Meine Fresse... was das? Der Bandname L.minygwal ist kaum auszusprechen, der Titel erinnert mich jedes Mal an Eier statt "E´er", das Cover ist am ehesten als schlicht zu bezeichnen. Gut, tief durchatmen, ran an den Speck. Neugierig dürfte jeder der es bis hierher geschafft hat auf jeden Fall sein. Und diese Neugier ist berechtigt, denn selbst nach mehrmaligem Hören - was von einigen Mitmenschen durchaus als Belästigung gesehen werden kann - verliert die Musik nichts von ihrem verwirrenden Charakter. Ohne ihr unbedingt den Anspruch zuzusprechen, intelligent zu klingen, machen L.minygwal keine Musik, die irgendetwas gleicht, dass ich bisher gehört. Als verstörter Bastard zwischen doomigen Gitarren, Sampleorgien, weiblichem Gesang und komplexen Rhythmen breitet sich der Sound wie ein Monster aus. Zäh und fremdartig. Organisch. Manchmal wahnsinnig träge und dann wieder irrsinnig wild. Die Sängerin klingt phasenweise wie eine stinksaure Hanin Elias in der Folterkammer, um im nächsten Lied brav und harmlos zu quäken. Wenn ich sage dass mich die Musik nicht fasziniert, würde ich lügen. Wenn ich sage dass sie mir gefällt jedoch auch. Ein Album, dass viel Zeit braucht um sich mit ihm anzufreunden - und das sich genau gegen dieses wehrt. Bleibt dran!
Was uns die Ehre verschafft eine CD Jahrgang 2000 zu reviewen ist an sich eine nicht so tolle Geschichte. Dabei dreht es sich um die Mainzer Metaller von SHARKRAGE und ihrem Labeldebüt "Bloody Vengeance". Nach zwei in Eigenregie veröffentlichten Mini-CD’s hatten sie es geschafft und durften über ein "reguläres" Label ihren ersten Silberling eintüten. Das ist zwei Jahre her, und mit dem Label und regulär ist (aus unerfindlichen Gründen) leider nichts mehr. Da ist man nun wieder fast am Anfang - macht es auf die Knochentour, gibt nicht auf und schickt ruckzuck die letzte Veröffentlichung in die Welt hinaus. Mit "Bloody Vengeance" war dieses Debüt recht gut gelungen und machte gespannt auf mehr Musik Marke SHARKRAGE. Unter Federführung des ehemaligen Races Sängers Richard Meier huldigt man dem US-Power Metal ohne die heimatlichen Wurzeln zu verleugnen. Die Pluspunkte der Band sind dann auch des Sängers raues Organ, harte rifforientierte Gitarren und Songs die zwar in der Tradition des eingängigen Schwermetals liegen, aber genügend Spielraum für die eine oder andere Finesse haben, so das keine Langeweile aufkommt (Tipps: "Bloody Vengeance", "Seed Of Aggression", "Atheist", "Moonlandscape"). Für das Songwriting der Band spricht auch, das manche der Songs etwas Zeit brauchen um richtig hängen zu bleiben - da aber lohnt sich das hinhören. Wie gesagt, ein ordentliches Debüt was die Band vor 2 Jahren da hingelegt hat - und ich hoffe doch, dass die Herren zwischenzeitlich nicht untätig waren. Denn an den Chören muss man wohl noch etwas feilen und die Drums könnten als auch mal ein Stückchen druckvoller sein. Aber gerade deswegen: ein vernünftiges Label für den nächsten Streich wäre den Jungs wirklich zu wünschen. Bandinfo hatte ich leider keine, wer aber ein Mail an die bei uns gelistete Band-Adresse schreibt, kommt mit Sicherheit bei SHARKRAGE an.
Sex fucking sells! Rock´n Roll muss dreckig sein, Rock´n Roll muss eben einfach rocken. Das haben sich die Jungs auf die Fahne geschrieben, und sie machen ihr alle Ehre! Die ersten vier Songs von "Cum To Save The World", entstanden im Jahre 2000, rocken ziemlich sehr und DAS ist Rock´n Roll. Die Musik macht Spaß, entbehrt zwar etwas an Anspruch, aber was solls! Ein Misfits Cover gibt die grobe Marschrichtung auch für die anderen Songs vor. Abwechslung regiert zwar nicht die Welt, aber ist tierisch wichtig wenn eine Band länger als einen Song spannend bleiben will. (Ich sage spannend, nicht erfolgreich!) Und selbige wird bei P.O.R.N.Cops groß geschrieben, sei es durch ruhigere Parts in den Songs, schöne Melodien oder Samples als Songanfänge (ich höre da zumindest mal MATRIX raus). Was man sich unter "Live Im Studio" vorstellen muss, weiß ich zwar nicht, die beiden letzten Stücke sind genau das und darüber hinaus Ramones Cover. Wenn Rock´n Roll immer soviel Spaß machen würde, könnte man sich durchaus daran gewöhnen!
Es ist schon fast erschreckend mit welcher Regelmäßigkeit die englischen Progrock-Genies von ARENA Alben der Extraklasse auf die wohlgesonnene Prog-Gemeinde loslassen. Über sieben Jahren nach dem vor allem von Marillion geprägtem Debüt "Songs From The Lion Cage" erscheint nun mit "Contagion" das fünfte reguläre Studioalbum in vertrauter Qualität. Auch wenn der Beginn mit "Witch Hunt" für ARENA-Maßstäbe recht heftig ausfällt, so ist "Contagion" ein durch und durch ARENA typisches Album geworden, das in erster Linie die Tradition ihres 1995er Debüts und des 1998er Überfliegers "The Visitor" aufgreift. Das nachfolgende "An Angel Fall/Painted Man" kommt mit leichten Pink Floyd-Einflüssen daher, bevor das erste von drei Instrumentalstücken die Musikergemeinde verzweifeln lässt. ARENA haben wieder ausnahmslos Ohrwurmware am Start, welche sich in den Gehörgängen einnistet. Im Schnitt einen Tick härter geraten als die Vorgängerscheibe "Immortal", kommen im Mittelteil dann auch die besinnlichen und etwas ruhigeren Momente zu ihrem Recht. Den Abschluss bildet mit "Mea Culpa", "Cutting The Cards" und dem monumentalem "Ascension" ein Dreier, der einem die kalten Schauer über den Rücken jagt. Der auch schon für den Gesang des letzten Silberlings zuständige Rob Sowden glänzt mit einem an FISH angelehnten Gesang - wenn auch meist etwas rauer als zuletzt - was ex-Marillion Drummer/Songwriter und ARENA-Bandleader Mick Pointer nicht unrecht sein dürfte. Der sich auch erst seit dem letzten Album an Bord befindliche Bassist Ian Salmon (Shadowland) überrascht mit einem den Gesamtsound auflockernden und extrem variantenreichen Spiel, welches sich perfekt mit den typischen Gitarrenklängen von John Mitchell ergänzt. Dazu noch die bombastischen Keyboardteppiche von Mick Pointers kongenialen Partner Clive Nolan (Pendragon), welcher auch reichlich Zeit für elektronische Spielereien und Soundeffekte hat; die sich aber absolut unaufdringlich in das Gesamtwerk einfügen. Fans der Band können hier nicht anders als zulangen - allen anderen Freunden des Hörgenusses Marke IQ, Saga, Everon und natürlich Marillion sei ARENA dringenst ans Herz gelegt bzw. für den Kopfhörer empfohlen. Alles andere als eine glasklare Empfehlung mit Höchstpunktzahl wäre glatter Wahnsinn.