ACCEPT - "Restless And Wild" - das Album nach "Breaker" und vor "Balls To The Walls" machte den Teutonenstahl weltweit bekannt und ebnete ACCEPT den Weg zu internationaler Größe - welche sich in der Folgezeit vor allen auch durch riesige Erfolge in den USA und Japan niederschlug. Der Opener "Fast As A Shark" (samt kultigem "Heidi-Heido"-Intro) war wohl einer der ersten bekannten Speed-Metal Tracks und ließ Zigtausende zur Gitarre greifen, so manchen Schlagzeuger verzweifeln - und Eltern am Verstand ihrer Kinder zweifeln. Den "Fast As A Shark" stand für ein Album unheimlich harter Riffs, genial melodischer Soli und einem Shouter Udo Dirkschneider am Mikro der mit einem bis dahin nicht gehörtem rauen Organ den Heavy Metal förmlich in die Welt herausschrie. Ausfälle sucht man auf "Restless And Wild" vergebens - neben dem furiosen Opener und dem begnadeten Titeltrack erlaube ich mir vor allem noch das rythmische "Shake Your Heads" (das auf der CD-Rückseite kurioserweise "Shake You Heads" benannt ist), das ewig unterschätzte, etwas vielschichtigere "Neon Knights" und das leicht an AD/DC angelehnte, für ACCEPT-Verhältnisse fast poppige "Don’t Go Stealing My Soul Away" zu nennen. Mit der amtlichen Livehymne "Princess Of The Dawn" endet dann ein echter Klassiker vor dem Herrn. Das Teil gibt es remastert (obwohl die damalige Arbeit von Meister Michael Wagener schon nicht übel war) und mit ein paar wenigen zusätzlichen Liner Notes - allerdings ohne sonstigen Bonus. Egal! Ganz groß war das - und ist es noch immer.
RHAPSODY SWEDEN haben mit den (fast) gleichnamigen Vettern aus Italien nun rein gar nichts zu tun. Sie spielen einen sich aus den Blueswurzeln nährenden pompösen Hard Rock, waren irgendwann in den Mid-Siebzigern aktiv und ihre Bekanntheit beschränkte sich mehr oder minder auf ihr Heimatland Schweden. Das Label MTM veröffentlicht nun als Classix Re-Release das RHAPSODY SWEDEN Album "Strange Vibrations". Das Ganze ist irgendwo zwischen Uriah Heep, Rainbow, Thin Lizzy und Deep Purple einzuordnen - zuzüglich ein Stückchen Extravaganz à la Queen und leichten Pink Floyd Anleihen. Aber selbstredend ohne deren herausragende Klasse. RHAPSODY SWEDEN klingen gefällig, sind angenehm zu hören und verbreiten mit ihren langen Soli und melodischen Arrangements eine wohlig authentische Atmosphäre, wobei die beiden neu aufgenommen Tracks eher stören als die sieben Songs der Originalausgabe zu ergänzen. Allerdings halten "It’s Gotta Be Tonight" und "Sweet Rock’n Roll” den Standard solcher Retro Bands wie The Darkness locker. Aber zurück nach 1977 - besonders die Stimme von Sänger Ahlkvist wertet die trotz Nachbearbeitung immer noch "alt" klingenden Kompositionen auf. Highlight dürfte dabei das über achtminütige, mit ausufernden Instrumentalpassagen versehene "The Creepers" sein und der flotte, von einem Purple-Riff getragene Opener "I’ve Done All I Can". Das Teil macht also durchaus Spaß - das Vergnügen wird sich aber wohl nur bei jenen einstellen, welche voll auf Retro-Sound genannter Referenzbands abfahren.
Obwohl Stefan Weinerhall und seine Spezis von FALCONER seit ihrem exquisiten Debüt von 2001 stets 1A - Landeier abgeliefert haben, ist die Nachfolgeband von MITHOTYN noch eher ein Insidertipp als ein Chartbreaker. Auch auf dem mittlerweile vierten Werk "Crime Vs. Grandeur" regiert Power Metal der fetteren Sorte, der einmal mehr mit "Viking" - Einflüssen garniert wurde. Allerdings wird 2005 verstärkt das musikalische Reagenzglas geschwungen und diverse neue Ideen halten Einzug, wie etwa eine Gastsängerin, die in der sehr fröhlichen Opening - Hymne "Emotional Skies" zu hören ist oder kernige US Metal - Einflüsse, nicht nur beim Gitarrenspiel ("The Assailant" zum Beispiel erinnert nicht übel an STEEL PROPHET zu "Dark Hallucinations" / "Messiah" - Zeiten und Kristoffer Göbel singt über weite Strecken des Albums recht hoch, inklusive Kopfstimme). Ob dafür die Exmatrikulation zweier Bandmitglieder im Mai letzten Jahres verantwortlich ist, wage ich hier aber nicht zu behaupten. Fakt ist jedoch, dass sich einige sehr hochwertige, geile Hymnen unter den zehn Songs (plus einem Bonustrack in der ersten Auflage) befinden, die "Crime Vs. Grandeur" für jede Ausrichtung von Power Metallern interessant machen. Hört Euch einfach mal klasse Songs wie "Humanity Overdose", das anfangs banale, sich mit mehreren Durchläufen aber steigernde "Power", die leicht proggige Nummer "No Tears For Strangers" oder den Banger "Jack The Knife" an und entscheidet selbst. Auffällig ist meiner Meinung nach, dass die besten Nummern in der zweiten Hälfte der Scheibe zu finden sind und der absolute Übersong des Albums, die völlig geile Hymne "Child Of The Wild", sogar ganz am Ende versteckt wurde. Was für ein Abschluss! Mein persönliches Problem mit "Crime Vs. Grandeur" liegt darin, dass ich fast alle Nummern klasse finde, mich aber irgendwie nicht völlig für sie erwärmen kann. Stellt Euch (mehr die Herren…) eine total scharfe Blondine vor, die an Euch vorbeiläuft, die aber keine Schmetterlinge im Bauch verursacht. Doofer Vergleich, aber so ist es bei mir mit diesem Album: super, aber irgendwie emotionslos und seltsam kühl, musikalisch dennoch absolut empfehlenswert!
Billy "Vital" Idol ist tatsächlich noch mal zurück ins Musikgeschäft gekommen und wie - soundtechnisch absolut auf der Höhe der Zeit! Meister Schmollmund scheint sowohl äußerlich (man aber munkelt hier aber von diversen Facelifts) als auch musikalisch in eine Art Jungbrunnen gefallen zu sein. 12 Jahre sind jetzt seit dem unsäglich schwachen "Cyberpunk" Machwerk vergangen und Billy haut seinen Fans quasi aus dem nichts aber mit typischer Grinsbacke seinen ganz persönlichen "Devil’s Playground" vor den Latz. Vorbei die Zeiten der Experimente, da durfte natürlich sein alter, kongenialer Partner Steve Stevens an der Klampfe nicht fehlen. Auch wenn er beim Songwriting realtiv außen vor war, seine typischen Gitarrenriffs bzw. griffigen Licks strömen aus allen Fasern dieser CD. Solo blieben beide mehr oder weniger blaß aber zusammen haben die Beiden sich aufgerafft und eine so nicht mehr erwartete Comback abgeliefert. Selbst wenn Billy Idol´s Organ bei den ersten beiden Tracks eher etwas ungewohnt hoch klingt, spätestens nach "Ratt Race" ist das unvergleichliche Timbre wieder deutlich zu hören. Auf sämtlichen 13 Tracks unterstreicht der Meister eindringlich, daß er noch längst nicht ausgepunkt hat. Im Gegenteil - der Popanteil gegenüber den alten Zeiten scheint insgesamt zugunsten härterer Riffs sogar deutlich zurückgeschraubt. Dass er bei zwei Songs ganz offensichtlich etwas bei sich selbst geklaut hat "World Comin´ Down" (an "Dancing With Myself " angelehnt) oder auch die sehr smarte Countrynummer "Lady Do Or Die" (eine Art "Sweet 16" Anno 2005) kann man bei so einer Top-Umsetzung locker verschmerzen. Mit dem coolen "Yellin’ At The Christmas Tree" hat Billy eine, zwar zeitlich etwas zu früh aber ansonsten super getroffene, Alternative zu WHAM & Konsorten für das nächste Weihnachtsfest im Gepäck. Billy Idol alias William Broad wird am 30. November 2005 satte fünfzig Lenze alt - anhören tut man´s ihm nicht. Frührere Drogenexzesse oder der schwere Motorradunfall scheinen dem Punkrocker nichts genommen zu haben. Ähnlich wie die erste mördermäßig abgehende Singleauskopplung "Scream" kommt auch der schnelle Opener "Super Overdrive" mit starkem "Rebel Yell" Appeal daher, jawoll er läßt´s nochmal richtig krachen - Schweinrock meets Punk´n´Roll. Die Songs gehen einfach nur gut ab mit griffigen Refrains, dass Ganze strotzt nur so voller Energie und Dynamik. Natürlich sind auch ein paar langsamere Songs enthalten wie z.B. das hammermäßige "Plastic Jesus", ein erste Sahnemäßiges Blues-Rock Teil mit Gänsehautfaktor oder das bombastisch balldeske "Summer Runnning", bei dem mit wunderbar fließenden Akustiggitarren ausgestatteten "Cherie" bietet 70er Jahre Remineszenzen ohne dabei peinlich zu wirken.
Fazit: Stevens & Idol haben mit "Devil’s Playground" eine CD abgeliefert, die ohne jegliche Trendanbiederung sowie zu starkem 80er Touch auskommt und somit auch für heutige Generationen eine sehr unterhaltsame Sache darstellt. Eine ausgedehnte Worldtour soll folgen, da sind wir mal gespannt, ob dies auch auf der Bühne so trefflich funktioniert.