DEREK SHERINIAN, seines Zeichens Keyboarder (Dream Theater, Platypus, Planet X) mit langjähriger Liveerfahrung (unter anderem auch schon mit Kiss und Alice Cooper unterwegs) legt nun seinen dritten Solostreich namens "Mythology" vor. Geboten wird hochwertige Instrumentalkost von Metal über Progrock bis hin zu rockenden Jazzpassagen und semiakustischen Parts, bei welchen Mr. Sherinian nicht penetrant sein Keyboard in den Vordergrund stellt, sondern seinen Kompositionen eine abwechslungsreiche Instrumentalisierung verpasst. Über weite Strecken ähnelt "Mythology" nämlich eher dem Soloalbum eines Gitarristen. Schon der ultrastarke, achtminütige Opener "Day Of The Dead" bietet zum Beispiel genügend Spielraum für die ausgezeichnet eingebundenen Gitarristen Zakk Wylde (Ozzy Osbourne, Black Label Society), Steve Lukather (Toto) und Allan Holdsworth (UK) - harte Metalriffs treffen meisterhaftes Gitarren- und Keyboardspiel - großes Kino. Das nachfolgende "Alpha Burst" ist nicht so spektakulär (dafür sehr eingängig) und erinnert an eine Joe Satriani-Nummer (hier darf sich Steve Stevens verkünsteln). Besser wird es dann wieder mit dem metallischen "God Of War". Zakk Wylde legt hier einen harten rhythmischen Teppich aus, auf dem John Sykes (Blue Murder, Thin Lizzy) gekonnt seine Soli ausbreitet. Anders, aber echt gelungen dann "Goin To Church". Die spanisch angehauchte Flamenconummer besticht vor allem durch das virtuose Spiel des ehemalige Billy Idol Gitarrero Steve Stevens. Nach einer wieder eher uninspirierenden Nummer - "El Flamingo Suave" ist zwar total melodisch, klingt aber wie oft gehört - kommt mit "Trojan Horse" ein echtes Highlight. Nach versöhnlichem Beginn kommt es zu einem regelrechten Zweikampf zwischen der Violine von Jerry Goodman (Mahavishnu Orchestra) und DEREK SHERINIAN - klasse. Bei "One Way To The Other" ist dann headbanging time angesagt, "A View From The Sky” ist der ruhige Moment des Albums (Solo Steve Stevens) und "The River Song” erinnert vom Tempo wie vom Gesang (Zakk Wylde) ein wenig an das letzte Black Label Society Output. Ach ja, auch die Stammbesatzung auf DEREK SHERINIAN Nummer drei lässt sich sehen, als da wären Tony Franklin am Bass sowie die beiden Toto-Jungs Steve Lukather/Gitarre und Simon Phillips/Schlagzeug welche ein solides, jederzeit hochklassiges Fundament für die Eskapaden von Sherinian und seinen Gastmusikern legen. Für Instrumentalfreaks hat die vorweihnachtliche Zeit ja einiges zu bieten - unter anderem halt auch DEREK SHERINIAN und sein hochkarätiges Orchester. Ottonormalhörer wird das eher kalt lassen - neben genannten Freunden instrumentaler Klänge sollten vor allem Musiker mal die Lauscher aufmachen.
Eines muss man den Releases von Wöllis Label Goldene Zeiten lassen: Allesamt sind wirklich gute Produktionen, klar und transparent, aber fett in den Gitarren und den Drums. So auch im Falle des Debüts von STIGMA, über das es aber ansonsten nicht viel Positives zu berichten gibt. Aber fangen wir vorne an: angesiedelt zwischen Alternative Pop und New Rock wechseln sich ganz im Stile von NICKELBACK und Konsorten zugegebenermaßen sehr fett groovende Riffs und melodisch-ruhige Parts ab. Die Arrangements sind dabei fast durchgehend identisch: Rockiges Riff - ruhige, melodische Strophe - melodischer Refrain mit dicken Gitarren im Hintergrund. Das wird ziemlich schnell langweilig, da irgendwann alles gleich klingt und man die CD spätestens nach der Hälfte getrost zur Seite legen kann, da man eh schon alles gehört hat, was die Band zu bieten hat. Was zunächst aber äußerst positiv auffällt, ist die wirklich tolle Stimme von Sänger Marcus Modwozinski, die vor allem an den harten Stellen sehr druckvoll und dreckig rüberkommt. Problematisch sind allerdings die ruhigen Passagen, denn da verfällt er zu oft in einen nölig-schleimigen Singsang, der unangenehm an die SÖHNE MANNHEIMS erinnert. In diese Richtung tendieren z. T. leider auch die Texte: "Ich will meine Seele befreien" klingt einfach zu sehr nach Ober-Nervbacke Xavier Naidoo. Herrn Modwozinski ist es dann auch nicht zu blöd, in diversen Textzeilen 1000 mal gehörte Klischees wie "Ich hab´ geträumt von Dir" oder "Der Regen kommt, der Regen geht" zu intonieren. Dazu gehört schon jede Menge Mut. Ein weiteres Problem der CD ist aber, dass die eingangs erwähnte extrem gute Produktion in Überproduktion umschlägt, z. B. in der Ballade "Irrweg", die eigentlich sehr schöne Harmonien besitzt, mit einer schlichten akustischen Gitarre anstatt von Keyboard-Streichern und elektronischem Beat aber wesentlich eindrucksvoller wäre. Weniger wäre hier mehr gewesen. Den Tiefpunkt der Scheibe stellt aber "Gib nicht auf" dar: harmloser Kommerz-Radio-Pop, wie man ihn zur Zeit leider viel zu oft hört, einfallslos und platt. Wirklich gut ist eigentlich nur der letzte Track, "L.O.S.", der mit einem Stoner-Baller-Riff à la QUEENS OF THE STONE AGE alles wegbläst und nahezu ohne die üblichen Schnulz-Melodien auskommt. STIGMA sind sicherlich keine schlechte Band, aber es fehlen noch eine gehörige Portion Eigenständigkeit und Abwechslung.
Wer vom FLESHLESS-Sänger für dessen Label gesignt wird, macht Death Metal, da gibbet nix zu rütteln. Selbst wenn der Bandname an Black Metal-Combos erinnert. NOCTURNAL DEVOTION haben so manches Schwarzwurzel-Riff, sind aber hauptsächlich im amerikanischen Death Metal unterwegs und würden auf einer Tour mit FLESHLESS perfekter Opener sein. Die Songs sind alle zusammen ziemlich flott unterwegs und dadurch leider auch ein wenig eintönig, da ändern auch Mid Tempo-Parts wie bei "Feels Like Suicide" nicht viel dran. Sänger Mato growlt sich anständig durch die Songs, einzig Drummer Pleky hat hin und wieder leichte Schwankungen und gerade bei den Blast-Parts ordentlich zu ackern. Insgesamt eine durchschnittliche Scheibe.
Da hat der Torben mich glatt in die Irre geführt und eine neue ENTOMBED-Scheibe angepriesen. Hä, was nicht mitbekommen? War auch mein erster Gedanke. Und siehe da, bei "Unreal Estate" handelt es sich mitnichten um den "Inferno"-Nachfolger, sondern um ein Tondokument, dass eine ENTOMBED-Show aus dem Jahre 2002 für die Nachwelt festgehalten hat. Und nicht irgendeine, laut Band die beste Show, die sie jemals gespielt haben (gut, dass müssen sie sagen), es waren auch 30 Balletttänzerinnen anwesend, die zum Sound der Schweden durch die Gegend gehüpft sind. Is klar. Davon kriegt man auf der CD natürlich nicht sooo viel mit, da die guten Damen ja nur tanzen und nicht singen. Generell fehlt dieser Live-Scheibe ein wenig das "Live": kaum mal hört man das Publikum und Ansagen schon mal gar nicht. Warum ENTOMBED nur 11 Songs auf die Scheibe gepackt haben, wollte mir anfangs auch nicht den Kopf - die Jungs haben mittlerweile locker Material für eine Triple-Scheibe. Es macht aber schon Sinn, da die ganze Scheibe sehr düster ist (und sich sehr stark auf "Uprising" konzentriert) und eine wahllose Aneinanderreihung von Songs die Atmosphäre kaputtgemacht hätte. Die obligatorische Version von "Night Of The Vampire" klingt mal hammercool und das zum Outro geänderte "Left Hand Path" sind echte Highlights und "Chief Rebel Angel" ballert fett aus den Boxen. Aber es fehlt einfach der Live-Spirit und so ohne visuelle Untermalung (sprich: DVD), macht das Ballet nicht viel Sinn. So bleibt "Unreal Estate" was für beinharte ENTOMBED-Fans, der Rest wartet auf eine "echte" Live-Scheibe oder die DVD.
Was waren das für Zeiten. Als vor über 10 Jahren die H-BLOCKX auf keiner Fete fehlen durften. Als Hits wie "Move", "Rising´High" oder "Revolution" jeder mitgröhlen und mithüpfen konnte. Als es hier endlich eine eigene Alternative to RATM und Konsorten gab, als selbst alle, die nicht zu NIRVANA jammern wollten mit "Little Girl" eine schöne Ballade hatten, als die alternative Jugend ihre Konsenspartymusik gefunden hatten. Die Songs waren simpel, aber sie waren am Puls der Zeit. "More Than A Decade" ist nach ihrem Debut "Time To Move" sozusagen das zweite Best Of Album. Denn seit den Zeiten, in denen sie den Crossover in Deutschland erfanden, passierte musikalisch bei den Herren wenig. Ihre Fans wurden scheinbar schneller älter als sie selber, viel mehr als feiern konnte man zu H-BLOCKX nicht, ihr späterer moderner Rock bot wenig wegweisendes. Raggae und HipHop infiziert mit Dr. Ring Ding und seit ihrem Debut der Zeit immer einen Schritt hinterher. Aber will man denn eigentlich mehr als feiern? "More Than A Decade" hat viel Inhalt fürs Geld, über 70min Musik, bei 19 Tracks so ziemliche alle Maxis und bekannte Songs, ich persönlich vermisse nur den Smasher "This Is Not America" von ihrem Zweitling. Mit "True Faith" und "Stop Talking To Me" hält die CD auch für Fans zwei bisher unbekannte, neue Studiosongs bereit. Und da die H-BLOCKX vor allem live immer noch ordentlich unterhalten, ist diese Best Of auch als DVD erschienen, die neben allen Videos der Band insbesondere auch Eindrücke von zahlreichen Auftritten der wohl bekanntesten Band aus Münster bereithält.