Die ZOO ARMY gibt es zwar erst seit Mai 2005, haben aber schon vor unterschiedlichstem Publikum den Einheizer gemacht (Leningrad Cowboys, Fury In The Slaughterhouse und Caliban) und dabei wohl auch ganz schön abgerockt. Auf ihrem einfach "507" betiteltem Debüt kommen die Münchner dem amerikanischen, radiotauglichen Alternative Rock recht nahe. Die Tracks sind mal rhythmisch rockend wie der Opener "Tell Me Something", "Change" und "Broken" oder verbreiten eine Sehnsucht weckende Atmosphäre ("Feel", "Fading") - dabei aber immer melodisch und mit einem Tick Melancholie versehen. Das als Singleauskopplung gewählte "I’m Alive" darf durchaus als der Anspieltipp des Albums betrachtet werden und dürfte so manche Rockrunde im Club um die Ecke bereichern. Was der Band aber den Stempel aufdrückt ist der Gesang. Gil Ofarim, ehemaliger Teeniestar und eine zeitlang auf Solopfaden unterwegs ist nun Bandleader, Gitarrist und Songwriter von ZOO ARMY. Sein Organ erinnert oft verflucht nah an Rob Thomas, seines Zeichens Sänger von MATCHBOX 20; die zum Teil ähnlich arrangierten Songs tun ein übriges. Mit dabei ist noch sein Bruder Tal Ofarim (Bass), Roland Söns (Gitarre) und Drummer Dominik Scholz. Das Quartett hat mit "507" eine Debüt-Scheibe am Start welche manche Türen öffnen sollte und ohne Ausreißer nach unten daherkommt. Das sich das Teil dabei auch wunderschön nebenbei hören lässt wird nicht jedem gefallen, ist aber kein Gradmesser gegen Erfolg. ZOO ARMY lassen sich irgendwo zwischen OUR LADY PEACE, LIVE, bereits genannten MATCHBOX 20 und LIFEHOUSE einordnen - Charttauglich und für die Zielgruppe durchaus eine Alternative.
Mhhh, Flesh im Titel und Death Metal auf der Verpackung, das verspricht Gutes. Ich bin da FLESHCRAWL-geschädigt. Bei der Scheibe von SOIL OF DECAY lag ich mit meiner Vermutung aber nicht ganz richtig - die Ruhrpottler sind vom US-Death Metal beeinflusst und gemahnen in ihren guten Momenten an die üblichen Florida-Verdächtigen, besonders der Hang zum grooven und die gute Gitarrenarbeit tragen viel dazu bei. Und Shouter Sascha kann wie Chris Barnes klingen, wenn er wie in "Soul Raping Machine" herzhaft grunzt. Nur seine aggressiveren Einsätze klingen sehr gezwungen und irgendwie unpassend, wodurch die Parts immer recht rumpelig wirken. Insgesamt überwiegen aber die positiven Eindrücke, sowohl von ihm als auch vom Rest der Combo, da kann ich nur empfehlen, SOIL OF DECAY im Auge zu behalten, verkehrt macht man das als Deather nix!
Der progressive Brite meldet sich zurück! Nachdem er nach seinem letzten Werk "A Matter Of Life & Death (The Journal Of Abel Mann)" erst kürzlich bei THE TANGENT auf deren neuestem Streich "A Place In The Queue" gastmusizierte, ist er nun mit "One Small Step…" wieder in eigener Sache unterwegs. Was man erwarten darf, dürfte klärchen sein: sehr ausladenden, eher ruhigen, progressiven Rock mit Anspruchsgarantie. Nix für die Harten im Garten, sondern mehr für die gefühlvollen Melodiefreunde unter Euch. Durchgehend akustisch gehalten und von weiteren sechs Musikern verfeinert, sind in den Stücken nicht nur Gitarren, Bass, Drums und Mr. Mannings Gesang zu hören, sondern außerdem Mandoline, Saxophon, Flöte, Fiedel oder Küchenspüle (ohne Scheiß!). Ob "Kitchen Sink" dabei der Begriff für ein spezielles (Musik -) Instrument ist, weiß ich leider nicht… spielt auch keine Rolle, denn hier klingt nichts stark konstruiert oder bewusst auf kompliziert getrimmt, und Songs wie die beiden hervorragenden Opener "In Swingtime" und "Nightvoices" (beide Gänsehaut pur!), "No Hiding Place" oder der in acht Parts unterteilte Titelsong dürften softeren Proggies ´runterlaufen wie Synthetiköl. Ein sehr feines Album, das Guy Manning erneut in Höchstform präsentiert und das zudem noch mit einem farbenfrohen, sehr ansehnlichen Booklet ausgestattet ist. Cool!
Das 2004er-Album der Finnen ("Lifestream Corrosion") bot zwar wirklich technisch versierten Death Metal und rangierte trotz leichter Keyboard-Aklänge zerstörungs-mäßig weit vorn - hatte aber eine kleine Schwäche: Es brauchte viel Zeit, um sich in den abwechslungsreichen Kram einzuhören. Jetzt hat die Kapelle aus irgendwelchen Grünen kein Vertrag mehr (Worldchaos Production müssen taub sein). Deswegen gehen die Skandinavier jetzt mit dieser Promo hausieren - und es sollte zugehen wie bei Matti Nykänen, wenn die Band mit diesem Short-Tracker keinen Erfolg haben sollte. Zwei Titel machen viel Appetit auf mehr: Mit technischem, durchaus anspruchsvollem Death Metal sorgen die Nordländer hier für jede Menge Spaß, für Bewegung in Kopf und Bauch - ganz im Gegensatz zu vielen, zu verfrickelten Ami-Kollegen. Das diesmal spärlicher eingesetzte Schlüsselbrett stört überhaupt nicht, Psychos Stimme kommt aggressiv und abwechslungsreich daher. Und zudem verfügen die GLORIA-MORTI-Songs über jede Menge Atmosphäre, über Melodie und Eingängigkeit, fernab jener süßholzraspelnden Genre-Kollegen aus dem melodischen Schweden. GLORIA MORTI machen, wie es der Name schon agt, gloriosen Death Metal. Also: erste Scheibe besorgen und auf der Homepage reinhören oder die Band anderweitig unterstützen.
MASSACRA erblickten 1986 im Land unserer Froschschenkel verzehrenden Nachbarn das Licht der Welt und gelten bis heute als eine der ganz, ganz wenigen extremen Bands, die Frankreich jemals hervorgebracht hat. Mit ihren beiden Erstlingen "Final Holocaust" (1989) und "Enjoy The Violence" (1991) (die ebenfalls beide kürzlich über Rusty Diamond Records wiederveröffentlicht wurden) konnten die Jungs einige Achtungserfolge einfahren, bevor 1992 mit "Signs Of The Decline" einer der größten Klassiker der europäischen Death Metal - Szene aus dem Boden gestampft wurde. Von Colin Richardson meisterhaft produziert, rumpeln Hämmer wie "Evidence Of Abominations", "Defying Man´s Creation", "Mortify Their Flesh", "Excruciating Commands" oder "Civilisation In Regression” auch anno 2006 noch erbarmungslos durch die Botanik. MASSACRA (die irgendwann Mitte / Ende der 90er in der Versenkung verschwunden sind) waren zwar nie so technisch wie die Kollegen von DEATH oder ATHEIST, konnten aber eine gewisse Sympathie für komplexes Gitarrenspiel und vertrackte Songaufbauten nicht verleugnen. "Signs Of The Decline" kann es auch heute noch mühelos mit sämtlichen traditionellen Death Metal - Releases aufnehmen und gehört, wenn nicht schon vorhanden, in jede Genre - Sammlung! Als Bonus gibt es noch sechs Songs des ebenfalls genialen Nachfolgers "Sick" von 1994 zu hören, mit dem die Band ein weiteres Meisterwerk ablieferte, jedoch etwas rockiger und erdiger zu Werke ging. Warum man diesen Knaller aber nicht separat und komplett veröffentlicht hat, ist mir bis jetzt ein Rätsel geblieben. Rechtliche Gründe vermutlich… egal, ein essentieller Re - Release ist "Signs Of The Decline" aber auf jeden Fall!
Die Fans der Bostoner Indie-Rocker PIEBALD dürfen sich freuen: Mit "Killa Bros And Killa Bees" kommt ein schönes Package in die Läden, das eine DVD mit einer CD kombiniert. Auf der DVD gibt es einiges an Live-Material zu sehen, das angereichert ist mit "on the road"- und Studio-Schnippseln, und nebenbei wird auch noch der "Grease Not Gas"-Biodiesel-Van der Band vorgestellt. Besonders das Tourleben wird hier aber ein wenig zu ausführlich dargestellt, auch wenn es recht amüsant anzusehen und -zuhören ist, was die Jungs an Blösinn von sich geben. Ich hätte mir aber dafür mehr Musik gewünscht, die leider ein wenig zu kurz kommt. Diese ist dazu auch nur schwer zu genießen, da der Sound wirklich grottenschlecht ist und so klingt als sei er nur über die Handycam aufgezeichnet worden. Das haben die Macher der DVD wohl auch bemerkt, da bei einigen Songs die Studio-Aufnahmen unter die Live-Bilder gelegt wurden. Schön ist aber wiederum speziell für die deutschen Fans, dass neben legendären Läden wie dem New Yorker CBGB´s auch Filmmaterial aus hiesigen Landen übernommen wurde, wie z. B. aus dem Underground in Köln und dem Wild At Heart in Berlin. Die CD beinhaltet - der Titel legt es nahe - 17 B-Seiten, und leider klingen sie fast durchgehend auch so. Sprich: Es handelt sich hier um eine Zweitverwertung von mittelmäßigem Material. Das meiste davon ist irgendwie ganz witzig, aber Stücke wie der "Song About Sex" und "Timing Is Everything", die wie die BEATLES auf ganz viel Drogen klingen, sind tatsächlich sogar nur schwer zu ertragen, und überhaupt gibt es für meinen Geschmack besonders gegen Ende zu viel Akustik-Gitarren-Geklampfe. Nur ab und zu gibt es Lichtblicke, wie das rockige "There And Back Again" und den akustischen Country-Song "The King". Interessant ist sicherlich auch noch, dass die Demo-Version von "Part Of Your Body Is Made Out Of Rock" enthalten ist, meiner Meinung nach der beste PIEBALD-Song überhaupt, obwohl mir die Version vom "All Ears, All Eyes, All The Time"-Album besser gefällt. Insgesamt ist dieses Package also ein reines Fan-Produkt geworden. Überzeugte PIEBALD-Anhänger werden wohl ihre Freude daran haben, alle anderen sollten es besser erst mal mit einem der Alben versuchen.