Seit 22 Jahren existiert diese von Johnnie Dee und Derry Grehan gegründete Band bereits und kann auf eine ganze Latte von Erfolgen zurückblicken: Auftritte mit Größen wie JETHRO TULL, AEROSMITH, SAGA und STATUS QUO, weltweite Millionenseller mit Gold, - und Platin - Auszeichnungen, sowie Beiträge zu Soundtracks, etwa von "Leathal Weapon". Dabei kann das AOR - Urgestein auf gerade einmal fünf Studioalben und ein Livewerk zurückblicken, denen sich nun der Mitschnitt eines am 4. Juni 2002 beim "Gods" - Festival in Bradford, UK gespielten Gigs anschließt. Dabei darf der Fan zwischen der normalen Audio - CD und einer DVD wählen, wobei zumindest die Audio - Version eine ansprechende Figur abgibt. Ich kenne zwar die Studioalben nicht, aber man merkt hier, dass die um diverse Neuzugänge erweiterte Band eine Menge Spaß an ihrer Musik zu haben scheint. HONEYMOON SUITE strahlen eine warme, gemütliche Atmosphäre aus und man hört, dass hier sehr fähige Leute am Werk sind. Das Publikum scheint es ebenso zu sehen und feiert die Band zwischen den Songs gut ab. Nur leider ist auch hier, wie so oft, der Widerhall der Fanmeute sehr weit in den Hintergrund gemischt worden, so dass beim Anhören nur selten echte Live - Stimmung für den Konservenhörer aufkommt. Echte Mitsingorgien oder Anfeuerrufe bekommt man nicht zu hören, dafür sind aber die Ansagen in voller Länge übernommen worden. Wem diese kleinen Abstriche beim Live - Sound jedoch nichts ausmachen, dürfte sich über sehr hörenswerte AOR - Perlen wie "Stay In The Light", "Burning For Love" (cool!), "Fell It Again" oder "Lookin’ Out For No. 1" freuen. Genre - Fans, die diese Band bisher nicht kennen gelernt haben, sollten hier mal ein Ohr riskieren.
Manchmal ist es ganz gut wenn die Erwartungshaltung nicht zu hoch ist. Irgendwie fällt es einem dann so schön angenehm auf wenn man positiv überrascht wird. Und dabei machen RAPTURE wenig originell, gar nichts neu aber Vieles gekonnt gut. Die Finnen fahren eine Affinität zu melodiösen Gitarren auf, die der eines Fischs zum Wasser wenig nachsteht und die in der ohnehin recht knackig geratenen Produktion eine schmissige Grundlage für ihre Goth Metal Songs bilden. Durchweg wird auf eine melancholische Stimmung gesetzt, im Vergleich zum letzten Album sind deutlich mehr ruhigere Parts eingezogen und der zweistimmige Gesang hält sich die Waage zwischen tiefen Growls und cleanen Parts. Beeinflusst vom KATATONIA Dunstkreis ("I Am Complete") stehen ihnen in meinen Ohren die entspannten Tracks besser als die härteren ("Dreaming Of Oblivion"). Denn ebendiese gefallen zwar beim ersten Hören lösen sich dann aber auch schnell in Wohlgefallen auf wenn sich die Muster zu penetrant wiederholen und der finnische Sound schon fast dreist an den Noten klebt. Die Abwechslung unter den Songs ist ansonsten aber ein klarer Pluspunkt des Albums, selbst ein Instrumental ("Completion") verkommt nicht zum Lückenfüller. Und auch wenn die von SHAPE OF DESPAIR bekannten Musiker sicherlich noch trauriger könnten, haben es RAPTURE doch verstanden ein herrlich schönes Album aus Herzschmerz und rockenden Gitarren zu machen. Was aber leider schon viele vor ihnen auch nicht unbedingt schlechter taten.
Es hat wirklich lange gedauert bis die irischen Kultrocker von U2 mit ihrem 11. Studioalbum endlich mal wieder so richtig musikalisch in die Gänge gekommen sind. Doch nachdem sich Multi-Kulti & Kosmopolit Bono doch von seinen vielfältigen Nebenprojekten loslösen konnte, haben sich die drei dazu aufgerafft und eine wirklich super gelungene, richtig straighte Rockplatte ohne Kompromisse aufgenommen. Für diese Aufnahmen hat man sich dann auch nach langer Zeit, mit den beiden Producern Brian Eno sowie Daniel Lanois, wieder prominente Unterstützung ins Studio dazugeholt. Wie schon auf dem ebenfalls gelungenen Vorgängeralbum "All That You Can´t Leave Behind" aus 2000 (!) größtenteils angeklungen, haben U2 jetzt auf dem aktuellen Werk die Rückkehr zu einem wesentlich traditionelleren und wieder viel erdigeren Rocksound erfolgreich fortgesetzt. Sämtliche Soundspielereien sowie die für so manchen treuen Fan eher weniger gelungenen elektronischen Experimenten der 90er (wobei mir vor allem die ziemlich kühle "Zooropa" Scheibe sowie Langweilersongs wie "Numb" als besonders gräuslich in Erinnerung geblieben sind - "Disco" war dagegen geradezu glamourös bombastisch), gehören jetzt endgültig der Vergangenheit an. Schon die erste Single aus dem Album, das relativ raue und ungestüme "Vertigo" (klingt wie zu besten "New Years Day" Zeiten) und zeigt eindeutig an wohin die Sache geht: U2 haben mit all ihren Erfahrungen der letzten Jahrzehnte endlich wieder zurück zu ihren Ursprüngen gefunden ohne dabei natürlich in produktionstechnischer Hinsicht so billig zu klingen wie die Schülerband anno 1980. Die CD strotzt geradezu vor positiver Energie mit vielen weiteren klasse Songs u.a. "Miracle Drug" oder auch das geniale "Sometimes You Can´t Make It On Your Own", dass alles scheint den unbändigen Willen an die Fans ausdzurücken "Wir können es immer noch!". Die Gitarren von THE EDGE klangen lange nicht mehr so roh, verzerrt, aufheulend ja fast punkig, auch die packende Rhythmusfraktion hämmert ihre Parts zu einem stimmigen Gesamtbild aus dem Äther. Und klar Bono kämpft sich in seinen Songs mit seinem ureigene typischem Pathos durch viele Emotionen wobei er seine Texte mit realistischen Hintergründen aus dem wahren Leben greift. Seine (essentiellen) Botschaften oder Beschreibungen, egal ob es die Anschläge auf die Twin Towers, Irakkrieg oder sonstige politische Statements betrifft, sind in einem perfekt anmutenden Songwriting mal in anklagende Hymnen oder schlichte Rocksongs verpackt - einfach super. "How To Dismantle An Atomic Bomb” gehört ganz klar zum Besten was U2 je abgeliefert haben und muß ohne Übertreibung in die Reihen solch legendärer Alben wie The Unforgettable Fire" "The Joshua Tree" oder "Rattle & Hum" eingeordnet werden. Egal ob ob rockig straight oder einfach "nur" typisch melancholisch getragen - die Melodien von U2 laufen einem herrlich rein - daher ist diese CD für alle Rockfans unbedingt und vor allem uneingeschränkt zu empfehlen.
Es war schon bei den letzten Alben wirklich zu einer, zugegebener Maßen recht angenehmen Aufgabe geworden, CD’s der Space Proger von DICE zu besprechen. Auch dieses Mal trog diese Aussicht mit dem Päckchen der neuen Scheibe "Time In Eleven Pictures" aus dem heimischen Briefkasten nicht. Mittlerweile können die Jungs um ihren Bandleader & Multininstrumentalisten Christian Nóvé inklusive des aktuellen Albums tatsächlich schon auf beachtliche 11 DICE-CD’s (plus 1 DVD) zurückblicken. Bedenkt man die lange Zeit, der seit 1974 mit Unterbrechungen sowie nach dem erfolgreichen Comeback von 1997 wieder neu aktivierten Formation, ist dies durchaus bemerkenswert. Diesmal hat mich sogar mal das klasse gemachte Coverartwork mit den deutlichen aber überzeugenden Dali Anleihen voll überzeugt. Fans von PINK FLOYD und deren raumgreifenden Gitarrenklanggebilden sowie ausladenden Keyboardteppichen mit variantenreichen Sounds sind hier jedenfalls goldrichtig. DICE zeigen sich nach der erfolgreichen Integration des Ausnahmekönners Peter Viertel an der Gitarre bei dem vorletzten Album noch einen Tick kompakter und als spielerische Einheit unheimlich in der Tiefe gereift. Sicher der etwas ungewöhnliche (Sprech-) Gesang Nóvés, erinnert mitunter etwas an DIRE STRAITS Mastermind MARK KNOPFLER, dürfte daher für den ein oder anderen aufgeschlossenen Neueinsteiger eventuell etwas Eingewöhnungszeit erfordern aber nach einigen Durchläufen erschließt sich dem Hörer dann ganz sicher der ausladende Klangkosmos von DICE. Die teilweise etwas avantgardistisch anmutenden Tracks bzw. Instrumentals bestechen gewohnt mit gelungenen Melodien und soliden mal mehr oder weniger verspielt-verschachtelter Arrangements mit vereinzelten leichten Neo-Prog Einschüben, die aber meilenweit von allzu (ein) gängiger oder gar konventioneller Songstrukturen entfernt sind. Man bewegt sich hier ganz klar in der Tradition von solch klassischen 70er Jahre Bands wie u.a. HAWKIND wobei aber DICE durch eine doch eher Blues Rocks betontere Ausrichtung (im Gegensatz zu formal ähnlich gelagerten Projekten wie AYREON bzw. STAR ONE) mittlerweile ihren ganz eigenen Stil gefunden haben. Die ostdeutschen Progrocker haben auf "Eleven Pictures" ihren Cosmic Prog noch weiter verfeinert und egal ob so gelungene Tracks wie das monumentale "The Gates Of Heaven" oder zur besseren Abwechslung etwas mehr auf den Punkt gebrachte Rocknummern u.a. "Time Game" - diese Jungs wissen wie sie ihre sphärischen Songs zum (Wohl) Klingen bringen und haben mit "Time In Eleven Pictures" erneut eine reife Leistung abgeliefert. Alle Genreliebhaber sollten hier auf jeden Fall mal reingehört haben.