Es ist April, draußen ist Kaiserwetter, die Sonne brennt einem den Maibock in die Birne und dem Gemüt steht es nach seichter Hintergrundberieselung. Das könnte ein Setting sein, in dem "Counter Culture" von SPARKPLUG funktioniert. Die Dänen spielen schon leicht gesetzten Rock ‘n’ Roll, der mal sehr verschroben und bluesig wird ("Hydrogen Jukebox", "Pre Fab Live") und in guten Momenten einen Anflug von MUSE bekommt (so am Anfang von "Lighthouse"). SPARKPLUG wollen wohl so vielseitig wie möglich sein und leisten sich z.B. für "AWAKE!" die ganz großen Stiefel, zitieren in Melodieführung und Spannungsbogen eifrig FAITH NO MORE - Sänger Frederik Hansen kann tatsächlich singen, wenn auch natürlich nicht ganz so episch wie Mike Patton. Zudem haben sich die Dänen die Worte von John Spencer zu Herzen genommen, beim Wort "Revolution" lasse sich der Mund so schön erotisch formen - die politische Message fügt sich in den Flow aus Hammond-Orgel und "Yeah! Yeah!"-singendem Backgroundchor. Das Problem liegt irgendwo anders, die "Zündkerze" (das ist ein SPARKPLUG) zündet nicht richtig. Da, wo bei D:A:D die Party losgehen würde, verschwurbeln sich SPARKPLUG in "psychedelischem" Orgel-Brimborium und 24:53 Minuten - so lange dauert der letzte Song "Lighthouse", und alles, was anschließend noch irgendwie auf Band gekommen ist, inklusive pubertärer Telefonscherze. Wahrscheinlich war da der Produzent schon zu Hause - Tommy Hansen hatte schon bei den "Keeper..."-Alben von HELLOWEEN die Finger an den Knöpfen. In schlechteren Momenten ist dieses Album einfach belanglos - leider ist das eine lange Zeitspanne...
Dan Swanö ist anscheinend wieder auf den Geschmack gekommen, Mucke zu machen. Nach der Edge Of Sanity-Rückkehr und Bloodbath hat er sich mit Rogga von Paganizer zusammengetan (der bei EoS einen Teil der Vocals übernommen hat) und RIBSPREADER aus der Taufe gehoben. Und wenn Rogga irgendwo mitmischt, kann nicht viel anderes als old schooliger Schwedentod rauskommen, das ist mal klar! RIBSPREADER scheren sich dann auch nicht darum originell oder ausgefallen zu klingen. Hier gibt’s einfach acht Death Metal-Songs vor den Latz geknallt, die ihre Wurzeln wie Grave, Unleashed und Konsorten nie verhehlen können - und wohl auch gar nicht wollen. In ihren selbstgesteckten Grenzen versucht "Bolted To The Cross" schon, Abwechslung zu bieten und mal nen langsamen Song ("Heavenless") oder dezent versteckte Soli ("The Unblessed") einzubauen, aber meistens regiert hier die groovende Old School-Kelle. Genau das will ich aber auch, wenn ich mir eine Schwedentod-Scheibe kaufe, ganz einfach. RIBSPREADER wollen zwar auch neue Leute zur einzig wahren schwedischen Musikform bringen, aber ob ihnen das gelingt, ist fraglich… ich wüsste jedenfalls nicht, was "Bolted To The Cross" anders (und damit attraktiver) als "Across The Open Sea" oder "Soulless" erscheinen lässt. Sind alles großartige Pladden, "Bolted To The Cross" ist ne großartige Pladde und fertig. Old school as fuck! So will ich das, so brauch ich das, so liebe ich das.
Sogar in Finnland scheint es Momente zu geben in denen Musiker erwachsener werden. Hätte man vor "Nattfödd" FINNTROLL vielleicht noch als eine musikalische Version von Pumuckel für Erwachse beschreiben können, fällt mir das nach dem neusten Album zunehmend schwerer. Nicht das sie nach dem Tod Somniums ihre Unbeschwertheit verloren hätten oder ihr neuer Sänger weniger aggressiv grunzen kann, aber "Nattfödd" kommt doch das ein ums andere Mal schneller zum Punkt als die Vorgänger. Auch die Übergänge zwischen wüstem Metal und folkig maskuliner Lagerfeuertanzbarkeit sind deutlich homogener ausgefallen und werden einem etwa bei "Det Iskalla Trollblod" nach einem düsteren überraschenden New-school Intro in Perfektion vor Augen geführt. Generell verändert haben die Finnen nichts und daran tun sie gut, denn es gibt heuer keine Band die auch nur versucht sich auf diese Gebiet zu wagen, dass FINNTROLL vor Jahren betraten. "Fiskarens Fiende" oder das vorab ausgekoppelte "Trollhammaren" als melodischere keyboardbelastete Wodka und Biervernichter, der sich langsam entwickelnde Opener oder das überraschend flotte und rohe "Marknadsvisan" für die Abwechslung. Und somit wird auch "Nattfödd" einmal mehr ein glänzender Stopp auf ihrem Weg zum Trollolymp sein, bei dem Ehre und Ru(h)m danach verteilt werden, wie man effizient und augenzwinkernd seine Audienz unterhält ohne sich gleich dem Holzhammerhumor zu verschreiben - Und wie man mit gekonnt witzigem Songwriting, gewollt technischen Durchschnitt der Bandmitglieder kompensiert. Großartig, was sonst!