HECATE ENTHRONED - die leben tatsächlich noch! 1997 hab ich mir die damalige Scheibe "The Slaughter Of Innocence..." gekauft und es gleich wieder bereut. Da waren die Engländer nur ein lahmer Abklatsch der großen Landsleute CRADLE OF FILTH. Anno 2004 ist das nicht mehr der Fall, der Dani Filth-Abklatsch am Mikro ist schon mal verschwunden. HECATE ENTHRONED setzen aber weiterhin auf symphonischen Black Metal, bei dem vor allem die Keyboards eine große Rolle spielen, mir aber ziemlich schnell auf die Nerven gingen, da ihr Spiel nicht wirklich abwechslungsreich ist. Positiv ausgedrückt. Man könnte auch bösartig sein und behaupten, dass der gute Mann hinter dem Keyboard immer die gleichen zwei Tasten drückt. Ähnlich langweilig ist der Drummer unterwegs, der vor allem in den Blastparts richtig abkackt und nicht annähernd Druck aufbauen kann ("As Fire"). Die Songs wirken strukturiert und um Abwechslung bemüht, was nach zehn Jahren gemeinsamer Mucke machen auch kein Wunder ist, bieten aber nur Bekanntes. Es finden sich keine großen Überraschungen, keine Songs, bei denen man mit den Ohren schlackert. "Redimus" ist eine durchschnittliche Black Metal-Scheibe, mit der HECATE ENTHRONED den Abstand zu Dani Filth und seiner Popband nicht verringern können.
Ein bisschen ALEX EMPIRE Namedropping macht noch keine Sensation. PANIC DHH ziehen alle Register der aggressiven Lärmerei, ballern schon beim Titeltrack ("Leader") schnelle Beats ohne erkennbare Intention aus dem Lautsprecher. Der ATR Geist des wilden Chaos schlummert in ihnen, ebenso überseeische NIN Sounds und europäische Noisekultur. Was PANIC DHH aber nicht schaffen, ist eine persönliche Note in den wütenden elektronischen Wust zu integrieren. Sobald sie etwas ruhiger werden, werden die Songs besser, als Höhepunkt bleibt aber stets nur die Flucht in wüste Brachialität. Würden sich nicht zu viele der Songs in sinnlose und oft gehörte Sampleorgien und stumpf überdrehten Noise ergießen, wäre sicher mehr zu holen gewesen. Sich kompromisslos geben, hat schon oft vom Wesentlichen abgelenkt. PANIC DHH führen mit "Panic Drives Human Herds" das weiter, was mit dem Unwort Cyberpunk mehr oder weniger ausstarb, zu essenzlos bewegen sie damit aber nichts.
Man könnte es Retro New Metal nennen, was die deutschen I TRIP auf ihrer EP "First Trip" musizieren. Im mainstreamigen Sinne völlig unzeitgemäßer New Metal im Stile älterer KORN, da gehört Mut und eine gute Portion Idealismus dazu. Bollernde Bässe aus dem tiefsten Keller, teils doch sehr exzessives Scratchen und für Gelegenheitshörer wenig schmeichelnde Melodien machen I TRIP zum Exoten der momentanen Szene. Zwischen monotoner Härte auf der einen Seite und abwechslungsreichem Gesang auf der anderen sind die Songs organisch produziert und gut strukturiert. Wirklich fesseln können sie mich dennoch nicht. Es mag am zu aufgesetzten Scratchen liegen oder daran, dass diese Musik bereits vor 15 Jahren gemacht wurde. Da hilft auch wenig, dass I TRIP nicht abkupfern sondern selber anpacken, mir fehlt schlicht der letzte Kick um diese Ideen über die Zeit zu retten. Freunde genannter Amerikaner können sie aber durchaus mal antesten, zwei Live-Videos gibt es obendrauf auch noch anzugucken.
Ein fünfzackiger Stern und die Band PORN nennen. Das ist Rock´n Roll, kann man als Arschgeweihalternative wunderschön auf den Steiß tätowieren und auf Tangas drucken. Ausgerechnet Frankreich, eigentlich nicht so das Land der extrovertierten Musikselbstdarsteller, hat PORN geboren. Und "Glitter, Danger & Toy Boyz" ist für euch Mädels da draußen. Der Titel ist Programm. Androgyner Gesang und melodiezentrierter Electrorock der förmlich danach gelüstet die Ohren mit tonalem Honig zu beschmieren, PORN lassen sich schnell in die Karten gucken. Viele Überraschungen braucht man aber auch nicht, denn PORN unterhalten vorzüglich, auch wenn es für Industrial Rock Enthusiasten sicher nicht sperrig genug sein wird. Einzig der stets gleiche Drumsound fällt auf der technischen Seite negativ auf, Songs wie "Toyboy" sind aber eine durchaus kurzweilige Alternative zwischen Cyberchic und Rock.
Ich bin ein wirklich ruhiger Mensch, den nicht so viel aufregen kann. Aber wenn ich den Typen in die Finger kriege, der den ersten Track auf der neuen OCTOBER FILE-Scheibe zu verantworten hat, dann gibt’s Haue! Schönes Gitarrenfiepen, ganz klasse. Andererseits ist der erste richtige Song, "Dead Air Transmission", ein so cooler rotziger Punksong geworden, dass ich fast gewillt bin, dieses quasi-Intro zu vergessen… aber nur fast hehe. OCTOBER FILE haben mal eine richtig fiese Punk-Scheibe rausgebracht, auf der sich um die 30 Songs tummelten - die Zeiten sind aber vorbei, statt kurzer fieser Attacken bietet "A Long Walk On A Short Pier" durchdachten Emo/ Punkrock, der wie beim erwähnten ersten Song ordentlich abgehen kann, genauso gut aber auch mal auf Gefühle jenseits von Wut setzt ("Enemy In A State"). Sehr cool ist das fast schon hypnotische "God Hates America", das im Prinzip aus nicht mehr als einem Riff und der immer wieder gebrüllten Zeile "God Hates America" besteht. Das könnte man locker als Gehirnwäsche einsetzen, nach hundert Durchgängen glaubt man das von ganz allein. Sänger Ben klingt in seinen besten Momenten wie der verschollene Bruder von Zak (RATM) und gehört zu den Sängern, die ihren Sidekicks auch mal ordentlich Zeit zum jammen einräumen "Enemy In A State". Dieses Entgegenkommen wissen die drei Instrumentenheinis auch zu nutzen und schütteln sich eingängige Riffs en masse aus dem Ärmel, wobei Basser Steve durch die gute Produktion vernünftig zur Geltung kommt und so manch’ coolen Basslauf im Repertoire hat. OCTOBER FILE ist mit dieser Scheibe eine verdammt gute Emoscheibe voller Aggression gelungen, die ein gutes Maß an Eingängigkeit, Gefühl und Wut findet. Respekt! Hat England doch mehr zu bieten als CRADLE OF FILTH und IRON MAIDEN…