"Silence Sucks" - einen bessren Untertitel für die Compilation des 2005 Obscene Extreme-Festivals gibt es nicht. Wer schon mal das Vergnügen hatte, sich zwei Tage die Ohren von 30 Grind-Bands massieren zu lassen, der wird dem zustimmen. Zum Obscene Extreme fährt man nicht, weil man auf ruhige, entspannte Mucke steht, sondern weil man Krach hören will. Durchgehend. Die Compilation der letztjährigen OE-Ausgabe hat leider nicht von jeder Band, die beim Festival aufgetreten ist, einen Song, aber macht das durch viele unveröffentlichte Tracks locker weg. Bei insgesamt 37 Songs gibt es für jeden Geschmack was Passendes, sofern man auf gnadenlos brutale Mucke steht. Meine persönlichen Hits sind hier BLOOD DUSTER, ISACAARUM, LOOKING FOR AN ANSWER und ONANIZER. Man sieht schon, hier tummeln sich ein Haufen echter Underground-Perlen, so dass der Sampler auch für Leute interessant ist, die sich mal einen Überblick über die Grind-Szene verschaffen wollen und ihr Geld für eine vollgepackte Scheibe ausgeben wollen. "Value For Money". Besucher des Festivals brauchen die Scheibe eh, schon der nostalgischen Gefühle wegen.
Tracklist :
01. BLOOD DUSTER "Looking Forward To A Long Toxic Death" unreleased
Ich habe keine Ahnung, mit wem diese Band schon alles verglichen wurde. Zu Zeiten ihres ersten, schon sehr hörenswerten Demos habe ich D.A.M.N. irgendwo in die gemeinsame Schnittmenge aus CROWBAR, DISBELIEF und TOTENMOND gerückt, was auch im Nachhinein noch völlig gerechtfertigt ist. Nur haben die mittlerweile zum Quintett gewachsenen Salzgitteraner ihren alten Sound - völlig untypisch für eine Demoband - bis auf wenige verbliebene Fragmente völlig über Bord geworfen und präsentieren heute eine Allzweck - Wunderwaffe, die ihres Gleichen sucht. D.A.M.N. klingen weder nach ARCH ENEMY (Vergleich Nummer eins, weil da auch ´ne Frau rüpelt), MY DYING BRIDE, IN FLAMES oder AMON AMARTH. Und mit Hardcore, Metalcore oder dieser ganzen Schnitzel, - und Bierhasserfraktion haben sie, bis auf ein paar Fans vielleicht, auch nix am Hut! Vielmehr fallen mir, wenn schon überhaupt, annähernde Vergleiche mit DEATH, BOLT THROWER oder IMMORTAL ein, deren indirekte Einflüsse immer wieder durchscheinen. Der größte Gewinn für die Truppe war definitiv der zweite Gitarrist André, der vermutlich auch den größten Anteil am "neuen" Sound von D.A.M.N. hat. Viel melodischer als noch auf dem Vorgänger ist man geworden, dabei aber gleichzeitig härter und vertrackter. Die fünf Stücke des Demos gehen insgesamt über 35 Minuten, besitzen bis auf den superben Opener "Gefangen Im Ich" durchweg Überlänge und sind auf ihre Art trotzdem sehr eingängig, vorausgesetzt, man steht auf anspruchsvollen Düstermetal! Auch auf die "verkaufsfördernden", cleanen Vocals wurde verzichtet; Sängerin Toni kotzt sich noch immer, teilweise unterstützt von Bassist Mat, der ultratief growlt, die schwarze Seele aus dem Leib und kann auch mit ihren deutschen Texten punkten, die allerdings nicht ganz frei von Klischees sind. Gerade die drei längsten Stücke, "Tränen Der Einsamkeit" (Highlight!!!), "Illusion Des Lebens" und "Neuordnung", kommen für mich von der Intensität / Atmosphäre her schon ganz nah an Düsterhymnen wie "Symbolic", "Withstand The Fall Of Time" oder "With Strength I Burn" heran, obwohl stilistische Vergleiche kaum wirklich passen. D.A.M.N. sind höchst eigenständig, haben Eier, setzen einen dicken Hucken auf gängige Trends und haben hier ein richtig fett und professionell produziertes Demo in der Hinterhand, für das sie hoffentlich bald ein Label finden werden und das sie an die Spitze der deutschen Hartwurstszene katapultieren wird. Aber das ist nach wie vor Aufgabe der Fans…
Nach dem phänomenalen Einstieg mit "Storm Warning” legten COUNT RAVEN 1992 ihr Zweitwerk "Destruction Of The Void" vor und konnten mit dem Debüt in jeder Hinsicht gleichziehen. Einziger Wehrmutstropfen war jedoch, dass Sänger Christian Linderson noch während der Aufnahmen zu dem Album ausstieg und die Vocals nun Gitarrist Dan "Fodde" Fondelius zufielen, der noch stärker als sein Vorgänger nach Ozzy klang. Böse Zungen behaupten sogar bis heute, dass der gute "Fodde" mehr nach Ozzy klinge als Ozzy selbst. Aber auch hier überzeugt nicht zuletzt einmal mehr das überragende Songmaterial, das auch "Destruction Of The Void" zu einem echten Alltime - Klassiker des Doom - Genres macht. Gleich der göttliche Opener "Until Death Do Us Apart" haut den langsam gepolten Banger aus den Schlappen und "Hippies Triumph", der geniale Titelsong (mit der irgendwie coolen Textzeile: "Help me before I get paranoid"), das recht fixe "Let The Dead Bury The Dead", die Superhymne "Angel Of Death", das mit tollen Soli veredelte "The Final Journey", das partiell sauschnelle und obergeile "No Ones Hero", sowie die beiden Synthie - Intermezzi "Northern Lights" und "Europa" tun ihr Übriges, um den Doomer endgültig ins Nirwana zu befördern. Außerdem hat die Band mit dem alles überragenden "Leaving The Warzone" einen der besten Songs aller Zeiten im Sack, der in Sachen Dampf und Emotionen sogar manche Power Metal - Combo aussticht und Gänsehaut von Kopf bis Fuß garantiert! Auch hier sind mit "Point Of Youth" und "Sworn To Fun" zwei alte Demo - Songs als Bonustracks vertreten, die, ähnlich wie bei "Storm Warning", nicht ganz das hohe Level der Originalsongs erreichen, aber trotzdem sehr gut sind. Ebenso gehören hier das mit Texten und Liner - Notes versehene Booket und das Remastering von Achim Köhler zur Serienausstattung! Wie beim Vorgänger gilt: Vorschlaghammer und Pflichtkauf hoch zwölf!!!
Eine gelungene Best of-Scheibe im Live-Format der schwedischen Band RITUAL eröffnet das Jahr 2006 mehr als erfreulich. Die schlicht "Live" betitelte Doppel-CD wurde auf einer kleinen Europatour 2005 (zusammen mit Anekdoten) mitgeschnitten und kann getrost als hervorragende Zusammenfassung der bisherigen drei Studioalben gelten. Die fast 2 Stunden perfekt eingefangener Liveatmosphäre vermitteln nicht nur die Energie und Spielfreude welche RITUAL auszeichnet, sondern präsentiert einen Sänger und Gitarrist Patrick Lundström (auch bei Kaipa am werkeln) in allen Tonlagen in Bestform - über die Qualität der Songs braucht man bei RITUAL eh’ kein Wort verlieren. Das Quartett zelebriert auf "Live" förmlich ihre progressive Mischung aus Hardrock, Folk und Retro-Sound und lässt den Zuhörer, soweit er bereit ist sich auf das nicht immer einfache Material der Band einzulassen, tief in die RITUAL-Klangwelt eintauchen. Das die Songs im Vergleich zu den Studioalben zum Teil variiert und verändert wurden und der allgegenwärtige Humor der vier Protagonisten erhöht das Hörvergnügen noch zusätzlich. Vor allem "What Are You Waiting For", das geniale "Infinite Justice", das fast schon als Popnummer durchgehende "Humble Decision" und das melancholisch tiefgründige "Did I Go Wrong" haben es mir dabei besonders angetan - Aussetzer gibt es da aber definitiv keine. Angereichert wurden die Songs durch den innovativen Einsatz unterschiedlichster Folkinstrumente: neben Mandoline und Mundharmonika bemüht man noch Instrumente wie die schwedische Nyckelharpa, das irische Tin Whistle und die griechische Bouzouki. Besonders zur Geltung kommt der folkloristische Einschlag im dem fast 9-minütigem "Acoustic Medley" welches alte Ritual-Stücke in neuem Gewande erscheinen lässt. Das nachfolgende überlange "Mother You’ve Been Gone for Much Too Long” und das abschließende, kultige "Seasong For The Moomin Pappa” sind dann nur noch der coole Nachschlag auf das vorangegangene Liveerlebnis. Das die Aufnahmen zu "Live" von verschiedenen Gigs stammen fällt nicht auf und stört die Homogenität des Doppeldeckers nicht. Gut eingefangene Liveatmosphäre, klasse Band mit guten Songs, herausragender Sänger - was will man mehr.
CD1
1. vision quest 3:24
2. what are you waiting for 3:36
3. typhoons decide 5:41
4. really something 3:39
5. moomin took my head 4:13
6. infinite justice 6:25
7. humble decision 4:03
8. once the tree would bloom 4:01
9. did i go wrong 5:43
10. think like a mountain 4:49
11. solitary man 10:08
CD2
1. dinosaur spaceship 5:54
2. explosive paste 4:46
3. acoustic medley 8:38
a a little more like me
b the way of things
c dependence day
d you can never tell
e life has just begun
4. mother you’ve been gone for much too long 10:31
Kaum eine andere Band neben CANDLEMASS hat Doomer und traditionelle Metaller so sehr zusammengeführt wie COUNT RAVEN! Die wie Leif Edling und Co. aus Schweden stammenden STORMWARNING wurden 1986 von Sänger Christian Linderson und Drummer Christer Pettersson komplettiert und machten sich auf, ihre unglaublich starken BLACK SABBATH - Einflüsse unter das metallische Volk zu bringen - unter dem Namen COUNT RAVEN! Dabei fiel ihr Debüt, sinnvollerweise "Storm Warning" betitelt, schlichtweg oberaffengeil aus und brauchte sich weder hinter der oben genannten "Konkurrenz" (die mit "Epicus Doomicus Metallicus" ebenfalls einen Hammer an den Start brachte), noch hinter den Haupteinflussgebern BLACK SABBATH zu verstecken. Auch heute noch ist "Storm Warning" eines der stärksten Doom - Alben aller Zeiten, auch wenn das dritte Werk der Jungs, "High On Infinity", nicht unberechtigt als ihr absolutes Meisterwerk gilt. Das Debüt ist allerdings kaum schwächer, enthält mit dem Stampfer "Inam Naudemina", der Riffgranate "In The Name Of Rock´n´Roll", den Lavaströmen "Sometimes A Great Nation" und "Within The Garden Of Mirrors", der Power - Hymne "How Can It Be", dem mit einem Klassik - Intro eingeleiteten "Social Warfare" und den beiden überlangen, obergöttlichen "True Revelation" (herausragender Text!) und "A Devastating Age" (unglaubliche Melodien!) NUR Klassiker, die unter Anderem den Begriff "Power Metal" entscheidend mitgeprägt haben. Als Bonus der Neuauflage gibt es neben einem überarbeiteten Booklet mit allen Texten und Linernotes noch zwei Bonustracks ("High Beliefs´" und "Frightened Eyes Never Lie"), die ebenfalls sehr geil sind, aber gegenüber dem Hauptmaterial ein klein wenig abfallen und darum wohl auch nie offiziell verwendet wurden. Da sämtliche COUNT RAVEN - Re - Releases zudem noch von Achim Köhler amtlich remastert wurden und oberamtlich fett aus den Boxen bollern, dürfte "Storm Warning", wie auch die anderen drei Werke, auch für Fans interessant sein, die die schon lange nicht mehr erhältlichen Originale besitzen. Vorschlaghammer und Pflichtkauf hoch zwölf!!!
War es um FLESHLESS in letzter Zeit recht ruhig gewoden, melden sich die Tschechen zwei Jahren nach ihrer letzten coolen Scheibe mit "To Kill For Skin" eindrucksvoll zurück. Hinter einem gewohnt bösartigem Horror-Cover verbirgt sich wieder einmal eine verdammt gute Death Metal-Scheibe, die gleichzeitig groovt ohne Ende und brutal ballert. Im Vergleich mit der "Sensual Death Immitation" wurder der Grind-Anteil ein wenig zurückgeschraubt, so dass "To Kill For Skin" eine starke Ami-Death-Ausprägung bekommen hat. Neu hinzugekommen sind die vielen Gitarrenspielereien und –soli ("Contract Of Blood"), die den FLESHLESS-Sound auflockern und verhindern, dass die Scheibe in langweiliges Gehacke abdriftet. Sänger Vladimir hat noch eine Schippe draufgelegt und klingt natürlicher, ohne seine Brutalität verloren zu haben. Frag’ mich, ob sich sein Englisch mittlerweile auch gebessert hat… Leider setzt er zu selten seine Frog Noise ein, aber man kann ja nicht alles haben. Auch so macht der Mann eine verdammt gute Figur. Wie überhaupt die ganze Band hörbar an technischen Fähigkeiten dazugewonnen hat und so die Songs sehr abwechslungsreich und eingängig gestaltet hat. Gerade die schnellen Sachen Marke "Lifedrain" sind echte Knaller - da sitzt jedes Break und der Groove läßt einen nicht stillsitzen. So muss das sein, so ist das eine feine Death Metal-Scheibe!
Der Fünfer aus Kröpelin an der Ostsee hat sich ganz dem Power - geladenen Rock´n´Roll verschrieben und bereits eine Scheibe namens "Ride For Rock´n´Roll" veröffentlicht, auf der unter Anderem drei Coverversionen von AC/DC zu finden sind. Man muss also kein Genie sein um zu erkennen, welcher Mucke sich diese Band verschreiben hat. "Tear ´Em Down" atmet Old School von vorne bis hinten, rockt und rollt hörbar gut und dürfte Freunden von Bands wie besagten AC/DC, ROSE TATTOO oder DOOMFOXX ´runterlaufen wie Synthetiköl, wobei IRON HORSES teilweise noch einen Zacken härter und schneller zur Sache gehen als die Vorbilder! Auch die Produktion ist für ein Demo sehr kräftig und voluminös ausgefallen; lediglich ein wenig mehr Einprägsamkeit und Ohrwurmkompatibilität bei den Stücken hätte ich mir gewünscht. Trotzdem machen die drei schön rotzig eingespielten Songs "Burning Babe", "Desperados" und der Titeltrack durchweg Spaß, und mir fällt kein Grund ein, diese Scheibe der angepeilten Zielgruppe nicht zu empfehlen!