InterviewWas ist das für ein Gefühl, von einem Rock-Promi wie Wölli entdeckt zu werden? Das ist doch bestimmt gut fürs Selbstvertrauen...
Natürlich tut es Dir gut, wenn jemand mit "Rock’n’Roll"-Geschichte auf Dich zukommt und Dir einen Plattenvertrag anbietet. Allerdings überwiegt bei der Zusammenarbeit mit Wölli der persönliche Kontakt als Musiker und Freund - so wie wir auch mit allen anderen in unserem Team eng zusammen stehen, und das gibt uns viel Kraft für das, was wir tun.
Wie kam es überhaupt zu der Zusammenarbeit? Angeblich hat Wölli einen Auftritt von Euch gesehen und war sehr angetan. Hat er Euch dort angesprochen und direkt einen Vertrag bei seinem Label Goldene Zeiten angeboten?
Das ist richtig, Wölli hat uns im März dieses Jahres live gesehen und gemocht. Anders als bei den drei anderen Bands, mit denen wir im nächsten Jahr auf "Goldene-Zeiten-Tour" gehen, haben wir uns nicht bei Wöllis sehr erfolgreichem Nachwuchsfestival "Rock Am Turm" beworben. Unser Produzent
Uwe Sabirowsky hat uns Wölli vorgestellt und ihn zu einer Show im Underground in Köln eingeladen. Nach der Show kam er dann auf uns zu und sagte mit seiner "100 Shows im Jahr"-Rock’n’Roll-Stimme: "Auf die Show könnt Ihr stolz sein, heute könnt Ihr mal richtig feiern". Dass das ein Angebot für eine Zusammenarbeit war, haben wir erst in den folgenden Tagen verstanden. Irgendwann sahen wir uns in Uwes Studio, und da wurde alles dingfest gemacht - allerdings auf Handschlag. Den eigentlichen Vertrag haben wir erst wenige Tage vor der VÖ unterzeichnet. Wölli hat uns da einfach vertraut… wir ihm auch.
Eure Debüt-CD ist extrem gut produziert. Es gibt viele Bands, die schon diverse Aufnahmen hinter sich haben, die aber wesentlich dünner klingen...
Vielen Dank für das Kompliment, Uwe wird sich freuen. Das Interessante an unserer Platte ist, dass sie in zwei Hälften aufgenommen wurde. Die Show, auf der Wölli uns "entdeckt" hat, war eigentlich eine Release-Show für unsere EP, die wir mit einem anderen Indie-Label in Eigenregie im April
veröffentlichen wollten. Sechs der auf dem Album untergebrachten Titel waren also schon vorher fertig. Als dann der Deal mit Wölli ins Haus stand, haben wir mit etwa 4 Monaten Abstand die andere Hälfte aufgenommen. Das hat uns geholfen, es ist sehr viel entspannter, nur sechs große Aufgaben
am Stück bewältigen zu müssen, nicht 12 oder 13. Grundsätzlich haben wir mit Uwe schon einige Male zusammengearbeitet, sei es bei anderen Bandprojekten oder alleine. Uwe ist da in gewisser Weise unser Mitglied Nummer vier, das hat einfach gepasst.
An vielen Stellen hört man im Hintergrund Synthies und andere Soundspielereien. Wie setzt Ihr das live um? Habt Ihr da einen vierten Mann dabei? Oder werden diese Passagen vom Band eingespielt?
Tja, da fragst Du was. Jedes Mal, wenn wir einen neuen Titel vorproduziert haben, stehen wir vor diesem Problem. Die Umsetzung auf der Bühne ist für uns mindestens noch einmal der gleiche Arbeitsaufwand, wie den Titel überhaupt zu erarbeiten. Ein vierter Mann kam allerdings nie wirklich
für uns in Frage. Die Bandchemie steht bei uns auf sehr festen Füßen, ein weiteres Mitglied wäre da momentan eine zu große Unbekannte. Gastmusiker waren auch nie Thema, die Musik ist zu sehr auf unsere persönliche Interpretation angewiesen - also arbeiten wir mit Händen und Füßen. Hört
sich albern an, ist es am Anfang auch, aber je mehr wir uns dem Grundklang des Titels nähern, desto einfacher wird es. Wir haben also einiges auf der Bühne, ich spiele Tasten neben der Gitarre, Andi steuert vieles über ein Fußmanual, wir samplen auch viel während des Konzerts. Vom Band kommt
allerdings nichts. Bis jetzt haben wir uns gut geschlagen, die Sounds der Platte setzen wir fast 1 zu 1 in der Dreier-Besetzung um.
Euer Produzent Uwe Sabirowsky war schon u. a. für THUMB, die BEATSTEAKS, Keith Caputo und Herbert Grönemeyer tätig, Euer Tourmanager ist auch verantwortlich für HEATHER NOVA und SUCH A SURGE. Ihr scheint also ganz schön gepusht zu werden. Habt Ihr keine Angst vor kommerziellem Ausverkauf?
Als Indielabel mit Wölli an vorderster Front hat Goldene Zeiten uns sehr viel zu bieten, aber vor allem eine Familie, auf die wir uns verlassen können. Chartpositionen oder riesige Tourslots sind da nicht
vorprogrammiert - wir sind kein Major und gerade erst am Anfang, wir haben nicht das Geld, um kurzfristig ganz oben einzusteigen. Aber von allen Erfolgen, ob kommerziell oder nicht, abgesehen: Wir sind alle zuversichtlich was die nächsten Jahre angeht. Die Bands auf unserem Label sind eigenständig und großartig, jetzt zählt vor allem unser aller Einsatz. Musikalisch haben wir absolute freie Hand gehabt.
Ihr habt als Studio-Projekt angefangen, Musik zu machen. Wie und wann kam die Idee, eine "richtige" Band daraus zu formieren?
In den 7 Jahren, die Andi und ich nun zusammen arbeiten, gab es mehrere Versuche, eine Band um unser Projekt zu formieren. Wir wollten die Musik live präsentieren, Veröffentlichungen als Solokünstler konnten wir uns auch nicht vorstellen. Wir haben alles Mögliche probiert und uns früher oder später wieder von den Leuten getrennt. Wir waren sicher nicht einfach, aber andererseits konnten Andi und ich zu zweit immer auf einem persönlichen Level arbeiten, den wir mit den Gruppen nie halten konnten. Ben war da sozusagen ein unerwartetes Geschenk. Wir haben uns bei einer Produktion in Uwes Studio kennen gelernt, nach wenigen Proben die erste Show zusammen gespielt.
Wie muss man sich Eure Musik von damals vorstellen? Was hat sich seitdem verändert?
Verändert hat sich vor allem die Konsequenz in der Herangehensweise. Der berühmte "Strauß Buntes" war unser Steckenpferd. Natürlich gab es auch damals schon reichlich Material im Stil der aktuellen Platte, am Interessantesten war es aber immer, die unbekannten Wege zu gehen.
Dementsprechend waren wir Rhythmusorientierter, mehr Rock, mehr Elektro, mehr dies und das aber vor allem immer anders. Natürlich auch anfälliger für den Zeitgeist, man hörte etwas und dachte: "Mensch, gute Sache. Mach ich auch". In gewisser Weise haben wir uns jetzt auf unsere Talente konzentriert, eben genau die Dinge gesucht und hoffentlich gefunden, die uns besonders machen - mehr Harmonie, weniger Amerika, mehr Melancholie im positiven Sinne, die Instrumente klarer definiert.
Welche Bands haben Euch am meisten beeinflusst? Welche beeinflussen Euch heute?
Wir haben alle sehr unterschiedliche Wurzeln, die erste Platte im Schrank war bei jedem eine andere. Natürlich spielen in meinem Leben die Beatles eine große Rolle, wie bei jedem Musiker, denke ich.
Allerdings habe ich seit Jahren keine Rockplatte gekauft. Es ist nicht besonders inspirierend, wenn man sozusagen immer zu Hause bleibt. Am meisten beeinflussen wir uns wohl gegenseitig.
Seht Ihr als Band mit deutschen Texten eine Gefahr, in der Deutsch-Rock-Ecke zu landen? Dieser Begriff ist ja ziemlich negativ besetzt...
Deutsch-Rock klingt leider wirklich nicht gut. Allein die Wortkombination ist grauenhaft. Andererseits zeigt der Begriff, wie viel es in diesem Genre noch zu entdecken gibt. Die letzten 50 Jahre haben wir Deutschen so gut wie keine Identität entwickelt, wir sind, positiv ausgedrückt, musikalische Weltbürger ohne eigene Persönlichkeit. P:LOT haben in dem Sinne keine feste Zielgruppe und gehören zu keiner Szene. Das war auch mit englischen Texten nie anders. Wir werden sehen, was wir für uns erreichen können.
Ernstzunehmende deutsche Rockbands, wie beispielsweise die BEATSTEAKS, spielen im Grunde amerikanische Musik mit englischen Texten. Bands, die auf Deutsch singen und zur Zeit gehypt werden, wie JULI oder SILBERMOND, machen harmlosen Kommerz-Pop-Rock. Wie seht Ihr die
Entwicklung der deutschen Rockmusik?
Die aktuell angesagten Bands leisten grundsätzlich eine wünschenswerte Arbeit. Sie eröffnen den drittgrößten Musikmarkt der Welt für deutschsprachige Künstler. Da spielt es in gewisser Weise nur eine untergeordnete Rolle, was das für Musik ist. Natürlich wünscht man sich hier und da mehr künstlerische Identität, vielleicht auch mehr musikalische Qualität. Andererseits ist der direkte Vergleich mit amerikanischen High-End-Produktionen so nicht gegeben. Die leichte "Laienhaftigkeit", die manchen dieser Produktionen anhaftet, ist ja gerade eines der Merkmale und Teil des erfolgreichen Gesamtkonzepts. Mit der fehlenden "Vollmündigkeit", die einigen der Bands anhaftet,
können wir uns nicht anfreunden. Vieles macht den Eindruck, dass alte Füchse für ihrer Meinung nach unbedarfte junge Leute vor Fernsehern Produkte verkaufen. Ich glaube auch nicht, dass das Publikum zwischen 15 und 35 nur auf eindeutig zweideutige Themen abfährt oder alles lustig sein muss. Es ist eben nicht alles lustig oder egal, und es ist eigentlich unverantwortlich, so zu tun.
Wie wichtig sind Deine Texte für Eure Musik?
Ich bin kein Dichter oder Schriftsteller und wir sind auch kein Lesezirkel. Wir sind Musiker. Je mehr die Texte die grundsätzliche Stimmung eines Songs darstellen und allgemein geltend machen, desto
besser ist er in unserem Sinne.
Auffällig viele Texte sind in der zweiten Person geschrieben. Willst Du dadurch den Zuhörer direkt ansprechen? Hast Du eine bestimmte Message?
Natürlich hat jeder Text einen guten Grund, warum ich ihn geschrieben habe, aber nur ein kleiner Teil ist wirklich über mich. Nur wenige Dinge sind im Leben wie bei jedem anderen auch. Liebe gehört dazu, da kann eine persönliche Geschichte auch für viele andere beispielhaft herhalten. Aber andere Stimmungen entstehen aus völlig unterschiedlichen Situation, wahrscheinlich verbinden auch viele mit einigen unserer Stücke andere Gefühle als wir - aber gerade das ist eine große Ehre. In gewisser Weise ist das der Charakter der Kunst. Ich wünschte, wir wären gerade in dieser Richtung noch um einiges Extremer, noch mehr Platz für den Zuhörer in der Musik. Wir werden sehen... Die
Konzerte in den letzten Wochen haben da große Entwicklungen gebracht.
Im Booklet Eurer CD finden sich Zitate von Franz Kafka und Hermann Hesse. Habt Ihr einen intellektuellen Anspruch an Eure Texte und Musik?
Intellektuell, tja... grundsätzlich haben wir diese Texte gewählt, weil es Texte sind, und das Booklet ist ein Heftchen und keine CD. Man hört nicht automatisch Musik beim Lesen, aber wir machen nun mal Musik. Ich habe unsere Texte nicht als Gedicht verfasst. In der deutschen Geschichte gibt es fantastische Beispiele für die Ästhetik der deutschen Sprache. So wie die deutsche Musik vernachlässigt wurde, ist die deutsche Literatur umso mehr eine großartige Kraft. Wir bewundern
das. Die Texte sind besonders gute Beschreibungen, warum wir überhaupt Musik machen. Wir hätten das nicht besser sagen können... also her damit. Wir wollen uns damit nicht vergleichen oder uns damit auf eine Stufe stellen, so wie es viele verstehen - in gewisser Weise übrigens auch eine typisch deutsche Eigenschaft. Ganz im Gegenteil zeigen wir
Respekt.
Wie seht Ihr Eure Chancen, auch im nicht-deutschsprachigen Ausland erfolgreich sein zu können?
Wir haben Ideen und Pläne, Asien reizt uns sehr. Wir alle bei Goldene Zeiten glauben daran, dass deutsche Sprache und Musik im Ausland auch dauerhaft gemocht und seinen Platz finden kann. Wenn nicht wir, dann eben eine andere Band. Englisch ist leider nicht mehr nur eine Weltsprache,
sondern für viele Völker auch zu einer Bedrohung geworden. In Asien werden gerade die Weichen für eine neue Ordnung gestellt, wenn man jetzt nicht schläft, kann Deutschland auch wieder kulturell eine
internationale Größe werden. Natürlich muss man dafür aber erstmal seine Hausaufgaben zu Hause machen. Wir freuen uns auf die Deutschlandtour mit Stigma, Cho-Jin und Capricorn im Dezember.
Welche Idee steckt hinter Eurem Bandnamen?
Fliegen ist doch eine gute Sache, und wer wollte nicht schon immer mal im Cockpit sitzen? Nee, im Ernst: Der Name P:LOT steht einfach für unser Ziel und unsere Sache, und wir sind stolz, wenn wir den Namen irgendwo lesen. Das ist doch ein gutes Zeichen...
InterviewSag mal, Jon, wo kommt denn der Bandname PAIN her und wie kam der Titel des neuen Albums, "’Tage Mahal", zustande?
Ursprünglich sollte die Band JOHN OLIVA’ s ´TAGE MAHAL heißen und das Album den Titel "Pain" tragen. Aber es gab schon eine Band namens TAGE MAHAL und die Jungs sagten mir, dass ich Ärger bekäme, falls ich diesen Namen verwenden würde. Darum habe ich die beiden Begriffe einfach vertauscht und die Band PAIN genannt.
Nun, als erster hat Zak Stevens mit seiner Band CIRCLE II CIRCLE ein tolles Album vorgelegt, dann kam Chris Caffery mit seinem Solo - Hammerwerk "Faces" an und jetzt bescherst Du den Fans eine Platte mit Deiner neuen Band. Warum habt Ihr Euch nicht gemeinsam hingesetzt, die gesamten Ideen zusammengetragen und daraus ein großartiges, neues SAVATAGE - Album gebastelt?
Nun, was SAVATAGE betrifft, sind noch mehr Leute involviert, nicht nur Zak, Chris und ich. Zak zieht sein eigenes Ding durch, weil er sich dazu entschlossen hat und bei mir basiert es darauf, dass die Band SAVATAGE im Moment nicht so aktiv ist, wie sie es für gewöhnlich sonst immer war. Die anderen Bandmitglieder haben eine Menge anderer Dinge zu tun und sind sehr beschäftigt und für mich hat sich dadurch so die Möglichkeit ergeben, etwas Eigenes zu machen. Bei SAVATAGE läuft der Prozess nach einem bestimmten Schema ab, das ist schon seit den Anfangstagen so. Viele der Ideen auf meinem neuen Album wären unter SAVATAGE sicher nicht so herausgekommen wie jetzt, denn dort haben ja ein paar mehr Leute Mitspracherecht, was die Produktion und die Entstehung der Songs betrifft. Nun konnte ich aber einmal alle Entscheidungen alleine treffen, wie ich es schon lange, lange geplant hatte und der Freiraum durch das ungewohnt langsame Arbeiten von SAVATAGE hat sich dafür angeboten. Die Zeit war einfach reif.
Hattest Du denn zumindest irgendwann die Idee, "Tage Mahal" unter dem Namen SAVATAGE zu veröffentlichen?
Nein, aber das muss ich auch nicht. Die einzige Person, außer Paul O’ Neill, die Material für SAVATAGE schreibt, bin ich. Wenn ich demnach eine Platte in Eigenregie veröffentliche, gehe ich davon aus, dass die Fans von SAVATAGE wissen, wer ich bin. Sie wissen, dass es derselbe Songwriter ist und die Musik aus dem selben Genre stammt. Na gut, SAVATAGE sind vielleicht etwas heavier. Aber unter diesem Banner erscheint nur etwas, an dem Paul und die anderen Bandmitglieder beteiligt sind. Es ist am Ende auch eine Frage der Fairnis.
Auf dem Album steht ein Song mit dem Titel "People Say - Gimme Some Hell". Ist das Stück witzig gemeint?
Nein, es ist ein Tribut an SAVATAGE. Es ist eine Art Dankeschön an die Band. Der Song war irgendwann fertig und für die Lyrics kreierte ich ein Wortspiel aus allen möglichen Songtiteln der Band. Es hat sehr viel Spaß gemacht und es ist einer meiner Lieblingssongs auf dem Album.
Es mutet aber auch wie eine Art "Goodbye" an…
Nein, es ist schon eher lustig gemeint, mit einem Augenzwinkern. SAVATAGE ist immer noch präsent und jeder aus der Band möchte auch in Zukunft Platten darunter veröffentlichen. Im Moment haben nur alle Mitglieder andere Dinge zu tun, aber es wird weiterhin Alben von SAVATAGE geben. Nur weil ich jetzt eine Platte unter meinem Namen herausgebracht habe, muss niemand denken, dass ich nie wieder ein SAVATAGE - Album machen werde.
Auf dem letzten SAVATAGE - Album "Poets And Madmen" wurde Deine Stimme künstlich gedoppelt und einige Leute hier waren der Auffassung, dass Deine Stimme etwas nachgelassen haben könnte. Aber auf Deinem neuen Werk klingst Du wieder so, wie man es immer von Dir gewohnt war. Wie kommt das?
Nun, der Hauptgrund war, dass die Hälfte des Materials auf "Poets And Madmen" von Zak gesungen werden sollte. Aber er verließ die Band, während wir im Studio waren, um das Album aufzunehmen. Von daher musste ich die Stücke singen, die eigentlich für Zak geschrieben waren. Ich hatte auch gar keine Wahl, da Zak abgehauen ist, nachdem die Songs schon fertig aufgenommen waren. Die Fertigstellung des Albums hatte, bezogen auf das Werk davor, sowieso schon sehr lange gedauert und wir hätten erneut von vorne beginnen müssen, daher habe ich versucht, den besten Job zu erledigen. "’Tage Mahal" wurde auf meine Stimme zugeschnitten und ich singe die Songs in einer für mich komfortablen Weise und das ist der Hauptunterschied. Auf dem Album mache ich nichts, was außerhalb meiner Fähigkeiten liegt. Und "Poets And Madmen" war eben besonders hart für mich, weil die Songs für die Stimme von jemand Anderem konstruiert und geschrieben wurden. Einen Song dann auf eine andere Stimme umzufunktionieren, ohne die Musik zu ändern, ist sehr, sehr schwierig. Diesem Problem stand ich eben beim letzten SAVATAGE - Album gegenüber und beim neuen Werk wollte ich sichergehen, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Und aus diesem Grund klingt die Platte so natürlich.
Wenn Du "’Tage Mahal" mit einem SAVATAGE - Album vergleichen würdest, welchem Werk käme es denn Deiner Meinung nach am Nächsten?
Boah, das ist hart! Ich würde es am Ehesten noch mit "Streets" und vielleicht "Gutter Ballet" vergleichen, diesen beiden Platten. Es gibt viele Ähnlichkeiten, was die Songs angeht. Sie sind für SAVATAGE sehr experimentell ausgefallen und das neue Album ist sehr experimentell für mich. Ja, dieser Vergleich kommt schon hin.
Ich gehe mal davon aus, dass Du schon Chris Caffery’s neues "Faces" - Album gehört hast. Magst Du es?
Ich liebe es! Es ist großartig! Es war gut für Chris, sein Album aufzunehmen. Er hat das schon seit langer Zeit einfach gebraucht. Leute wie Chris und ich haben so viel Musik im Kopf, die wir gerne herausbringen möchten und wir sind einfach unbefriedigt mit nur einem Album alle drei Jahre. So arbeitet SAVATAGE eben und die Band ist für alle beteiligten Mitglieder in all den Jahren ein Full - Time - Job gewesen. Und da möchte man einfach mal etwas Abwechselung haben, wir werden auch nicht jünger. Von mir persönlich weiß ich, dass ich, falls ich das Solo - Ding nicht jetzt durchziehe, vielleicht niemals mehr die Chance dazu bekommen werde. Wenn ich noch zehn Jahre warte, bin ich eventuell zu alt und möchte oder kann es nicht mehr. Das ist die Situation bei Chris und mir.
Wie man ja weiß, haben Chris und Du Zak auf seinem ersten CIRCLE II CIRCLE - Album "Watching In Silence" unterstützt. Wirst Du Ihm auch auf seinem zweiten Werk, das Anfang nächsten Jahres erscheinen soll, unter die Arme greifen?
Nein, denn ich war die ganze Zeit mit meiner eigenen Platte beschäftigt und hatte keine Zeit für Zak’s neue Platte. Ich ließ ihm damals ein bisschen Musik, sechs oder sieben Songs, zukommen, die schon entstanden waren, bevor er SAVATAGE verließ. Dieses Material hatte ich schon lange fertig, aber noch nicht für die Band genutzt. Daher habe ich ihm die Tapes gegeben, da das Material sowieso für ihn geschrieben war und es ihm überlassen, ob er daraus Songs stricken kann. Mehr habe ich zu seinem ersten Werk auch gar nicht beigesteuert, aber ich denke, dass Zak sowieso in Eigenregie arbeiten wollte, da er experimentieren und sich als Songwriter weiterentwickeln wollte. Das ist gut für ihn und ich habe ihm nur das gegeben, was ich ihm geben konnte und ihn tun lassen, was er wollte.
Wird es denn eine SAVATAGE - "Reunion" mit Zak, mit Dir, mit Chris und den anderen Mitgliedern geben? Wie wird das Line - Up denn in Zukunft aussehen und wer wird singen?
Ich bin sicher, dass wir in Zukunft weiter arbeiten werden. Was mit Zak ist, kann ich nicht sagen. Ich weiß nicht, ob er als Sänger zur Band zurückkommen wird. Das Line - Up wird das selbe sein wie auf der "Poets And Madmen" - Tour, nur mit der Ausnahme, dass Al Pitrelli dabei sein und Gitarre spielen wird. Es wird so bleiben, bis wir etwas Anderes entscheiden. Es kursieren zwar einige Gerüchte, aber das sind wirklich nur Gerüchte. Wir haben nichts verändert und planen die Arbeit an einem Projekt anlässlich des 25 - jährigen Bandjubiläums im Jahre 2006. Und das gibt mir eben noch eineinhalb Jahre Raum, etwas für mich alleine zu arbeiten. Wenn wir uns wieder zusammensetzen, wird man sehen, was passieren wird, aber im Moment sieht die Lage so aus und ich kann natürlich nicht sagen, wer uns am Ende noch zur Verfügung stehen wird. Aber für mindestens ein Jahr noch wird es mit Sicherheit keine Arbeit an SAVATAGE geben.
Wirst Du PAIN mit Deiner Band auch auf die Bühne bringen und wird es dann ein reiner PAIN - Set werden oder wird man auch Material von SAVATAGE zu hören bekommen?
Direkt nach den Ferien werden wir uns auf eine Tour aufmachen, auf der wir das Meiste des neuen Albums präsentieren werden, wobei Deutschland Anfang 2005 an der Reihe sein wird. Es wird auch Material von SAVATAGE zu hören sein, allerdings sehr obskures Material. Ich möchte die ganze Angelegenheit etwas aufregender gestalten und Songs von der Band bringen, die bisher noch gar nicht oder nur ganz selten live gespielt wurden. Ich mixe alles zusammen und es wird eine großartige Show werden. Als kleinen Vorgeschmack kann ich sagen, dass wir den Song "Hounds" covern werden, der nur auf einer einzigen Tour gebracht wurde, als Criss noch lebte (Criss Oliva - Jon’s Bruder - wurde 1993 nach dem Album "Edge Of Thorns" von einem Betrunkenen totgefahren - Anm. d. Verf.)."I Believe" vom ersten Album ist auch ein Kandidat, der sehr, sehr lange nicht mehr auf der Bühne zu hören war. Es wird schon eine Menge solchen Materials sein, aber ich möchte jetzt noch nicht zuviel verraten.
Wenn Du auf 25 Jahre SAVATAGE und Deine eigene Karriere zurückschaust, welche Zeit und welches Album magst Du denn heute am Meisten?
Ich mochte die Zeit, als Criss noch lebte, wir allesamt 25 Jahre alt waren und die Welt erobern wollten. Das sind heute meine glücklichsten Erinnerungen von Allem. Ich bin sehr stolz auf die Arbeit, die ich mit SAVATAGE gemacht habe und bin den Jungs aus der Band sehr dankbar dafür, dass sie mir die besten Jahre ihres Lebens gegeben haben. Ich muss aber anmerken, dass die Musik, die ich jetzt mit PAIN mache, meine Lieblingsmusik ist, weil sie sehr ehrlich ist. Niemand hat mir bei der Erstellung der Songs geholfen, ich habe alles alleine gemacht. Es bedeutet mir das Meiste, weil ich es schon so lange durchziehen wollte und mir früher immer etwas dazwischen kam.
InterviewWoher stammt eigentlich Dein Adelstitel?
Meine Urverwandten entstammen dem Fürstentum. Ich selber gebe nichts um solche Titel, aber in
Verbindung mit meiner Person hat der Titel schon eine gewisse Klasse und Ironie.
Du hast schon mit vielen großen Bands auf der Bühne gestanden, u. a. mit den SEX PISTOLS, den SISTERS OF MERCY, CYPRESS HILL, den FANTASTISCHEN VIER und natürlich Iggy Pop. Trotzdem scheinst Du ziemlich auf dem Boden geblieben zu sein. Bestand bei Dir nie die Gefahr des Größenwahnsinns?
Nein, ich liebe Bescheidenheit. In meinem bisherigen Leben ist mir aufgefallen, dass die wirklich großen Künstler sehr bescheiden sind. Die Kollegen mit dem Größenwahn sind meistens die Sternchen und Eintagsfliegen, die dann schnell wieder im Mittelmaß verblassen.
Deine Live-Auftritte sind mehr als reine Konzerte. Sie sind Gesamtkunstwerke: poetisch, satirisch, witzig, skurril - aber trotzdem Rock ´n Roll. Siehst Du sich selbst als Künstler? Gar als intellektuellen Künstler?
a. Du bringst das völlig auf den Punkt - HONIGDIEB-Konzerte sind energievolle Gesamtkunstwerke.
b. Ich würde mich eher als Bordsteinpoet bezeichnen mit einer stark ausgeprägten instinktiven Intelligenz. Ansonsten bin ich Künstler, Komponist, Texter, Sänger, Tänzer, Produzent und
Manager in einer Person.
Deine Konzerte ziehen völlig unterschiedliches Publikum an. Alle möglichen Menschen jeden Alters sind vertreten, von Punks über Gruftis bis zu Death Metallern, aber es kommen auch viele, die sich - zumindest äußerlich - an keine bestimmte Musikrichtung binden. Wie erklärst Du Dir diese anscheinend universelle Anziehungskraft Deiner Shows?
Universelle Anziehungskraft könnte man das schon nennen. Die Leute die zu meinen bzw. unseren Konzerten kommen spüren, dass dabei unglaublich viel Energie, Phantasie und Lebensfreude versprüht wird. Diese Energie oder dieses Hochgefühl tanken sie dann für ihr eigenes Leben auf. Es ist schon eine Art Medizin, wenn man von der HONIGDIEB-Magie hascht.
Wer noch keine Deiner Shows gesehen hat und Deine ziemlich ungewöhnliche Musik losgelöst davon hört, findet vermutlich nur schwer Zugang dazu. Glaubst Du, dass Du auch alleine über Deine Platten Zuhörer erreichen kannst?
Letztens, als ich mir beim Bäcker Brötchen gekauft habe, fragte mich singend die Verkäuferin: Wann machen wir mal wieder Telefonsex - sie hätte den Song letztens im Radio gehört und seit dem nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Diese Erfahrung haben mir schon etliche Menschen mitgeteilt, die Lieder vom HONIGDIEB gehört haben. Aber das ist kein Zufall, da fast in jedem Song ein versteckter Ohrwurm oder eine bleibende Textphrase steckt. Daher ist es Fakt, dass alleine die Musik die Hörer greift und fasziniert.
Dein neues Album "Einzig, Aber Nicht Artig" vereint wieder die unterschiedlichsten und scheinbar unvereinbare Musikstile, wie Chanson, Pop, Punkrock und Polka. Woher nimmst Du Deine Ideen für diesen abgefahrenen Sound?
Na ja, irgendwie war ich der Zeit schon immer ein wenig voraus. Mit den IDIOTS formierte ich eine der ersten Punkbands und hatte da auch schon musikalische Ausflüge auf der ersten LP (einen Rap-Part bei "Mädchen Mit Den Roten Haar’n" - zu Zeiten, als es noch keine deutschsprachigen Rap-Bands wie FANTA 4 oder so gab. Außerdem war ich auch Vorreiter mit dem extrem rollenden "R", das wendete ich auch schon in den 70ern an. Später mit den PHANTOMS OF FUTURE spielte ich Crossover, bevor überhaupt der Begriff erfunden wurde. Von meiner abwechslungsreichen Bühnenpräsenz mal abgesehen, möchte ich behaupten, dass von meinen über 1000 Auftritten keiner war, wie der andere, und es gibt Fans, die schon über 200 Auftritte von mir gesehen haben und dies bestätigen.
Nun, ich kann meinen Ideenreichtum nur so erklären: In meinen Adern steckt Erfinderblut, mein Urgroßvater war ein Erfinder und hat z. B. das Waschbrett erfunden. Dazu lebe ich am Kern der Zeit, bin immer offen für neuartige Dinge und schrecke auch vor Extremen nicht zurück. Ich sprang kopfüber wie ein Löwe durch Feuerreifen ins Publikum und trat mit brennenden Händen auf, zu Zeiten, in denen RAMMSTEIN noch lange nicht existierten. Bei den IDIOTS flogen Schweineköpfe bei dem Song "EDEKA" - ein deutscher Esel kauft alles - ins Publikum. Textlich habe ich in den Achtzigern auch in der Metal-Szene Impulse gesetzt... Es gibt für mich keine musikalischen Grenzen und ich bin auch im alltäglichen Leben ein sehr offener Mensch, der immer auf der Suche ist, Neues zu erfahren oder zu erlernen, vor allem selber zu kreieren und auszuprobieren. Reisen ist eines meiner größten Hobbys und dabei stoße ich immer wieder auf neue Abenteuer und Kulturen, welche meinen Horizont erweitern.
Ich suche mir aus jeder Musikrichtung die Rosinen aus. Für mich ist es wichtig, dass Musik ein eigenes "Ich" besitzt und nicht die tausendste Kopie von irgendwelchen Originalen ist. Daher haben die Songs eine sehr große musikalische Bandbreite. Alles ist möglich - alles ist erlaubt. Musikalisch und textlich bin ich da ein absoluter Anarchist. Da wird alles miteinander schamlos zusammenkomponiert, z. B. Metal mit Volksmusik.
In der Regel versucht man ja, mit dem zweiten Album noch einen draufzusetzen. Wie schafft man es, sich nach einem eh schon ziemlich durchgeknallten Debüt wie "Sei Wie Du Bist" noch zu steigern bzw. überhaupt wieder neue Ideen zu entwickeln, ohne sich zu wiederholen?
Nun, das geht nur mit sehr harter, selbstkritischer Arbeit. In den letzten Jahren gab es kaum einen Tag, an dem ich weniger als 12, meistens 15, Stunden an der und für die Musik gearbeitet habe. Da muss man schon sehr besessen von seiner Lebensideologie sein. Ich bin sehr froh darüber, dass mir das Universum die göttliche Kraft gibt, immer wieder neue Ideen aus meinem Zylinder zu zaubern. Der HONIGDIEB ist ganz bewusst kein Schubladenthema.
Wie wichtig ist das Kind in Dir für Deine Musik?
Das Kind in mir ist das Wichtigste für mich und den HONIGDIEB. Es hält mich jung, lebendig und macht mich unberechenbar. Es gibt Menschen, die sind schon mit 20 eingestaubt wie andere mit 90. Ich werde immer Kind sein…
War es anfangs schwierig, jemanden zu finden, der sich zugetraut hat, Deine nicht grade alltägliche Musik zu produzieren?
Mit "Sigi Bemm" (TIAMAT, GRIP INC., KREATOR, Udo Lindenberg) habe ich ja einen Altmeister gefunden. Später bei der Produktion stellte ich fest, dass ich der einzige bin, der den HONIGDIEB zu 100% produzieren kann. Daher hat der Sigi nur 4 Songs auf dem ersten Album produziert und anschließend habe ich die Produktion übernommen. Selbstverständlich tragen Sigi’s Erfahrungen, die ich öfter nutzte, sowie seine absolut hochkarätigen Studios zu dem Bombensound auf " EINZIG, ABER NICHT ARTIG" bei.
Dazu muss ich noch meine völlig genialen Musiker loben, die an ihren Instrumenten wirklich
hervorragende Arbeit geleistet haben. Unser Schlagzeuger hat z. B. einen neuen Studiorekord aufgestellt und das Album (alle 14 Songs) ohne einen Fehler in weniger als 4 Stunden eingespielt.
Das hat noch kein anderer Drummer in 25 Jahren Woodhouse Geschichte geschafft (und dort waren eigentlich fast alle großen Drummer, z. B. Dave Lombardo usw.). Ganz wichtig ist noch, es sind absolut keine Keyboard-Sounds auf dem Album, alles ist per Hand eingespielt. So macht unser Zaubergeiger z. B. beim Hawaii-Intro von "Pornostar" mit seiner Geige Meeresrauschen, Möwen und ein Nebelhorn eines Dampfers… An den anderen Instrumenten sind ebenfalls exzellente Musiker am Start - ich habe sie aus über 30 Musikern ausgesucht und ich denke, sie sind zur Zeit die Besten aus dem Ruhrgebiet, die ich für den HONIGDIEB gewinnen konnte.
Musikalisch ist es ein großer Sprung von den PHANTOMS OF FUTURE zu HONIGDIEB. Was war der Grund für diese Richtungsänderung? Hattest Du ganz einfach Lust auf etwas Anderes? Oder gab es bestimmte Einflüsse, die Dich dazu bewegt haben?
Der HONIGDIEB ist der Eulenspiegel/ Robin Hood in der Computerzeit. Um schelmisch gegen unsere Ellenbogengesellschaft zu agieren, benötigte ich ein neues Kleid (Musikalisch sowie textlich). Mir war bei den PHANTOMS aufgefallen, dass viele gar kein Englisch verstehen. Daher habe ich auf meine Muttersprache zurück gegriffen.
Deine ursprünglichen Vorbilder waren Bands wie die SEX PISTOLS, die STRANGLERS und natürlich Iggy Pop, nach dessen Album "The Idiot" Du Deine Band THE IDIOTS und auch Deine Plattengeschäft Idiots Records benanntest. Wer sind heute Deine Idole?
Menschen, die sich trotz einer Behinderung nicht aufgeben und ihr Leben meistern. Sie sind für mich die wahren Helden. Überhaupt Menschen, die Charisma besitzen; die nicht wegschauen, wenn andere zu unrecht diskriminiert werden, erhalten von mir große Sympathie.
Du hast Jahre lang auf der Straße gelebt, viele Deiner alten Freunde leben heute nicht mehr. Wie hast Du die Wende geschafft?
Als ich vom Dach der Dortmunder Nordstadt springen wollte, erlebte ich mein Leben noch mal im Schnelldurchlauf - es lief vor meinen Augen ab - dann kam ein Geistesblitz und ich habe die Sonne in mir gespürt und habe mich für das Leben entschieden (Dabei ist der Text für "Sun" von den PHANTOMS entstanden. Der läuft immer noch in allen Alternative-Schuppen, die Leute fühlen richtig, dass es da um Leben und Tod geht.). Ab dem Tag war Schluss mit No Future.
Du bist sozial und kulturell sehr engagiert, unterstützt Benefizkonzerte für Obdachlose und bietest jungen Bands in Deinem Café "Banane" in Dortmund die Möglichkeit zu Auftritten. 1996 hat Dir die Stadt Dortmund sogar eine Auszeichnung für kulturelle Verdienste verliehen. Rührt Dein Engagement daher, dass Du nie den Bezug zu den Menschen verloren hast, denen es heute nicht so gut geht wie Dir?
Im Kindergarten wurden mir schon Boxhandschuhe angezogen und ich habe mich mit denen geprügelt, die Schwächere gehänselt und gequält haben - das ist mein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, für den ich schon mein ganzes Leben unterwegs bin. Daher wurde ich sicher auch einer der ersten Punx, da ich damit auch äußerlich auf Ungerechtigkeiten und Missstände hinweisen konnte. Ich habe Hamburger aus der Mülltonne gegessen und weiß, wie es ist, wenn man auf der Straße fast erfriert, daher versuche ich alles, was in meiner Möglichkeit steht, Menschen und Tieren in Not zu helfen. Es ist ein Verbrechen, dass bei uns in Deutschland im Winter nicht die U-Bahnhöfe für Obdachlose aufgemacht werden und Menschen noch erfrieren müssen!
Wie siehst Du die derzeitige Dortmunder Musikszene? Gibt es da spezielle Entwicklungen und Trends?
Wir haben eine sehr große Musikszene, die in alle Stile geht und es gibt auch einige etablierte Bands,
(wie z.B. Metal - ANGEL DUST, Pop/Rock ’n Roll - Sascha, Hip Hop - TOO STRONG). Leider gibt es nicht sehr viele, die sehr intensive Arbeiten und eigene Ideen entwickeln.
Ist eine Tour in Planung?
Der HONIGDIEB wird 2005 sehr viele Konzerte in ganz Europa spielen. Da unsere CD-Präsentation im Oktober ausverkauft war und die Nachfrage so groß ist, spielen wir am 26.12.04 ein X-Mas Konzert
in der Dortmunder Live Station.
Was für Pläne hast Du für die Zukunft? Was willst Du noch erreichen?
Eine komplette Asientour ist in Planung - mal schauen, ob es nächstes Jahr schon klappt. Dann arbeite ich schon am dritten HONIGDIEB-Album; ein Buch mit CD und DVD von den IDIOTS
will ich noch veröffentlichen, außerdem eine DVD von den PHANTOMS OF FUTURE… Der Tag hat leider nur 24 Stunden…
Interview Erzähl’ doch erstmal was zu euer neuen Scheibe, die im Titel ja eine Anspielung auf die ganzen amerikanischen Telefonhotlines hat.
Jaja, genau. "Vindication", also Bestätigung. Das ist also eine Bestätigung, ein Schock, der wir sind. Du legst es ein und wirst geschockt. Das 1-800-Ding passt da ganz gut zu, ist aber eigentlich nur Quatsch *lacht*
Seit ihr mit dem Vorgänger, "Kokaiinum" noch zufrieden?
Ja, das stimmt. Es ist langweilig. Wir hatten vier, fünf Songs erst im Studio geschrieben. Es stimmt nicht ganz, dass wir damit unzufrieden sind. Es sind ein paar gute Songs dabei.
Auf dem Album fand ich "Intellargent" cool, wo du keinen wirklichen Text hattest, sonder nur wie ein Hund gebellt hast.
Ja *bellt*. *lacht*.
Das hab ich auf "1-800-Vindication" ein wenig vermißt: ein Witz-Song, bei dem euer Humor durchkommt.
Wir haben schon ein bißchen Humor bei der Scheibe *lacht*. Die anderen war aber nicht so damit zufrieden, also was kann ich machen? *lach* Wir sind ja eine demokratische Band.
Ihr klingt moderner, mit den ganzen elektronischen Spielereien klingt ihr stellenweise wie neue IN FLAMES, dem cleanen Gesang, der später noch kommt…
Jaaa. Es sind zwei kleine Loops, die auf Techno eingespielt sind. Und der Rest ist immer noch Death Metal, wir haben 95% Riffs auf dem Album. Wir haben auch moderne Sachen, ok. Das sit das erste Mal, dass wir auf digitalem Equipment aufgenommen haben. Die anderen Sachen hatten wir immer analog aufgenommen. Das war ein Test, was wir machen können.
Wenn wir sie schon machen kann und die Möglichkeiten dazu hat…
Ja genau. Es ist einfach Fortschritt *lacht*
Ich war ein wenig überrascht, dass ihr bei Roadrunner unterschrieben habt…
Ich auch *lacht*.
Das ist ja nun kein Label, dass man mit Death Metal so wirklich in Verbindung bringt.
Sie haben uns gesagt, dass sie mehr Hardcore und Heavy Metal haben wollen und von dem ganzen SLIPKNOT und anderem Kram wegkommen wollen. Oder mehr Auswahl haben, was weiß ich. Hoffentlich unterstützen sie uns auch, wie sie es versprochen haben.
Wollen wir’s hoffen. Seit ihr bisher denn mit ihnen zufrieden?
Ja, sie arbeiten gut.
Die wollten euch auch auf Tour schicken mit DEATH ANGEL, aber irgendwie hat das ja nicht geklappt…
Das hat nicht geklappt, weil wir zu spät waren. Es hätte bis zum 18. Dezember gedauert, bis alles so weit wäre. Wir würden am liebsten mit SHADOWS FALL im Januar touren. So ein neues Roadrage-Ding. Wir müssen mal sehen, wie viele Bands bei der Roadrage-Tour dabei sind.
Das waren bisher immer vier Bands. Da würdet ihr aber schon ein wenig rausfallen. Da waren eigentlich ja nur moderne Sachen wie ILL NINO dabei.
Och, egal.
Eure letzte Tour ist schon ein bißchen her. Zwei oder drei Jahre.
Ja, wir haben damals 25 oder 26 Konzerte gespielt. Das war in einem Monat. Und jetzt sind wir alt. Und wenn man alt ist, braucht man schon einen Hilfe, um stehenzubleiben. Also werden wir wohl nicht mehr so viele Shows am Stück spielen.
Würdest du gerne mal in den USA touren?
Darüber haeb ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich mache mir immer nur ein, zwei, drei Monate im Voraus Gedanken und eine USA-Tour ist da nicht drin.
Glaubst du, ihr würdet bei einer Headliner-Tour genug Leute ziehen?
Oh, es kommen schon viele Leute hier her, wenn wir spielen. Es sollte nur kein zu großer Laden sein. Auf jeden Fall in Aarhus geht das *lacht*
Was hältst du von der Idee einer dänischen Tour? Also mit HATESPHERE, RAUNCHY und MNEMIC?
Jaaaa… wir sprechen mit keiner anderen dänischen Band. Es ist wir gegen die. *lacht*
Auch eine Möglichkeit… Ihr seit schon seit 1991 aktiv. Was denkst du, wie lange wird es euch noch geben?
Bis wir alle 40 sind. Das wären dann 25 Jahre ILLDISPOSED *lacht*
Nochmal zurück zur "1-800-Vindication". Sind die Texte darauf irgendwie zusammenhängend?
Ich studiere jetzt und das ist nicht mehr unbedingt so wie früher, wo ich mir noch nicht viele Gedanken um die Texte gemacht hab.
Habt ihr vor, nochmal ein Coveralbum aufzunehmen? Also "Retro 2"? Das fände ich sehr cool.
Nein, wir werden keine Cover-Platte mehr machen. Das hatte was mit unserem alten Label zu tun. Sie haben gesagt, wir sollen ein Live-Album machen. Wir haben uns gefragt, wieso sollen wir machen? Wir würden am liebsten ein Cover-Album machen und haben mit dem Geld vom Label dann diese Platte gemacht. Aber ein neues Cover-Album wird es nicht mehr geben.
Hast du auf der "Retro" einen Lieblingssong?
Nein, keinen. Ach doch! Der von INFERNAL MÄJESTY. "None Shall Defy" [das war echt mal genuschelt, gut dass ich den Song kenne]. Das ist ein Klassiker, der hat 59 verschiedene Riffs, echt hart.
Wie sieht’s denn bei PANZERCHRIST eigentlich aus?
Ja, ich weiß, was du willst. Warum wir beim Party.San nicht gespielt haben.
Äh, ja, genau.
Unser Drummer war verheiratet und er durfte nicht weg *lacht*
Hat Tue Madsen viel Einfluss auf die Produktion gehabt? Ihr wird ja vorgeworfen, allen Bands den gleichen Sound überzustülpen.
Wir haben bei Tue gar nicht aufgenommen, er hat nur gemixt. Wir haben mit Ziggy aufgenommen. Der hatte aber nichts zu sagen *lacht*
Sag mir doch zum Schluß noch, warum du alles unbedingt auf deutsch beantworten wolltest…
Ich bin ein verdammtes Genie. Ich gehe in Dänemark zur Uni und war beim Gymnasium. Ich habe einen hohen sprachlichen IQ. Ich kenne zwar kein Dativ und Genetiv, aber es reicht. Ich habe einen generellen IQ von 148, also bin schon ein echtes Genie.
Das ist schon gar nicht schlecht.
Ich spreche besser deutsch als du englisch.
Na, bei mir hat’s bisher in Gesprächen immer gereicht.
Meine Mutter ist Engländerin, also kann man das nicht vergleichen *lacht*. Deswegen ich deutsch und du englisch.
Es war sehr schön, mit dir zu sprechen. Wenn wir in Hamburg spielen, sollst du auf die Bühne kommen und kostenlos mit uns trinken.
Juhu! Wird gemacht!
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