Nasty Savage is back. Nach 13 Jahren meldet sich diese Band, die in den 80ern US-Metal-Geschichte geschrieben hat, nun endlich mit zwei neuen Songs plus dem alten "Wage of Mayhem"-Demo zurück. Das macht unterm Strich 6 Songs, die es allesamt in sich haben. "Sardonic Mosiac" und "Wage of Mayhem (part One)" nennen sich die neuen Brecher, die neben den alten Songs gar nicht auffallen. Hier wurde im Studio rein gar nix glattgebügelt oder auf "hipp" getrimmt. Es knarzt überall, wo man hier hinhört, an allen Ecken und Kanten; die Aufnahmen klingen roh, räudig und ungeschliffen. Die alten Göttergaben ("Unchained Angel", "Savage Desire", "Witches Sabbath" und das nur noch geile "XXX"), die alte Fans mit ganz langem Bart sicherlich irgendwo im Schrank stehen haben, sind nun endlich offiziell erhältlich und für US-Metal-Jünger definitiv unverzichtbar. Das ganze hat zu 100 Prozent Demo-Charakter und ist absolut nix für Soundfetischisten, sondern für Liebhaber. Für mich persönlich erreicht das Teil nicht ganz die Göttlichkeit der Aslan,- Steel Prophet,- oder Mercyful Fate-Demos, Fans von kerniger, knackiger 80er-Mucke, speziell aber US-Metal-Fans MÜSSEN das Teil schon aufgrund seines sehr hohen Kultfaktors besitzen.
Die Jungs von NOCTIFERIA sind ganz doll böse Kerle! So böse, dass ich ihnen nicht auf der Straße begegnen will. Das wollen sie zumindest sein und wenn man ihrer Musik Glauben schenkt, dann sind sie es auch. Wir haben also diese handvoll böser Buben, die im übrigen aus Europas exportfreudigem Osten, genauer aus Slowenien, kommen und Death Metal zocken, der sich gewaschen hat. Unglaublich düster und ganz anders als das zarte Intro vermuten lässt sehr hart. Doomige Sounds vermischen sich mit wütenden Drums und werden wie von einer kuscheligen Decke in eine ziemlich smoothe Produktion gehüllt. Manchmal ist es genau dieser Kontrast, dieser Wechsel aus Death, Black und verschwommener Düsternis, der NOCTIFERIA so interessant macht. Technisch können sie durchaus mit der Oberliga mithalten und auch die Songs präsentieren sich mit einem durchdachten Gerüst. Die Ausgewogenheit der unterschiedlichen Elemente, die bei vielen anderen zu einem unnötigen Ballast führt, wurde von ihnen mit der richtigen Dosis zur richtigen Zeit eingesetzt - fast immer. Aber auch diese Passagen gehen vorbei und machen Platz für neues und vor allem auch Gutes. An einigen Stellen vielleicht wie gesagt noch zu etwas zu langweilig, so ist der eingeschlagene Weg durchaus interessant genug um sie im Auge zu behalten! Per aspera ad astra!
Von dieser Combo hatte ich im Vorfeld schon viel positives gehört und daher war meine Erwartungshaltung auch entsprechend hoch angesetzt. Leider ist das Ergebnis auf "Food" der Dortmunder JELLY PLANET, die mit diesem Album nach vielen Jahren und Konzerten im tiefen Untergrund vom Major Sony "unterstützt" werden, nicht so überzeugend, wie es uns das Marketing schmackhaft machen möchte. An was hapert es? Nun hauptsächlich an den Songs selbst, die größtenteils in einem wahren Soundwust aus Klängen, Samples, Loops, verzerrten Gitarren oder abgedrehten Keyboardsounds mit viel psychedellischem Flair untergehen und denen meistens das Wesentliche fehlt, nämlich eine klare Melodie oder auch einfach nur eine gute Gesangslinie. Klar, die Band hat sich auf dem über 60-minütigen "Food" zwar einer modernen Version des sogenannten Space Rocks" angenommen und vielleicht muß dies auch alles so "klingen" aber auf mich wirkt daß alles zu sehr geplant/gewollt, halt um der Effekte Willen produziert und nicht umgekehrt also songdienlicher d.h. eine gute musikalische Idee die durch diesen typischen Sound etwas verfremdet oder einfach nur mal eingebettet wird. Hier scheint es so, daß kaum oder nur wenig Substanz dahinter vorhanden ist, mal vom absolut untypischen und gleichzeitig erster Single "Anyway" abgesehen (kljngt nach modernem Alternative Rock mit tiefen Gitarren, wenn auch die vielen Wiederholungen schon etwas nerven) sowie dem kraftvolle und treibende und etwas härtere "Light of her Galaxy", dieser Track klingt eher nach KYUSS oder MONSTER MAGNET. Wie gesagt, diese beiden Songs sind (leider) nicht stellvertretend für den Rest des Albums. Eines kann man JELLY PLANET dabei sicher nicht absprechen, sie haben sich sehr viel Mühe gegeben und haben einen recht anspruchsvollen ja geradezu experimentellen Sound-Cocktail angerührt, der sich am psychedelischen, hippiemäßigen Space-Rock der 70er-Jahre orientiert. Manchmal hört sich das regelrecht an, als wäre die Band bei den Aufnahmen auf Drogen gewesen, so total abgedreht klingen große Teile von Food mit diesen verzerrten Instrumental-Passagen mit Sitarquerschlägern, orgelnden Keys, wimmernden E-Gitarren, sabbernden und schleppenden Bass sowie diesem scheppernden, blechernd lärmenden Drums, wie ich sie so sehr "liebe". "Food" ist ganz sicher eine über weite Strecken irgendwie schon originell klingende CD geworden, dürfte aber auch ganz sicher nicht jedermanns Sache sein. Dem Space Rock haben JELLY PLANET hierbei ein modernes Gesicht gegeben, wenn ich mir auch etwas mehr Betonung auf die Songs selbst und nicht das Drumherum gewünscht hätte. Ach ja fast vergessen, eine coole BYRDS-Nummer "Eight miles high" haben sie sich als Cover vorgenommen und hier überzeugen sich mich wirklich mal richtig. Ansonsten dümpelt das Raumschiff durch verschachtelte Klangorgien und verliert sich oft in Effekten, das Ganze gipfelt dann noch in dem völlig überflüssigen Collage "Sex in Space" - viel Wind um nichts.
Frankreich ist nicht gerade berühmt für Musik härterer Machart. Mit DARK POETRY hat aber eine Scheibe den Weg über den Rhein gefunden, welche genau dieses Genre bedient. Auf DARK POETRY’s Debüt "An Ugly Little Freak” erwartet uns eine Mixtur aus komplexem, melodischem Heavy Metal Sound mit Trash-Einflüssen und vor allem Death Metal der Marke Dimmu Borgir. Die 1997 in Bergerac (wo immer das in Frankreich sein mag) gegründete Kapelle bemühte sich bereits in den Anfangstagen einen Sound zu kreieren, der schwedisches Todesblei mit Power Metal vermengte. Dieser Linie sind sie konsequent gefolgt, so dass nun ein Album herauskam, in welchem melodische, durch Keyboards unterstütze Parts und rifforientierte Grundstrukturen immer wieder von waren Shoutattacken des Lead-Sänger Kromstadt unterbrochen werden, nur um dann in einem Doublebass-Orkan unterzugehen. Das auch Bands wie Sepultura und Machine Head zu den Einflüssen von DARK POETRY gehören lässt sich nicht verleugnen. Und auch wenn zu den Vorbildern noch ein Stück Weg zurückgelegt werden muss - musikalisch gesehen haben die Franzosen bereits einen beachtlich hohen Standard erreicht. Beste Beispiele dafür sind das eher beschauliche "Fistfuk" und das äußerst abwechslungsreiche, achtminütige Abschlussstück "Soldier". Fans und Sammler harter Töne, welche auch mal unbekannten Bands aus exotischen Landen ;-) eine Chance geben, können in "An Ugly Little Freak" ruhig mal reinhören.
Hell yeah! Bluttriefend-rohes Frischfleisch für die ausgehungerte Vollbedienungs-Fraktion: Die neue CHILDREN OF BODOM ist da! Bereits der Einstieg bietet dem geneigten C.O.B.-Afficionado mit "Needled 24/7" exakt die heiß ersehnte Neuware: Melodic Death Metal mit einem Lead, wie es schärfer und prägnanter außer Kompositions-Genie Alexi Laiho wohl kaum jemand komponieren kann - da kreist die Axt. Das anschließende, brachiale "Sixpounder" überrascht mit seiner Alice Cooper-lastigen Bridge, hält das sehr hohe Niveau jedoch mühelos. Auf diesem Level geht es weiter, und die Mitte der Platte hält mit dem überragenden Slow Tempo-Stampfer "Angels Don’t Kill" nur eine kurze Verschnaufpause bereit. Das anschließende "Triple Corpse Hammerblow" könnte mit seiner unverschämt eingängigen Hookline auch aus der Nightwish-Feder stammen, bevor es mit "You’re Better Off Dead" wieder den Zehntonner auf die Mütze gibt - da neigt sich des Rezensenten Haupt recht ehrfurchtsvoll. Beim treibenden "Lil’ Bloodred Ridin’ Hood" (Titel des Monats) geht in meinem Gesicht die Sonne auf, und beim abschließenden Titeltrack platzt mir vor Freude fast die Fruchtblase. Selten waren viel zu kurze 37 Minuten für mich intensiver - eine brillante Produktion und neun absolute Killertracks lassen nur eines zu: Buy or fuckin’ die! (heavy)
So wirklich restlos überzeugen konnten mich die Jungs aus dem düsteren Finnland bisher eigentlich noch nie. Doch abgesehen von den in fast jeder Sammlung fehlenden Euros aus selbigem Land, sind sie doch eins der wenigen Dinge aus dem höchsten Norden dass erstaunlich viele Menschen zur Sammeltätigkeit animiert - seien es Unmengen an fanshirttragen Kerlen oder Importe aus dem fernen Japan. Und eben solche Hörer wie mich bisher doch eher zum Lächeln als zu wilden orgiastischen Jubelstürmen hingerissen hat. Doch "Hat Crew Deathroll" ist anders. Nicht gänzlich umgekrempelt, aber doch geändert haben die fünf ihren Stil. Erwachsenenreife möchte ich ihnen och nicht attestieren, aber die Jugend steht definitiv in voller Blüte. Der unglaublich klischeebeladene Sound der Vorgänger hat eine kernige Note bekommen. Etwas weg vom Melodic Death hin zu beinahe thrashigen Anleihen. Mit einem sicherlich zu ihrer bisherigen Klientel schielendem Auge wurden aber auch die Keyboards beibehalten, auch wenn sie von ihrer tragenden Rolle zum Glück etwas abgeben mussten. Die Riffs sind rauer geworden, der generelle Eindruck scheint etwas kreativer als bisher - was soweit geht bei Songs wie "Sixpounder" mit einem fast poopigen Chorus zu glänzen. Diese Experimentierfreudigkeit - obwohl das Wort viel zu weit geht - reicht jedoch nicht in Ansätzen an etwa das heran, was In Flames versucht haben und doch rechne ich ihnen den Versuch hoch an, auch wenn es stellenweise nach einem missglückten Befreiungsschlag klingt. Auf der einen Seite hinterlässt das Album einen positiven Gesamteindruck und das nicht zuletzt aufgrund des raueren Sounds, auf der anderen Seite fällt dieses Album kaum mehr durch Besonderheiten auf. Gewagte Sache - und genau das wollte man damit wohl vermeiden!
Wenn der werte Herr Heppner etwas macht, dann richtig. Es geht nicht darum ein nettes Liedchen zu schreiben, sondern es wird einmal mehr Popkultur in höchster Perfektion zelebriert. "Kein Zurück" ist eine Ballade an der manch andere lernen könnten wie es geht. Heppner hat ein äußerst tragisches Lied voller Herzschmerz für diese Maxi ausgewählt - Die Melodie trifft voll in dieses wohlbekannte Zentrum im Gehirn, welches dafür verantwortlich ist, dass man ein Lied 100 mal hintereinander hören muss. Den Text kann sich jeder so zurechtlegen, dass er zur letzten Trennung oder der letzten Enttäuschung passt und dieses Kalkül ist wohl das einzige das man ihm vorwerfen könnte. Der Mensch ist schon manchmal ein kleiner Sadist wenn es darum geht die Laune am Tiefpunkt zu halten, und dafür bietet "Kein Zurück" die musikalische Begleitung. Selten war traurig sein so schön.
Na, klar Ann Boleyn gründete HELLION in einem Geisterhaus. Und Oppa Boleyn kannte Aleister Crowley. Jau, okkult wie Hölle! Die Musik aber präsentiert sich in ganz anderem Gewand. US-Power-Metal ist’s mit Frauengesang, aber keine Angst, die Dame begibt sich nicht auf ausgelatschte Pfade der Operetten-Träller-Tanten, sondern rock-röhrt amtlich ab. 20 Jahre ist die Kollegin sicherlich im Geschäft, führt, wenn ich nicht irre, außerdem das Label New Renaissance Records. Der erste (Titel-)Track Lied hört sich voll nach Savage Grace an, die Dame hat also prompt ´nen Stein im Brett (jedenfalls bei mir). Das folgende "Resurection" hängt mit klebrigen Gesangslinien sofort im Öhrchen, die prima Produktion tut ein Übriges. Tempomäßig bleibt’s meistens mittel bis schleppend, ausführliche Gitarrensoli (wie beim ein wenig einbrechenden "Welcome") unterstreichen den 80er-Charme ebenso wie die auffällig eingängigen Chorgesänge ("Revenge") und, um es noch mal zu sagen, die interessante Stimme von Frau Boleyn. Ann und Kollegen präsentieren ein wirklich ordentliches Comeback-Scheibchen, das mit mehr als 60 Minuten ein ordentliches Stück, irgendwo zwischen Hard-Rock und Power Metal, liefert. Auch, wenn es mir stellenweise etwas zu dröge (vielleicht durch nicht genügend Tempi-Wechsel?) wirkt, sorgt die Dame des Hauses mit ihrer wirklich wiedererkennbaren Stimme für spannende, ein bisschen archaische Atmosphäre. Dennoch wirkt die Musik nicht wirklich altbacken. So geht’s also heute in LA ab. Ob die "Queen Of Hell" immer noch im verwunschenen Heim residiert? Prüft’s doch nach, vielleicht klappt’s dann mit einem Treffen - wenn’s beliebt im Plattenladen. Metal-Freunde, die auf Frauen-Gesang in Richtung Doro oder Jutta Weinhold (aber wirklich nur als grober Anhalt, außerdem kenne ich gar nicht viel mehr ordentliche "Metal-Miezen"…) stehen oder auf US-Metal, die sollten mal nachschauen. . Oder um es mit Lied elf auszudrücken: "See You In Hell". Yeah.