Review: Angel Of Retribution
So, da ist es also, das neue, lang erwartete PRIEST - Comeback - Scheibchen! Und ich weiß gar nicht, warum ich hier überhaupt ein Review schreibe, denn jeder Fan hat sowieso schon seit fünf Uhr morgens vor dem Plattenladen seiner Wahl auf die Lieferung von "Angel Of Retribution" gewartet… aber hat sich das Warten auch gelohnt??? Nun, meiner Meinung nach absolut, denn das Album ist ein Hammer geworden, den man ruhig erwarten durfte, aber beileibe nicht konnte. Zu zerfahren wirkte die Band nach dem "Painkiller" - Meilenstein und die beiden Scheiben mit "Ripper" ("Jugulator" - bis auf wenige Ausrutscher klasse, "Demolition" - bis auf wenige Ausrutscher Mist) gaben vielen, vielen Fans lange nicht die vom Metal - Gott erbetete Dröhnung. Und wer dann noch eine der recht fragwürdigen Shows des letzten Jahres verfolgen durfte (Halford mit nix Stimme und ständig von angenagelten Zetteln ablesend), sah eine der größten Legenden überhaupt vor die Hunde gehen. Ich weiß gar nicht, was Roy Z auffahren musste um den guten Robbi Rob wieder klingen zu lassen wie in alten Zeiten (auch wenn die Kopfstimme nicht mehr allzu oft zum Einsatz kommt), aber das interessiert im Endeffekt auch keine Sau! Der umtriebige Producer hat bei "Angel Of Retribution" ganze Arbeit geleistet und dem Album einen Mördersound verpasst, der zwar trocken alle Details erkennen lässt, dabei jedoch genug Volumen für die geballten Rifforgien und Soli von Tipton / Downing und den brillanten Gesang von Halford lässt. Am Meisten von Allem können aber die Songs überzeugen, die qualitativ eher an Halford’s Solo - Erstling "Resurrection" und dessen gemäßigten Nachfolger "Crucible", denn an die doch gewöhnungsbedürftigen "Nu - Sounds" der letzten PRIEST - Platte erinnern. Gleich der arschgeile Opener "Judas Rising", ein Mega - Stampfer par Excellence, brennt einem schon mit der ersten Textzeile "White bolt of lightning - came out of nowhere" eine meterdicke Gänsehaut auf den Pelz, wie man sie von den Priestern in den letzten Jahren viel zu selten zu spüren bekommen hat. Mit "Deal With The Devil" folgt ein weiterer gelungener Midtempo - Hit, der auch auf "The Killing Machine" eine sehr gute Figur abgegeben hätte. "Revolution" ist (zum Glück!!!) der einzige Track, der - recht künstlich - auf modern getrimmt wurde und nicht so recht zum Rest des Albums passt; für mich eine typische "B - Seite" und der vergleichsweise schwächste Song des Albums. Das tolle "Worth Fighting For", ein treibender Rocker mit etwas tiefer gelegten Vocals, könnte aus Halfords Solozeiten stammen und kommt "Crucible" recht nahe. "Demonizer" geht dann flotter nach vorne los und tönt ziemlich aggressiv, inklusive fiesen Schreien gegen Ende, Klasse! Der Banger "Wheels Of Fire" könnte zur neuen Biker - Hymne nach "Hell Bent For Leather" werden und wirkt sehr subtil heavy, cool! Die softe Ballade "Angel" ist nur noch obergeil, wirkt anfangs kitschig, wächst dann aber ungemein und steht für mich in der Tradition von Übersongs wie "Beyond The Realms Of Death" oder "Victim Of Changes" und sollte live die Typen… ähm… Mädels zum Dahinschmelzen bringen. Die überragende Hymne "Hellrider" hätte so auch auf "Painkiller" stehen können, Ende! Das Ding gehört zum Besten, was das Priest - Lager, inklusive Robbi allein, seit 1990 verbrochen hat. Gleiches gilt für den abschließenden Lavastrom "Lochness", der sehr ruhig und fast schon "stonermäßig" daherkommt, von dem atmosphärischen "Eulogy" eingeleitet wird und für PRIEST - Verhältnisse sehr ungewöhnlich klingt. Trotzdem beißt sich dieses 13 - minütige Monumentalwerk gnadenlos fest und sägt mit seinen fetten Riffs immer wieder an der Hirnrinde, super! Fazit: bis auf das bananige "Revolution" sind nur Hammersongs auf "Angel Of Retribution" vertreten. Natürlich ist das Album nicht besser als "Painkiller", aber ein konsequenter und von vorne bis hinten durchdachter Nachfolger, den ich der Band nicht mehr zugetraut hätte und der für mich schon jetzt zu den besten Alben des Jahres zählt. Wenn die kommende Tour genauso überzeugend (und damit meine ich vor Allem Setlist und Spielfreude) ausfällt, dann können wir nach nunmehr 15 Jahren endlich sagen: THE PRIEST IS BACK!!!
Die CD erscheint außerdem in der Erstauflage inklusive einer DVD mit Bonusmaterial, darunter Videos von Live - Songs der letzten Tour.
Angel Of Retribution
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
52:46 ()
Label:
Vertrieb:
InterviewHallo erstmal! Wie geht’s Euch denn im Moment so?
Es könnte im Moment nicht besser für uns laufen. Das eigene Studio ist soweit ausgebaut, die Pre - recording - Sessions zum neuen Album "Raw, Dark, Pure" klingen äußerst vielversprechend und wir knüpfen viele neue Kontakte, die uns hoffentlich helfen werden, diesem Album den Erfolg zu bescheren, den es verdient.
Euer musikalischer Stil, Euer Werken als Duo, das Cover Eurer Scheibe "The Decline Portrait" und diverse (auch schon früher) verwendete Titel ("The Journey" oder "End Of Rebellion") lassen auf eine sehr starke Verwandtschaft zu SATYRICON schließen. In wie weit sind Satyr und Co. ein Vorbild für Euch?
Dass SONIC REIGN nur aus Sebastian und mir besteht, hat natürlich überhaupt nichts mit einem Nacheifern von Satyricon zu tun. Aber musikalisch haben sie uns damals mit "Rebel Extravaganza" schwer beeindruckt. Diese klinische Kälte veränderte meinen Musikgeschmack und wir würden heute vermutlich nicht die Musik spielen, die wir spielen, hätte es dieses Album nicht gegeben. Sie zählen zu unseren Haupteinflüssen, trotzdem hat sich unser neues Album in eine andere Richtung als "Volcano" entwickelt. Wir sind nicht mehr die unerfahrenen Songwriter von damals, die sich Inspiration bei einer anderen Band suchen müssen. Der Weg zum gänzlich eigenen Stil ist noch nicht bis zum Ende gegangen aber unser Sound ist in vielerlei Hinsicht originell.
Warum habt Ihr 2003 den Deal ausgeschlagen, der Euch seitens Supreme Chaos Records angeboten wurde? Wie wählerisch ward Ihr bei der Suche nach dem richtigen Label?
Ich will nicht auf Details eingehen. Sagen wir, der ursprüngliche Vertrag bot uns nicht genug Freiräume. Wir hatten von anderen Labels keine Angebote, also hieß es: dieser Deal oder keiner. Nachdem die Diskussion über den Vertrag mit SCR zwischenzeitlich etwas eingeschlafen war, fanden wir letztendlich zu einer für uns vertretbaren Lösung und konnten endlich unsere zweieinhalb Jahre vorher aufgenommene Mini-CD "The Decline Portrait" veröffentlichen.
In wie fern seid Ihr Vertreter des so genannten "True Black Metal"? Viele Bands der schwarzen Szene halten eine "normale" Produktion über Acht - Spur - Demo - Niveau schon für kommerziell, andere hingegen lassen sich ihre bombastischen Sounds zum Preis einer gehobenen Mittelklasse - Limousine aufpolieren. Wo steht Ihr denn in diesem Definitionszirkus zwischen "true" und "untrue"?
Was macht also echten Black Metal in Euren Augen aus? Und sind Keyboards generell erlaubt???
Diese "true" - und "untrue" - Diskussion ist vollkommen überflüssig, zumindest wenn man das an Sound und Aufmachung einer CD festmacht.
Man sollte das an etwas Anderem festmachen, zum Beispiel daran, wie ernst es einem mit dieser Musik ist. Und uns ist es mit SONIC REIGN verdammt ernst.
Das Wort "true" ist in seiner derzeitigen Verwendung nichts Anderes als ein enges Korsett, in das konservative, engstirnige Idioten am liebsten jede Band stecken würden.
Ich finde es absolut nachvollziehbar und wichtig, dass eine Band für ihre Songs einen Sound wählt, der angemessen und passend ist. Ob er dann im Endeffekt rotzig à la DARKTHRONE oder fett wie bei DIMMU BORGIR ausfällt, hat sich dem unterzuordnen. Wir werden uns die größte Mühe geben, für "Raw, Dark, Pure" einen passenden Sound zu finden und ich kann vorweg schicken, dass wir nicht danach streben, einen absichtlich miesen Sound zu erreichen.
Black Metal ist für uns Individualität, Energie, Rebellion. Da ist kein Platz für Möchtegerns, von denen man sich sagen lässt, was erlaubt ist und was nicht. Man kann nicht auf der einen Seite von einer Gesellschaft voller Herdenmenschen reden und dann auf der anderen sofort lauthals protestieren, sobald jemand aus der Reihe tanzt. Die selbsternannte Szene - Polizei besteht aus Spießern, die sich auf den Geist des wahren Black Metal berufen, ohne ihn überhaupt verstanden zu haben, und die - wie es die Ironie so will - selbst vom schlimmsten "Herdendenken" beherrscht sind. Mich beeindrucken die nicht im Geringsten.
Black Metal kann musikalisch wie optisch auf die unterschiedlichsten Arten extrem sein, es gibt keine Definition wie er sein MUSS. Man spürt es einfach an der Atmosphäre, ob eine Band Black Metal spielt oder nicht.
In einigen der besten Black Metal Songs werden Keyboards benutzt. Bands wie EMPEROR, LIMBONIC ART oder DIMMU BORGIR würden ohne Keyboards nicht funktionieren. Ich habe absolut nichts an Keyboard - Einsatz auszusetzen, auch wenn ich in der eigenen Musik weitgehend darauf verzichte. Ich halte es für eine Herausforderung, möglichst viel mit den Gitarren zu erreichen und nur in Ausnahmefällen unterstützende Synths zu benutzen.
Wie haltet Ihr es mit Live - Gigs? Gehört Ihr eher zum "fahrenden Volk" oder sind SONIC REIGN eine reine Studio - Band? Und falls Ihr live auftretet, wie stellt Ihr dann eine komplette Band zusammen?
Es gab noch keinen SONIC REIGN - Auftritt. Wir haben in diese Richtung auch nicht die größten Ambitionen, als Fernziel bleibt es aber im Hinterkopf. Live spielen kostet im Vorfeld viel Zeit für Planung und Anlernen von Session - Musikern. Diese Zeit investieren wir lieber in Proben und Arbeit am Material. Wir können allerdings auf verschiedene Leute zurückgreifen wenn es zu Live -Gigs kommen sollte.
Welche Bands (außer augenscheinlich SATYRICON?!) haben Euch generell beeinflusst? Ihr schreibt auf Eurer Homepage, dass Ihr mit EMPEROR - Coverversionen begonnen habt. Bezieht Ihr Eure Einflüsse lediglich aus der Black Metal - Szene oder hat auch der traditionelle Metal seine Spuren bei Euch hinterlassen?
EMPEROR sind unser zweiter Haupteinfluss. Wir sind Metalfans und da schleichen sich unbewusst immer einige Einflüsse ins Songwriting ein. Allerdings sind die Zeiten vorbei, in denen wir für äußere Einflüsse stark empfänglich waren. Wir haben unseren Stil gefunden und den gilt es jetzt weiter zu entwickeln.
Warum habt Ihr den Song "Raw Dark Pure" als Bonustrack auf "The Decline Portrait" ausgeschrieben und nicht als reguläres Stück? Und warum ist das Album mit 30 Minuten Spielzeit und fünf Songs so kurz ausgefallen? Ich bin zuerst davon ausgegangen, "The Decline Portrait" sei eine EP?!
"Raw, Dark, Pure" ist der Titeltrack unseres nächsten Albums. Da die Songs auf "The Decline Portrait" zwischen vier und sechs Jahren alt sind und in diesem Herbst das neue Material veröffentlicht werden soll, wollten wir den Leuten mit dem Bonustrack zeigen, wo SONIC REIGN heute stehen. Er ist aus der Pre –recording - Session zum neuen Album und wird für die endgültige Version noch einmal neu aufgenommen werden.
Wir waren auch verwundert, dass SCR "The Decline Portrait" als Album und nicht als Mini - CD vermarkten, aber immerhin bekommt man die CD zum "Nice Price".
Könnt Ihr schon etwas zu Eurem zweiten Werk sagen, das laut Homepage im Frühjahr 2005 erscheinen soll? Welche Änderungen wird es geben und was wird beibehalten, die Musik und die Ausrichtung betreffend? Habt Ihr schon einen Titel für die Scheibe und evtl. für Songs? Und wird es eine Tour dazu geben?
"Raw, Dark, Pure" wird ein sehr ausgereiftes, extrem dunkles Album. Wir sind sehr überzeugt von der Stärke des Materials. Es besitzt eine unglaublich dichte Atmosphäre und strotzt nur so vor Energie. Definitiv ein Black Metal - Album für 2005. Es wird deutlich aggressiver, dunkler und atmosphärischer als "The decline Portrait" werden. Wir werden den Fans damit liefern, was man ihnen immer öfter vorenthält: Qualität und Glaubwürdigkeit.
Wir planen in der Zeit von April bis Juni aufzunehmen, veröffentlicht wird die CD dann hoffentlich im Herbst. Neben dem Titeltrack "Raw, Dark, Pure" kann ich an Songtiteln schon "The Martyr Urge", "Deceit Doctrine" und "Tyrant Blessed" nennen. Die restlichen Texte sind noch nicht fertig. Eine Tour ist nicht geplant. Dafür sind wir nicht bekannt genug. Durchaus möglich, dass sich das mit diesem Album ändern wird.
Habt Ihr schon Pläne für die Zeit nach der Veröffentlichung des zweiten Albums?
Wir werden versuchen, "Raw, Dark, Pure" bekannt zu machen und vertrauen dabei auf die volle Unterstützung des Undergrounds. Er allein bestimmt, wer Erfolg hat und wer nicht, nicht diese ganzen Business - Huren.
Und könnt Ihr beide jeweils noch Eure fünf Lieblingsalben aufzählen???
Benjamin:
Sehr schwer, das auf fünf Alben zu reduzieren. Aber gut:
SATYRICON - Rebel Extravaganza
FAITH NO MORE - King For A Day... Fool For A Lifetime
MEGADETH - Youthanasia
EMPEROR - Anthems To The Welkin At Dusk
OPETH - Damnation
Sebastian:
THE BONES - Bigger Than Jesus
MEGADETH - The System Has Failed
SATYRICON - Rebel Extravaganza
MORBID ANGEL - Blessed Are The Sick
DARKTHRONE - Ravishing Grimness
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