Nach über 12 Jahren (!!) lassen die beiden Schwestern Anne & Nancy Wilson aus Seattle, besser bekannt unter der Firmierung HEART, endlich mal wieder so richtig neues Material unters Volk kommen. Doch insbesondere für "Alt"-Fans der Band ist durchaus (etwas) Vorsicht angebracht, denn auf dem aktuellen 18 Track (inkl. zei Bonustracks) umfassenden "Jupiters Darling" Album haben sich HEART vom zuletzt recht erfolgreichen 80er Mainstream Rock meilenweit entfernt und präsentieren eine realtiv gewöhnungsbedürftige Scheibe. Sie hatten ja damals einige weltweite Riesen Single-Hits wie "Barracuda”, "If Looks Could Kill, "These Dreams", "Alone" oder "All I Wanna Do Is Make Love To You " und verkauften von ihren Alben dabei weit über 30 Millionen Einheiten. Auf dem neuen Werk orientieren sich HEART aber doch wieder deutlich Retro angelehnt zurück an ihre Anfangstage in den 70ern. D.h. im Klartext es wird hier wieder gitarrenorientierter, authentischer Rock fast ohne jeglichen Keyboardpomp oder sonstige synthetische Spielereien geboten. Die Mädels haben sich hierzu eine illustre Musikerschar mit ins Studio geholt, um ihren großen Idolen LED ZEPPELIN, songwriterisch die Stirn zu bieten und diesen typischen Sound mit neuen Impulsen zu versehen, was aber nicht ganz über die üppige Gesamtlänge von rund 70 Minuten funktioniert. Rockgrößen wie Mike Inez (u.a. Alice In Chains, Ozzy Osbourne), Jerry Cantrell (Ex-lice In Chains, Circus Of Power) und Mike McCready (Pearl Jam, Mad Season) oder Songschreiberikone Craig Bartock (Gitarre) haben die Kompositionen der beiden Wilson Schwestern bei fast der hälfte der songs in ein fast schon unplugged bzw. reduziertes halbakustisches Gitarrengewand gepackt. Wobei insbesondere bei etwas volumigeren Parts das ein oder andere gelungene Grungeriff zum Einsatz kommt - die charakteristischen warmen und kraftvollen HEART-Gesangsparts kommen dabei aber nie zu kurz. Auch klar sein dürfte, die gefühlvollen Balladen ("I Need Rain", "No Other Love") seit je her Markenzeichen der Band, fallen natürlich nicht komplett unter den Tisch, ja es gibt sogar einiges an Folk/Countryflair bei den Songs (z.B. "Things"), nur "einfache" AOR Refrainkiller sucht man hier vergeblich. Einige der Tracks sind sogar relativ sperrig und mit ganz leichtem progressiven Touch ausgestattet, hier braucht es schon etwas (Hör.) Geduld. Richtige Ausfälle gibt’s in dem Sinne eigentlich nicht allenfalls einige Längen haben sich Zwischendurch schon eingeschlichen. Ansonsten besticht Anne Wilson nachwievor mit einer klasse Stimme, Nancy zeigt ebenfalls eine solide Leistung an der Gitarre und die knochentrockene Produktion paßt zu dieser Musik. Wie gesagt, nicht alle Songs sind zu 100 Prozent überzeugend (u.a. das mir etwas zu schräge "Fallen Ones") und manchmal ist es einfach etwas zu viel des guten in diesem akustischen-melancholischen Stil, trotzdem befinden sich neben einem gelungene Opener "Make me" und beiden Groovemonstern "The Oldest Story In The World" und "Move On" sowie dem Rocker"Vainglorious" doch einige herausragende Titel auf "Jupiters Darling". Ansonsten sollte man sich nicht gleich vom wirklich kitschigen Cover abschrecken lassen, ein ausführliches sowie schön gestaltetes Booklet entschädigt hierfür und dem (sicher nicht sofort bei Jedermann einschlagenden) musikalischen Inhalten muß man einfach intensiver beschäftigen.
Aus dem finnischen Örtchen Karhula stammt die Formation MANITOU, die mit "The Mad Moon Rising" schon ihren sechsten Release abfeuert, wobei es sich jedoch bei den ersten fünf Scheiben um Demos handelte. Mit soviel "Übung" im Gepäck stellt sich also die Frage, ob das neue Album eine hörenswerte Angelegenheit darstellt. Antwort: bedingt. Stilistisch erinnern MANITOU etwas an die ebenfalls aus Finnland stammenden THUNDERSTONE, wirken mit ihren leicht melancholischen Vibes aber etwas "finnischer" als die Donnersteine, was zumindest bei mir eine Prise (neuere) SENTENCED aufdrängt. Wer mit einer solchen Mischung klarkommt, hat hier sicher keine Probleme, auch wenn das Songwriting nicht die Vorgabe etwa beider oben genannter Bands erreicht. Der Titelsong entpuppt sich am Anfang als treibender Ohrwurm, danach fällt die Sache aber etwas ins Bodenlose. Zu unprägnant sind die Songstrukturen, zu 08 / 15 die musikalische Umsetzung. Als weiterhin toller Track entpuppt sich das episch angehauchte "Ancestral Territories", das eine sehr gute Blaupause für das Album hätte sein können. Für das berühmte "erste Mal" ist "The Mad Moon Rising" keine ganz schlechte, aber auch nicht sonderlich essentielle Vorstellung geworden. Trotz der ganz akzeptablen Produktion ist das Teil nicht gerade das, was man als "Pflichtkauf" ausschreiben kann.
HECATE ENTHRONED - die leben tatsächlich noch! 1997 hab ich mir die damalige Scheibe "The Slaughter Of Innocence..." gekauft und es gleich wieder bereut. Da waren die Engländer nur ein lahmer Abklatsch der großen Landsleute CRADLE OF FILTH. Anno 2004 ist das nicht mehr der Fall, der Dani Filth-Abklatsch am Mikro ist schon mal verschwunden. HECATE ENTHRONED setzen aber weiterhin auf symphonischen Black Metal, bei dem vor allem die Keyboards eine große Rolle spielen, mir aber ziemlich schnell auf die Nerven gingen, da ihr Spiel nicht wirklich abwechslungsreich ist. Positiv ausgedrückt. Man könnte auch bösartig sein und behaupten, dass der gute Mann hinter dem Keyboard immer die gleichen zwei Tasten drückt. Ähnlich langweilig ist der Drummer unterwegs, der vor allem in den Blastparts richtig abkackt und nicht annähernd Druck aufbauen kann ("As Fire"). Die Songs wirken strukturiert und um Abwechslung bemüht, was nach zehn Jahren gemeinsamer Mucke machen auch kein Wunder ist, bieten aber nur Bekanntes. Es finden sich keine großen Überraschungen, keine Songs, bei denen man mit den Ohren schlackert. "Redimus" ist eine durchschnittliche Black Metal-Scheibe, mit der HECATE ENTHRONED den Abstand zu Dani Filth und seiner Popband nicht verringern können.