Nach dem, jedenfalls für meinen Geschmack, bereits recht starken Debütalbum "Rockola" von SUIT YOURSELF (welches übrigends einige recht heftige Kontroversen nach dem veröffentlichten Review bei MI auslöste) haben die Jungs jetzt mit ihrer aktuellen CD "Parka" (zu dem "dollen" Titel sag’ ich jetzt lieber mal nix!) einen sehr wichtigen Schritt noch weiter nach vorne gemacht. Von der teilweise etwas naiven Leichtigkeit oder wie manche Kritiker es damals ausdrückten zu stark vorhersehbar gemachte Rocksongs, des Vorgängers ist so gut wie nichts mehr übrig geblieben. Die Band zeigt sich in Punkto Musikalität (Songs), Instrumentierung aber auch vom Gesamteindruck her betrachtet, deutlich homogner und stilsitisch erwachsener. Der zuvor stets etwas unterschwellig herrschende Fun-Charakter ist einem deutlich mehr ambitionierteren, manchmal sogar recht düster-sperrigen Alternative Sound gewichen. Es geht deutlich anspruchsvoller zu im Hause SUIT YOUSELF und das tut dem Ganzen nur gut. Die Songs sind teilweise recht aggressiv ausgefallen bieten vielerlei neue Facetten, beinhalten noch mehr Ausrduck und bewegen sich im weiten Feld zwischen Punk, Rock und Alternative. Trotzdem hat man nicht das Feeling für schöne Melodien ganz aus den Augen verloren, wenn sich auch die Eingängigkeit stellenweise bei so manchem Hörer erst nach dem dritten Hördurchgang einstellen wird. Aber dafür hält es um so länger an, eine nähere Beschäftigung lohnt sich in jedem Fall. Bei dem spitzenmäßigen, aufgewühlten beinahe schon wütend klingenden "Delicate" bewegt sich der Sänger in Gefielden, die stark an LIVE erinnern ohne aber dabei "nur" schlicht abzukupfern. Weitere durchaus positive "Anklänge" sind bei dem treibenden "Call It Fate" (könnte von COLLECTIVE SOUL stammen) zu finden oder auch das völlig relaxte "Dave", hier kommt man nicht umhin in ein gewisses LENNY KRAVITZ Dejavu zu verfallen. Mein ganz persönlicher Favorit ist aber das herrlich fließende "Gain Our Ends" mit seinem wunderbar leichten INDIE-Einschlag. Bezüglich des Songwritings ist hier alles stimmig und zwischen gut hervorragend einzustufen, der Mix zwischen abwechslungsreich und relativ starker Komplexität bzw. vielseitger Rhythmik macht Abnutzungserscheinungen ziemlich unmöglich. Abschließend muß der Klasse Frontman Marc noch mal besonders erwähnt werden - seine ausdruckstarken Liveleistungen (u.a. beim Taubertal Festival bereits selbst erlebt!) hat hier auf CD authentisch umsetzen können, er verleiht den Hooklines einen erdigen aber trotzdem catchy Charakter. Für alle Alternative Jünger ist "Parka" von SUI YOURSELF eine absolute Pflichtveranstaltung und für alle anderen zumindestens einaml reinhörenswert.
Trotz eines ziemlich rifflastigen, beinahe schon stark in die Alternative-Metal Richtung abdriftenden sehr guten Openers "Take You On A Ride" ist die muskalischen Grundausrichtung auf "The Weight Of The Circumstances", der dritten Langrille von DIE HAPPY, eindeutig: Die Entwicklung mit dem Vorgängeralbum immer mehr weg vom Crossover/Metal der Anfangstage hin zu Rocksongs mit diesem typischen "Happy-Popflair" wurde hier konsequent weiter fortgeführt. Manche Kritiker sowie auch Fans neigen deshalb der Band bereits den negativ geprägten Mainstreamstempel auf’s Auge z drücken aber DIE HAPPY haben sich nach eigenem Bekunden eben für diesen Weg bewußt so entschieden. Die Ulmer Formation mit ihrer vor Energie geradezu sprühenden Ausnahmesängerin Marta Jandova haben sich in den letzten Jahren bei vielen Konzerten sprichwörtlich den A.. abgespielt und dafür eine sehr treue und nach jedem Gig zu recht wachsende Fangemeinde gewonnen. Mit diesem dritten Werk soll jetzt eindeutig auch der internationale Markt in Angriff genommen werden, wobei das relativ einfach gestrickte aber gut gemachte "Big Boy" hier stellvertretend stehen mag, jedenfalls hat man sich dazu gleich zwei höchst unterschiedliche Produzententeams mit ins Boot geholt: Zum einen die Jungs von The Matrix (u.a. AVRIL LAVIGNE) sowie diverse Musiker in Schweden wie z.B. der Gitarrist von LAMBRETTA Anders Eliasson mit dem man zusammen den Eröffnungstrack geschrieben hat - für meinen Geschmack ist dieses Experiment durchaus gelungen, Produktion und Sound sind, trotz allerlei moderner Effekte, hervorragend geworden. Klar prägend für diese Band ist natürlich die Stimme von Marta und die singt/schreit/flüstert und röhrt sich durch einen Mix aus einigen Balladen und in der Mehrzahl unterscheidlichster Midtempo Rocksongs, daß es wieder eine wahre Freude ist. Ihre zum teil recht authentischen Texte sind ebenfalls gelungen, wobei sie sich besonders bei dem aggressiven Rocker "Mannequin" auch eigenen Frust, ob ihrer Reduzierung von vielen Seiten auf das rein Äußerliche, von der der Seele gesungen haben dürfte. Songmäßig gibt´s lediglich einen mehr oder weniger "Ausfall", denn das nur knapp an der Kitschgrenze vorbeischrammende "Slow Day" überzeugt einzig durch die Stimme noch einigermaßen. Dagegen ist "Wrong" als Ballade schon wesentlich besser gelungen und wirkt nicht so aufgesetzt. Bei den restlichen Tracks sind noch der Uptempo Kracher "Your Soul Is A Pilot" oder das hymnische "Worlds Away" besonders zu erwähnen. Als Fazit bleibt festzuhalten daß "The Weight Of The Circumstances" ganz sicher eine gute CD geworden ist aber halt auch nicht mehr. Das richtige "Livefeeling" bzw. den wahren Charakter von DIE HAPPY spiegelt sich für mich auf der Konserve nicht zu 100 Prozent wieder. Wenn es gelingt beim nächsten Werk dieses große Potential der Band richtig umzusetzen dann erst wird der ganz große Wurf eher wahrscheinlich sein. Außerdem sollte sich die Band wieder auf ihre eigenen Tugenden bzw. Fähigkeiten verlassen, zu starke äußerliche Einflüsse, wie auch immer, sind nämlich unnötig!
Wohl kaum ein anderes Album ist von der Todesblei-Gemeinde in den letzten Monaten mehr erwartet worden als der neue Hammer von Barnes & Co.. Nach dem in der Szene kritisch diskutierten letzten Langeisen, "True Carnage", war man gespannt, ob sich die Jungs wieder auf die glorreichen Tugenden ihrer beiden obergeilen Brecher "Warpath" und "Maximum Violence" konzentrieren würden, denn seinerzeit dominierte grooveorientierter, furztrockener Dampframmensound, der gelegentlich an eine Death Metal-Version von AC/DC erinnerte. Hinzu kam die punktgenaue Growl-Röhre von Chris Barnes und fertig war der perfekte Kriegsapparat. Lange Rede, kurzer Sinn: "Bringer Of Blood" führt diese Tradition fort und überzeugt auf ganzer Linie, obwohl das Songwriting stellenweise etwas spektakulärer hätte ausfallen können. Aber wahrscheinlich sind es gerade diese schön simpel gestrickten Songs, die der Band ihre einzigartige Klasse verleihen. So lassen sägende Banger wie der grandiose Opener "Sick In The Head", das politisch motivierte "Amerika The Brutal", das treibende "Murdered In The Basement", der Titelsong, der Slo-Mo-Hit "Braindead" oder die Chuck Schuldiner-Hommage "Escape From The Grave" keine Wünsche offen und beweisen, dass die Sechsfüßler neben CANNIBAL CORPSE und BOLT THROWER zu den allerbesten Sensenmannkombos des Planten gehören. Wer sich sofort zu Kauf durchringt, wird mit einer Limited Edition belohnt, die neben dem eingedeutschten(!!!) Titelsong als Bonustrack ("Bringer Des Blutes") weiterhin eine DVD mit allerlei Backstagematerial enthält.
Eine der wenigen Wave & Synthie-Ikonen der 80er Jahre, Anne Clark beehrt ihre immer noch beachtliche Fangemeinde wieder mit einer neuen Akustik CD "From The Heart - Live In Bratislava". Und schon nach den ersten Eindrücken muß ich tatsächlich zugeben, das Teil gefällt mir mehr als gut, vor allem die Instrumentierung und der mächtig "volle" Klang für ein Livescheibchen überzeugt. Inhaltlich zeigt sich erneut die ernorme Vielschichtigkeit dieser sicher nicht ganz alltäglichen Musikerin, die sich heutzutage jenseits aller aktueller Trends erfolgreich bewegt. Es gab ja mal vor zig Jahren schon eine Art "Unplugged Album" aber dieser Mitschnitt eines Gigs der letzten Herbst-Tour legt doch viel mehr Wert auf die folkige Seite der Anne Clark. Hier dominieren viele fließende Gitarren, knackige Bongos, ein tolles Cello oder auch perlende Klavierläufe. Der einzigartige Sprechgesang mit diesen ungemein lyrischen Texten (u.a. vertonte Gedichte von Rainer Maria Rilke) als Markenzeichen bleibt ohne Einschränkung auch in diesem recht ungewohnten Soundgewand erhalten und ist geradezu exemplarisch für das doch eher romantisch-träumerisch geprägte Gesamtbild der Musik. Die nur nach außen hin stets etwas kühl wirkende Blonde, hatte bereits Anfang der 80er Jahre ihren recht eigentümlicher "Singstil" (in feinstem Oxford English) entwickelt und sich damit ihren festen Platz in den Charts erobert. Und dies alles in einer Zeit, als man "Hip Hop" in Europa noch für einen Hawaianischen Fruchtbarkeitstanz hielt und sich die Erfinder dieser "Bewegung" hinter brennenden Tonnen in der Bronx notdürftig verschanzten. Einer ihre bekanntesten Hits das etwas düstere "Our Darkness" (hier in einer tollen Pionofassung enthalten!), daß u.a. oft als Hintergrundmusik für viele Sendungen oder Filmbeiträge bekannt wurde, habe ich sogar noch als Vinylsingle im heimischen Plattenschrank stehen. Obwohl die 80er sicher als absolut kommerzieller Höhepunkt von Anne Clark zu sehen sind, trotz des kurzen Revivals in den 90ern bzw. im November 2002 mit "Hardest Heart" muß man der Weiterentwicklung der "Sängerin" zu einer ernsthaften Songwriterin bzw. Poetin große Anerkennung zollen. Demnächst kommt außerdem noch ihr erstes Buch heraus. Die typische wavige etwas traurig wirkende Melancholie in ihren Liedern kommt gerade bei diesen Aufnahmen besonders gut zur Geltung. Eine coole Version von "Sleeper In Metropolis" darf natürlich nicht fehlen und mutiert dabei beinahe zu einem astreinen Rocksong. Die heimliche Gewinner Tracks sind für mich aber eindeutig "Elegy For A Lost Summer" sowie "Dream Made Real" bei denen der hervorragend Keyboarder Murat Parlak mit seinen arabisch geprägten Vocals für eine wunderbar warmen Sound im Ethno-Worldmusik Gewande sorgt. Bei dem 10-minütigen Instrumental "Funky Acoustic Groove Thang Part 1" darf sich dann der Gitarrist mal so richtig austoben, so was gab’s bei Anne Clark bisher noch nie. Es befindet sich außerdem noch ein weiterer Song auf diesem Album "Abuse", der sich nicht in der Trackliste des Booklets wiederfindet aber ebenfalls sehr gelungen ist. Der Titel "From The Heart - Live In Bratislava" trifft die Sache auf den Punkt und ist daher genreübergreifend zu empfehlen.