente Mischung oben aufgeführter Combos geboten. Zitate dieser Qualität lasse ich mir gerne des Öfteren um die Ohren hauen. Ob die beiden Erstklassigen Einsteiger "Through Osiris’ Eyes" und "Entrance: Stargate" oder der immer wieder mit neuen Ideen und Überraschungen gespickte 12-minütige Instrumental-Track "The Seven Sacred Promises", für Fans anspruchsvoller harter Klänge resultiert daraus eine Pflichtaufgabe: Auf zum Dealer des Vertrauens und das Teil Antesten, oder auf der Homepage von PAGAN’S MIND mal in die Sound-Clips reinhören - den Rest überlasse ich euch.
Oh mein Gott! Den Allmächtigen bemühe ich generell äußerst selten, was Reviews angeht so gut wie nie. Aber im Falle von DAILY TERROR scheint es mir angebracht. DAILY TERROR im Jahre 2002 und das Ergebnis ist in einem Wort zusammengefasst: Lächerlich! Eine Band die sich in ihrem Genre durchaus einen Namen gemacht hatte, bringt ein neues Album auf den Markt. Doch anstatt mit einem lauten Knall, schwappt das mit dem anmaßenden Titel "Lebenswut" eher mit einem sanften Plöpp durch die Boxen. Von Wut keine Spur, denn mit lahmen Tempo haben die Herren 12 Songs auf diese CD gepackt, von denen lediglich einer in Ansätzen überzeugen kann: "Nur", und das auch "Nur", weil die Sache ein bisschen Popo tritt. Die sonstige Musik ist langweilig, frei jeder neuen Ideen. Bekannte Melodien wurden lieblos auf Saufniveau (auf dem sie zugegebenermaßen schon vorher waren) gebracht, man hört förmlich, dass die Herren zumindest musikalisch nicht mehr die Frischesten sind. Die Texte wirken müde, haben soviel Biss wie der Mops von nebenan. Das war wohl nix, man sollte wissen wann genug ist!
CORPORATION 187 ist ein amerikanischer Code für Mord. Und der Name passt wie Arsch auf Eimer. Mord und Totschlag in musikalischer Reinkultur. In einer guten halben Stunde machen die Schweden keine Gefangenen, thrashen brutal und ohne Kompromisse alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt. Aggressiv und mit ordentlich Tempo wird gerifft, was das Zeug hält, nur ganz selten gibt’s Verschnaufpausen. Dazu gesellt sich dieses fiese Keifen von Filip Carlsson. Wer Terror 2000 oder The Haunted mag, der wird diese Kapelle, die aus einer Slayer-Coverband hervorgegangen ist, lieben. Ausgestattet mit dem knalligen Sound des Peterle Tägtgrens kracht diese Wuchtbrumme gegen des Hörers Schädeldecke, dass es eine wahre Pracht ist. Harte Musik von harten Jungs für harte Jungs. Alte Scheiße, das rockt wie Sau. Rein in den Schacht, Regler auf Acht - und dann nehmt euch in Ach... - naja geht in Deckung.
Season Of Mist sind ja gerade ihres Vertriebs in Deutschland verlustig gegangen: Dafür haben sie eine wirklich ganz geile Band in petto. Die Finnen gehören zu den Majestäten des Black Metal, würzen ihren melodischen Songs mit Death-Elementen zusätzlich tüchtig nach. Auch, wenn einige stilistische Gemeinsamkeiten mit meinen Faves von Enslavement Of Beauty bestehen mögen, so bleiben diese dunklen Gestalten nicht am Honigglas der Melodie kleben, sondern holen immer mal wieder die Kelle heraus. Zum einen machen sie das durch abrupte Tempowechsel in Richtung Hochgeschwindigkeit (inklusive brachialer Double-Bass-Attacken), zum anderen herrscht beim Hören eher wütend-düstere Atmosphäre als Selbstmitleid-fördernde Melancholie. Daran kann auch die öftmals eingesetzte Frauenstimme nichts ändern, zu sehr dominiert Meister Mika (Tönning) mit seinen gemeinen, aber nie aufgesetzt wirkenden und jederzeit verständlichen Vocals. Weitere positive Trademarks: Der unglaubliche fette Sound, die abwechslungsreiche und hochklassige Instrumentierung und der Mut zu überraschenden Wenden wie Akustikparts oder den genannten Knüppelattacken. Für deftige Old-Schooler dürfte das Album viel zu perfekt klingen, Kids from the Cradle oder Jünger des melodischen Black Metals sind hier jedoch außerordentlich gut bedient. Release: 21. Januar. Ach so: Wer sich über die (kaum) geringere Qualität der letzten Songs wundert: Das sind bis dato unveröffentlichte Demo-Teile. Mit diesen kommt die Scheibe auf eine knappe Stunde Spielzeit. Hat man ja bei den Blackies auch nicht alle Tage.
Nicht ganz frisch aus ostwestfälischen Landen kommt hier eine Demo-CD auf den Tisch. Schon Ende 2001 erschien die Scheibe und serviert ein Stück melodischen Black Metal. Mit Frauen-Gesang und ohne Keyboards. Die akkurate Sängerin Tina wechselt sich mit dem bösen männlichen Pendant Navy ab. Wobei wir auch gleich beim Positiven wären: Tina beherrscht ihren Part wirklich prima und auch der böse bellende Kollege kommt ganz gut rüber. Außerdem wären da wirklich gelungene Melodiebögen wie beim Opener "Her Face In The Mirror". Die Bande bewegt sich irgendwo zwischen Cradle und Gathering, deckt also ein breites Spektrum ab. Aber, und das ist ja bei einem Demo gar nicht so schlimm: Der Sound ist streckenweise recht dünn und die Song-Qualität nimmt bei den Folgestücken ein wenig ab. Was aber auch nicht weiter verwundert, denn die Songs haben zum Teil fünf Jahre auf dem Buckel. Damit wollen die Schwarz-Wurzeln ihre Entwicklung dokumentieren. Und das gelingt ihnen zweifelsohne, denn sie haben sich wirklich gesteigert. Und der älteste Song ("Escape From The Rain"), als Kultsong von den beinharten Circlisten gefeiert, weist tatsächlich einen bodenständigen, räudigen Charme auf. Alles in allem lässt das hoffen für´s anstehende Album, das im bevorstehenden Frühjahr herauskommen soll. Melodische Black-Metallisten sollten sich aber ruhig schon mal das Demo der Steinheimer zu Gemüte führen. Wie das funktioniert? Einfach mal kontakten unter band@viciouscircle.de .
Vorhang auf für die Premiere des italienischen Straßen-Theaters namens ROOM WITH A VIEW. Die Musik-Artisten nehmen den Hörer mit auf die Reise von Triest über Stalingrad bis nach Saloniki. Und geben neun Vorstellungen, bunt gemischt mit traurigen Clowns, ganz sanften Metal-Klängen, gotischen Tönen und gar free-jazzigen Einflüssen. Über der gesamten Scheibe, die mit Metal in der Tat nur am Rande etwas zu tun, sondern wirklich eher im Pop-Bereich angesiedelt ist, schwebt eine merkwürdig-melancholische Stimmung. Klar, mal schimmert auch HIM durch (bei dem teilweise etwas härteren "End Of Season", letztlich aber bezieht das Album seine Traurigkeit nicht nur aus der jammernden Stimme eines winselnden Frontmanns. Sänger Francesco Grasso wartet mit einem variablen Organ auf. Mal aggressiv (eben am Ende der Saison), mal debil flüsternd ("Single Handed", das mit leichten Industrial-Einflüssen aufwartet), mal clean singend - variabel eben. Das Presse-Info zieht als Vergleich Katatonia heran. Das Ganze geht aber wirklich noch weiter in die Gothic-Richtung wohlfeil gemischt mit leichten Wave-Einflüssen inklusive sachtem Keyboard-Einschlag. Und genau bei den ganz schwarz Gewandeten sollten die Stiefel-Mucker auch vorrangig ihr Fan-Potential rekrutieren. Nicht schlecht gemacht, aber um diesen Zirkus zu besuchen fehlt mir wahrscheinlich doch der avantgardistische Horizont. Aber beim WGT in Leipzig, da sollten die Südländer mal Station machen. Sie sollten sich dort über ein volles Zelt freuen dürfen.