Dass bei einem typischen Allstarprojekt nicht unbedingt gleich alles im Sinne von "Viele Köche verderben .. usw." in die Hose gehen muß (wie leider bei so vielen Aufnahmen der letzten Zeit), beweist der französische Journalist, Produzent & Musiker Fréderic Slama. Seit seinem Debüt aus dem Jahr 2000 veröffentlicht der gute Mann, der selbst außerdem noch Gitarren sowie die Keys bedient, im Rahmen seines selbsternannten "L.A.-Zyklus" jetzt bereits das vierte Album. Diesmal nennt es sich eben "L.A. Attraction". Es wird dabei der gewohnt, typischen sowie wirklich lupenreine Westcoast/AOR Sound in Hochglanzproduktion geboten, wobei der Schlagzeugsound mir etwas zu popig flach ausgefallen ist. Auch diesmal wurde wieder ein ganzer Bus voll bekannter Leute ins Studio gekarrt, die sich an den ausnahmslos selbst geschriebenen Songs versuchen. Warum sich ausgerechnet hier die Crème der Szene musikalisch austobt u.a. sind solche Größen wie Tommy Denander, Göan Edman, Tony Franklin, Steve Lukather, Michael Landau sowie Philip Bardowell mit dabei, will sich mir zwar nicht so ganz erschließen, denn das Songwriting bietet jetzt nicht gerade soviel Außergewöhnliches oder gar Herausforderndes, als dass man als ehrgeiziger Musiker unbedingt hätte dabei sein müssen, aber sei´s drum. Wie schon angedeutet, die Songs sind größtenteils sehr solide, ziemlich glatt mit der ein oder andere netten Melodie, Ecken oder Kanten sucht man hier zwar natürlich vergebens aber es fehlt stellenweise trotzdem etwas an frischen Ideen, es klingt vieles etwas altbacken nach tausend mal, und zwar vor 20 Jahren schon, gehört. Aber was "L.A. Attraction" dann nicht nur einmal aus der völligen Mittelmäßigkeit herausreißt sind diese wirklich starken Gitarrensolos sowie Instrumentalparts sämtlicher Herren an den Sechseitern, hier wird dann plötzlich wieder höchste Qualität geboten. Selbst solch eher regelrecht spießigen Tracks wie der Opener "How could I ever forgive her" oder dass grausam und viel zu klebrig-soulige "Give A Little Love" werden durch die mit großer Spielfreude vorgetragene Gitarrenperformance gerade noch vor dem Prädikat "Totalsaufall" gerettet. Ansonsten sind neben den ohne Einschränkung überzeugenden verschiedenen Gesangstimmen (besonders stark mit einem ähnlich wohligen Timbre wie Paul Carack ist hierbei Rick Riso zu erwähnen!) natürlich noch einige besser gelungene Kompositionen dabei wie z.B. "House of Love", "Don’t ever say Goodbye" oder "Tears n the Rain" da stimmt die Mischung und es passiert genug, um mal länger konzentrierter hinzuhören, wenn auch die ganz großen Hits fehlen. Insgesamt neigt man aber eher dazu bei diesem Album von gepflegter Langeweile auf mittelmäßigem Niveau zu sprechen, Fans von TOTO und Konsorten hingegen werden der Scheibe trotzdem sicher mehr positives abgewinnen können.
Stillstand muss nichts Schlechtes sein. Manche Bands schaffen es, diesen Begriff mehr in die Richtung von "gleich bleibend hochwertiger Konstanz" zu deuten. UNHEILIG haben nach "Zelluloid" keine großen Schritte unternommen - auch wenn der Titel "Moderne Zeiten" anderes andeutet. Es ist eher der schwarz/weiß Film unter den Science Fiction Ideen den UNHEILIG ausbreiten. Eine zeitlose Art Musik zu machen, bei der das gesprochene Intro auch auf eine "Metropolis" Nacht einstimmen könnte. UNHEILIG machen Gothic - mal beschaulich und mit Hang zum Klischee ("Astronaut"), mal flotter und auch mit Hang zum Klischee ("Lass Uns Liebe Machen") das inhaltlich an die leidlichen UMBRA ET IMAGO erinnern. Auf der anderen Seite aber auch schlicht tanzbar ("Ich Will Alles", "Helden") oder sehr nachdenklich ("Gelobtes Land"). Unverkennbar in der Clublandschaft ist die düstere Stimme des Grafen, die harten wenn auch nicht sehr lauten Gitarren und die soften Electrobeats haben aus UNHEILIG eine recht effektive Schwarzmaschine gemacht. Und die funktioniert sowohl rockig als auch ganz bedacht. Erstaunlich!
Die norwegische Legende meldet sich zurück! Und das nicht nur mit einem neuen Album ("The Cult Is Alive"), sondern auch gleich mit vier Neuerungen, die man als Fan sicher nicht erwartet hätte. Erstens ist man zu einem neuen / alten Label gewechselt, denn ab jetzt sind wieder "Peaceville" für DARKTHRONE zuständig, die bekanntlich schon die ersten vier Alben der Band unter´s Volk gebracht haben. Zweitens ist "Too Old Too Cold" die allererste Singleauskopplung der Band, drittens ist darauf eine sehr interessante Coverversion vertreten, und viertens haben Nocturno Culto und Fenriz ein Musikvideo (!!!) gedreht. Ich habt richtig gelesen, DARKTHRONE goes "Viva"… kleiner Scherz! Leider ist das Video nicht als Bonus auf der Maxi enthalten, was sicher eine coole Idee gewesen wäre. Der Titelsong "Too Old Too Cold" ist, wie alle Stücke der Maxi, ein kurzer, heftiger und mit gehörigem Rock´n´Roll - Anteil ausgestatteter, rotziger Banger, der das Duo auch in dieser Hinsicht in (fast) neuem Gewand zeigt, wobei auch auf früheren Scheiben leichte Anteile davon auszumachen waren. Für das coole "High On Cold War" konnte man Grutle von ENSLAVED als Gastsänger gewinnen; auf "Love In A Void" (im Original von SIOUXIE AND THE BANSHEES) ist Fenriz am Mikro zu hören, der dem Stück sogar einen leichten Vikinger - Hymnen - Anstrich verleiht. Stark! "Graveyard Slut" klingt genau so, wie es der Titel vermuten lässt: räudig, ungehobelt und richtig schön dreckig! Der Sound bewegt sich zwar nicht in "Panzerfaust" - Regionen, ist jedoch meilenweit von einer DIMMU BORGIR - Breitwand entfernt. Aber wer hätte auch etwas Anderes erwartet?! Fans müssen hier zugreifen, da nur der Titelsong und "Graveyard Slut" auch auf dem Album stehen werden, und die beiden anderen Nummern muss man einfach gehört haben! Falls das gesamte Album dieses Niveau hält, kommt ein echter Wutklumpen auf uns zu, so dass man den "Tipp" dann besser dort vergeben sollte!
Die Wolfsburger Band versucht sich an einer Mischung doomigen Metal-Versatzstücken und fast poppige Melodien - Doom-Pop sozusagen. Das haut manches Mal hin, vor allem der Opener klingt gut und nach einer - ja "kommerzielleren" - Version älterer Undertow-Songs. Gut auch der Paradise-Lost-Beginn von "Fallen Angel" und das isngesamt sehr stimmige "Still Depressed". Oft aber klingt die Scheibe zu seicht (Titelstück), der Sound besitzt kaum Durchschlagskraft –der Doom doomt nicht genug, der Metal brät nicht fett und die Melodien zünden nicht immer. Die Gitarren scheinen zahm, die Drums zu kontrolliert, die Stimme fast schon zu sauber. Irgendwie klingt die Produktion nach gebremstem Schaum - schade, denn interessante Ansätze sind zweifelsohne jede Menge vorhanden. Könnte gut sein, dass die Niedersachsen-Rocker live gut abgehen, auf Tonkonserve fehlt aber der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen könnte. Für sieben Euro bekommt ihr die Scheibe inklusive Versand, Adresse findet ihr hr in der Underdog-Sektion.