Für Ihr Debüt-Release erhielten THE BRIGGS aus Boston von keinem Geringeren als MIGHTY MIGHTY BOSSTONES-Bassist Joe Gittleman Unterstützung, der die Platte nicht nur produzierte, sondern auch noch den Bass einspielte. Das Ergebnis ist die 6-Track-EP "Leaving The Ways" und die weiß durchaus zu überzeugen. THE BRIGGS spielen Streetpunk der alten Schule, bewegen sich dabei größtenteils im Mid-Tempo-Bereich, ziehen das Tempo aber auch immer mal wieder gehörig an, wie beim Hardcore-lastigen "All On Me". Die Songs sind kurz, grade und schnörkellos, die hymnenartigen Refrains verursachen akute Ohrwurm-Gefahr, die Gitarren sind dreckig und der Gesang grölig - was will man mehr? Dass die Band dabei äußerst vielseitig ist, zeigt sich vor allem im letzten Track, "Top 40", dessen Strophe einen deutlichen Reggae-Einschlag besitzt, wodurch der grade, punkrockige Refrain noch mehr nach vorne geht. Im Frühjahr 2005 soll das erste volle Album der jungen Band erscheinen, und aufgrund dieser vielversprechenden Erstveröffentlichung sollte man sich den Termin schon mal vormerken.
Kennt einer noch das Metallion? Das war so ein französisches Zine, das es früher immer kostenlos in jedem Plattenladen gab. Da war vor ein paar Jahren mal ein Track von POLTERCHRIST drauf, der jedem Fan technischen Geballers das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Vor zwei Jahren gab’s ein cooles Demo und jetzt sind die Amis endlich bei Season Of Mist gelandet und können "Engulfed By The Swarm" unter die Leute bringen. POLTERCHRIST gehen mit einer unglaublichen Raffinesse und einem technischen Können an ihre komplexen, die nur von wenigen Bands erreicht wird. Ich sach’ mal CRYPTOPSY, NILE, ATHEIST, DEATH - da wird klar, von welcher Art Death Metal hier sprechen muss. Jederzeit bereit, ausgetretene Pfade zu verlassen (zum Bleistift das Drum’n’Base-Intro bei "The Art Of Ferocity", dessen Rhythmus vom Anfangsriff aufgenommen wird), kommen die Jungs immer doch zu Potte und verzetteln sich nicht in ausufernden Jam-Sessions. Das liegt besonders an Drummer Brian, ehemals Death Metal-Hippie mit langen Zauseln und vor allem einem Gespür für perfektes Timing ausgestattet, das nur wenige Drummer haben. Wenn’s zum Song passt, blastet er alles in Grund und Boden, um im nächsten Moment den Song mit einem unglaublichen Groove voranzutreiben und so dafür zu sorgen, dass die Mucke bei aller Komplexität eingängig und nachvollziehbar bleibt. Und das ist ein ziemlich wichtiger Punkt, jedenfalls für mich. Nützt doch nix, wenn sich Mucker auf einer Platte in stundenlangen Solis oder technisch hochkomplexes, aber komplett wirr klingenden, Songs produzieren, man sich die Scheiße aber einfach nicht am Stück anhören kann. POLTERCHRIST verfallen diesem Rausch zum Glück nie und haben mit "Engulfed By The Swarm" eine grandiose Platte abgeliefert, die sie an die Spitze der technischen Metalbands bringt. Und wer waren noch mal MORBID ANGEL hehe?
SACRIFICIUM machen es mir nicht leicht: auf der einen Seite ist ihr Album "Cold Dead Piece Of Flesh" mit einem grandios growlenden Sänger, jeder Menge Groove und streckenweise fetten Gitarren bestückt, auf der anderen Seite rauscht die CD so an meinen Ohren vorbei und kein einziger Song konnte sich festsetzen. SACRIFICIUM sind handwerklich echt fit und können mit ihrem amerikanischen Death Metal in Sachen Technik locker mit vielen anderen Bands des Genres mithalten. Aber leider hapert’s beim Songwriting, wodurch die Scheibe keine Akzente setzt und man SACRIFICIUM schnell als weiteren gesichtslosen Abklatsch der Ami-Szene abtut. Die Sons grooven ganz gut und wissen durch intelligent gesetzte Breaks und Tempowechsel einiges an Spannung und Abwechslung aufzubauen, aber sind gleichzeitig nicht eingängig genug, um "Cold Dead Piece Of Flesh" aus der Masse heraus zu heben. Manchmal erinnert die Chose an SIX FEET UNDER ("Come Closer"), manchmal an SLAYER ("Psalm Of An Unborn”), aber auf Dauer ödet die Scheibe mich einfach an. Durchschnittlicher Death Metal, der das Schicksal anderer durchschnittlicher Scheiben teilen wird. Live sicher ganz cool, aber auf Silberling nicht sonderlich prickelnd.